Regionalliga Nord
Mittelmaß-Teutonen: Warum wird aus „fragil“ nicht stabil?
Bedröppelte Miene bei Teutonia-Coach David Bergner nach dem missglückten Saisonstart der "Kreuzkirchler". Foto: noveski.com
Überzeugen konnte der FC Teutonia 05 unter der Regie von David Bergner bis dato nur sehr selten. Foto: noveski.com
Zum Vergleich: Im ersten Viertliga-Jahr (2020/21) belegte der damalige „Novize“ unter der Regie von Achim Hollerieth zum Zeitpunkt des Corona-bedingten Saisonabbruchs nach zehn Partien in der Nord-Gruppe mit 16 Punkten den zweiten Platz. Trotz des großen Umbruchs nach dem Aufstieg gewannen die „Kreuzkirchler“ fünf der ersten sechs Saisonspiele und heimsten bei der U21 des HSV ein 2:2-Unentschieden ein.
In der vergangenen Spielzeit beendete Teutonia 05 die Nord-Gruppe als Tabellendritter und wurde am Ende Rang-Siebter. Nicht nur das. Dietmar Hirsch führte die Mannen aus Ottensen – erneut mit unzähligen Personalwechseln ausgestattet – zu einem regelrechten Startrekord. Die ersten zwölf Saisonspiele blieben die 05er ungeschlagen, feierten sechs Siege und knüpften nach der ersten Niederlage mit drei weiteren Triumphen an den erfolgreichen Aufgalopp an. In der Meisterrunde sorgten zwei unglückliche Auftritte zu Beginn jedoch dafür, dass man der Musik hinterherlief und Hirsch das gleiche Schicksal wie seinen Vorgänger ereilte. Ende April 2022 erfolgte die vorzeitige und einvernehmliche Trennung. Co-Trainer Jan-Philipp Rose übernahm das Ruder interimsmäßig und führte Teutonia zum LOTTO-Pokal-Sieg.
Mannschaft hinkt Ansprüchen und Erwartungen hinterher
Gestandene Spieler wie Linus Meyer finden sich bis dato oft auf der Bank der "Kreuzkirchler" wieder. Foto: noveski.com
Aller guten Dinge sind drei, heißt es ja bekanntlich. Mit David Bergner wurde ein neuer Chefcoach verpflichtet und für zwei Jahre an den Verein gebunden. Ein Zeichen des Clubs, das man aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und endlich mal auf ein wenig Konstanz setzen wollte. Bergners Assistent: Richard Krohn, der zuvor lange beim Eimsbütteler TV im überaus erfolgreichen Nachwuchs und zuletzt bei Viktoria Berlin als Co-Trainer tätig war. Der Kader wurde abermals runderneuert, sage und schreibe 18 Spieler verpflichtet. Akteure mit enormer Qualität, viel Potenzial und größtenteils eindrucksvoller Vita. Nicht umsonst wird der Marktwert des Aufgebots bei „Transfermarkt“ auf 1,76 Millionen Euro taxiert. Gemeinsam wollte man einen neuen Anlauf nehmen. Eine weitere Kraftanstrengung, die eher kurz- als mittelfristig im Drittliga-Aufstieg mündet.
„Das hatte kein Regionalliganiveau“
Es wirkt so, als hätte Chefcoach Bergner (re.) noch nicht den richtigen Zugang zur Mannschaft gefunden. Foto: noveski.com
Doch nach neun absolvierten Spielen scheint der Zug bereits abgefahren zu sein. Tabellenplatz 13 ist nicht ansatzweise das, was man sich erhofft und gewünscht hat – vor allem aber nicht ansatzweise das, was der Kader hergibt. Der Rückstand auf Primus VfB Lübeck beträgt bereits zehn Zähler.
Nach der „krachenden“ 2:4-Klatsche in Delmenhorst fand Chefcoach Bergner im „Abendblatt“ deutliche Worte: „Das hatte kein Regionalliganiveau. Zu viele Spieler haben die Liga bislang nicht angenommen. Mit zehn Punkten aus acht Spielen sind wir sehr unzufrieden. So können wir nicht bestehen.“ In der Woche darauf sprach der 48-Jährige, der auch schon bei RB Leipzig II, RW Erfurt, dem Chemnitzer FC und ZFC Meuselwitz als Cheftrainer sowie bei Dynamo Dresden und der litauischen Nationalmannschaft als „Co“ tätig war, nach dem 1:1 gegen Drochtersen von einer „deutlichen Steigerung“. Die ersten 45 Minuten gehörten jedoch den Gästen. Eine starke Viertelstunde nach Wiederbeginn und zwei dicke Konterchancen – das war’s.
Überraschende Einsatz-Entscheidungen, Systemwechsel, zu viele Gegentore
Der einstige bulgarische U21-Nationalspieler Emanuel Mirchev, der in der vergangenen Saison 13 Drittliga-Einsätze für den SC Verl bestritt, fehlte zuletzt sogar im Kader. Foto: noveski.com
Man habe „gesehen, wie fragil unser Gebilde ist. Wenn zwei, drei Situationen nicht klappen, gehen gleich die Köpfe runter.“ Aber ist es nicht die Aufgabe eines Trainers, aus einem fragilen ein stabiles Gebilde zu formen? Denn Fakt ist auch: Von der individuellen Qualität war der Kader der Teutonen in der Regionalliga noch nie so stark besetzt. Drittliga-erprobte Spieler wie Linus Meyer, Emanuel Mirchev, Fabian Graudenz oder auch Gazi Siala finden sich oft nur auf der Bank wieder – wenn überhaupt. Spieler wie Janik Jesgarzewski, Pascal Steinwender oder auch Fabian Istefo, im letzten Jahr noch einer der Topscorer, werden nicht auf ihren angestammten Positionen eingesetzt. Bereits 16 Gegentore haben die „Kreuzkirchler“ nach neun Begegnungen auf dem Konto – zu viele für die Ansprüche. Und mit lediglich 14 geschossenen Toren befindet man sich dort, wo man aktuell eben zurecht weilt: Im Mittelmaß.
Ein weiterer Aspekt: Taktisch fehlen die klare Handschrift, eine feste Idee und Spielphilosophie. Bezeichnend: In der gut sechswöchigen Vorbereitung wurde mit Viererkette gespielt. Nach dem verpatzten Start bei Hannover 96 II (0:2) plötzlich auf Dreierkette umgestellt und das einstudierte System über den Haufen geworfen. Das zeigt sich zum Teil auch auf dem Platz. Wirklich besser und stabiler wirkt es nach den folgenden acht Spielen auch nicht. Und obwohl man nach wie vor keine feste Heimat hat, trainiert man täglich – auch vormittags – auf der Anlage des HSV in Norderstedt unter professionellen Bedingungen.