LOTTO-Pokal
6. Spieltag


TSV Sasel

5

:

2


HSV Barmbek-Uhlenhorst

Anpfiff

Sa - 08.08. 15:00 Uhr

Spielstätte

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Zuschauer

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Schiedsrichter

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LOTTO-Pokal

Nach 120-Minuten-Fight: Deran und Lasse stecken BU in die Tasche!

Der goldene Schuss: Deran Toksöz trifft vom Punkt zum entscheidenden 5:2-Sieg für den TSV Sasel gegen seinen Ex-Teamkameraden Johannes Höcker. Foto: KBS-Picture.de

„Es wird über nichts anderes als Corona mehr berichtet. Ich glaube, das Thema nervt uns alle so langsam“, brachte es Deran Toksöz auf den Punkt. „Es sollte sich nicht mehr immer nur alles um das Thema Corona drehen, sondern wir sollten uns alle auch mal wieder über etwas Positives am Wochenende freuen und danach vielleicht auch etwas trinken können. Ich glaube, das wollen wir doch alle!“, mutmaßte der neue Stratege des TSV Sasel – und traf damit den Nagel auf den Kopf.

Lediglich vier BU-Anhänger versammelten sich abseits des Platzes hinterm Zaun und feuerten ihr Team an. Foto: KBS-Picture.de

Es war nicht nur für den TSV Sasel und den HSV Barmbek-Uhlenhorst ein Testlauf, sondern für den gesamten Hamburger Amateurfußball ein Spiel – und eine Veranstaltung – von besonders großer Bedeutung. Vor 153 Tagen, auf den Tag genau vor fünf Monaten, rollte in der Hansestadt auf Amateurebene das letzte Mal der Ball. Nun durften Sasel und BU in der aktuell so schweren Zeit ihre Visitenkarte für ganz Hamburg abgeben (alle Highlights im LIVE-Ticker) – natürlich unter strengsten Hygienemaßnahmen. Festzuhalten bleibt: Beide Mannschaften zeigten über 120 Minuten einen leidenschaftlichen Fight, gingen bei tropischen Temperaturen über die Schmerzgrenze hinaus und riefen sämtliche Körner ab, die in ihnen steckten – und noch mehr. Ebenso bewundernswert: Der absolut reibungslose und bemerkenswert durchstrukturierte sowie perfekt organisierte Ablauf unter strengsten Auflagen, womit der TSV Sasel reichlich Eigenwerbung betrieb und sich viel Lob einhandelte!

"Klar ist 'Höcki' ein überragender Torwart - aber ich gucke auf mich"

Deran Toksöz (Mi.) hechtet eine Kopfball-Hereingabe von Jean-Lucas Gerken zum 1:0 in die Maschen. Foto: KBS-Picture.de

Auf dem Platz taten dies vor allem drei Protagonisten: Der bereits eingangs zu Wort gekommene Deran Toksöz, der seine „Parkwegler“ in der 37. Minute in Front köpfte, der kaum zu stoppende Barmbeker „Flügelflitzer“ Elias Saad, der der Hintermannschaft des TSV ein ums andere Mal einen Knoten in die Beine spielte und den zwischenzeitlichen Ausgleich – nach starker Vorarbeit von Süderelbe-Neuzugang Marius Wilms – für die erstmals von Neucoach Jan Haimerl betreute Elf besorgte (53.), sowie Lasse Erichsen. Der Torsteher der Saseler musste sich im Liga-Betrieb bisher mit der Rolle als Nummer zwei hinter Todd Tuffour anfreunden. Im Pokal-Viertelfinale schlug nun aber seine große Stunde. Als das Oberliga-Duell ins Elfmeterschießen abbog, machten nicht wenige die Gäste als Favorit aus. Grund: Bei BU stand Torwart-Routinier Johannes Höcker, einer der Besten seiner Zunft, zwischen den Pfosten. „Klar ist 'Höcki' ein überragender Torwart, der sich in und über Hamburg hinaus einen Namen gemacht. Aber ich gucke da auf mich, auf meine Mannschaft – und hoffe, dass die Jungs die Bälle reinmachen und konzentriere mich selbst darauf, einen rauszucatchen“, verriet Youngster Erichsen im Nachgang.


