Landesliga Hammonia
27. Spieltag


TuRa Harksheide

1

:

2


Hamburger SV III

Anpfiff

Fr - 28.04. 19:30 Uhr

Spielstätte

Am Exerzierplatz

Zuschauer

200

Schiedsrichter

Alexander Teuscher (TSV Wandsetal)

Nach Wut- folgt der Fan-Appell – „Nie mehr Landesliga“?!

Die Spieler des HSV III feiern den Derbysieg mit ihren Fans.

„Nie mehr, nie mehr, nie mehr – Landesliga“, skandierten die Fans des Hamburger SV III minutenlang nach dem Abpfiff, ehe sie ihre Mannschaft lautstark und nicht minder lange feierten. Auch Trainer Felix Karch musste mit seinen Emotionen kämpfen. Erst ballte er die Fäuste, ließ das ganze aufgestaute Adrenalin und die harte Arbeit der letzten Jahre vehement raus. Dann wurden die Augen leicht rötlich – und erst ein kurzes Durchpusten führte schließlich zu folgendem Satz: „Wir hatten ein großes Ziel, als ich hier angefangen habe – jetzt haben wir das Projekt kurz vorm Abschluss!“

Dass Karchs Gefühlswelt am Ende ein einziges Hormonbad an Glücks-Endorphinen ausschütten würde, war eine Stunde lang nicht in Ansätzen abzusehen. „Keine Ahnung“, fand auch der Übungsleiter der „Rothosen“ keinerlei Erklärung für den Auftritt seiner Schützlinge in der ersten Halbzeit. Dementsprechend nutzte der 32-Jährige die Pause, um kurz und knapp an die Ehre seiner Jungs zu appellieren. „Ich habe ihnen gesagt, dass es eigentlich nur zwei Gründe gibt, warum man so ein Spiel abliefert: Entweder, weil man nicht die Qualität hat. Oder weil man nicht die richtige Einstellung an den Tag legt. Dann bin ich rausgegangen.“

Der HSV III fand überhaupt nicht ins Spiel, leistete sich Fehler über Fehler und ließ in diesem Derby jegliches Feuer, jegliche Leidenschaft vermissen. Ganz im Gegensatz zu TuRa. Die Fürstenberg-Elf rehabilitierte sich für den „katastrophalen Auftritt“, wie der Übungsleiter selbst zu Protokoll gab, am vergangenen Wochenende beim HEBC (0:3). Bereits in der zehnten Spielminute brachte Adrian Sousa die Hausherren nach einem Angriff über die rechte Seite – Elbasan Latifaj und Nico Klüver bereiteten stark vor – in Front! Allerdings startete der Torjäger nach Klüvers Zuspiel aus stark abseitsverdächtiger Position. Die Freude währte aber nur kurz. Denn Sousa deutete sofort an, dass es für ihn nicht weitergehen würde. Die alte Verletzung an der Ferse war wieder aufgebrochen. Für den 21-fachen Schützen kam der ebenfalls angeschlagene Kjell Brumshagen in die Partie (17.).

Yasar und Sulejmani sorgen für die Wende

„Wir haben es TuRa zu leicht gemacht. Das 1:0 war verdient bis schmeichelhaft für uns“, gestand auch Karch. Während Fürstenberg befand: „Wir hätten noch einen drauflegen müssen!“ Gemeint war damit vor allem jene Szene unmittelbar vor dem Kabinengang, als Sidnei Marschall einen sensationellen Ball spielte und der eingewechselte Brumshagen auf einmal völlig frei vor Yannick Heuer auftauchte. Dem Torsteher hatten es die Gäste zu verdanken, dass es „nur“ beim 0:1 blieb (44.). Auch zu Beginn des zweiten Abschnitts änderte sich am Bild des Spiels zunächst nichts – bis zur 58. Minute: Dann nämlich ging bei TuRa-Kapitän Marschall endgültig nichts mehr. Der Routinier kam bereits zur zweiten Hälfte verfrüht auf den Platz zurück, um die Muskulatur warm zu halten und zu gucken, ob es überhaupt noch geht. Nachdem Marschall erst am Boden liegen blieb, dann vom Feld humpelte und Harksheide nur noch zu zehnt agierte, leitete Mladen Tunjic einen Ulbricht-Pass kongenial in den Lauf von Veli Sulejmani weiter. Dessen flache Hereingabe verpassten Lindenau und Karadeniz – aber Emre Yasar war am zweiten Pfosten zur Stelle und schob mit der Innenseite zum 1:1 ein!

