Oberliga Hamburg
24. Spieltag


TSV Sasel

1

:

4


Niendorfer TSV

Anpfiff

So - 11.03. 15:00 Uhr

Spielstätte

Alfred-Mager-Stadion

Zuschauer

154

Schiedsrichter

Alexander Nehls

Trotz 4:1: „Hier hat heute nicht die bessere Mannschaft gewonnen!“

Die weißen Saseler spielten stark, aber am Ende triumphierten die schwarzen Niendorfer.

Fußball paradox am Parkweg: „Es war ein relativ kurioses Spiel“, holte Niendorf-Coach Ali Farhadi zu seiner Analyse aus. Zuvor verließen seine „Sachsenwegler“ den Platz als Sieger – und das mit einem vom Ergebnis her deutlichen 4:1. Doch Farhadi erkannte auch: „Ich muss ganz klar sagen: Hier hat heute nicht die bessere Mannschaft gewonnen“, so seine ehrlichen Worte, ehe er anfügte: „Sasel war bärenstark und hat einen unglaublichen Druck auf uns ausgeübt. Uns habe ich selten so passiv und lauffaul wie in der ersten Halbzeit gesehen. Wir waren einfach eiskalt.“

Es war die vermutlich spielentscheidende Szene: Es lief die 63. Spielminute, als die Saseler nach einem vermeintlichen Einsteigen von Niendorf-Fänger Marcel Kindler in Folge einer Standardsituation zaghaft einen Strafstoß reklamierten. Doch der Pfiff von Schiedsrichter Alexander Nehls (SC Eilbek) blieb aus. Stattdessen lief der Gegenzug und auf einmal deutete der Unparteiische auf den Punkt. Sebastian Zinselmeyer soll Magnus Hartwig zu Fall gebracht haben. NTSV-Kapitän Adam Benn lief an und wuchtete das Leder mittig in die Maschen – 3:0 für die Gäste! TSV-Trainer Danny Zankl entledigte sich seiner Trinkflasche und wurde auf die gegenüberliegende Tribüne verbannt. Auf der PK entschuldigte er sich für den „Flaschenwurf“ und betonte: „Wir suchen die Schuld für die Niederlage bei uns, nicht beim Schiedsrichter. Für mich war es nur kein Elfmeter.“ Später mehr dazu...

„Für mich waren das beides keine Elfmeter“

Denn bis zu diesem dritten Niendorfer Treffer war es das von Farhadi als „kurios“ betitelte Spiel. In den ersten 45 Minuten rannte Sasel immer wieder an, ließ den Ball gut durch die eigenen Reihen zirkulieren und machte eigentlich alles richtig. Außer: „Wir sind kaum ins letzte Drittel gekommen“, urteilte Zankl zutreffend. Vielmehr legten die ausschließlich auf Konter lauernden Gäste eine ungeheure und fast schon beeindruckende Effizienz an den Tag. Erst nickte Benn einen Freistoß von Nico Kukuk aus dem Halbfeld zur völlig überraschenden Führung ein (20.), ehe TSV-Schlussmann Todd Tuffour eine Flanke von Ilyas Afsin unterlief und Leon Meyer ebenfalls per Kopf artig „Danke“ sagen durfte (44.)! Wenige Augenblicke zuvor rief Zankl seinen Schützlingen noch zu: „Wir sind richtig gut drin, Männer!“

Nach dem umstrittenen Strafstoß zum zwischenzeitlichen 3:0 für die „Sachsenwegler“ kam es für die Hausherren noch dicker: Über Marvin Karow und Pascal Ehrenberg landete das Spielgerät beim starken und auch in der Defensive sehr gut mitarbeitenden Afsin, der aus abseitsverdächtiger Position ganz trocken ins lange Eck einschoss (73.)! „Wir waren in der zweiten Halbzeit deutlich lauffreudiger und aggressiver in der Balleroberung. Wenn wir so weitergespielt hätten, hätte Sasel vielleicht noch gewonnen“, gestand Farhadi, der kurz darauf die nächste Kuriosität wahrnehmen konnte: Denn urplötzlich ging der Finger von Schiri Nehls wieder gen Elfmeterpunkt – diesmal für Sasel. Über die Gründe für den Pfiff rätseln Spieler und Funktionäre vermutlich noch in dieser Sekunde. In einer absolut harmlosen Situation war nichts Regelwidriges auszumachen. Sogar bei den Zuschauern machte sich Gelächter breit. Es passte aber irgendwie zum Saseler Nachmittag, dass Benedikt Neumann-Schirmbeck am starken Kindler scheiterte (80.)!

„Die Stimmungslage war so, als wären wir die schlechteste Mannschaft“

Hinterher konstatierte Farhadi – gewohnt offen und ehrlich: „Für mich waren beides keine Elfmeter.“ Was man den „Parkweglern“ jedoch zu Gute halten muss: Trotz des 0:4-Rückstandes und des gerade erst verschossenen Strafstoßes, zeigte man sich weiter spielfreudig und machte weiter, als wäre nichts gewesen. Die Belohnung: Bünyamin Balat packte mal wieder einen Geniestreich aus und jagte die Kugel aus 18 Metern millimetergenau in den Knick – nur noch 1:4 (82.). Beinahe wäre dem Edel-Techniker auch noch ein zweiter Torerfolg geglückt – sein Freistoß klatschte aber an den Pfosten (88.). „Das Ergebnis spiegelt nicht ganz den Spielverlauf wider. Sasel war stark, hat sich heute nur einfach den Abschluss nicht final so zurechtlegen können, um Tore zu schießen. Und wir sind inzwischen einfach schon so reif, dass wir solche Spiele kontrolliert und vernünftig zu Ende spielen können“, bilanzierte Farhadi.

Währenddessen scheint man in Sasel an einigen Ecken zu vergessen, wo die Mannschaft herkommt. Denn: Als Aufsteiger können die Zankl-Zocker auf eine bis dato herausragende Spielzeit zurückblicken – auch wenn die letzten beiden Spiele nicht von Erfolg gekrönt waren. „Ich hatte ja das Glück, ein paar Minuten lang zwischen den Zuschauern auf der Tribüne zu stehen. Und auch als ich die Gesichter meiner Spieler gesehen habe, als ich auf den Platz gekommen bin, dachte ich: Ich bin der einzige, der keine Ahnung von Fußball hat. Denn: Jeder, der nach diesem Spiel behauptet, dass wir keinen Fußball spielen können, weil wir eine Rasur gekriegt haben, der hat keine Ahnung! Aber gefühlt war genau das die Stimmungslage auf der Tribüne. Als wären wir die schlechteste Mannschaft dieser Liga. Und das muss ich meiner Mannschaft jetzt erstmal verklickern. Denn wir haben heute eigentlich einen Schritt nach vorne gemacht, auch wenn es nicht unsere Top-Leistung war. Aber ich kann den Jungs keine großen Vorwürfe machen. Nur das Ergebnis ist ein Nackenschlag, den wir jetzt erstmal verarbeiten müssen.“


Die PK mit beiden Trainern im Video auf Seite 2 —>>>

Seite 1 / 2 Nächste >