Der entscheidende Elfmeter von Deran Toksöz im Video

Eine Flasche Bacardi als Ansporn

Der überragende Elias Saad (li.) besorgt den hochverdienten 1:1-Ausgleich. Foto: KBS-Picture.de

Letzteres wurde ihm im Vorfeld des „Shootouts“ jedoch noch einmal besonders schmackhaft gemacht: „Unser Co-Trainer Marc Gräfe hat gesagt: Wenn ich einen raushole, gibt’s eine Flasche Bacardi. Das war wohl Ansporn genug“, scherzte er – und fügte mit einem Augenzwinkern an: „Vielleicht gibt es jetzt anderthalb.“ Denn: Der 21-Jährige parierte nicht nur den ersten „Elfer“ von Fatih Umurhan, sondern behielt auch im Familienduell gegen Bruder Moritz Erichsen, der bei BU in der 102. Minute für den von Krämpfen geplagten Saad ins Spiel kam und nur sieben Zeigerumdrehungen darauf den „Luckypunch“ auf seinem starken linken Fuß hatte, die Oberhand. Zumindest insofern, dass Moritz das Leder weit über den Querbalken jagte. „Nachdem die hier in der Liga 2:0 gewonnen haben, hat er ein Bild von uns auf seinem Instagram-Account gepostet, wo ich der Traurige war und er der Sieger. Jetzt konnte ich mich ein bisschen revanchieren. Aber er ist ja noch jung, das ist sein erstes Herrenjahr – und daraus wird er lernen“, lagen sich beide nach der Begegnung gleich wieder in den Armen. „Im Endeffekt ist es Glückssache. Aber was will man als Torwart mehr?!“, strahlte Lasse Erichsen über seine Taten.

"Die Jungen haben es sehr gut gemacht, besser als wir Alten"

Erfrischungen gab's für die Spieler, wie hier Elias Saad, aus einem Wasserschlauch aufgrund der Hygienevorschriften. Foto: KBS-Picture.de

Während bei BU nur Robin Janowsky das Runde im Eckigen unterbringen konnte, ließen Timo Adomat, Marc-Oliver Timm, Jean-Lucas Gerken und eben Deran Toksöz dem erfahrenen Schlussmann der Barmbeker, Johannes Höcker, keinerlei Abwehrchance. Und somit feierte der TSV Sasel am Ende einen 5:2-Erfolg nach Elfmeterschießen und wartet nun auf den Halbfinalgegner, den am Sonntag Landesligist SV Halstenbek-Rellingen und Oberliga-Kontrahent SV Rugenbergen ermitteln werden. Apropos Deran Toksöz: Der vom FC Teutonia 05 an den Parkweg gewechselte Mittelfeldakteur, der mit seinem Tor während der regulären Spielzeit und dem verwandelten Elfmeter ebenfalls entscheidenden Anteil am Weiterkommen hatte, reichte die Lorbeeren gleich an die jüngere Garde weiter: „Ich glaube, wir Älteren brauchen nicht mehr so viel Lob. Wir haben so viele junge Spieler – und die haben es heute sehr gut gemacht. Besser als wir Alten – und deshalb sollte man die Jungs auch loben. Denn wie sie gespielt haben und mit welcher Einstellung sie dabei waren, dafür haben sie meinen Respekt auf jeden Fall – und ich hoffe auch den der Fans und den des Vereins“, verteilte Toksöz reichlich Lobeshymnen.

"Ohne Druck zu machen: Ich würde alles versuchen, es zu lockern"

Tragische Figur: Moritz Erichsen jagte den Ball im Elfmeterschießen über das Tor seines Bruders Lass Erichsen. Foto: KBS-Picture.de

Die 236 Zuschauer, die von Ordnern auf der Anlage mit ausreichend Abstand bedacht und verteilt wurden, bekamen gleich mal wieder ein Spiel geboten, wo man „gerade im Sport so viel Positives rausziehen“ könne, wie Toksöz meinte. „Das müssen wir eigentlich weiterführen.“ Denn „für uns alle war das nach einem knappen halben Jahr Neuland. Wir alle wussten nicht, wo wir stehen. Testspiele in Niedersachsen oder sonst wo sind ein ganz anderer Schnack. Es ging heute nur ums Gewinnen. Am Ende hatten wir das kleine Quäntchen mehr Glück. Das Wichtigste ist, dass wir weiter gekommen sind. Morgen interessiert es schon niemanden mehr, wie wir gewonnen haben und wer die Tore gemacht hat. Deshalb freuen wir uns einfach“, bilanzierte der ehemalige Norderstedter, wo er mit Höcker in einem Team spielte, und richtete abschließend einen flammenden Appell an die Politik: „Wenn man es erlaubt, dass Menschen in den Urlaub fliegen, dann sollte man es auch zulassen, dass wir unserem Sport nachgehen können. Denn das verbindet und das brauchen wir alle – nicht nur die Spieler, sondern auch die Fans und alle Beteiligten. Wenn es das die nächste Zeit nicht geben würde, würde ich schwarzsehen. Ohne dass ich da jemandem Druck machen kann oder möchte, aber ich würde versuchen, es zu lockern. Man sieht es doch: Wir hatten eine geile Kulisse, haben uns an die Regeln gehalten und ein geiles Spiel gesehen, das nach fünf, sechs Monaten für uns alle nicht einfach war.“