Bezirksliga Nord
12. Spieltag


ETSV Hamburg

7

:

3


Barsbütteler SV

Anpfiff

Fr - 11.02. 19:00 Uhr

Spielstätte

Mittlerer Landweg

Zuschauer

100

Schiedsrichter

Kai Finn Rademacher (SV Halstenbek-Rellingen)

Bezirksliga 02

Sieben Streiche im Spitzenspiel-Spektakel: „Überragender“ Suntic kontert die „Larifari-Einstellung“!

Der "Stimmungskiller": Danijel Suntic (Mi.) zeigte eine überragende Leistung und führte seinen ETSV Hamburg zum 7:3-Sieg. Foto: noveski.com

Er „hat auch in der Kabine ein bisschen Alarm gemacht, weil er mit dieser ‚Larifari‘-Einstellung unzufrieden war“, verriet Jassi Huremovic. „Das erwarte ich von einem Kapitän – und diese Fähigkeiten hat er“, fügte der Trainer des ETSV Hamburg nach dem Bezirksliga-Gipfel gegen den punktgleichen Tabellenzweiten aus Barsbüttel an (alle Highlights des wilden Spektakels im LIVE-Ticker). Gemeint war damit Danijel Suntic. Dieser habe „heute gezeigt, dass er der Chef auf dem Platz war. Er ist nicht nur verbal vorangegangen, sondern hat auch fußballerisch gezeigt, wo es langgeht. Barsbüttel hat reingehauen, aber wir haben nicht gegengehalten. ‚Sunti‘ ist vorwegmarschiert und hat für einen Ruck gesorgt“, schwärmte Huremovic, der Suntic bereits bei Hamm United unter seinen Fittichen hatte. Mit seinem Treffer am Freitagabend sorgte der 29-Jährige nicht nur für den „absoluten Wendepunkt“, sondern krönte seine „ganz starke Leistung“.

Die Führung: Tim Jarama (re.) enteilte der kompletten BSV-Defensive und schloss eiskalt zum 1:0 ab. Foto: noveski.com

„Ein bisschen mehr müssen wir machen“, forderte Danijel Suntic nach gut zehn Zeigerumdrehungen von seinen Teamkollegen – obwohl diese soeben den frühen Führungstreffer erzielt hatten. Und der Kapitän des ETSV Hamburg war daran nicht unbeteiligt. Im Gegenteil. „Sunti“ sah tief in der eigenen Hälfte stehend, wie Tim Jarama im linken Halbfeld keinerlei Gegenwehr verspürte. Den punktgenau gespielten langen Ball verwertete Jarama ganz cool und lässig zum 1:0 (9.). Bis zu jenem Zeitpunkt war der ärgste Widersacher des Eisenbahner „Star“-Ensembles mindestens ebenbürtig. Gleich zu Beginn verpasste Anil Yesil den richtigen Moment zum Abschluss (2.). Stattdessen verdoppelte der ETSV keine 120 Sekunden nach der Führung den Vorsprung – und wieder ging es ganz einfach: Die beiden Winter-Neuzugänge Damian Ilic (Meiendorfer SV) und Bajram Nebija (SV Curslack-Neuengamme) im Doppelpass. Erstgenannter ohne große Mühe – 2:0 (11.)!

"Wollen wir nach Hause gehen, oder was?!"

Das 2:0: Winter-Neuzugang Damian Ilic (Mi.) vollendet einen Doppelpass mit Bajram Nebija. Foto: noveski.com

Die für Bezirksliga-Verhältnisse mit zahlreichen höherklassig erfahrenen Spielern gespickte vermeintliche Übermacht schien ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden. Es wirkte so, als würde es nun nur noch um die Höhe des Hausherren-Sieges gehen. Als wolle man im Titelrennen ein Ausrufezeichen setzen und dem Kontrahenten die Grenzen aufzeigen. Aber der Schein trügte. Und wie! Mit einem Zuckerpass ermöglichte Serkan Sakarya dem zunächst glücklosen Yesil, der das technisch ganz fein machte, den Anschlusstreffer (40.). Dann verwertete Sakarya selbst aus stark abseitsverdächtiger Position ein Zuspiel von Marco Behrens zum Ausgleich (43.)! ETSV-Keeper Samuel Graudenz sah das Unheil bereits kommen: „Wollen wir nach Hause gehen, oder was?!“, wollte er seine Mitspieler bereits vor dem 2:2 lautstark wachrütteln. Allein es half nichts.

"Ein bisschen 'Larifari' und ein Stück weit Arroganz"

Der Anschluss: ETSV-Keeper Samuel Graudenz kann dem herrlichen Schlenzer von Anil Yesil nur hinterherschauen. Foto: noveski.com

„Wir haben es zu Beginn gut gemacht und schnell 2:0 geführt. Vielleicht war es zu früh“, mutmaßte Eisenbahn-Coach Jassi Huremovic. „30 Minuten lang hatten wir das ganz gut im Griff. Da war von Barsbüttel nicht viel zu sehen. Dann ist ein bisschen ‚Larifari‘ reingekommen, vielleicht auch ein Stück weit Arroganz nach dem Motto: ‚Hacke, Spitze, eins, zwei drei.‘ Wir haben zu viele Bälle verloren und den Gegner zu leicht genommen. Das kannst du mit Barsbüttel nicht machen.“ So sei das 2:2 nach 45 Minuten „völlig verdient, aber auch völlig unnötig“ gewesen, ärgerte sich Huremovic – und forderte: „Wir müssen immer zwei Schippen mehr machen als der Gegner.“

"Wir haben schon zuvor gezeigt, dass man uns nie abschreiben darf"

