Frank Pieper-von Valtier

„Mein Lied ist jetzt zu Ende – und ich habe an dieser Stelle entschieden, die Party zu verlassen!“

Mit uns hat Frank Pieper-von Valtier erstmals nach seinem feststehenden Rücktritt bei Concordia Hamburg gesprochen. Foto: KBS-Picture.de

Vor vier Jahren heuerte Frank Pieper-von Valtier bei Concordia Hamburg an. Keine Woche ist es her, da sollte es zur vorläufigen Krönung kommen. Stattdessen waren Ernüchterung und Enttäuschung riesengroß. Die 1:3-Niederlage am vergangenen Sonntag beim Bremer SV besiegelte das Scheitern von Cordi in der Regionalliga-Aufstiegsrunde. Schon die reguläre Oberliga-Saison lief als Tabellenfünfter alles andere als nach Wunsch. Groß war die Euphorie zu Beginn der Spielzeit – doch die ersten Dämpfer folgten schnell. Bereits am späten Mittwochabend, wenige Tage nach dem Regionalliga-Knockout, folgte die Aufarbeitung mit der Bekanntgabe des Vereins: „Cheftrainer Frank Pieper-von Valtier tritt von seinem Amt zurück!“

"Die Entscheidung, die ich getroffen habe, habe ich für mich getroffen. Und diese möchte ich nicht öffentlich begründen", so Pieper-von Valtier. Foto: KBS-Picture.de

Cordi-Präsident Matthias Seidel äußerte sich in der Club-Mitteilung wie folgt: „Wir bedauern die Entscheidung von Frank sehr. Concordia ist bekannt als ein Verein, der sich stets sehr loyal gegenüber seinen Trainern verhält und zu Recht war Pieper der dienstälteste Trainer in der Oberliga. Zudem verbindet uns nach den vielen Jahren eine Freundschaft. Wir möchten uns in aller Form für die gute Zusammenarbeit bedanken und wünschen Frank alles Gute.“ Und weiter: „Obwohl uns ein größerer Umbruch bevorsteht, bleiben wir ambitioniert und weichen von unseren bekannten Zielen nicht ab.“

Der zurückgetretene Übungsleiter gab sich seit seinem offiziell verkündeten Abschied wortkarg. Bis jetzt. Allerdings betont Pieper-von Valtier gleich zu Beginn des Gesprächs mit uns: „Es gibt gar nicht so viel zu erzählen…“ Der mit elf Jahren am Stück tätige und damit dienstälteste Trainer der Oberliga will sich kurz fassen, nicht ins Detail gehen, sich nicht in die Karten blicken lassen, sondern spricht stattdessen im übertragenen Sinne: „Man geht mit seinen ‚AirPods‘ oder Kopfhörern durch den Straßenverkehr, möchte über die Straße gehen und ist nicht ganz so aufmerksam, weil man Musik hört, und auf einmal fast von einem Bus überfahren wird“, überbrachte er die Nachricht von seinem Aus auch seinen Co-Trainern erst unmittelbar vor der Bekanntgabe der Mannschaft gegenüber mit einer bildlichen Darstellung.

"Die Entscheidung, die ich getroffen habe, habe ich für mich getroffen"

Seine Co-Trainer habe er erst unmittelbar bevor es auch die Mannschaft erfahren hat, über seine Entscheidung in Kenntnis gesetzt, berichtet Pieper-von Valtier. Foto: KBS-Picture.de

Er habe für sich selbst beschlossen, „es ganz kurz zu halten“, betont der 49-Jährige – und fügt an: „Das ‚Wieso, weshalb und warum‘ ist ganz allein meine Sache und deswegen kommuniziere ich auch gar nichts dazu und darüber.“ Stattdessen sei das Bild dazu folgendes: „Du bist auf einer Party – und wie im Laufe einer Saison, hört man auch auf einer Party den Abend über die unterschiedlichsten Lieder. Jetzt ist ein Lied zu Ende und ich sage meinen Co-Trainern und Spielern, mit denen ich zusammen auf die Party gegangen bin, dass mein Lied zu Ende ist und ich nun nach Hause gehe.“ Auch auf einer Party sei es nicht so, „dass man allen anwesenden Leuten sagt, warum man jetzt nach Hause geht. So handhabe ich das auch in diesem Fall. Die Entscheidung, die ich getroffen habe, habe ich für mich getroffen. Und diese möchte ich nicht öffentlich begründen.“ 


Er könne es „total verstehen“, so Pieper-von Valtier, dass Nachfragen kommen „und viele Menschen vielleicht gerne wissen möchten“, was die Gründe für seinen Entschluss sind. „Aber es ist meine Entscheidung. Mein Lied ist jetzt zu Ende – und ich habe mich an dieser Stelle entschieden, die Party zu verlassen. Ganz offen und gerade durch die Vordertür.“

Pieper-von Valtier will Abstand gewinnen

Die kommenden Wochen und Monate will Frank Pieper-von Valtier nutzen, "um zu sehen, was das mit mir macht". Foto: KBS-Picture.de

Die kommenden Tage und Wochen werde er für sich nutzen, um ein wenig Abstand zu gewinnen, erklärt Pieper-von Valtier, der noch drei Wochen in der Hansestadt weilt – und dann erstmal „Adieu“ sagt. „Ich bin eine Woche in Spanien. Dann in Schweden. Und nach meiner Geburts-Heimat Meldorf und meiner Wahlheimat Hamburg werde ich in meine drittliebste Region, wo ich im Studium viel war, nämlich nach Lillehammer, zurückkehren. Darauf freue ich mich total!“ In dieser Zeit will er auch für sich die Erkenntnis reifen lassen und sehen, „was das mit mir macht. Zu wissen, wie fühlt es sich an und wie geht es mir damit. Ich lasse es auf mich zukommen und bin gespannt.“

"Ich bleibe auch weiterhin ein Concorde"

Zu Präsident Matthias Seidel (Mi.) hatte Frank Pieper-von Valtier ein ganz besonders vertrauensvolles Verhältnis. Foto: noveski.com

Schließlich sei er seit seiner Ankunft in Hamburg im Jahr 1998 fast durchgängig als Trainer tätig gewesen. „Erst bei Altona, dann fast sieben Jahre lang beim HSV. Bei BU wollte ich eigentlich nur kurz auszuhelfen und einem Freund einen Gefallen tun, weil der Verein abgestiegen war. Letztendlich sind aus einem Jahr sieben Jahre geworden. Das war so nicht geplant. Und dann kam Matthias Seidel zu einem Zeitpunkt, wo ich vielleicht nicht unbedingt weitergemacht hätte.“ 


Apropos Matthias Seidel: „Mit ihm habe ich eine Person kennengelernt, die ich nicht nur als Vereins-Vorsitzenden oder Präsidenten, sondern als Mensch sehr schätze. Wir haben ein extrem vertrauensvolles Verhältnis zueinander. Generell bin ich bei Concordia wahnsinnig vielen tollen Leuten begegnet. Ich gehe erhobenen Hauptes und durch die Vordertür raus – und bleibe auch weiterhin ein Concorde“, lauten die abschließenden Worte von Frank Pieper-von Valtier.

Und der Chefcoach wird unseren Informationen zu Folge nicht der einzige Funktionär sein, der nach dem verpassten Aufstieg seinen Hut genommen hat. Auch Sportchef Mato Mitrovic soll sich bereits verabschiedet haben. Es bleibt also spannend, wie es beim gescheiterten Regionalliga-Anwärter weitergeht...