Oberliga Hamburg
37. Spieltag


SV Curslack-Neuengamme

6

:

4


FC Union Tornesch

Anpfiff

Sa - 29.04. 15:00 Uhr

Spielstätte

Gramkowweg

Zuschauer

120

Schiedsrichter

Gerhard Alexander Ludolph (Hoisbütteler SV)

Oberliga

Tornesch total dilettantisch: Zehn-Tore-Spektakel bei „Curslacker“ Abschiedsarie!

In der ersten Halbzeit verschoss Pascal El-Nemr einen Elfmeter, im zweiten Durchgang gelang ihm ein Doppelpack - und am Saisonende wird er den SVCN verlassen. Archivfoto: Bode

Zum vorerst letzten Mal bat der SV Curslack-Neuengamme einen Gegner in der Oberliga am Gramkowweg aufs grüne Parkett. Der bittere Gang der „Deichkicker“ in die Landesliga ist bereits seit Wochen besiegelt. Zeit für einen Umbruch – und eine große Verabschiedungsarie. Vor dem letzten Heimspiel der Saison gegen den noch akut gegen den Abstieg kämpfenden FC Union Tornesch wurden Pascal El-Nemr, Louis Jacobs, Piotr Ziolek, David Borgmann, Frank Donkor Marfo, Jannik Mohr und Arnold Lechner verabschiedet. Auch die langjährigen „Vereinsikonen“ Gianluca Babuschkin, Sebastian Spiewak und Florian Rogge kicken künftig nicht mehr am Gramkowweg. Zudem werden Spielertrainer Marcello Meyer, Co-Trainer Marko Schultz und Team-Manager Christian Humpert dem Club den Rücken kehren.

Die Führung bereitete Florian Rogge per Ecke vor, das 2:0 erzielte er mit einem herrlichen Linksschuss selbst. Archivfoto: Bode

Ausgerechnet, mag man meinen, als in der 41. Spielminute Fabian Knottnerus mit seinem Ball aus dem Zentrum den rechts im Strafraum gut postierten Maik Stahnke sah – und Tim Moritz die Kopfballablage irgendwie in die Maschen wurschtelte. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Aber: Ausgerechnet deshalb, weil sowohl Knottnerus als auch Moritz in der kommenden Saison zwei Gesichter des Curslacker Neuaufbaus sein und werden sollen. An diesem Nachmittag stand das Duo aber noch in Diensten der Unioner und sorgte maßgeblich für den Torerfolg. Blöd nur, dass es aus Sicht der komplett desillusioniert auftretenden Gäste lediglich der Ehrentreffer zum 1:4 war!

Tornesch wird nach gutem Start komplett überrannt

Zum Heim-Abschied ein Sieg und eine ganz starke Leistung - trotz vier Gegentreffern: Curslack-Keeper Gianluca Babuschkin, der den Verein verlassen wird. Archivfoto: Bode

Dabei wurde sich unmittelbar vor Anpfiff im Teamkreis noch einmal lautstark eingeschworen und auf die Wichtigkeit sowie Bedeutung der Partie hingewiesen. Auch der Start ins Spiel war durchaus verheißungsvoll. Aber der überragende Gianluca Babuschkin verhinderte gegen den freistehenden Jean Patrice Meyer glänzend den Rückstand (7.). Doch plötzlich ging es aus Sicht der Unioner komplett dahin! Ecke Florian Rogge von links, im „Fünfer“ hielt Hendrik Bombek ohne Gegenwehr den Fuß rein – 1:0 (11.)! Dann: Witalij Wilhelm setzte gegen Meyer stark nach, eroberte den Ball und bekam ihn von Pascal El-Nemr ohne Umschweife zurück. Im Rückraum sah Wilhelm den einrückenden Rogge, der noch ein paar Schritte machte und das Spielgerät aus 15 Metern mit links in den rechten Giebel jagte (14.)!

Wiederum nur 180 Sekunden später: Pingpong am Tornesch-Sechzehner, Bombek sah links im Strafraum den abermals völlig alleingelassenen Ron Borgmann, der mit der Innenseite ins lange Eck einschob – 3:0 (17.)! Und es ging so weiter: Über Spielertrainer Marcello Meyer und Wilhelm kam die Kugel zu Stjepan Brkic, der von Phillip Kuschka an der Strafraumgrenze und auf Höhe der Grundlinie auf plumpste und unnötigste Art und Weise einfach umgecheckt wurde. Elfmeter. Aber El-Nemr scheiterte an Norman Baese (22.)! Machte allerdings nichts, denn der SVCN spielte sich in einen Rausch – während Tornesch nur zuguckte, keinerlei Zugriff bekam und desolat verteidigte.

