Landesliga Hammonia
18. Spieltag


HEBC

2

:

0


Inter Hamburg

Anpfiff

So - 27.11. 10:45 Uhr

Spielstätte

Reinmüller

Zuschauer

110

Schiedsrichter

Tim Kossek (SC Wentorf)

Trotz „Slapstick-Chancenwucher“: HEBC verhaut desolates Inter!

Jan Geist (li.) bejubelt seinen Treffer mit Betreuer Dennis Böhling. Foto: noveski.com/Bode

Stilianos Vamvakidis, Liga-Manager des HEBC, tigerte vor lauter Ungläubigkeit auf und ab. Die Augen wurden immer größer, das Gesicht zunehmend versteinerter. Auslöser für die ausschweifende Stimmungslage Vamvakidis‘ war die ungenügende Chancenverwertung seiner Schützlinge. Es ging schon fast auf keine Kuhhaut mehr, was der HEBC im Heimspiel gegen ein desolates Inter Hamburg an Hochkarätern liegen ließ. „Das Wort ‚Slapstick‘ fiel hier ja leider einige Male“, nahm auch Chefcoach Marco Fagin das Raunen auf den Rängen wahr. „Dass dieses Spiel nur 2:0 ausgeht, kann mir wahrscheinlich niemand erklären. Da muss man dagewesen sein und das mit seinen eigenen Augen gesehen haben.“

Eine der unzähligen ausgelassenen Chancen: Hier vergibt Fabian Lemke (li.) aus kürzester Distanz gegen Max Menschner. Foto: noveski.com/Bode

Dass die Eimsbütteler einen spielerisch solch souveränen Auftritt aufs Parkett legen würden, war vor Beginn kaum anzunehmen. Schließlich staunten die Anhänger nicht schlecht, als ein Spieler nach dem anderen nicht auf dem Platz, sondern hinter der Bank auftauchte. Sage und schreibe zwölf (!) Akteure standen den „Veilchen“ nicht zur Verfügung. „Die Situation, dass wir Woche für Woche auf viele wichtige Spieler verzichten müssen und trotzdem immer wieder so rauskommen und solch einen Fußball spielen, das muss man einfach mal herausstellen. Wir sind keine Mannschaft, die sich darüber jemals öffentlich beklagt hat und das will ich auch jetzt gar nicht machen. Aber wie wir dann trotz dessen auftreten und eine Mannschaft von Inter Hamburg, die ja zahlreiche gute Fußballer hat, so dermaßen an die Wand spielen, das macht mich schon stolz“, so Fagin, der ohne Ebert, Pegel, E. Avarello, Schwenke, Hermes, Hackstein, Ferreira, Rinckens, Natusch, Kordistos, Franz und Wiedemann auskommen musste.

„Waren zu mutlos“

Nicht viel besser war die Personalsituation bei den Gästen. „Wir haben zurzeit erhebliche Kader-Probleme, sind auch im Training extrem dezimiert. Es waren gerade mal elf fitte Spieler dabei, drei von ihnen haben unter der Woche gar nicht trainiert“, erklärte Dennis Mitteregger im Anschluss. Auch wenn es sich dabei ebenfalls um einen Fakt handelt, so muss man dann aber doch festhalten: Das, was Inter am Reinmüller ablieferte, war schlichtweg gar nichts! Auch Mitteregger befand: „Trotzdem kann man ein Spiel anders bestreiten, wenn man nicht so mutlos agiert. Vor allem nach den ersten zwei Gegentoren war eine große Mutlosigkeit da, weil wir natürlich eine größere Serie von Niederlagen hinter uns haben. Und außerdem muss man auch sagen, dass der HEBC gewisse Stärken hat, die wir derzeit nicht mitgehen können, was die Athletik und Tiefe im Kader anbelangt. Da können wir nicht mithalten.“

Lemke trifft erst selbst, bereitet dann vor - und vergibt zahlreich

Bezeichnend für die aktuelle Situation bei Inter Hamburg: Ungläubiges Kopfschütteln bei Luciano Dias. Foto: noveski.com/Bode

