„Momentan sind wir noch nicht in der Lage – am 31. März gibt es ein Statement“

Ronald Lotz ist seit der vergangenen Woche neuer Präsident des SC Victoria. Foto: KBS-Picture.de

Er war Spieler und Trainer beim SC Victoria, kümmerte sich zuletzt um Marketing und Sponsoren und hat den Posten des Sportchefs inne: Ronald Lotz ist neben Hellmuth Korte, dem langjährigen Präsidenten des SC Victoria, so etwas wie der Inbegriff des Vereins von der Hoheluft. In der vergangenen Woche wählten die Mitglieder des SCV Lotz als Nachfolger von Korte, der nicht mehr kandidierte, zum neuen Präsidenten. Wir haben mit Lotz über sein neues Amt, seine Agenda, die jüngste sportlich Entwicklung des SCV in der Oberliga und natürlich auch über mögliche Pläne für die Regionalliga gesprochen. 

FussiFreunde: Ronald, seit der vergangenen Woche bist du Präsident des SC Victoria. War das nach den ganzen anderen Funktionen, die du ausgefüllt hast, die Verwirklichung eines Lebenstraums oder war das Präsidenten-Amt schlichtweg der einzige Posten, den du bei Vicky noch nicht inne hattest?
Ronald Lotz:
(lacht) Nein, das ist weder die Erfüllung eines Lebenstraums, noch ist das der letzte freie Platz für mich beim SC Victoria. Ich war Spieler in der Liga-Mannschaft, ich war Trainer, in der Fußballabteilungsleitung, für die Liga zuständig, dann für den gesamten Fußball, saß als nicht stimmberechtigtes Mitglied im Vorstand – es stimmt: Das waren schon viele Positionen. Wir haben jetzt einfach im Verein den Entschluss gefasst, dass es das Beste ist, wenn ich Präsident werde.

Wann hast du für dich die Entscheidung getroffen, dass du Nachfolger von Hellmuth Korte werden willst?
Lotz:
Die ersten Gespräche dazu gab es zur Jahreswende. Ich habe mich mit den betroffenen Personen darüber ausgetauscht. Es muss im Januar gewesen sein, als die Entscheidung gefallen ist.

„Wir wollen die höchsten Ansprüche erfüllen – das ist für uns die Regionalliga“

Zumindest langfristig steht die Regionalliga als Ziel auf der Agenda des neuen Präsidenten Ronald Lotz. Foto: KBS-Picture.de

Nach dem Umbau des Stadions Hoheluft vom Rasen- zum Kunstrasenplatz: Welche Projekte stehen für dich in der Zukunft auf deiner Agenda als Präsident?
Lotz:
Zunächst möchte ich klarstellen, dass der Kunstrasen ein gemeinschaftliches Projekt war. Es wäre unfair, wenn ich das nur für mich verbuche. Es war eine Gruppe an Personen, die dafür gearbeitet hat. Wir haben das alle zusammen realisiert. Einer alleine schafft das gar nicht. Was die Zukunft angeht: Wir sind ein großer Verein, gelten mit unseren 3000 Mitgliedern bei den Verbänden damit offiziell als Top-Verein. Es geht in erster Linie darum, dass wir noch bessere Strukturen schaffen, die wir schon begonnen haben, und diese zu professionalisieren. Ein Ziel ist es, das Hauptamt in der Leitung ausprägen. Wir streben eine Umstrukturierung der Geschäftsstelle an und wollen die Qualität für unsere Mitglieder erhöhen. Es geht darum, Synergien zu schaffen und die einzelnen Sparten zu verbinden. Der SCV ist nicht nur Fußball. Wir waren fünf Mal im DFB-Pokal, da ist viel in den Verein geflossen. Das soll nicht nur den 1400 Fußballern, sondern allen zu Gute kommen.

