Landesliga 03

Mit „Ausdauer“ zurück zum alten Gen: Condor will wieder „Raubvögel“-DNA versprühen

André Kruse möchte das typische Condor-Gen an den Berner Heerweg zurückbringen. Foto: noveski.com

„Ich weiß, wie das funktioniert, wie man aufsteigt – aber auch, wie man mal schwierige Phasen übersteht“, spricht André Kruse aus Erfahrung. Der neue Cheftrainer des SC Condor war einst selbst neun Jahre lang beim HSV Barmbek-Uhlenhorst aktiv. „Ich habe dort eine geile Zeit erlebt“, sagt Kruse rückblickend. Schon damals sei der SCC „immer der Angstgegner gewesen“, verrät er mit einem Schmunzeln. So lange, wie er einst selbst für BU die „Buffer“ schnürte, ist er nun auch schon am Berner Heerweg als Trainer tätig.

Jefferson Nosa (vo.) kam im Winter zum SC Condor. Vor seiner Fußballpause war er unter anderem beim FC Teutonia 05 und HEBC aktiv. Foto: noveski.com

Als sein Sohn alt genug war und mit dem Fußballspielen im Verein anfangen wollte, brachte Kruse seinen Sprössling bei den „Raubvögeln“ unter. Und wie es der Zufall so wollte, hatte auch Kruse selbst wieder schnell Blut geleckt. „Ich hatte mit dem Fußball gar nichts mehr zu tun, sondern mich auf Triathlon spezialisiert und da verwirklicht“, erzählt er uns. Doch als ein Trainer gesucht wurde, sprang Kruse kurzerhand ein – damals in der E-Jugend. „Es hat mich schnell wieder gepackt, den Platz und die Kabinenluft zu schnuppern.“ Stück für Stück ging der Weg nach oben. Zuletzt coachte Kruse vier Jahre lang die A-Jugend der Farmsener. Dann komplettierte er „als dritter Mann“ das Trainerteam der Liga-Mannschaft um Ralph Kainzberger und Bernhard Schwarz.

"Haben einige Baustellen, sind aber auf einem guten Weg"

Als sich der Verein im Dezember 2021 von dem Duo trennte, übernahm Kruse das Ruder beim abgestürzten Traditionsverein. „Ich habe nie und zu keinem Zeitpunkt irgendwas geschürt oder forciert. Ganz im Gegenteil. Ich stand voll hinter Ralph und ‚Bernie‘ und schätze sie sehr. Die Loyalität ist mir ganz wichtig“, entgegnet der B-Lizenz-Inhaber auf Nachfrage. Gleichwohl war er bereit, den neuen Weg mitzugehen. „Wir haben einige Baustellen“, weiß Kruse um die Schwere der Aufgabe, „sind aber auf einem guten Weg, diese Dis-Balance zu füllen und ein bisschen mehr Struktur reinzukriegen – auch schon mit Blick auf die neue Saison“, spricht er auf das neue Team ums Team an.

"Die Leute, die Eintritt zahlen, sollen ein Team sehen, das will"

Keeper Yannik Jonas (re.) herzt Lui Kirsch, der aus der A-Jugend der "Raubvögel" den Sprung in die Liga-Mannschaft geschafft hat. Foto: noveski.com

Mit Söhren Grudzinski und Heiko Berndt sind nun auch zwei Ur-Condoraner im Liga-Management des SCC tätig. Der freie Fall, um es etwas überspitzt zu formulieren, soll gestoppt werden. Und vor allem: Der SC Condor soll wieder der SC Condor werden. „Mir ist wichtig, dass eine Mannschaft auf dem Platz steht, die füreinander einsteht. Die Leute, die herkommen und Eintritt zahlen, sollen sehen, dass da ein Team ist, das will. Und in der fünfwöchigen Vorbereitung war die Leidenschaft – sowohl in den Spielen als auch im Training – schon zu spüren.“

Stück für Stück soll die Weiterentwicklung vorangetrieben werden. „Wenn man mit Leidenschaft auf dem Platz steht, jeder für jeden einsteht und die Extra-Meter läuft, dann kommen die individuellen Qualitäten automatisch zum Tragen. Aber nur, wenn die Basics stimmen.“ Frei nach dem Motto: „Back tot he roots“. Am Berner Heerweg soll endlich wieder das Condor-Gen versprüht werden. „Definitiv. Das ist uns ganz wichtig. Es bringt einem nichts, zehn vermeintlich geile Spieler zu holen – und dann mit aller Macht aufsteigen zu wollen. So einfach ist Fußball nicht. Und so funktioniert das auch nicht. Es muss alles stimmen, um oben mitzuspielen. Und wenn man aufsteigen will, gehört noch ein bisschen mehr dazu.“

Condor will wieder "Spieler, die Bock auf den SC Condor und das Drumherum haben"

Bei der erfolgreichen Alten Herren ist er bereits seit Jahren aktiv, nun verstärkt Söhren Grudzinski (Mi.) auch die Liga-Mannschaft im Management. Foto: noveski.com

Kurz- und mittelfristig wolle man „wieder die Condor-DNA“ pflegen, wie Kruse meint. Genauer gesagt: „Spieler, die herkommen und Bock auf den SC Condor, auf diesen Verein und das Drumherum haben. Da wollen wir wieder hinkommen. Und wir sind da auf einem guten Weg“, ist er überzeugt davon. Aus dem „guten 2002er-Jahrgang“ habe man bereits sieben Spieler an den Club gebunden und integriert. „Das ist auch unser Ziel, Spielern aus der Jugend den Sprung zu ermöglichen. Man sagt das immer so einfach, aber da gehört eine Menge Arbeit dazu“, weiß Kruse genau, wovon er spricht.

"Wenn man ein bisschen realistisch ist, muss man sagen, dass es nicht so einfach ist"

Eine Menge Arbeit steht ihm in jedem Fall bevor, um den Traditionsverein, der jahrelanges Aushängeschild in der Hamburger Fußball-Beletage war, wieder dorthin zu führen, wo er einst für Furore sorgte. „Wenn man mal einen Lauf erwischt, ist viel möglich. Aber wenn man mal ein bisschen realistisch ist, dann muss man einfach sagen, dass es nicht so einfach ist“, ist erst ein Anfang gemacht. „Wir müssen mittelfristig daran schrauben und auch die Typen, die diese DNA verkörpern, den Weg mitgehen wollen und es auch auf dem Platz leben, rankriegen. Das braucht ein bisschen Zeit.“ Im Simmer werde es „keinen Umbruch à la zehn Neue und zehn Abgänge geben. Aber wir wollen schon neue Spieler holen, die vom Typ her voll zu uns passen.“

"Habe große Lust und bin bereit"

André Kruse gibt auch in der kommenden Saison die Richtung beim SCC vor. Foto: noveski.com

Denn Fakt ist: Kruse wird auch in der kommenden Saison das Ruder bei den „Raubvögeln“ innehaben, wie Grudzinski am Rande des Liga-Spiels gegen den Rahlstedter SC (0:0) bestätigte. „Ich habe große Lust und bin bereit! Aber da gehört ein ganzes Team dazu. Und das ist nicht immer alles selbstverständlich, sondern muss auch wertgeschätzt werden“, nimmt Kruse den kompletten Stab mit ins Boot, um dem SC Condor möglichst zeitnah wieder gold-schwarzen Glanz zu verleihen.