Runderneuerter BSV: „Wir wollen für die Zukunft etwas aufbauen“

Dennis Kubista wechselt vom Meiendorfer SV zum Barsbütteler SV. Archivfoto: noveski.com

Es ist eine Herkulesaufgabe, die Murat Gülec und Zoran Nestorovic da antreten: Aus gerade einmal sechs Akteuren, die auch weiterhin am Soltausredder kicken, und gleich 17 (!) Zugängen müssen die beiden Coaches, die beim Barsbütteler SV die Nachfolge von Aydin Taneli antreten, eine neue Mannschaft formen. Und das nach dem Abstieg aus der Landesliga obendrein auch noch in einer neuen sportlichen Umgebung: in der Bezirksliga. In der kommenden Saison soll aufgrund des personellen Umbruchs nicht direkt der Wiederaufstieg angestrebt werden. Vielmehr hofft man darauf, dass das Team erst einmal so schnell und gut wie möglich zusammenwächst.

Wer in der Vergangenheit freitagabends die Fahrt an den Soltausredder auf sich nahm, der konnte bei den Heimspielen des Barsbütteler SV über Jahre bekannte Gesichter sehen: Ramazan Sütcü etwa. Oder André Grosche-Müller. Mit Abstrichen vielleicht auch noch Lennard  Wallner, Kevin Lauppe oder Georg Demircan. In Zukunft wird das der Vergangenheit angehören. Nun gut, mit Betim Haxhiajdini zum Beispiel bleibt einer, der beim BSV fast schon zum Inventar gehört. Doch gemeinsam mit dem Stürmer sind Felix Stirl, Ivan Radulovic, Samuel Acheampong, André Tschichholz und Nico Sandig die letzten sechs Mohikaner, die den „alten“ BSV vertreten. Darüber hinaus wird Vieles in der nächsten Saison neu sein.

Kubista und Stritzke führen den Reigen der Zugänge an

Fabian Stritzke trug zuletzt das Trikot des FC Voran Ohe. Foto: Zerbian

Sehr viel sogar: Trainer Aydin Taneli und sein Assistent Frederik Jesse sind ebenfalls weg. Sie werden bekanntlich durch das Trainerduo Murat Gülec und Zoran Nestorovic abgelöst. „Beide haben in Barsbüttel schon Jugendmannschaften trainiert und wollten immer mal gemeinsam im Herrenbereich arbeiten. Sie legen viel Wert auf Disziplin und haben ein gutes Netzwerk, so dass sie einige Spieler mitbringen werden“, hatte BSV-Vorstandsmitglied Uli Münster schon im April erklärt, als der Verein die beiden künftigen Trainer benannte – und das Duo hat sich in Sachen Personalplanung offenbar genau an diesen Worten orientiert: 17 Akteure werden mit Beginn der Sommervorbereitung neu zum Kader stoßen. Angeführt wird das Rudel der „Neuen“ von zwei Kickern, die in der abgelaufenen Serie mit ihren Teams noch Widersacher der „weißen Schwäne“ in der Landesliga waren: Für die Offensive kommt Dennis Kubista vom Meiendorfer SV, wo er in 19 Spielen neun Treffer erzielte und vier Vorlagen zu Toren gab. Einer der neun Treffer gelang dem spielstarken Stürmer ausgerechnet beim 1:0-Heimsieg des MSV gegen Barsbüttel, nachdem er nach seiner Einwechselung gerade einmal 60 Sekunden auf dem Platz stand.

Für Stabilität in der Defensive soll Fabian Stritzke sorgen, den es vom FC Voran Ohe zum BSV verschlägt. „Er kann beruflich den Aufwand in der Landesliga nicht mehr stemmen und hat uns deshalb mitgeteilt, dass er künftig in der Bezirksliga spielen wolle“, erklärte Ohes Ligamanager Achim Urbschat auf Anfrage der FussiFreunde, warum der Verein den 26-Jährigen ziehen lassen musste. Ebenfalls im Kader eines Landesligisten stand zuletzt auch John Reinhardt, der ab dem Sommer das Trikot des SC V/W Billstedt mit dem des Barsbütteler SV tauscht. Alle anderen Zugänge spielten zuletzt in Clubs von der Bezirksliga an abwärts: Krister Finnern kommt vom TuS Berne, aus dessen Jugend mit Fabian Hapke, Melvin Hübner, Dominik Walther und Jelger Finnern zudem auch noch ein Quartett nach Barsbüttel wechselt. Sven Cämmerer, Paul Hafke, Tobias Reichau und Patrick Pichowski schnürten ihre Fußballschuhe zuletzt für den Meiendorfer SV II. Komplettiert wird der Reigen der Zugänge von Elmedin Ziberi (pausierte zuletzt), Michael Drejdink (TuS Hamburg II) sowie Tom Wietzke, Marvin Ganschow und Alexander Marx. Das Trio findet von Concordia II den Weg an den Soltausredder.

Sandig: „Ich trage eine Mitschuld am Abstieg“

Nico Sandig (vo.) ist einer von nur sechs Spielern des bisherigen Kaders, die am Soltausredder bleiben. Archivfoto: noveski.com

„Für mich war schnell klar, dass ich bleibe“, erklärt André Tschichholz schon vor Wochen, „der Verein hat mir nach meinem Kreuzbandriss, den ich in dieser Saison erlitten habe, geholfen. Außerdem: Wer würde denn schon einen verletzten Spieler holen?“ Sobald er wieder fit ist, will Tschichholz helfen, die neuen Ziele beim BSV zu realisieren. „Unser Ziel wird es nicht sein, direkt wieder aufzusteigen“, sagt mit Nico Sandig ein weiterer Akteur aus dem Sextett der verbliebenen Spieler, „wir wollen vielmehr als Mannschaft zusammenwachsen und für die Zukunft etwas aufbauen. Die Grundmotivation bei allen Spielern, ein neues Projekt zu schaffen, ist da.“ Er habe zwar mit anderen Vereinen gesprochen, „aber ich hab' nie den Verein gewechselt, wenn es extreme Umstände gab. Zudem trage ich eine Mitschuld am Abstieg. Außerdem haben wir hier ein gutes Umfeld, ich fühle mich in Barsbüttel wohl“, sagt Sandig. 

Wie es in der neuen Saison letztlich wirklich laufen wird, das vermag Sandig nicht zu sagen: „Ich kenne nur wenige von den neuen Spielern und kann daher keine Aussage treffen, in welche Richtung sich das entwickelt“, sagt der 31-Jährige, „aber laut der Trainer sind das alles motivierte Leute, die jede Menge Bereitschaft zeigen, Potenzial besitzen und die Möglichkeiten hatten, in die Landesliga zu wechseln. Mit Kubista und Sritzke kommen ja auch zwei Landesliga-Spieler.“ Besonders freut sich Sandig auch auf die Arbeit mit Nestorovic und Güler. „Die beiden sind sehr früh auf mich zugekommen, hat mir seine Ideen und die Philosophie erläutert, die ich Eins-zu-Eins mitgehe. Die beiden sind dafür bekannt, dass sie immer disziplinierte Mannschaften haben. Das passt bestens, weil das bei uns ja in der vergangenen Saison nicht so gut lief. Zoran und Murat haben uns erfahrenen Spielern, die geblieben sind, zugestanden, dass wir das Projekt mitgestalten. Wir werden viel gefragt. Sie sehen uns als verlängerter Arm.“

Jan Knötzsch