Dennoch spielt der Fußball die größte Rolle: Am 31. März endet die Meldefrist zur Regionalliga. Wird der SC Victoria melden?
Lotz:
Fakt ist: Wenn man melden will, dann muss man in dieser Woche seine Unterlagen abgeben. Diese Frist bis zum 31. März wollen wir ausschöpfen. Erst am 31. März wird es von uns in Absprache mit allen ein Statement geben. Wir sind so klar im Kopf, dass wir wissen, dass Teutonia 05 sich ein ganzes Jahr mit diesem Thema beschäftigt hat, und so fair, dass wir da nicht im Wege stehen würden. Wir haben das ja selbst zwei Jahre erlebt und ich hoffe, dass sie das Abenteuer angehen – aber es muss ja auch abgewartet werden, wer am Ende die sportliche Ausgangsposition dazu inne hat. In der Summe aller Faktoren halte ich uns für die Nummer drei in der Stadt. Wir stehen gut da. Im Moment halten wir uns für noch nicht in der Lage, geordnet an den Start zu gehen. Aber es ist auch noch nicht der 31. März.

Muss die Regionalliga unabhängig von der Entscheidung in diesem Jahr für die Zukunft langfristig wieder das Ziel sein, um dem Ruf des Clubs gerecht zu werden?
Lotz:
Ja! Dafür arbeiten wir alle: Dass wir die höchsten Ansprüche erfüllen. Und das ist für uns die Regionalliga. Darüber hinaus würde es für die Dritte Liga nicht reichen. Wir arbeiten mit allen Mitteln und einem überschaubarem Risiko auf die Regionalliga hin. Wir müssen uns da hin entwicklen und können gut einschätzen, an welchen Schrauben wir noch drehen müssen.

Bleibt Richter SCV-Coach? „Für mich ist die Sache verlängert“

Lotz will, dass Jean-Pierre Richter (re.) dem Verein weiterhin erhalten bleibt. Foto: KBS-Picture.de

Wie beurteilst du die sportliche Entwicklung des Teams in dieser Saison?
Lotz:
 Diese Entwicklung ist großartig! Ich war lange Zeit ein Fan unserer Liga-Mannschaft. Aber es hat in der Vergangenheit eine Zeit gegeben, da war ich kein Fußball-Fan mehr. In dieser Saison schaue ich unsere Spiele wieder gerne, sehe Spaß und Leidenschaft und dass da etwas gewachsen ist. Das ist eine ganz tolle Entwicklung, die federführend mit den Namen Jean-Pierre Richter zusammenhängt – natürlich auch in Verbindung mit unserem Geschäftsführer Timm Kartheuser.

Apropos Jean-Pierre Richter: Sein Vertrag als Trainer ist noch nicht verlängert, wird er den SCV auch in der kommenden Saison coachen?
Lotz:
Für mich ist die Sache verlängert. Für mich ist es wichtig und ich gehe davon aus, dass Jonny hier auch nach dem 1. Juli an der Seitenlinie steht. Wir müssen sehen, in welcher Form wir ihn und seine Tätigkeiten im neuen Organigramm einbinden. Jonny und ich sind in Gesprächen, wie wir das professionell angehen.

Organigramm ist ein gutes Stichwort: Wie wird die Struktur künftig aussehen? Wird Richter weiterhin auch Manager sein? Wer übernimmt deine Aufgaben als Sportchef?
Lotz:
Ich will den Verhandlungen da nicht zu sehr vorgreifen, aber es gibt zwei Lösungen. Die eine ist: Ich mache das in Personalunion weiter, damit es wenig Fläche zwischen der Leitung der Fußballabteilung und Jonny gibt. Zwischen den Trainer und denjenigen, der diese Position ausfüllt, darf kein Blatt passen. Andererseits ist es für mich auch ganz klar eine Überlegung, dass Jonny die Aufgaben übernimmt. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass wir so gut aufgestellt sind, dass ich mich freue, auf so einer guten Basis verhandeln zu können.

Interview: Jan Knötzsch