Traumhafter Spielzug sorgt für das 4:0

Eigentlich für die Defensive zuständig: Gegen seinen künftigen Club gelang Tim Moritz ein Doppelpack. Zu etwas Zählbarem reichte es aber nicht. Foto: KBS-Picture.de

Das spielerische Highlight: Rogge düpierte tief in der eigenen Hälfte gleich drei Gegenspieler nach Strich und Faden, fand mit seinem langen „Diago“ El-Nemr, der mit der Sohle für Brkic ablegte. Dieser bediente Wilhelm, der mit seiner scharfen und halbhohen Flanke am zweiten Pfosten Moritz Kühn fand. Dessen Kopfball landete am Quergebälk, doch Brkic setzte nach und schädelte den Abpraller ohne Mühe ein (34.)! Nachdem Anil Orhan blank stehend an Babuschkin hängenblieb (38.) und Moritz das Runde ins Eckige stocherte (41.), hätten Rogge (43.) und Bombek (44.), den alten Abstand wieder herstellen können, fanden aber in Baese über Fuß und Kopf ihren Meister.

Auf die komplett indiskutable Vorstellung im ersten Durchgang von seinen Schützlingen reagierte Tornesch-Trainer Thorben Reibe mit einem Dreifach-Wechsel. Unter anderem neu im Spiel: Torjäger Björn Dohrn. Und dieser lieferte sich gleich ein echtes Privatduell mit Babuschkin, der dreimal Sieger blieb (58., 61., 70.) und einmal nach Dohrns Kopfball mit dem Pfosten im Bunde war (60.). Auch Orhan konnte ein Geschenk der Hintermannschaft nicht annehmen, weil „Babu“ im Weg stand (55.). Gleiches galt in der 63. Minute abermals für Dohrn, der nach einem Steckpass von Flemming Lüneburg auf und davon war, aber Neu-Curslacker Moritz schnürte im Nachschuss mit etwas Glück – der SVCN-Schlussmann war erneut dran – seinen Doppelpack (63.)!

Nur noch 2:4 – sollte doch noch etwas gehen und drin sein? Die Antwort: Nicht mit solch einer Rückwärtsbewegung und Defensive! Bezeichnend: Kurz nach der Pause war die Partie nach einem Foulspiel und kurzer Behandlungspause einige Zeit unterbrochen. Und dennoch reichte ein langer Ball von Henrik Giese nach dem kurz ausgeführten Freistoß an der eigenen „Box“ aus – und schon steuerte Kühn alleine auf Baese zu, zielte aber etwas zu ungenau (51.).

El-Nemr-Doppelpack sorgt für Klarheit

Lieferte sich nach seiner Einwechslung im zweiten Abschnitt ein Privatduell mit SVCN-Keeper Babuschkin: Am Ende traf Björn Dohrn nur noch per Elfer zum 4:6-Endstand. Foto: KBS-Picture.de

Es folgte der große Auftritt von El-Nemr, der zunächst nach einem Angriff über die linke Seite am Strafraumeck nach innen zog und per Schlenzer in den rechten Knick sehenswert vollstreckte (68.), ehe er ein traumhaftes Rogge-Solo nach einem Konter veredelte – 6:2 (71.)! 120 Zuschauer am Gramkowweg sahen ein echtes Spektakel, aber zugleich ein vogelwildes Spiel. Eine Hereingabe von Aivas Shamoyan schädelte Lüneburg aus kürzester Distanz zum 3:6 ein (78.). Knottnerus verpasste mit einem herrlichen Distanzschuss, den Babuschkin stark parierte, den vierten Streich (81.). Auf der anderen Seite konnte Rogge eine tolle Stafette über Timo Czech und Louis Jacobs nicht krönen, weil Baese zur Stelle war (83.).

Den Schlusspunkt unter ein irrwitziges Fußballspiel mit komplett offenem Visier setzte der bis dato glücklose Dohrn, der einen von Marvin Schalitz an ihn selbst verursachten Strafstoß sicher verwandelte (90. +4). Was unmittelbar darauf folgte, war der Schlusspfiff! Auch für den SVCN für mindestens ein Jahr mit Oberliga-Fußball am Gramkowweg. Ein Höhepunkt steht aber noch aus: Die Reise an die AJK zu Altona 93. Währenddessen muss Tornesch nach diesem Auftritt wieder arg um den Klassenerhalt bangen. Chance verpasst!