Oberliga Hamburg
9. Spieltag


TuS Dassendorf

2

:

1


FC Teutonia 05

Anpfiff

Fr - 22.09. 19:00 Uhr

Spielstätte

Wendelweg/Trainingsplatz

Zuschauer

358

Schiedsrichter

Florian Cacalowski

Leidenschaftlicher Leckerbissen: Dassendorf lässt nichts vermissen!

Lennart Müller richtete im Siegerkreis nach dem Spiel noch einige Worte an seine Jungs: "Wie wir dieses Spiel gewonnen haben, da denke ich noch am Ende der Saison dran - und bin stolz auf uns!"

„Es sind drei Spieler involviert, auf die wir nicht verzichten wollen und können“, erklärte uns Bert Ehm vor wenigen Tagen den Grund für die futsalbedingten Spielverlegungen des FC Teutonia 05. Das Thema „Futsal“ ist zurzeit ohnehin allgegenwärtig – und bestimmte auch im Vorfeld des Gigantenduells beim verlustpunktfreien „Dauer-Meister“ aus Dassendorf die Gazetten. Umso überraschender, dass die so unverzichtbaren „Futsal-Cracks“ in Reihen der 05er offenbar doch nicht ganz so unverzichtbar sind. Zumindest dürfte der eine oder andere Beobachter unter den 358 Zuschauern auf dem – in einem überraschend sehr guten Zustand befindlichen – Trainingsplatz der TuS beim Blick auf die Aufstellung der Teutonen durchaus verwundert drein geblickt haben…

Nach dem Foul von Nägele vor der Teutonen-Bank gab es nicht nur glatt Rot, sondern auch ein kleines Tumult.

Verletzt war er nicht. Und auf dem Spielberichtsbogen tauchte sein Name auch unter den gelisteten Auswechselspielern auf – aber offiziell im Kader stand Michael Meyer nicht. Der Mittelfeldakteur des FC Teutonia 05 weilte stattdessen, in Trainingsklamotten gekleidet, am Rande des Spielfeldes – offenbar kurz vor Beginn aus dem Kader gestrichen. Dabei hatte der ambitionierte Aufsteiger noch einen Platz, eben den von Meyer, auf der Bank frei. Auf jener Bank hockte überraschend auch Stefan Winkel. Ebenso wie Meyer deutscher Futsal-Nationalspieler. „Ihr könnt mich alles zum Spiel fragen. Was wir unter der Woche machen, bleibt wie immer intern“, wollte Trainer Sören Titze nicht ins Detail gehen – und legte nach: „Ich habe noch nie vor der Presse begründet, wer und wieso von Anfang an spielt. Das werde ich auch in Zukunft nicht machen.“ Der einzige Akteur des Futsal-Trios, der sich also in der Startelf wiederfand, war: Danijel Suntic. Jener Suntic, der in diesem Spitzenspiel, das seinem Ruf alle Ehre machte, die ganz große Chance hatte, seine 05er mit etwas Zählbarem im Gepäck den Mannschaftsabend begießen zu lassen. In der 71. Spielminute kam Suntic nach einem Boock-Eckball, den Erman am zweiten Pfosten per Kopf quer legte, völlig frei zum „Header“ – allerdings segelte der Ball aus wenigen Metern über die Latte. „Das war schon nicht so einfach, den aus 0,2 Metern nicht zu machen“, konnte Dasse-Coach Thomas Hoffmann in dieser Situation einmal durchpusten.

"Wieder zwei Standard-Gegentore: Das ärgert mich maßlos!"

Der Ex-Dassendorfer Beytullah Atug beruhigte seinen ehemaligen Mitspieler.

Zu jenem Zeitpunkt verteidigte die bis dato noch ohne jeden Verlustpunkt an der Spitze thronende TuS Dassendorf eine 2:1-Führung mit unheimlich viel Leidenschaft. Verteidigen deshalb, weil die „Wendelwegler“ nur noch zu zehnt auf dem Platz standen. Doch der Reihe nach: Das Topspiel hätte nämlich kaum furioser in die Vollen starten können. 14 Zeigerumdrehungen waren vorüber, als Joe Warmbier mit seinem Kopfball ins kurze Eck – nach einem Möller-Freistoß, den Marcel von Walsleben-Schied verlängerte – FCT-Keper Mirko Oest ganz schlecht aussehen ließ. 1:0 „Dasse“! Aber die Gäste schlugen umgehend zurück: Suntic wurde gelegt, der unheimlich starke Veli Sulejmani brachte den folgenden Standard aus 23 Metern halblinker Position in Richtung Tor – und hatte Glück, dass Finn-Lasse Thomas die Kugel mit seinem langen Bein direkt vor die Füße von Hannes Niemeyer „klärte“, der ins leere Tor einschob (19.)! Das sollte es in einer turbulenten Anfangsphase aber immer noch nicht gewesen sein. Denn wiederum nur 180 Sekunden darauf machten es die Dassendorfer nach ähnlichen Prinzip wie beim 1:0: Nur diesmal war es kein Freistoß, sondern ein Eckball von Sven Möller, der den Kopf von Warmbier und dann am zweiten Pfosten den Fuß von Marcel von Walsleben-Schied fand. Dieser drosch die Pille wichtig unter die Latte (22.)! „Wieder zwei Standard-Gegentore: Das ärgert mich maßlos und tut uns auch richtig weh“, ärgerte sich Titze.

