DFB-Pokal

Norderstedts Spiel des Jahres: „Ich hoffe, dass alle gut schlafen und nicht vor Aufregung steil im Bett stehen“

Für Norderstedt-Trainer Jens Martens und sein Team geht's morgen nach Leverkusen, wo am Sonntag das Spiel gegen Bayer 04 wartet. Foto: Heiden

Der Tippgeber befand sich zu seiner Linken: Neben Jens Martens, dem Trainer des FC Eintracht Norderstedt, hatte am Donnerstagabend mit Bernhard Winkler ein Ex-Profi Platz genomnen, der in der Bundesliga für den TSV 1860 München und den 1. FC Kaiserslautern auflief. Seit Neuestem ist der mittlerweile 54-Jährige Markenbotschafter von „Errea“, dem Ausrüster der Norderstedter, der anlässlich der Pressekonferenz vor dem DFB-Pokalspiel von „EN“ gegen Bayer Leverkusen das neue Trikot der Eintracht vorstellte. Wie man denn gegen die „Werkself“ am Sonntag in der BayArena (Anstoß: 15.30 Uhr, Live im FussiFreunde-Ticker) bestehen könne, wurde Winkler gefragt. „So lange wie möglich die Null halten und im richtigen Moment ein Tor machen“, gab der ehemalige Stürmer den Norderstedtern mit auf den Weg...

„Ich hoffe, dass die Mannschaft nicht zu aufgeregt ist, sondern sich selbst übertrifft. Nur so kann eine Überraschung gelingen“, so Winker weiter. Dessen Empfehlung, als Experte zu taugen? Er traf selbst schon einmal im DFB-Pokal gegen Leverkusen – und zwar am 10. September 1994 in der Zweiten Runde für 1860 München zum zwischenzeitlichen 1:1. Trainer bei den Leverkusenern war damals Dragosliav Stepanovic – und mit dem verbindet auch Jens Martens ein Erlebnis im DFB-Pokal-Wettbewerb. „Ich habe mal mit Holstein Kiel gegen Eintracht Frankfurt gespielt, da war ‚Stepi‘ Trainer bei der Eintracht. Wir haben bis kurz vor Schluss ein 2:3 gehalten, dann haben wir aber noch einen Treffer zum 2:4 bekommen“, erinnert sich der Eintracht-Übungsleiter. Schiedsrichter jener Partie der Ersten Runde war am 11. August 1996 im Übrigen ein gewisser Carsten Byernetzki – der heutige Pressesprecher des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV).

Anreise beginnt am Samstag um 9 Uhr, Abschlusstraining in Leverkusen um 17 Uhr

Der ehemalige Profi Bernhard Winkler, jetzt Markenbotschafter von Eintracht-Ausrüster Errea, hatte (die hoffentlich richtigen) Tipps für Martens und seine Equipe parat. Foto: Heiden

Ob es der Eintracht am Sonntag gelingt, die Begegnung ähnlich ordentlich zu absolvieren und lange offen zu halten? „Für uns als Regionalligist ist das natürlich eine ganz große Nummer. Wir hätten das Spiel am liebsten zuhause vor 5.500 Zuschauern in einem ausverkauften Stadion gespielt, aber das geht aus den bekannten Gründen nicht. Dennoch ist das natürlich ein riesiges Erlebnis für die Spieler. Es wird als Amateurfußballer nicht so häufig vorkommen, gegen eine Mannschaft zu spielen, die in Deutschland zu den Top Vier oder Top Fünf zählt. Das wird ein Spiel, das man in seinem Leben nicht vergisst“, befindet Martens. „Wir als Trainer-Team haben uns schon mit dem Videostudium beschäftigt, da wir die letzten Spiele der Leverkusener vorliegen haben. Ein Mal haben wir sie uns schon angesehen. Wir werden unsere Schlüsse aus den Aufzeichnungen ziehen und sie der Mannschaft in der Besprechung in Leverkusen nahe bringen“, so der 64-Jährig weiter. Für ihn und sein Team beginnt der heiße Teil für das „Abenteuer Bayer 04“ am Samstagmorgen, wenn die Mannschaft um 9 Uhr am heimischen Edmund-Plambeck-Stadion mit dem Bus in Richtung Rheinland startet. „Je nach Staulage wollen wir zwischen 15 und 16 Uhr ankommen. Um 17 Uhr trainieren wir, danach gibt's Abendessen. Ich hoffe, dass später alle gut schlafen können und nicht vor Aufregung steil im Bett stehen“, erklärt der „EN“-Trainer, dessen Equipe am dann Sonntag frühstückt, eine Besprechung absolviert und noch ein leichtes Mittagessen zu sich nimmt, ehe es ernst wird.


