Landesliga Hansa
17. Spieltag


Juventude do Minho

1

:

1


FC Bergedorf 85

Anpfiff

Do - 03.05. 19:00 Uhr

Spielstätte

Perlstieg/Grand

Zuschauer

78

Schiedsrichter

Jonathan Spindler (TSV Glinde)

Unter Allaguis Augen: „Elstern“ lassen in Überzahl Federn

Auf der roten Asche am Perlstieg ging es zwischen beiden Mannschaften richtig zur Sache. Am Ende stand eine Punkteteilung.

Es war das erwartet umkämpfte „Abstiegsduell“ – und endete mit einer schallenden Ohrfeige für den FC Bergedorf 85. Bis vier Minuten vor dem Ende führten die „Elstern“ in der „roten Hölle“ am Perlstieg nicht nur, sondern agierten zu diesem Zeitpunkt auch noch in Überzahl und ließen in den 85 Zeigerumdrehungen zuvor nur einen ernstzunehmenden Torschuss von Juventude zu, als Boris Lastro einen abgefälschten Freistoß von Ogün Aydin stark parierte (24.). Doch dann führte eine ganze Fehlerkette zum Ausgleich, ehe ein Leistungsträger auch noch „den Vogel abschoss“, wie Trainer Dennis Kreutzer befand – und all das unter den Augen von St. Pauli-Profi Sami Allagui…

Bergedorf-Coach Dennis Kreutzer (li.) gibt vom Spielfeldrand Anweisungen.

„Wir mussten heute eigentlich gewinnen“, wusste auch 85-Coach Dennis Kreutzer um die Bedeutung der Partie beim direkten Konkurrenten Juventude. Umso enttäuschter war der Übungsleiter nach dem Schlusspfiff, der für seine „Elstern“ nur ein Pünktchen unter dem Strich stehen ließ. „Das Ergebnis ist natürlich nicht optimal und auch nicht gut. Aber ich hab’s den Jungs auch schon gesagt: Mit dem, was wir momentan für Möglichkeiten und vom Kader her zur Verfügung haben, war das vom Auftreten völlig in Ordnung. Wir waren die aktivere und bessere Mannschaft.“ Was Kreutzer meinte: Torjäger Arnold Lechler droht aufgrund einer Meniskusverletzung das vorzeitige Saison-Aus. Zudem fehlten neben Georges Nkengni auch die gesperrten Tarec Blohm und Munib Saqib. Dafür durfte Ulas Dogan nach seiner Roten Karte aus dem Rahlstedt-Spiel mitmischen. Der Winter-Zugang vom AFC war an vielen der gefährlichen Situationen beteiligt und leitete den Führungstreffer stark ein, als er nach einem Spurt über die rechte Seite im Zentrum Samet Yazici in Szene setzte und dieser den Torschützen Joel Richard, der Juve-Fänger Lukas Andresen überlupfte, bediente (77.). Allerdings schoss er dann den Vogel ab, wie Kreutzer meinte, als er unmittelbar nach dem Ausgleich – trotz mehrmaliger Ermahnung – wegen wiederholten Meckerns die Ampelkarte sah (87.).

„Es ist bezeichnend für die Saison und für die aktuelle Phase...“

„Ich weiß auch nicht, ob unsere Situation mit einem heutigen Sieg deutlich besser wäre“, so Kreutzer, seine Aussage dann erklärte: „Ich denke jetzt ans nächste Spiel und da wird uns Ulas nach der Aktion fehlen – womit er leider nicht allein ist.“ Womit wir wieder beim zu diesem Zeitpunkt hochverdienten Bergedorfer 1:0 wären. Denn: Torschütze Richard wurde nach einer guten halben Stunde erst eingewechselt, nachdem sich Dimitrij Rikspun bei einem Sprint an den Oberschenkel griff. „Es ist bezeichnend für die Saison und auch für die aktuelle Phase, dass wir in Überzahl durch einen Spieler in Führung gehen, der bislang nicht großartig Spielzeit hatte“, konstatierte der FCB-Coach, ehe er anfügte: „Für ihn freue ich mich deshalb total und gönne ihm das auch. Er hat das mit viel Mut gemacht.“ Jener Mut fehlte Richard jedoch in Minute 83, als er nach einem langen Lastro-Abschlag urplötzlich eine Drei-gegen-Eins-Situation am gegnerischen Strafraum vor sich hatte, den Ball aber vertändelte – und somit die Chance auf die Vorentscheidung vergab. 