Das 1:2 vorbereitet, das 2:2 selbst gemacht: Serkan Sakarya (Mi.) musste aber angeschlagen in der Pause raus. Foto: noveski.com

Allerdings stellten die inzwischen euphorisierten Stormarner das Geschehen unmittelbar nach der Pause gänzlich auf den Kopf – während der Primus keinen Zugriff mehr fand. Erst hatte Mert Delireisoglu auf der rechten Seite alle Zeit, den Ball in die Mitte zu flanken. Dort hatte der BSV sogar eine Überzahl-Situation. Der gerade eingewechselte Joseph Arnaud Durand Möller scheiterte zunächst noch an einem Abwehrbein auf der Linie, brachte den „Rebound“ aber zu Tim Schröder, der für kollektiven Barsbütteler Jubel sorgte (50.)! „Ich habe noch nie an der Moral meiner Mannschaft gezweifelt. Wir haben auch in Spielen zuvor immer wieder gezeigt, dass man uns nicht abschreiben darf“, wusste Olaf Poschmann um den unbändigen Kampfgeist seiner Jungs. „Wir haben vielleicht nicht diese individuelle Qualität, aber wir treten als Mannschaft auf.“

"Es ging nur noch darum, dass die Mannschaft Charakter zeigt"

Spiel gedreht: Tim Schröder (li.) stellt das Geschehen komplett auf den Kopf. 3:2 Barsbüttel! Foto: noveski.com

Und als Team stemmte man sich mit Leibeskräften gegen die Mannen vom Mittleren Landweg. Dort wiederum ging es nach dem Rückstand „eigentlich nur noch darum, dass die Mannschaft zeigt, dass sie Charakter hat. Und ich glaube, das hat sie eindrucksvoll gezeigt – und nachher auch das gespielt, was wir spielen können“, fasste Huremovic das Geschehen zusammen. Per Kopf leitete der alleingelassene Adam Hamdan nach einem Ilic-Freistoß die abermalige Wende ein (58.). Und dann war es der „überragende“, wie selbst Poschmann gestand, Danijel Suntic, der seine Equipe mitriss. Als der Mittelfeldstratege der Eisenbahner in der 66. Minute mit vollem Körpereinsatz einen Eckball herausholte, platzte es aus seinem Trainer raus: „Endlich mal einer, der dagegenhält!“, schrie Huremovic über den ganzen Platz – und feuerte vehement von der Seitenlinie an.

Suntic dreht das Spiel - Poschmann: "Das Wort 'Spitzenspiel' war absolut zutreffend"

Das 3:3: Adam Hamdan (Mi.) darf einen Ilic-Freistoß innerhalb des "Fünfers" nahezu ohne Gegenwehr einnicken. Foto: noveski.com

Mit purem Willen jagte Suntic die Kugel nach einem Nebija-Solo aus 16 Metern ins rechte untere Toreck und drehte jubelnd ab – 4:3 (69.)! In der Schlussphase sorgten Ilic, nach feinem Solo (84.), Nebija, vom uneigennützigen Kohpeiß in Szene gesetzt (88.), sowie Kohpeiß selbst nach Steilpass von Suntic (90. +2) für den im Endeffekt zu hohen 7:3-Erfolg des ETSV! „Wer das Spiel nicht gesehen hat, sondern nur das Ergebnis sieht, wird denken: ‚Klare Sache. Den Gegner vom Platz geschossen.‘ Aber wer hier gewesen ist, wird einen anderen Eindruck gehabt haben“, konstatierte „Poschi“, dessen Fazit wie folgt ausfiel: „Es war ein völlig wildes Spiel. Das Wort ‚Spitzenspiel‘ für die Bezirksliga war heute absolut zutreffend. Viel Tempo, viele Torraumszenen, es ging rauf und runter“, brachte er das Spektakel auf den Punkt.

"Das Ergebnis spiegelt nicht das Spiel wider"

Der Schlusspunkt: Klaas Kohpeiß stellt den 7:3-Endstand her. Foto: noveski.com

Dass die Zuschauer bei eisigen Temperaturen einen solchen Leckerbissen mit purer Unterhaltung geboten bekamen, lag auch an einem starken BSV: „Natürlich brauchst du die Mannschaft nicht extra zu motivieren, wenn es gegen das Team schlechthin von den Namen her geht. Wir wollten uns nicht hinten reinstellen, sondern unsere eigenen Stärken auf den Platz bringen. Das haben wir über weite Strecken geschafft“, sah Poschmann einen „sehr, sehr vielversprechenden“ Auftritt von seiner Elf. „Hintenraus war die Qualität entscheidend. Suntic war heute in überragender Form, das muss man ehrlicherweise sagen. Auch ein Kohpeiß hatte nicht seinen schlechtesten Tag. Und wenn du solche Leute hast, dann machen die natürlich aus wenig viel. Wir haben aus den guten Möglichkeiten nicht so viel gemacht.“ Unterm Strich hätte der Barsbüttel-Übungsleiter „natürlich gerne etwas mitgenommen und es war auch etwas drin“, konstatierte er. „Das Ergebnis spiegelt nicht das Spiel wider. Aber am Ende des Tages ist Fußball ein Ergebnissport.“

"Einfach Fußball gespielt - das, was uns stark macht"

Huremovic‘ Fazit: „Wir wussten, dass Barsbüttel ein unangenehmer Gegner mit einer starken Abwehr ist. Wir haben in der zweiten Halbzeit irgendwann auch aufgehört, uns über den Schiedsrichter und über irgendwelche Entscheidungen aufzuregen, sondern einfach Fußball gespielt. Das, was uns stark macht.“ Stark war an jenem Freitagabend das, was beide Mannschaften auf den Platz am Mittleren Landweg brachten!