
So - 20.03. 10:45 Uhr

Brucknerstraße

182

Max Beyer (SCVM)
Oberliga-Meisterrunde
Quarantäne-Fenster-Jubel gegen „28 Tennisspieler mit großem Ego“
Zum mit der Zunge schnalzen: Zoran Nestorovic feierte ein erfolgreiches Oberliga-Debüt als Cheftrainer. Foto: KBS-Picture.de
Doch warum das Ganze? Der Grund ist ganz einfach: Paloma-Coach Nitsch liegt seit Mittwoch mit Corona flach und musste das Spiel seiner Mannen von daheim und in den verschiedensten Tickern verfolgen. Von dieser Stelle: Die besten Genesungswünsche! Und so kam Nitsch‘ Co-Trainer Zoran Nestorovic zu seinem Oberliga-Trainer-Debüt. „Die Woche war nicht leicht. Marius und ich haben viel telefoniert. Ich glaube, er war aufgeregter als wir alle zusammen“, witzelte Nestorovic im Nachgang – und hoffte, dass Nitsch schon in der kommenden Woche zurückkehrt: „Dann hab‘ ich die Aufregung nicht mehr am Telefon, sondern neben mir.“
Niendorf führt früh
Von einer „Tingeltangel-Tour um Nichts“ sprach hingegen Niendorf-Trainer Ali Farhadi bereits vor geraumer Zeit. Und obwohl sein Niendorfer TSV sogar noch aus eigener Kraft die TuS Dassendorf hätte abfangen und Meister werden können, hatte das Spiel beim USC Paloma tatsächlich einen gewissen Sonntagvormittags- und Freundschaftsspiel-Charakter. Zwar bogen die „Sachsenwegler“ mit dem ersten guten Angriff auf die Siegerstraße ab, als Lennart Merkle eine scharfe Hereingabe von Leon Meyer verwertete (10.), aber in der Folge drückte vor allem ein Palomat dem Spiel seinen Stempel auf.
Was Bein macht, das hat Hand und Fuß
Erst ließ Tom Bein (li.) Tim Krüger (re.) stehen - dann schoss er zum Ausgleich ein. Foto: KBS-Picture.de
USC-Angreifer Tom Bein schloss zunächst einen tollen Vortrag über Lasse Blöcker und Soleiman Kazizada technisch fein zum Ausgleich ab (18.), ehe der Stürmer nach einem Zuspiel von Christian Merkle aus 20 Metern und aus der Drehung ein mächtiges Pfund unter die Latte abgab (42.). Die Kugel segelte über den etwas unglücklich wirkenden Gian-Luca Graefe hinweg ins Tauben-Glück! „Vor dem 2:1 wollte ich eigentlich noch meckern, warum wir das Spiel so schnell machen und nicht beruhigen. Und dann macht er denn so rein. Da konnte ich dann natürlich nichts mehr sagen“, zog Nestorovic die Lacher auf seine Seite.
Niendorf mit kurzer Drangphase, Paloma macht den Sack zu
Auch beim Kracher zum 2:1 von Bein (li.) konnte Krüger nicht mehr entscheidend eingreifen und kam einen Schritt zu spät. Foto: KBS-Picture.de
Zwei herrliche Treffer – doch das war‘s dann auch schon mit der großen Herrlichkeit. Die Partie plätscherte über weite Strecken vor sich hin, bis Niendorf im zweiten Durchgang eine kurze Drangphase mit drei dicken Chancen binnen 120 Sekunden hatte. Doch weder Jesse Osei (55.) noch Malik Yago (56.) oder auch Merkle (57.) konnten das Runde im Eckigen unterbringen. Stattdessen versuchte Erstgenannter im eigenen Strafraum mit einem überaus unglücklichen Einsteigen gegen Tom Wohlers einen Strafstoß, den Soleiman Kazizada zwar nicht an Graefe vorbei ins Gehäuse befördern konnte. Aber Michel Blunck schaltete am schnellten und verwertete den Abpraller zur Entscheidung (73.)!
"Viele glauben, dass sie mit einem gewissen Momentum Regionalliga-Spieler sind"
Der Auftritt seiner Jungs sorgte bei Farhadi im Nachgang für eine kleine „Wutrede“. Erst nahm er sich seine Kicker im Kreis zur Brust. Dann begründete er die Niederlage wie folgt: „Weil wir gerade 28 Tennisspieler in unserer Runde haben, die denken, sie können ihr Ego hier ausleben. Sie nehmen sich einfach zu wichtig. Das, was wir in der Hinrunde gemacht haben, war cool. Aber wir sind aktuell nicht in der Lage, gegen Mannschaften, die auf Augenhöhe sind, mitzuhalten. Das ist einfach so. Wir kriegen es einfach nicht auf die Kette. Bei Cordi nicht, heute auch nicht. Und das nervt mich einfach, weil hier zu viele Egos glauben, dass sie mit einem gewissen Momentum, was sie erreicht haben, Regionalliga-Spieler sind.“
"Lauter Egos, die glauben, sie machen keine Fehler - aber am Ende sind das Kinderfehler!"
Nach dem Sieg versammelte sich die Mannschaft des USC Paloma vor der Wohnung von Chefcoach Marius Nitsch, der Corona-bedingt fehlte. Foto: Kormanjos
Corona habe „uns alle echt kaputt gemacht“, legte Farhadi nach. „Ich weiß nicht, was diese Winterpause in den Köpfen der Jungs verursacht hat. Ich habe das Gefühl, ich habe hier lauter Egos, die glauben, sie wären sehr wichtig und machen keine Fehler. Aber am Ende machen wir Kinderfehler! Ich will Paloma nicht runter reden. Die haben es bärenstark gespielt, sehr kompakt verteidigt und auch nach dem schnellen 0:1 kein Stück gewackelt. Aber wenn wir dann solche Tore mit vorbereiten, dann ist das doof. Und mit ein paar mickrigen Chancen kannst du gegen Paloma kein Tor schießen. Das müssen die Jungs checken, dass das eindeutig zu wenig ist und keine Qualität hat. Wir müssen diese Runde ernst nehmen!“
Letzteres taten die Uhlenhorster – trotz des Ausfalls von Übungsleiter Nitsch. „Das war natürlich brutal, wie wir das gemacht haben. Ich bin sehr stolz auf die Truppe, dass wir das in dieser Art und Weise über die Zeit gebracht haben“, bilanzierte der ungeschlagene Ein-Spiel-Cheftrainer Zoran Nestorovic.