Oberliga Hamburg
36. Spieltag


Hamburger SV III

4

:

3


TuS Dassendorf

Anpfiff

Fr - 21.04. 20:00 Uhr

Spielstätte

Paul-Hauenschild-Plätze

Zuschauer

--

Schiedsrichter

Henry Wagner (GW Eimsbüttel)

Oberliga

Rothosen rocken den Freitag: Die „Dritte“ macht die Sensation gegen Dassendorf perfekt!

Sepehr Nikroo (li.) und Dominik Jordan liegen sich freudestrahlend und jubelnd in den Armen. Archivfoto: noveski.com

Ein letzter Einwurf von Rinik Carolus, ein kurzes Tohuwabohu am „Fünfer“, ehe Rothosen-Keeper Tobias Müller das Spielgerät unter sich begrub. Schluss! Die riesige Sensation war perfekt: Der Hamburger SV III hat das schier Unmögliche möglich gemacht und der TuS Dassendorf aber mal so richtig in die Meistersuppe gespuckt! Nach den jüngsten Siegen und der 1:2-Pleite von Titel-Konkurrent TSV Sasel beim ETV hatten die „Wendelwegler“ im Schlussspurt wieder alles in der eigenen Hand – doch dieser Freitagabend wird auch in Dassendorf in die Geschichte eingehen. Und das nicht in positiver Hinsicht! Leichtfertig verschenkte man drei Punkte und sorgte für einen kollektiven Jubelabend des HSV nach den vorangegangenen Derbysiegen der Profis (4:3) und der U21 (4:2) gegen den FC St. Pauli!

Nach langer Leidenszeit eindrucksvoll zurückgemeldet: Levin Erik glänzte als doppelter Torschütze für die Rothosen gegen Meister-Aspirant Dassendorf. Archivfoto: noveski.com

Die ersten Worte von Torben Wacker an seine Mannen: „Wollt ihr mich eigentlich alle verarschen?!“ Der Cheftrainer der HSV-Dritten konnte es nach turbulenten und zum Teil desolaten Wochen und Monaten selbst kaum glauben: „Das war heute einfach brutal, wie wir gearbeitet, wie viel wir investiert und was wir teilweise für einen guten Ball von hinten raus über mehrere Stationen gespielt haben“, staunte Wacker. Die Devise: „Einfach drauf los spielen.“ Denn: „Alle haben uns abgeschrieben. Keiner glaubt mehr an uns. Und wir brauchen uns ja auch nicht selbst anzulügen“, fiel die Besprechung vor dem Spiel äußerst kurz aus. „Deswegen war das Wichtigste: Einfach Spaß zu haben, gegen so einen Gegner Fußball zu spielen. Wir wollten uns nicht hinten reinstellen, sondern mitspielen.“

Kalte Dusche nach 180 Sekunden

Sepehr Nikroo schockte die Gäste nur wenige Sekunden nach der Pause mit dem Tor zum 2:1. Archivfoto: noveski.com

Ein mutiger Plan, der nach nicht mal 180 Sekunden den ersten herben Dämpfer erhielt: Tarec Blohm nagelte eine Hereingabe von Rinik Carolus volley in die Maschen (3.). Alles, aber auch wirklich alles nahm den erwartbaren Gang. „Das war natürlich eine kalte Dusche. Du stehst draußen und denkst dir nur: Das geht ja gut los…“, musste Wacker, der aufgrund der Personalnot mal wieder selbst auf dem offiziellen Spielbericht stand, das Schlimmste befürchten. Aber: „Wir haben uns immer besser in das Spiel reingekämpft, wichtige Zweikämpfe gewonnen und richtig gut verteidigt.“ Nicht nur das. Mit dem Pausenpfiff spielten die Hausherren einen Angriff „brutal gut“ aus. Über Sepehr Nikroo und Dominik Jordan ging die Post ab, ehe Levin Erik aus 20 Metern trocken einschweißte (45.)!

