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Oberliga

Lenz hört auf: „Ich habe einfach gemerkt, dass es so nicht funktioniert in der Zukunft“

Insgesamt sieben Jahre lang war Marcel Lenz bei der TuS Dassendorf aktiv und heimste mit den "Wendelweglern" etliche Titel ein. Foto: Bode

Am 7. März 2012 schrieb die „Frankfurter Rundschau“ über ihn: „Er verteidigt anders, er pflegt einen feineren Stil, eher das Florett statt des Säbels.“ Zu jener Zeit war Marcel Lenz – damals noch Marcel Stadel – bei den Kickers Offenbach aktiv und dort eine feste Größe. Nachdem der Innenverteidiger in der Jugend von Arminia Bielefeld ausgebildet wurde und über Hessen Kassel sowie Offenbach zum VfL Osnabrück wechselte, zog es den „Mann mit der feinen Klinge“ im Sommer 2014 in die Hansestadt. Lenz schloss sich der TuS Dassendorf an und blieb dem Hamburger Serienmeister – mit Ausnahme eines einjährigen Gastspiels beim ambitionierten SC Poppenbüttel – bis zum heutigen Tag treu. Mit Dassendorf heimste Lenz Titel um Titel ein – doch nun ist Schluss. Der 35-Jährige, noch immer absoluter Leistungsträger, hat seine aktive Laufbahn beendet! Wir haben mit ihm über die Gründe gesprochen…

FussiFreunde: Was hat bei dir letztendlich zur Entscheidung geführt, die Stiefel an den Nagel zu hängen?

Nicht nur in der Luft eine Wucht: Mit 35 Jahren war Marcel Lenz (li.) immer noch topfit und absoluter Leistungsträger bei der TuS. Foto: Bode

Marcel Lenz: „Im Endeffekt hat das keine sportlichen Gründe und liegt auch nicht darin begründet, dass der Körper nicht mehr mitmacht. Bei mir hat sich einfach beruflich und privat viel verändert, so dass es für mich einfach nicht mehr möglich ist, ab der nächsten Saison immer beim Training anwesend zu sein. Ich habe mich jetzt selbstständig gemacht, meine Frau und ich haben im Dezember Nachwuchs bekommen – und deshalb musste ich zuletzt schon immer gucken, wie ich es zeitlich geregelt bekomme, drei- oder viermal die Woche herzufahren. Da haben sich für mich einfach die Prioritäten ein bisschen verändert, so dass ich mit meiner Frau zusammen diese Entscheidung getroffen habe. Ich hatte ja noch einen Vertrag. Den haben wir aufgelöst. Die Verantwortlichen haben das voll und ganz verstanden.“

Man kann sich aber schon vorstellen, dass da auch ein bisschen Wehmut mitschwingt und dir die Entscheidung sicher nicht leichtgefallen ist – aber am Ende war der Entschluss alternativlos?

Lenz: „Genau. Ich wollte die Monate über erstmal gucken, wie es läuft. Aber ich habe einfach gemerkt, dass es so nicht funktioniert in der Zukunft. Ich hätte natürlich gerne weitergespielt, aber unter den Voraussetzungen ist es einfach nicht möglich. Von daher gehe ich mit einem weinenden, aber auch mit einem lachenden Auge.“

Du hast ja einige Erfolge mit dem Verein gefeiert. Wenn du die Zeit mal ein bisschen Revue passieren lässt, welche Titel sind dir da besonders in Erinnerung geblieben?

Allein zweimal gewann Lenz (Mi.) mit der TuS Dassendorf den Hamburger Pokal. Foto: Bode

Lenz: „Besonders waren natürlich die Saisons, in denen wir den Pokal gewonnen haben – und das dann in Verbindung mit den DFB-Pokal-Spielen. Das waren immer ganz besondere Highlights. Ich kannte es ja schon aus der Vergangenheit und wusste daher, was für eine einzigartige Atmosphäre das sein wird. Für die Jungs, die das noch nicht so oft mitgemacht haben, ist das einfach ein großes Erlebnis. Aber natürlich auch die Meisterschaften. Die eine Saison unter Peter (Martens, Anm. d. Red.) und ‚Hoffi‘ (Thomas Hoffmann) war nochmal besonders, als wir nur zwei Spiele verloren haben. Aber natürlich ist es immer außergewöhnlich, wenn man mit dem letzten Spiel einer Saison einen Pokal holt und dann feiern kann. Vor allem in dem Finale gegen Norderstedt, wo wir zurückgelegen haben, wiedergekommen sind und in der letzten Minute als Sieger vom Platz gegangen sind. Was da abging, das war wirklich phänomenal!“

Du hast in jungen Jahren ja schon mal an deutlich höheren Türen angeklopft. In Dassendorf gibt’s von vielen Außenstehenden immer diverse Vorurteile – unter anderem ist da auch ab und an von einer „Söldnertruppe“ die Rede. Wie stehst du dazu? Oder anders gefragt: Was macht Dassendorf für dich aus?

In Zweikämpfen immer fair - und fast stets obenauf: Marcel Lenz (re.). Foto: Bode

Lenz: „Es hat hier einfach alles sehr viel Charme. Man kommt auf eine wunderschöne Anlage mit Laufbahn und hat hier einige Anhänger, die schon über viele Jahrzehnte dabei sind. Das hat alles so ein bisschen Dorf-Charakter. Das macht diesen Verein so besonders. Auch wenn man relativ oft diesen Begriff von der ‚Söldnertruppe‘ hört, kann ich dazu ganz einfach sagen: Wir sind eine super Mannschaft – nicht nur in der Kabine! Wir halten zusammen, auch in schwierigen Phasen. Das beste Beispiel ist das Pokalspiel gegen Altona, als wir äußerst unglücklich nach Elfmeterschießen ausgeschieden sind, aber die Köpfe wieder hochgenommen und drei Tage später – trotz der mentalen Belastung und der schweren Beine – in einem wichtigen Spiel gepunktet haben. Das zeichnet uns aus. Es wird nicht immer gesehen, wie gut die Stimmung bei uns im Verein ist.“

Trotz deines Abschieds: Man kann aber schon davon ausgehen, dass du dir noch das eine oder andere Spiel der TuS anschauen wirst…

Lenz: „Definitiv! Wenn nicht hier, dann auf jeden Fall bei dem einen oder anderen Auswärtsspiel. Denn das ist dann auch für mich etwas einfacher zu erreichen (lacht). Aber auf jeden Fall werde ich mal dabei sein und mir meine Ex-Teamkollegen zu Gemüte führen.“