Scalisi fliegt, Rodrigues Padinha bestraft Fehlerkette, Bugla verzweifelt am Pfosten

Bergedorfs Ulas Dogan (schwarzes Trikot) musste vorzeitig zum Duschen.

Stattdessen schlug es keine 180 Sekunden darauf auf der anderen Seite ein – weil „wir eine dumme Ecke verursachen, dann am zweiten Pfosten einfach schläfrig sind und auch die Haltung im Kopf haben, die Situation nicht zu Ende zu spielen, sondern sich auf jemanden zu verlassen, in der Hoffnung, dass es schon irgendwie gutgeht“, so Kreutzer. Erst war es Fatih Okur, der den Ball nicht mit dem Fuß ins Nirvana jagte, sondern mit dem Kopf zu jenem Eckball klärte. Dann unterlief Lastro die lang in der Luft befindliche Aydin-Hereingabe und schließlich verlor Okur am zweiten Pfosten auch noch Carlos Rodrigues Padinha aus den Augen. Dieser schoss ins verwaiste Gehäuse ein (86.)! Und das, obwohl sein Team nach einer Roten Karte gegen Maurizio Scalisi, der im Mittelkreis den Fuß drüber hielt und mit gestrecktem Bein in seinen Gegenspieler reinging (49.), nur noch zu zehnt auf dem Platz stand. In den Schlussminuten entwickelte sich nochmal ein offener Schlagabtausch, den Marco Bugla um ein Haar noch zum Bergedorfer Siegtreffer nutzte. Sein Schuss in letzter Sekunde klatschte aber an den Pfosten (90. +3).

„Heute haben die Jungs Herz gezeigt - vorher haben wir viel liegen gelassen“

St. Pauli-Stürmer Sami Allagui (3. v. re.) weilte unter den Zuschauern am Perlstieg.

„Schade, dass die Jungs sich nicht belohnt haben. Aber an sich kann ich ihnen keinen Vorwurf machen“, bilanzierte Kreutzer. „Irgendwann ist das alles nun mal nicht mehr zu kompensieren.“ Insgesamt standen fünf A-Jugendliche im Kader der „Elstern“ – mit Peer Wegner feierte ein Jungspund sogar sein Startelf-Debüt. Und das alles unter den Augen von Sami Allagui. Der Profi des FC St. Pauli, der auch über jahrelange Bundesliga-Erfahrung verfügt, wohnte der Partie auf der Asche am Perlstieg bei, weil er mit 85-Teammanager Baris Dogan gut befreundet ist. Am Ende sah der Angreifer jedoch nur einen Punktgewinn des FCB. „Ich bin natürlich enttäuscht. Aber ich denke gar nicht so viel über das heutige Spiel nach, weil man bei Juventude auf diesem katastrophalen Platz 1:1 spielen kann. Aber wir hätten vorher mehr holen können und müssen. Gegen Elazig, Berne oder auch Lohbrügge waren wir die bessere Mannschaft und haben entweder durch dumme Umstände oder durch eigenes Verschulden nur einen Punkt geholt oder sogar verloren. Da haben wir viele Punkte liegenlassen und das nervt mich gerade. Heute haben die Jungs mit Herz gespielt. Natürlich geht fußballerisch mehr. Aber man muss ja auch immer gucken, wer einem denn überhaupt zur Verfügung steht“, so Kreutzer abschließend. Während sein Gegenüber, Jens Perez, zu Protokoll gab: „Ein Punkt ist super für uns. Aber man hat auch gesehen: Wenn man im Keller steht, dann hat man Pech – wie bei der Roten Karte. Aber Bergedorf wollte anfangs auch mehr als wir und war sehr stark. Ich war überrascht, wie nervös wir waren. Wir haben uns richtig schwer getan. Trotzdem hatte Bergedorf auch keine großartigen Chancen, auch wenn sie überlegen waren. Im Großen und Ganzen bin ich trotzdem zufrieden. Wir haben mit zehn Mann einen Punkt geholt – und das, obwohl uns auch vier wichtige Stammspieler fehlen.“