Auf der zweiten Seite gibt's die Infos zur personellen Lage bei der Eintracht, was Coach Jens Martens am Sonntag vorhat und was er seinen Spielern mit auf den Weg geben wird.

Sieben Spieler nicht mit dabei – Hoffen auf Kummerfeld-Einsatz

Wird er rechtzeitig fit? Die Eintracht hofft auf den Einsatz vom Dane Kummereld (li.), der nach dem Ausfall von Rico Bork hinten links benötigt wird. Foto: KBS-Picture.de

Beim Unterfangen, als „Underdog“ vielleicht die große Überraschung herbeizuführen, müssen Martens und sein Trainer-Mitstreiter Olufemi Smith auf sieben Kicker verzichten, „von denen drei in der Starformation hätten stehen können.“ Neben Fahri Akyol (langzeitverletzt nach Kreuzbandriss) sind auch die beiden bislang noch nicht spielberechtigte Kangmin Choi und Hyunwook Jung sowie Hamajak Bojadgian (Muskel), Michael Kobert (Kreuzband-Anriss), Rico Bork (Fuß) und Noel Denis (Meniskus) nicht mit von der Partie. „Es tut mir für die Spieler leid. Da sind, als beim Letzten feststand, dass es nicht reicht, auch Tränen geflossen. Wir zahlen jetzt einen hohen Preis dafür, dass wir nach der Corona-Pause in der kurzen Zeit die LOTTO-Pokalspiele absolvieren mussten. Ich habe oft genug gesagt, dass das aus sportmedizinischer und trainingswissenschaftlicher Sicht eine Katastrophe ist“, erklärt Martens, der bei einem anderen Akteur zumindest noch Hoffnung hat, „dass wir ihn viellicht bis Sonntag hinbekommen.“ Gemeint ist der angeschlagene Dane Kummerfeld. „Er hatte zu Beginn der Woche noch einen richtig dick geschwollenen Knöchel. Aber unsere medizinische Abteilung arbeitet super daran. Wir brauchen Dane dringend, weil auf der Position hinten links mit Rico Bork schon ein Spieler ausfällt und wir – anders als Leverkusen – eben nicht auf jeder Position drei- oder vierfach besetzt sind.“ Apropos medizinische Gesichtspunkte: Am heutigen Freitagmorgen absolvierte die Eintracht ihren vierten erfolderlichen Corona-Test beim Partner „Lans Medicum“. „Wir kriegen die Ergebnisse am Freitagabend. Sollte jemand positiv getestet werden, darf er Samstag gar nicht erst mit in den Bus steigen“, so Martens.

„Wir wollen natürlich schon versuchen, Jan Lüneburg auch im gegnerischen Strafraum anzuspielen“

Auf ihn setzt Norderstedt vorne: Stürmer Jan Lüneburg (li., hier im LOTTO-Pokalfinale gegen Sasel). Foto: KBS-Picture.de

Und damit abschließend noch einmal zum Sportlichen: „Wir sind eine Mannschaft, die Fußball spielen will“, verdeutlicht Martens, „wir haben einige Spieler, die nicht nur den Ball rausschlagen wollen. Wie hoch oder tief wir letztlich stehen werden, wird sich kurzfristig zeigen, wenn die Infos, die wir aus dem Leverkusener Lager gewinnen können, sich verdichten. Aber wir wollen natürlich schon versuchen, Jan Lüneburg auch im gegnerischen Strafraum anzuspielen“, konstatiert der Coach, der am Sonntag in der Sitzung vorm Spiel „grundlegend nicht nur auf die Stärken von Bayer“ eingehen will, sondern vielmehr auch die Schwächen aufzeigen wird: „Vielleicht haben wir ja etwas gesehen, wo wir rein stechen können.“ Seine Mannschaft von vornherein darauf vorzubereiten, dass sie sich gegen die „Werkself“ auch mehrere Treffer binnen kurzer Zeit einfangen könne, wolle er zunächst nicht, gibt Martens zu Protokoll: „In der Erstansprache vorm Spiel wird das sicherlich keine Rolle spielen. Damit würde ich etwas Negatives aufbauen.“ Erstmal schließlich wollen die Nordestedter den Tipp von Bernhard Winkler mit der Null, die bei der Zahl der Gegentreffer möglichst lange stehen soll, beherzigen. Übrigens: Seine Expertise als Tipp-Geber unterstreicht aus das Endergebnis, das der Ex- „Löwen“-Angreifer anno 1994 mit dem TSV 1860 (Ex-„EN“ Trainer Thomas Seeliger wurde damsls in der Verlängerung eingewechselt) gegen Leverkusen einfuhr: Die Münchener warfen Bayer 04 damals mit 5:2 im Elfmeterschießen aus dem Wettbewerb...