Oberliga Hamburg
24. Spieltag


Hamm United FC

0

:

2


FC Union Tornesch

Anpfiff

Di - 02.05. 19:00 Uhr

Spielstätte

Slomanstraße

Zuschauer

55

Schiedsrichter

Dr. Gerrit Breetholt (GW Eimsbüttel)

Oberliga

NervenaufREIBEnder Klassenerhalt: Tornesch jubelt, Hamm trauert über „zu wenig Bereitschaft“

Freud und Leid liegen dicht beieinander. Während Sebastiao Mankumbani (li.) gefrustet ist, liegt sich das Union-Trio Tim Moritz, Norman Baese (Mi.) und Fabian Knottnerus (re.) jubelnd in den Armen. Foto: noveski.com

„Niemals, Landesliga!“, hallte es durch die Veddel. Der FC Union Tornesch hat es mal wieder gepackt – und am Dienstagabend den Klassenerhalt an der Slomanstraße perfekt gemacht! „Ich glaube, insgesamt ist das auch verdient“, strahlte der scheidende Chefcoach Thorben Reibe, dessen Interview von Jan-Philipp Zimmermann „gecrasht“ wurde: „Du kannst nicht absteigen!“, rief der Innenverteidiger Reibe zu – und in die Mikrofone. „Wir haben ja auch immer mal wieder auf den Sack bekommen. Aber irgendwie schafft die Truppe es immer wieder“, sprach Reibe unter anderem auf die 4:6-Niederlage am vergangenen Wochenende bei Schlusslicht SV Curslack-Neuengamme und die nun erfolgte Reaktion beim Hamm United FC (alle Highlights im LIVE-Ticker) an.

Das 0:1: Nach einer weiten Eggers-Flanke kommt Torjäger Björn Dohrn (li.) vor Thomas Kuballa (Mi.) an den Ball - und trifft. Foto: noveski.com

Am Ende machten zwei Slapstick-Tore den Unterschied aus: Nicht mal 180 Sekunden waren vorüber, als Davinci Frantz nach einem weiten Einwurf eine Flanke von Jan Eggers nicht verhindern konnte und HUFC-Keeper Thomas Kuballa etwas zu zögerlich aus seinem Tor kam. Björn Dohrn war vor dem Schlussmann da, hielt das lange Bein rein – und hatte Glück, dass Sebastiao Mankumbani den hoppelnden Einschlag nicht mehr verhindern konnte (3.)! Das vorentscheidende 2:0 für die Gäste: Ein lang gezogener Eggers-Freistoß, den Kuballa böse unterlief, kam über Umwege und Dohrn zu Flemming Lüneburg, der aus wenigen Zentimetern keinerlei Mühe mehr hatte (54.)!

Davidson Eden wird laut und deutlich

Björn Dohrn bejubelt seinen blitzschnellen Führungstreffer, der die Weichen für die Gäste aus Tornesch auf Sieg und zum Klassenerhalt stellte. Foto: noveski.com

Und Hamm? Schon in der Anfangsphase wurde Mankumbani auf dem Platz laut: „Männer, wacht mal auf – was ist los?!“ Während Davidson Eden eine kurze Verletzungsunterbrechung dazu nutzte, seinem Ärger Luft zu verschaffen. Der Routinier tobte, wollte seine Teamkollegen wachrütteln – und verlor auch nach dem Spiel im Mannschaftskreis noch einige Worte: „Der Tenor war und ist ganz einfach: Es ist scheißegal, ob man mal einen Fehlpass spielt oder ein Dribbling nicht funktioniert. Das kann alles passieren. Aber es muss zumindest die Bereitschaft da sein, den Ball wiederzubekommen, hinterherzulaufen und zu kämpfen. Das habe ich auch in der Pause gesagt, dass wir einfach nicht da sind. Da fehlte uns zu oft in den Spielen“, klärte Hamm-Trainer Sidnei Marschall auf.

Referee Breetholt gibt glasklaren Elfmeter nicht

Die Riesenchance zum Ausgleich kurz nach der Pause: Aber Atef Zakerwal (li.) schießt den bereits am Boden liegenden und glänzend parierenden Tornesch-Torsteher Norman Baese an. Foto: noveski.com

Obwohl den Hausherren in der 70. Minute ein glasklarer Elfmeter verwehrt wurde, als Lüneburg nach einem Steckpass von Roberto d’Urso den durchgestarteten Atef Zakerwal mit einem Schubser klar und für wirklich jeden ersichtlich zu Fall brachte, aber die Pfeife von Dr. Gerrit Breetholt zur Verwunderung stumm blieb (Marschall: „Ich sage dazu nichts!“), war das einfach zu wenig von den „Geächteten“. Viel zu wenig! Bezeichnend: Mit dem Mute der Verzweiflung und der Wut über den nicht gegebenen Strafstoß warfen die Marschall-Mannen noch einmal alles nach vorne und hatten durch den völlig indisponierten Tyron Gyamenah den „Tausendprozenter“. Aber der Offensivakteur probierte es nach Edens Ablage freistehend aus drei Metern mit der Hacke – kläglich (77.)!

