Oberliga HH Abstiegsrunde
14. Spieltag


VfL Lohbrügge

2

:

4


FC Union Tornesch

Anpfiff

Sa - 07.05. 14:00 Uhr

Spielstätte

Binnenfeldredder

Zuschauer

20

Schiedsrichter

Murat Yilmaz (FC Türkiye)

Oberliga-Abstiegsrunde

Mit Präsenz, Körpersprache, großem Charakter und Dohrn: Tornesch macht aus einem 0:2 ein 4:2 – und hilft der Konkurrenz!

Hängende Köpfe in Dunkelblau - während Björn Dohrn (Mi.) die Faust ballt und mit seinem lupenreinen Hattrick zum Matchwinner avancierte. Foto: noveski.com

„Im Endeffekt haben wir uns gesagt, dass wir uns nichts vorwerfen lassen wollen“, verriet Tornesch-Trainer Thorben Reibe, welche Worte er in der Halbzeitpause verlor und an seine Mannschaft richtete. Denn mit einem Sieg gegen die bereits geretteten Unioner hätte der VfL Lohbrügge (alle Highlights im LIVE-Ticker) nicht nur den Klassenerhalt feiern, sondern zugleich für eine Entscheidung in der Abstiegsfrage sorgen können. Hätten die Mannen vom Binnenfeldredder die drei Punkte eingefahren, wären der Bramfelder SV, der HSV Barmbek-Uhlenhorst sowie der Hamm United FC definitiv abgestiegen und hätten dem Meiendorfer SV beim Gang in die Landesliga Gesellschaft geleistet. Und nach 45 Minuten sah auch alles danach aus, dass es genau so kommen würde…

Christian Degener (Mi.) bejubelt den Lohbrügger Führungstreffer nach feinem Spielzug. Foto: noveski.com

27 Minuten lang war es ein grausames und planloses Gebolze, ein von Unzulänglichkeiten am laufenden Band geprägtes und überaus fehlerbehaftetes Spiel. Doch dann sorgten Christian Degener und Pascal Bäker aus dem absoluten Nichts für ganz große Spielkultur. Erstgenannter leitete ein, bekam den Ball von Bäker per Hacke abgelegt, machte ein paar Schritte und schweißte aus 15 Metern trocken ins kurze Eck ein (28.)! Und der nach langer Leidenszeit in die Startelf zurückgekehrte Torjäger, der beim ersten Streich technisch fein assistierte, legte wenige Augenblicke später höchstselbst nach. Im rechten Halbfeld lauernd, nahm Bäker aus gut und gerne 25 Metern einfach mal Maß. Die Kugel titschte kurz vor Tornesch-Torsteher Norman Baese einmal ganz gefährlich auf und fand vom linken Innenpfosten den Weg ins Lohbrügger Glück (30.)!

"Ein Totentanz von beiden Mannschaften"

Nach dem 2:0 durch Pascal Bäker schreit auch Lohbrügge-Coach Elvis Nikolic seine Freude lautstark heraus. Foto: noveski.com

Tornesch-Trainer Reibe brachte es im Anschluss ziemlich treffend auf den Punkt: „Das war ja ein Totentanz von beiden Mannschaften! Die machen ein schönes Tor, aber das war ja die erste Situation. Nach dem zweiten Tor, als der Ball auf einmal aufspringt, hat man gemerkt, dass die Körperspannung bei uns plötzlich runtergegangen ist und bei denen ab dem Zeitpunkt da war. Und ich habe den Jungs gesagt, dass wir das Spiel nur über die Körpersprache gewinnen können und nichts holen werden, wenn wir uns weiter einlullen lassen. Wir müssen versuchen, anzugreifen und Präsenz zu haben.“

Die „Binner-Boys“ führten also trotz magerer Darbietung gegen einen komplett desolaten Gegner. Eine Vorstellung, die Reibe nicht auf sich sitzen lassen wollte. Mit Flemming Lüneburg, Maik Stahnke und Fabian Tiedemann brachte der Übungsleiter drei frische Stammkräfte. Und plötzlich agierte der Gast wie ausgewechselt, ein himmelweiter Unterschied zur ersten Halbzeit, ein Gegensatz wie Tag und Nacht. Lohbrügge sah keinen Stich mehr. Union drückte im Minutentakt, war gierig, willig und unglaublich präsent. Auch spielerisch lief es auf einmal beinahe wie am Schnürchen. Binnen 20 Zeigerumdrehungen hatten die Reibe-Rackerer, die ein Dauerfeuer auf den VfL ausübten, die Partie komplett auf den Kopf gestellt.

