Oberliga Hamburg
27. Spieltag


Eimsbütteler TV

3

:

1


FC Süderelbe

Anpfiff

Fr - 10.02. 20:15 Uhr

Spielstätte

Lokstedter Steindamm

Zuschauer

160

Schiedsrichter

Kevin Rosin (SV Lieth)

Oberliga

Ohne den „Chef“: ETV nimmt Gast-Geschenke dankend an - und denkt noch „nicht zu weit in die Zukunft“

Malik Yago (Mi.) wird nach seinem Tor zum entscheidenden 3:1 von Dominik Akyol (li.) in die Mangel genommen und zu Boden gerissen. Foto: Justus Stegemann/ETV

Dreimal versuchte er nach seiner späten Einwechslung sein Glück. Zweimal wurde er gerade noch entscheidend am Einschuss gehindert und geblockt (86. 90. +2). Einmal „küsste“ sein Schuss nach einem flinken Dribbling noch das Quergebälk (84.): Nick Leptien blieb sein erster Torerfolg in einem Herren-Pflichtspiel zwar noch verwehrt, aber der 19-jährige Dribbelkünstler deutete sein Potenzial an, sorgte mit seinen schnellen Bewegungen für ein Raunen am „Loki“ - und war schlussendlich auch am Sieg seines Eimsbütteler TV über den FC Süderelbe (alle Highlights im LIVE-Ticker) beteiligt.

Das 1:0: Süderelbe-Keeper Anton von Westerholt (li.) vertändelt gegen einen pressenden Dominik Akyol den Ball. Foto: Justus Stegemann/ETV

Keine 60 Sekunden nach Leptiens Einwechslung sorgte Teamkollege Malik Yago nämlich für die Vorentscheidung, als er einen Angriff selbst initiierte und nach einem zunächst noch abgefangenen Querpass von Michael Igwe erneut in Aktion trat. Innenverteidiger Yago kam aus dem Hinterhalt angerauscht und jagte das Spielgerät vom rechten Sechzehnereck mit Vollspeed in den linken Giebel (78.)! Ein satter Strahl zum 3:1 für den ETV - ausgerechnet durch Yago, der wenige Augenblicke zuvor den nazeu einzigen aussichtsreichen Angriff der Gäste im zweiten Durchgang vereitelte, als er den in dieser Situation viel zu umständlich agierenden Jorge Camacho beim Schussversuch blockte (76.).

"Wir schenken dem ETV die Tore"

Anschließend ist Akyol (li.) als erster Gratulant beim Torschützen Michael Igwe, der keine Mühe mehr hatte. Foto: Justus Stegemann/ETV

Auf genau solch eine Szene hatte Süderelbe-Coach Stefan Arlt noch in der Pause gehofft: „Wenn wir eine Chance bekommen, müssen wir sie machen. Wir haben aber nur eine bekommen, die eine Chance hätte werden können“, haderte Arlt damit, dass Camacho im Sechzehner noch einen Haken schlug. „Da muss er direkt aufs Tor schießen.“ Stattdessen fiel nur kurze Zeit später das Tor auf der anderen Seite. „Den können wir vorher zehnmal rausschießen“, ärgerte sich der FCS-Trainer über die Art und Weise. Noch viel schlimmer war aber das Zustandekommen der ersten beiden Gegentreffer. „Wir schenken dem ETV die beiden Tore!“

Dies war umso bitterer aus Süderelbe-Sicht, da man gut in die Partie kam und der Plan voll aufging. „Bis zur zehnten Minute lief das Spiel so, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir wussten, dass die pressen, wild und gierig sind. Wir wollten ruhig bleiben. Das ist uns auch gelungen - und dann schenken wir denen das Tor.“ Süderelbe umspielte das Pressing des ETV gut, bis Dominik Akyol Gäste-Keeper Anton von Westerholt derart in Unruhe versetzte, dass dieser einen kapitalen Bock beging und das Leder vertändelte. Igwe hatte freie Bahn und schob ins verwaiste Gehäuse ein (10.)! Ausgerechnet Igwe, der im Hinspiel noch mit Gelb-Rot vom Platz flog.

Arlt-Aussetzer führt zum 0:2

Das Handspiel von Maximilian Arlt (Mi., verdeckt), das zum Elfmeter und dem 0:2 aus Süderelbe-Sicht führte. Foto: Justus Stegemann/ETV

Den Mannen vom Kiesbarg merkte man das Fehlen der Defensivkräfte Nico Reinecke (Gelb-Rot-Sperre) und Justin Heinbockel (verletzt) deutlich an. Auch dem 0:2 ging ein eigener Fehler voraus: Diesmal war es Maximilian Arlt, der eine flache Hereingabe von Leon Bolz völlig unnötig auf dem Boden liegend mit dem Arm blockte. Den fälligen Handelfmeter verwandelte Akyol ganz sicher (23.)! Aber: Süderelbe kämpfte sich zurück. „Zu dem von den Spielanteilen auch nicht ganz unverdient“, befand Arlt - und sprach zwar von einem „glücklichen zustandekommen“, aber: „Standard können wir.“ Can Kömürcü verlängerte einen Einwurf von Jeffery Volkmer und Marvin Alidemi bekam noch den Zehnagel an den Ball (44.)!

