Landesliga 02

Kein Dersim-Coach mehr: Für Berwecke ist nach drei Monaten Schluss!

David Berwecke ist kein Cheftrainer mehr bei Dersimspor Hamburg. Foto: Olaf Both

Es ist gerade einmal drei Monate her, als das Trainer-Karussell im Süden Hamburgs noch einmal ins Rollen kam. „Jede Erfolgsgeschichte hat ein Ende“, teilte uns Deniz Yalcin, seines Zeichens Geschäftsführer von RW Wilhelmsburg, mit, dass „unser Messi nicht mehr da ist“. Genauer gesagt: Nach „fünf erfolgreichen Jahren, zwei gemeinsamen Aufstiegen, den Siegen im Holsten- und Harburg-Pokal und dem Fast-Aufstieg in die Landesliga, den Corona leider verhindert hat“, haben Verein und Trainer David Berwecke beschlossen, die überaus erfolgreiche gemeinsame Zusammenarbeit zu beenden.

Unmittelbar darauf gab Landesligist Dersimspor Hamburg bekannt, dass Chefcoach Theodore Fici sein Traineramt – trotz Zusage – aus „persönlichen Gründen“ niedergelegt hat und Berwecke die Nachfolge übernehmen wird. „Die haben einen Trainer gesucht, mich angerufen und ich kenne ja ein paar Leute aus dem Vorstand. Eigentlich wollte ich nach meiner Rot-Weiß-Zeit erstmal gar nichts machen, aber dann kam die Anfrage – und ich wollte mir die Chance, Landesliga zu trainieren, nicht nehmen lassen. Es ist eine Erfahrung für mich. Und Erfahrungen sind wichtig“, verrät uns Berwecke nun. „In den gemeinsamen Gesprächen wurde auch gesagt, dass man sich in einem Umbruch befindet“, wussten auch die Verantwortlichen, dass Dersim „ein schwieriges Jahr“ bevorstehen könnte und der Kampf um den Klassenerhalt im Fokus stehen muss.

"So etwas braucht Zeit"

Die Zeiten, in denen Lamin Jawla, Ulas Dogan, Chris Mahrt, Edison Sa Borges Dju, Atef Zakerwal und Co ihr Unwesen an der Baererstraße trieben, gehören längst der Vergangenheit an. Auch Berwecke habe „schnell gemerkt, dass es nicht so einfach werden wird. Die Mannschaft war neu zusammengewürfelt, musste sich erst kennenlernen und zueinander finden. So etwas braucht Zeit“, war Berwecke klar, dass ihm eine kleine Herkulesaufgabe ins Haus stehen wird. Dementsprechend holte man aus den ersten fünf Saisonspielen nur einen Punkt.

"Wenn man nicht kämpft und nicht läuft, ist das System egal"

Es folgte das 0:11 beim FC Türkiye. „Eine große Demütigung“, machte Berwecke keinen Hehl daraus. „Das war in dem Moment ein Einstellungsproblem. Ich kann es mir auch nicht erklären“, allerdings nimmt er auch „eine gewisse Teilschuld“ auf sich. Grund: „Ich habe von einer Vierer- auf eine Dreierkette umgestellt. Aber: Es ist egal, welches System man spielt. Wenn man nicht kämpft, nicht läuft und nicht ackert, dann kommt so ein Ergebnis gegen einen starken Gegner zustande.“ Und so schweiften die Gedanken bei der einstigen „Zaubermaus“ bereits gen Winter. „Ich habe mich damit beschäftigt, wie und wann wir mit der Vorbereitung starten, was wir machen – und natürlich auch, wen wir eventuell dazuholen können.“ Denn: „Klar ist, dass ich mich natürlich auf der einen oder anderen Position verstärken wollte. Da herrschte dringender Bedarf. Die Ergebnisse sprechen ja für sich.“

"Er hat mir mitgeteilt, dass der Vorstand beschlossen hat, dass ich gehen muss"

Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Nach der 0:5-Pleite in Oststeinbek trennte sich der Verein nämlich von seinem Coach! „Ich habe einen Anruf von Benny (Benjamin Thiel, Vorstandsmitglied bei Dersimspor; Anm. d. Red.), der ein sehr guter Freund von mir ist, erhalten. Wir haben uns getroffen und er hat mir mitgeteilt, dass der Vorstand beschlossen hat, dass ich gehen muss. Mir wurde mitgeteilt, dass sie einen neuen Impuls brauchen und setzen wollen – und eben alles dafür tun möchten, nicht abzusteigen.“ In Berweckes Augen ein zu früher und schneller Schritt – denn: „Wenn man eine komplett neu zusammengewürfelte Mannschaft ohne jegliche Vorbereitung übernimmt, was will man denn da auch anderes erwarten?!“ Wir haben zwar nur zwei Punkte geholt, sind aber immer noch total in Reichweite gewesen.“

"Ein Umbruch geht nicht in sieben Spielen vonstatten"

Ein weiterer Aspekt: Die mangelnde Qualität innerhalb des Kaders. Im wichtigen Spiel in Oststeinbek standen Berwecke nur zehn gesunde Feldspieler zur Verfügung. Torwart-Trainer Muhedin Eminovic musste zwischen die Pfosten, die beiden anderen Torhüter standen als Feldspieler im Kader. Komplettiert wurde das Aufgebot von einem Akteur, der frisch aus einer Verletzungspause zurückkam. „Ein Umbruch geht nun mal nicht in sieben, acht Spielen vonstatten. Ich habe mir nur gewünscht, ein wenig Zeit zu bekommen, eine komplette Vorbereitung machen zu können und zwei, drei punktuelle Verstärkungen im Winter zu erhalten“, erklärt uns Berwecke nun auf Nachfrage. „Im Großen und Ganzen ist nicht mehr drin gewesen“, fügt er an.

"Ich bin traurig und es hat auch wehgetan"

Dabei war allen Offiziellen von Anfang an klar, dass dem Club eine schwere Saison ins Haus stehen würde. Eine Spielzeit, die auch im „Worst Case“ enden könnte. „So schwer es auch ist. Aber manchmal tut so ein Schritt zurück auch gut, um sich zu säubern und daraus gestärkt zurückzukommen. Es gibt einem ja keiner die Garantie, dass es besser läuft, wenn man neue Spieler holt“, weiß Berwecke – und gesteht: „Ich bin schon traurig darüber und es hat auch wehgetan. Aber man kann eben keine Wunderdinge erwarten. Ich kenne keine Sportart, wo man ohne Vorbereitung etwas reißen kann.“

Bereuen tue er jedoch gar nichts, betont der 39-Jährige. „Ich habe viele neue Leute kennengelernt und viele bekannte Gesichter an der Seitenlinie wiedergesehen. Es war eine Erfahrung. Und ich habe gesehen, dass ich in der Lage dazu bin, eine Landesliga-Mannschaft zu trainieren, wenn man mir die Zeit gibt und ich eine vernünftige Vorbereitung habe.“ Er habe „getan und versucht“, erzählt er uns. „Natürlich habe auch ich Fehler gemacht. Aber ich kann in den Spiegel schauen und habe mir nichts vorzuwerfen.“

"Ich hoffe, dass die Jungs drin bleiben"

Nichtsdestotrotz ist ihm wichtig, zu erwähnen: „Ich drücke den Jungs die Daumen und hoffe, dass sie drin bleiben! Wenn sie eine ordentliche Vorbereitung absolvieren können und Gas geben, dann ist noch nichts verloren“, glaubt er an sein Ex-Team – und will für sich nun erst einmal die Pause genießen und etwas abschalten. Sollte sich dann etwas Neues ergeben, könne er sich eine baldige Rückkehr auf die Trainerbank vorstellen. „Wenn nicht, dann geht die Welt aber auch nicht unter“, so Berwecke abschließend.