Fürstenberg: „Hintenraus fehlte die Manpower“

„Einen Adi (Sousa; Anm. d. Red.) rauszunehmen, ist schon mal sehr, sehr schwierig. Denn mit Schnelligkeit in der Spitze ist der HSV sicherlich zu schlagen. Als dann auch noch Sidnei raus musste – und leider genau in dem Augenblick, wo wir in Unterzahl sind auch noch das Tor fällt – ist natürlich extrem ärgerlich. So ein Mann fehlt dann ganz einfach im Zentrum. Trotzdem haben es die Jungs, die heute gespielt haben, eine Stunde lang wirklich sehr, sehr gut gemacht. Hintenraus fehlte die Manpower“, konstatierte Fürstenberg. Denn urplötzlich war der Tabellenzweite im Derby angekommen, legte eine ganz andere Präsenz und einen Willen an den Tag, der zuvor nicht erkennbar war. Ein etwas zu kurz geratener Abschlag von Janik Flint landete auf Höhe der Mittellinie bei Yasar, der die Kugel aus der Luft pflückte und dann sah, wie Sulejmani auf halblinks durchstartete. Genau im richtigen Moment steckte der im ersten Abschnitt oftmals unglücklich wirkende Yasar den Ball durch. Sulejmani ließ sich nicht zweimal bitten und schob links unten ein – Spiel gedreht. 1:2 (68.)!

Ivanko wird fast zur Spaßbremse

„Die beiden Tore sind einfach überragend herausgespielt“, freute sich Karch und führt an: „Wenn ich überlege, dass das zwei Kicker sind, die vorletztes Jahr noch in der A-Jugend gespielt haben. Nicht etwa in der A-Bundesliga, sondern in der Bezirksliga – auch wenn es bei Veli nur ein halbes Jahr war. Dann ist es einfach beeindruckend, was die beiden machen. Sie haben eine brutale Entwicklung genommen und arbeiten auch viel nach hinten.“ Apropos hinten: Harksheide musste nun aufmachen, wodurch sich den „Rothosen“ Räume boten, um den Gnadenstoß zu setzen. Doch Tunjic (73.), Sulejmani – dessen Schuss an den Pfosten klatschte (81.) – und insbesondere der eingewechselte Dario Ivanko vergaben die Chancen zum dritten Tor. Letztgenannter gleich zweimal ohne jede Bedrängnis aus allerkürzester Distanz. Erst scheiterte der ehemalige Pinneberger im Eins-gegen-Eins an Flint (90. +1). Dann schaffte er es nicht, das Leder nach dem darauffolgenden Eckball aus drei Metern im verwaisten Gehäuse unterzubringen. „Das waren keine Hundertprozentigen, sondern deutlich mehr als das. Aber er ist jung und hat länger nicht gespielt. Aber man sieht, dass er ein Spieler für die Zukunft ist. Er hat eine gute Körpersprache, geht auch gut in die Zweikämpfe und läuft viel. Als Knipser haben wir ihn nicht geholt, das hat er heute nochmal unter Beweis gestellt“, konnte sein Trainer hinterher sogar darüber schmunzeln – und schickte den 19-Jährigen anschließend sogar zu den Fans, um das „Huffta“ mit anzustimmen.

Oberliga? Noch nicht!

„So ein Zitter-2:1 über die Zeit zu bringen ist emotional deutlich geiler, als wenn du 5:0 gewinnst und das Ding locker verwaltest. Ich weiß nicht, wie man ein Derby schöner gewinnen kann“, brachte Karch seine Gefühlswelt zum Ausdruck. Sein Gegenüber bilanzierte derweil: „Unsere derzeitige Personalsituation hat uns hintenraus ein wenig den Saft genommen. Niederlagen tun grundsätzlich immer weh. Aber so, wie wir uns heute präsentiert haben, war das echt stark. Das war überhaupt kein Vergleich zu letzten Woche, sondern ein Unterschied wie Tag und Nacht. Das war das Maximale, was wir in der aktuellen Situation rausholen können. Mehr geht nicht!“ Durch den Sieg hat der HSV III hingegen den zweiten Platz „zu 95 Prozent perfekt gemacht“, wie Karch meinte. Das Wort „Oberliga“ wollte er, im Gegensatz zu den Anhängern (Auf einem Banner stand: „Oberliga – Unbezahlbar“), aber noch nicht in den Mund nehmen. Was kann die „Rautenträger“ denn noch stoppen? „Der HEBC. Ein Relegationsspiel. Das Scheitern von St. Pauli oder Altona“, so Karch, der zu jenem Zeitpunkt allerdings noch nichts vom Sieg der Kiezkicker in Liga zwei wusste. Die Chancen auf den Aufstieg ins Hamburger Oberhaus dürften damit noch einmal gestiegen sein…

Mannschaft und Fans des HSV III feiern den Derbysieg - und den Oberliga-Aufstieg?