Marschall setzt "alle Hoffnungen" auf Sasel

Das 0:2: Keinerlei Zuordnung in der Hamm-Defensive nach einem ruhenden Ball - und Flemming Lüneburg (Mi.) sagt artig "Danke". Foto: noveski.com

Oder auch kurz nach Wiederanpfiff, als ein ruhender Ball zu kurz abgewehrt wurde, Aaron Nkansah im Nachsetzen aus 17 Metern einen harmlosen Schuss zustande brachte, Baese den Ball aber fallen ließ – und Zakerwal aus kürzester Distanz den am Boden liegenden Union-Torsteher abschoss (50.). „Wir haben leider wieder kein gutes Spiel gezeigt. Von der Bereitschaft war das zu wenig. Da war uns Tornesch einfach einen Tick voraus“, befand der Hamm-Dompteur. „Nach dem 0:2 war es okay. Da hatten wir dann auch genug Chancen. Aber irgendwas war immer dazwischen – ob ein Kopf, der Fuß, der Torwart oder was auch immer…“

Als der Halbzeitpfiff an der Slomanstraße ertönte, war Hamm nach der parallelen 1:0-Führung des SV Rugenbergen abgestiegen. Da der ETV am Ende zumindest noch einen Punkt in Bönningstedt holte (1:1), ist die Tür für den HUFC aber noch ein Stück weit auf. „Es sind noch drei Punkte zu vergeben – und die wollen wir holen! Wir dürfen endlich mal wieder zu Hause bei uns auf Rasen im Hammer Park spielen. Da müssen wir dann gegen HEBC gewinnen und darauf hoffen, dass Sasel Rugenbergen schlägt. Das ist das, worauf ich jetzt noch alle Hoffnungen setze“, sind Marschall und seine Mannen – im Falle eines Sieges – vom Meister abhängig.

"Haben halt viele Typen, die sich dagegenstemmen"

Anschließend musste die Freude beim 2:0-Torschützen Flemming Lüneburg nach seinem Abstauber raus. Ein großer Schritt in Richtung Klassenerhalt, der wenig später eingetütet wurde. Foto: noveski.com

Der Abhängigkeit hat sich Tornesch hingegen entledigt. „Es wurde ja schon häufig gesagt: Wir haben halt viele Typen in der Mannschaft, die sich immer dagegenstemmen“, freute sich Reibe über den „nervenaufreibendsten Klassenerhalt“. Denn: „Durch die ganzen Nachholspiele war es ganz komisch und wild. Deshalb ist das jetzt schon ganz geil.“ Auch mit der Taktik, hinten kompakt zu stehen, hatte man an jenem Abend Erfolg, da Hamm nicht viel einfiel. „Wir haben halt nicht die Schnellsten, sondern ein paar Ältere hinten drin. Da musste Hamm erstmal durchkommen. In der ersten Halbzeit hatten die, glaube ich, keine einzige Torchance. In der zweiten Halbzeit hatten wir ein bisschen Glück und einen starken Torwart. Wenn da eins fällt, fängst du nochmal an zu schwimmen. Aber heute hatten wir zum richtigen Zeitpunkt das Spielglück.“

"Haben immer gesagt: Wir ziehen bis zum Ende durch"

Der Moment des Apfiffs: Fabian Knottnerus (Mi.) und Tim Moritz fallen sich jubelnd in die Arme. Der Klassenerhalt ist fix. Und das Duo heuert zur neuen Saison in Curslack an. Foto: noveski.com

Aus seinem Stolz über den geglückten Klassenerhalt machte Reibe, der zur kommenden Saison den VfR Horst übernehmen wird, auch keinen Hehl: „Natürlich ist man immer irgendwo Abstiegskandidat Nummer eins. Meiner Meinung nach nicht immer zurecht, weil wir schon eine gute Qualität haben. Es wird teilweise so rübergebracht, weil wir als Partytruppe angesehen werden, die weniger Aufwand betreiben. Natürlich betreiben wir weniger Aufwand. Aber wenn wir auf dem Acker stehen, dann stehen wir auf dem Acker – und haben eine vernünftige Truppe. Ich glaube auch, wenn Björn Dohrn in dieser Saison mal fit gewesen wäre, dann hättest du mal eben 15 Punkte mehr geholt. Aber ich bin froh, dass wir uns nichts vorwerfen lassen müssen. Auch mit den ganzen Abgängen. Wir haben immer gesagt: Wir ziehen es bis zum Ende durch.“

Reibe gibt seinem Nachfolger "die Oberliga zurück"

Nach dem Spiel verlor Davidson Eden (Mi.) noch ein paar eindringliche Worte an die Mannschaft und appellierte an die Bereitschaft. Foto: noveski.com

Auch aufgrund des guten Verhältnisses zu Reibe-Nachfolger Martin Schwabe. „Als wir diesen ‚Switch‘ hatten und die neue Konstellation intern vorgestellt wurde, hat er eine Ansprache gehalten – und gesagt: Er hat mir die Oberliga übergeben und hätte sie auch gerne wieder zurück. Von daher bin ich auch ganz glücklich, dass wir ihm die jetzt zurückgeben können“, witzelte Reibe abschließend – und sprach damit auf das damalige Aufstiegs-Relegationsspiel gegen den VfL Lohbrügge (2:1) an, als Reibes damaliger „Co“ Schwabe den abwesenden „Chef“ vertrat und in die Hamburger Beletage führte. Dorthin, wo Union Tornesch auch in der Saison 2023/24 um Punkte kämpfen wird!