„Ich fand auch, dass wir den etwas ruhigeren, besseren und klareren Ball gespielt haben“, so Arlt, der in der Halbzeit noch einmal darauf hinwies, „dass ich mir nicht vorstellen kann, dass die das Teampo auch nur ansatzweise halten können. Konnten die auch nicht“, konstatierte er. Aber sein FCS sei nun „viel zu selten in die Verlagerungen rein- und aus dem Druck rausgekommen“. Das 3:1 sei „am Ende nicht mehr kriegsentscheidend“ gewesen. „Es ist nur ein bisschen ärgerlich, wie die Tore gefallen sind. Wir hatten das eigentlich schon abgestellt“, fühlte sich Arlt an den Beginn der Saison erinnert. „Da haben wir solche Tore bekommen.“

"Wir hoffen, dass Khalid zeitnah wieder da ist"

Dominik Akyol (Mi.) guckte von Westerholt aus und schoss ganz cool, sicher und abgezockt zum 2:0 für seine Elf ein. Foto: Justus Stegemann/ETV

Vielleicht, mutmaßte der 58-Jährige, „war das ein guter Hinweis für uns, dass es schon exrem viel Sinn macht, wenn man so viel wie möglich von der Trainertaktik auf den Platz bringt.“ Zudem könnte der Auftritt „im Hinblick auf Dienstag hilfreich“ sein, blickte Arlt bereits auf das Pokalspiel gegen Concordia voraus. „Das, was heute nicht gut lief, müssen wir umwandeln und es besser machen.“

Besser machte es an jenem Freitagabend der ETV - und das ohne seinen Cheftrainer. Da Khalid Atamimi berufsbedingt in seiner indonesischen Heimat weilt, wurde er von seinen beiden Co-Trainer Tjorben Becker und Oguz Güclü erfolgreich vertreten. „Wir hoffen, dass Khalid zeitnah wieder da ist“, erklärte Becker. Während Güclü verriet: „Er war heute im Besprechungsraum mit dabei und zugeschaltet.“ Bereits seit zwei Wochen leitet das Duo die Einheiten und sah nun einen „sehr souveränen Auftritt“, so Becker. „Wir haben das Ergebnis auch hintenraus gut über die Bühne gebracht.“

"Müssen nur auf uns gucken"

Das obligatorische Sieger- und Jubelfoto des ETV durfte am Ende nicht fehlen. Foto: Justus Stegemann/ETV

Und zwar gegen einen „starken Gegner“, den Becker über den grünen Klee lobte: „Das hatten wir bisher selten in der Liga, dass wir so gefordert wurden“, deutete er vor allem auf die Anfangsphase an: „Das Pressing, was wir spielen, funktioniert sonst oft sehr gut. Heute hatten wir die Herausforderung, dass das in den ersten zehn, 15 Minuten nicht so gut funktioniert hat. Sich da wieder raus- und in das Spiel reinzuarbeiten, das hat das Team sehr gut gemacht und die Tore zu einem guten Zeitpunkt geschossen“, nahm er eine „rundum gelungene Leistung“ von seinen Schützlingen war - und richtete ein „Kompliment an die Mannschaft“.

Obwohl der Kontrahent bei den Eimsbütteler Toren ordentlich mithalf, meinte Güclü, angesprochen auf den Führungstreffer: „Da muss man aber auch erstmal draufgehen“, wurde der Mut ausgezahlt. „Und wir waren in den letzten beiden Spielen sehr effektiv.“ Was der Sieg in Bezug auf die Tabelle und mögliche Regionalliga-Pläne des ETV bedeuten würde - da wollten sich beide jedoch nicht aus der Reserve locken lassen. Als hätte man einen Tag in der Medienabteilung eines Profivereins hospitiert, entgegnete Becker: „Ein Spiel nach dem anderen. Wir freuen uns jetzt sehr auf HEBC, sind schon im Prozess-Fokus und denken nicht zu weit in die Zukunft.“ Während Güclü anfügte: „Wir müssen nur auf uns gucken, punkten und in ein paar Wochen messen wir uns dann mit Altona.“ Der womöglich größte Konkurrent des ETV auf dem Weg nach oben...