Dohrn-Party nach Wiederanpfiff: "Gehört sicher zu den Top-Stürmern in der Oberliga"

Der eingewechselte Youngster Riccardo Mahieldin hatte beim Stand von 2:3 das leere Tor vor sich, vergab in jener Situation aber jämmerlich. Foto: noveski.com

In eine wuchtige Hereingabe des nun starken Jan Eggers hielt Tim Moritz irgendein Körperteil rein – 1:2 (49.). Der Beginn der Aufholjagd! In der Folge war Goalgetter Björn Dohrn von den Hausherren überhaupt nicht mehr zu stoppen. Erst markierte der Stürmer nach feinem Solo mit einem platzierten 16-Meter-Geschoss den Ausgleich (52.), ehe er nach einem einfachen Fehler von Tim Santelmann eine Stafette über Eggers und Morris von Winckelmann in überragender Manier per Chip ins lange Eck abschloss (66.)! Doch damit nicht genug. Der VfL wirkte platt, entwickelte keinerlei Durchschlagskraft mehr – und bekam in der Nachspielzeit den endgültigen Knockout verpasst. Torschütze: Björn Dohrn, von Eggers in Aktion gebracht, nach sensationeller Einzelleistung (90. +2)! „Er gehört sicherlich zu den Top-Stürmern in der Oberliga! Und ich glaube auch, dass in dieser Saison ein bisschen mehr drin gewesen wäre, wenn uns Baese und Dohrn nicht so lange gefehlt hätten“, mutmaßte Reibe.

"Wir werden alles geben, um auch Hamm zu schlagen!"

In sensationeller Manier machte Björn Dohrn (re.) in der Nachspielzeit nach starkem Solo den Deckel drauf. 4:2 Tornesch! Foto: noveski.com

Sein Fazit: „Das war mit die beste Halbzeit, die wir gespielt haben. Nicht nur aufgrund der Tore, das war ja teilweise auch sehr guter Fußball, den die Jungs gespielt haben. Das sah richtig gut aus und hat mir gut gefallen. Respekt vor der Truppe, was sie da in der zweiten Halbzeit abgeliefert hat!“ Da kann man wirklich nur den Hut vor den Unionern ziehen, in der Art und Weise zurückzuschlagen! „Natürlich ist es so, dass dieser ganz große ‚Druck‘ abgefallen ist. Da ist es schon schwierig, diese Motivation noch reinzubekommen – vor allem nach einem 0:2 zur Halbzeit. Es tut mir natürlich ein bisschen leid für Lohbrügge. Aber im Endeffekt guckt jeder auf sich selbst. Und wir wollen natürlich jedes Spiel gewinnen“, so Reibe, der aber versprach: „Jetzt wollen wir nächste Woche natürlich nachlegen und versuchen, Lohbrügge dann zu unterstützen. Wir werden alles geben, um auch Hamm zu schlagen!“

"Jeder hatte uns abgeschrieben - aber wir haben es weiter in der eigenen Hand!"

Nach dem Schlusspfiff baute Elvis Nikolic seine Mannschaft im Teamkreis direkt wieder auf und richtete den Blick auf das abschließende Spiel in Rugenbergen. Foto: noveski.com

Und wie nahm Elvis Nikolic die Niederlage zur Kenntnis? Der Lohbrügge-Coach baute seine Schützlinge unmittelbar nach dem Spiel auf – und erklärte hinterher: „Wir waren vom Kader zu dünn besetzt und es war das vierte Spiel in elf Tagen – das hat man gemerkt. Bei vielen Jungs fehlte der Saft. Hinzu kommt, dass ein, zwei Spieler angeschlagen waren, aber spielen mussten. Von daher konnten wir das 2:0 leider nicht halten“, musste der VfL unter anderem auf Kapitän Anto Zivkovic und Mittelfeld-Leader Marvin Karow verzichten. 


„Man hat gesehen, dass Tornesch sehr willig war, mit Druck und Power aus der Pause gekommen ist. Sie gewinnen das am Ende auch verdient und haben einfach einen überragenden Dohrn da vorne drin.“ Aber: „Vor zwei Wochen waren wir Vorletzter. Da hatte uns jeder abgeschrieben. Jetzt sind wir Sechster und haben es weiter in der eigenen Hand!“ In Rugenbergen warte zwar „ein schwieriges Auswärtsspiel auf seine Elf, „aber ich denke, unsere Chancen sind größer, als die von Hamm.“