"Die Jungs haben gemerkt, dass was geht"

Martin Harnik brachte die TuS per Doppelschlag zurück und erhöhte sein Saison-Torekonto auf 45, musste aber zehn Minuten vor Schluss verletzt raus. Archivfoto: Bode

Die Stimmungslage in der Kabine: „Wir haben uns alle ein bisschen angegrinst, weil die Jungs gemerkt haben, dass was geht, dass man mit einer gewissen Lockerheit viel erreichen kann“, wollte man auf dem Platz in der nahezu aussichtslosen Lage weiterhin „Spaß haben“. Und den hatte man gefühlt zwölf Sekunden nach Wiederanpfiff, als Nikroo einen kapitalen Bock im Dassendorfer Aufbauspiel bestrafte – 2:1 (46.). Der Wahnsinn nahm seinen kaum für möglich gehaltenen Lauf!

Und weiter ging es. Artur Krüger eroberte die Kugel von Maximilian Ahlschwede und wurde von diesem zu Fall gebracht. Referee Henry Wagner (GW Eimsbüttel) zeigte zum großen Erstaunen an: Ball gespielt. Der Unmut bei Co-Trainer Jens Schadewaldt war so groß, dass er die Ampelkarte sah. Nichtsdestotrotz: Nachdem Erik einen weiteren Konter zum 3:1 abschloss (57.) war die verkehrte Welt perfekt! „Ich glaube, die haben nach drei Minuten gedacht, dass es ein Selbstläufer wird“, mutmaßte Wacker. Aber: „Totgesagte leben ja länger.“ Doch Dassendorf gab die passende Antwort – und mal wieder dank eines Mannes: Der neue Oberliga-Tor-Rekord-Halter Martin Harnik verwandelte zunächst einen von Müller an Blohm verursachten Foulelfmeter (61.), ehe er nach einer „von gefühlt 2000 Flanken von der linken Seite von Rinik Carolus auf den zweiten Pfosten“ sogar das 3:3 besorgte (70.)!

"Hatte trotzdem immer noch ein gutes Gefühl"

Simon Siegfried (2. v. re.) erzielte das viel umjubelte Siegtor zum 4:3 für den krassen Außenseiter. Archivfoto: Heiden

Die TuS schlug zurück. Und vermutlich alle glaubten nun an die komplette Wende. Nur Wacker nicht: „Ich hatte trotzdem irgendwie immer noch ein gutes Gefühl.“ Und sein Gefühl sollte sich nicht als trügerisch erweisen, weil seine Rothosen einen abermaligen Gegenangriff zum krönenden Abschluss brachten. Jordan bediente Nikroo, der auf die Kette zulief und genau im richtigen Moment für den gestarteten Simon Siegfried durchsteckte. Der Youngster blieb gang cool – 4:3! „Alles was danach kam, war einfach ein riesengroßer Fight. Und wir haben uns für diesen unglaublichen Aufwand belohnt“, jubelte Wacker.

5:3 nicht gegeben - "Minimale Rest-Hoffnung auf das Wunder"

Die minimale Rest-Hoffnung auf das Wunder lebt: Torben Wacker und sein HSV III haben noch ein Endspiel gegen den ETV und müssen auf die Konkurrenz hoffen. Foto: KBS-Picture.de

Dassendorf versuchte noch einmal alles. Aber der HSV III hatte die Chancen. Siegfried eilte alleine auf Sebastian Kalk zu, scheiterte an diesem und setzte nach. Unter Bedrängnis schlug Kalk den Ball aus der Gefahrenzone – aber direkt in die Füße von Nikroo, der aus ganz großer Distanz zum vermeintlichen 5:3 traf. Aber: Das Gespann ahndete ein Foul von Siegfried an Kalk. Der Treffer zählte nicht. Und dennoch reichte es schlussendlich zum sensationellen 4:3-Erfolg über den haushohen Favoriten!

„Vom Fight, von der Leidenschaft und vom Investment war das brutal“, strahlte Wacker angesichts des „unerwarteten Sieges“. Allerdings machte er auch keinen Hehl daraus: „Es ist immer noch eine sehr schwierige Situation. Da müssen wir uns nichts vormachen. Aber wir haben noch eine minimale Rest-Hoffnung und vielleicht gibt es ja noch ein Wunder.“ Fakt ist jedenfalls: „Dieser Sieg hat einfach richtig gutgetan!“