Der äußerst spielfreudige – wenngleich auch oftmals noch zu verspielte – Fabian Lemke eröffnete das muntere Scheibenschießen in der 18. Spielminute, als er nach einem Kopp-Eckball, den Mensah per Rückzieher vor die Füße von Höricke „klärte“, dessen verunglückten Schuss am zweiten Pfosten stehend ins lange Eck einschob! Den zweiten Streich leitete der 18-Jährige mit einem starken Steilpass ein, der allerdings nur deshalb zustande kam, weil er den Ratschlag seines Managers befolgte, als dieser ihm zurief, er solle aus dem Abseits rauskommen und am Spiel teilnehmen. Daraufhin wurde Lemke von Höricke angespielt und steckte toll für Jan Geist durch, der eher am Ball war als der herauseilende Max Menschner, diesen umkurvte – und schließlich aus 14 Metern einschoss (32.)! Das 2:0 für die Hausherren – und es hätte auch schon gut und gerne deutlich höher stehen können. Die Fagin-Elf erspielte sich Chancen im Minutentakt. Während Inter nur zuschaute, sich kapitale Abspielfehler in Hülle und Fülle leistete und hinten fast schon offener als ein Scheunentor war.

„Wir sind eine Mannschaft, die füreinander einsteht!“

Jubel beim HEBC: Chris Flick (li.), Maximilian Kopp, Yannick Wiegand und Jan Geist in Siegerpose. Foto: noveski.com/Bode

Die allergrößten Gelegenheiten kurz zusammengefasst: Jan Geist (24., 36.) – fasste sich in der zweiten Halbzeit bei einem Sprint an den Oberschenkel und musste ebenfalls verletzungsbedingt raus –, Maximilian Kopp (27.), Fabian Lemke (42., 65., 66.), Daniel Prange (72.) sowie Andy Asare-Kumi Poku (76.) hätten aus dem 2:0 auch gut und gerne ein 8:0 oder 10:0 machen können. Hinzu kamen weitere Top-Chancen, die schlichtweg verstolpert oder aber nicht konsequent ausgespielt wurden. Inters Offensivbemühungen: Zwei Freistöße von Simon Mensah (22., 81.), die jedoch für keine allzu große Gefahr sorgten. Das war’s! Angesprochen auf die augenblickliche Situation gestand Mitteregger: „Nein, das stellt mich natürlich nicht zufrieden! Aber ich muss die Mannschaft auch ein Stück weit in Schutz nehmen. Wenn, dann müssen wir über unsere Spielstärke kommen – und die fehlt uns im Moment einfach aufgrund der Personalsituation.“ Auffällig waren vor allem die riesengroßen Lücken zwischen den Ketten, so dass sich der HEBC immer und immer wieder mit zwei, drei Pässen vor des Gegners Tor kombinieren konnte. „Wenn man vorne früh attackiert, was wir so machen wollten, und der Gegner lange Bälle spielt, dann ist der Abstand zwischen den Ketten nun mal groß. Das musst du dann erstmal läuferisch lösen. Und dafür fehlt es uns ganz einfach auch an den Trainingsmöglichkeiten.“ Stellt sich die Frage, ob es dann ein kluger taktischer Schachzug war, früh draufzugehen?

Auch HEBC- und HSV-Edelfan "Helm-Peter" (re.) sah eine einseitige Partie. Foto: noveski.com/Bode

Obwohl seine Mannen ein Chancenwucher der Extraklasse fabrizierten, zeigte sich Fagin verständlicherweise „insgesamt total zufrieden mit dem Auftritt“, wie er sagte. „Wir haben aus dem Spiel heraus nicht einen einzigen Torschuss zugelassen und der Fairness halber möchte ich auch nicht sagen, wie viele Tore, aber wir hatten natürlich zwingend ein paar mehr machen müssen. Es war schon schwierig, einige Dinger nicht reinzumachen, um das mal so auszudrücken. Dennoch: Die Jungs belohnen sich mit viel Einsatz, da kämpft und läuft einer für den anderen. Das war heute auch ein großer Unterschied. Man hat gesehen, dass wir eine Mannschaft sind, die füreinander einsteht! Deshalb macht das hier auch so viel Spaß.“ Und deshalb steht der HEBC trotz erheblicher Personalsorgen auch auf einem ausgezeichneten dritten Rang, hat nach wie vor alle Möglichkeiten – und demonstriert eindrucksvoll, wie man solch eine akute Anzahl von Ausfällen als Team kompensieren kann.

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