"Die Rote Karte war der Hammer - eine unfassbare Entscheidung"

Die Martens/Hoffmann-Schützlinge schlugen ein unglaubliches Tempo an und hätten die Führung weiter ausbauen können. Dem vermeintlichen 3:1 von Torjäger von Walsleben-Schied ging eine angebliche Abseitsposition voraus. Wenig später beförderte Thomas eine Hereingabe von Maximilian Dittrich aus sieben Metern über die Latte (33.). Die Hausherren waren nicht nur vom Ergebnis her obenauf, wenngleich Teutonia immer gefährlich blieb und zu einem insgesamt sehr hochklassigen Spiel seinen Beitrag leistete. Weniger hochklassig war das Schiedsrichter-Gespann aus Braunschweig. Referee Florian Cacalowski und seine Assistenten trafen einige abenteuerliche Entscheidungen. So auch in Minute 44, als der Unparteiische plötzlich in seine Gesäßtasche griff und den roten Karton zückte! Aber warum? Pascal Nägele unterbrach einen Gegenangriff, indem er den rechts durchstartenden Sulejmani direkt vor der 05-Bank von den Beinen holte. Rustikal ja, aber niemals Rot! Vielleicht eine Art Konzessionsentscheidung, da Dittrich nur einige Augenblicke zuvor mit vollem Risiko in Suntic hineinrauschte und mit einer Gelben Karte gut bedient war (42.). „Die Rote Karte war der Hammer, eine unfassbare Entscheidung“, echauffierte sich Hoffmann. „Es gab in diesem Spiel bestimmt zehn Fouls, die schlimmer waren!“ Während Titze hinterher meinte: „Hätte man einen Schiedsrichter aus Hamburg angesetzt, wäre das am Ende mit den Karten vielleicht nicht so ausgeartet. Das war viel zu übertrieben für dieses Spiel.“ In Überzahl wäre den Gästen mit dem Pausenpfiff beinahe noch der Ausgleich gelungen, als abermals Sulejmani kaum zu bremsen war – der Ex-Dassendorfer Onur Saglam zunächst am linken Pfosten und Sulejmani dann im Nachsetzen an Gruhne scheiterte.

"Erste Halbzeit war Granate, zweite Halbzeit eine Abwehrschlacht"

Dassendorfer Jubel über den Sieg im Gigantentreffen.

„Die erste Halbzeit war von beiden Seiten richtig gut“, befand Titze und fügte an: „Da war alles dabei, es ging rauf und runter und keiner hat sich versteckt. Durch die Rote Karte ist das Spiel ein anderes gewesen.“ Nach dem Platzverweis stellte der „Champion“ hinten auf eine Viererkette um, hätte beinahe nach Wiederanpfiff aber vorne für das nächste Highlight gesorgt, wenn Möllers 16-Meter-Schuss nicht um Haaresbreite das Ziel verfehlt hätte (51.). Und so nahm die Hektik mehr und mehr zu – genauso wie der Druck der Titze-Eleven. Gruhne musste nach Eckbällen von Gerrit Pressel und nach dessen Sololauf (69.) stets auf der Hut sein. Ebenso nach einem ruhenden Ball von Saglam (67.). Bei Suntic‘ Kopfball wäre er zwar geschlagen gewesen, aber die Kugel verfehlte das Eckige. Auf der anderen Seite hätte Warmbier nach einem Vollspann-Freistoß von Möller das vorentscheidende 3:1 erzielen können, vergab aber gegen Oest (77.). Und so lief den Ottensenern die Zeit davon. Bereits in der Nachspielzeit flog dann auch Hannes Niemeyer nach einem völlig unnötigen Schubser gegen Gruhne mit der Ampelkarte vorzeitig vom Platz, ehe Sulejmani die letzte Chance auf etwas Zählbares verpasste (90. +3). Trotz langer numerischer Unterzahl schaukelte der „Abonnement-Meister“ den neunten Sieg im neunten Spiel über die Zeit und feierte diesen Triumph ausgelassen. „Das ist Männer- und kein Hallen-Fußball“, war dem Dassendorfer Siegerkreis nach Schlusspfiff – in Anlehnung an das große Getöse im Vorfeld – lautstark zu entnehmen.

„Ich habe mich die ganze Woche schon auf dieses Spiel gefreut und es hatte alles zu bieten: Leidenschaft, Zweikämpfe und Torchancen“, bilanzierte Titze – und befand: „Ich denke, ein 2:2 wäre gerecht gewesen.“ Dem pflichtete Hoffmann weitestgehend bei: „Die erste Halbzeit war von uns Granate, die zweite Halbzeit eine Abwehrschlacht. Da haben wir relativ wenig für Entlastung gesorgt, sodass es am Ende ein recht glücklicher Sieg ist.“ Aber auch der bringt drei Punkte – und stellt einem umso mehr die Frage: Wer soll diese TuS Dassendorf eigentlich stoppen?