Oberliga Hamburg
24. Spieltag


Concordia Hamburg

2

:

2


SV Rugenbergen

Anpfiff

So - 01.03. 15:00 Uhr

Spielstätte

Bekkamp

Zuschauer

120

Schiedsrichter

Tim Kossek (SC Wentorf)

Oberliga

„Ich dachte, wir hätten nur beim Spinning oder Body Attack eine Chance“: Rugenbergen punktet, weil Cordi „vier Treffer erzielt, aber nur 2:2 spielt“

Rugenbergens Dennis von Bastian (li.) führt den Ball am Fuß, während Damien Ilic beim Störungsversuch behindert wird. Foto: Knötzsch

Michel Netzbandt hatte in diesem Moment fast alles richtig gemacht. Umut Kocin hatte dem Stürmer von Concordia in der vierten Minute der Nachspielzeit in der Partie gegen den SV Rugenbergen (Hier gibt’s den Liveticker zum Nachlesen) den Ball mit einem Lupfer wunderbar serviert. Netzbandt umkurvte im Strafraum Gäste-Keeper Patrick Hartmann und schoss das Spielgerät in Richtung Tor. Doch was dann passierte, versaute Netzbandt und den Concorden den Nachmittag: Mika Feigenspan rauschte heran, rutschte in den Ball und kratzte das Leder im tatsächlich allerletzten Moment noch von der Linie. Der Traum der Gastgeber vom späten Siegtreffer war in diesem Augenblick zerplatzt – und so mustse sich Cordi wenige Sekunden später nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Tim Kossek (SC Wentorf) mit einem 2:2-Remis begnügen.

„Damit müssen wir zufrieden sein, auch wenn wir es nicht sind“, konstatierte Frank Pieper- von Valtier. Cordis Trainer wusste genau: Da wäre mehr drin gewesen. Dann nämlich, wenn die Hausherren in Sachen Chancenverwertung eine etwas bessere Quote an den Tag gelegt hätten. „Wir sind vernünftig ins Spiel gekommen. Aber egal, ob ich die erste Halbzeit und die zweite Halbzeit einzeln betrachte, es von rechts oder von links anschaue: Wir hatten mehr Chancen als der Gegner – und dann muss man so ein Spiel gewinnen. Wenn wir so uneffektiv vor dem Tor sind, dann brauchen wir uns nicht beklagen. Da müssen wir klarer und zielstrebiger sein. Wir dürfen uns nicht um den eigentlichen Lohn bringen, den wir verdient gehabt hätten“, bilanzierte Pieper-von Valtier – und traf damit den berühmten Nagel auf den Kopf.

Pieper-von Valtier: „Wenn wir so uneffektiv vor dem Tor sind, dann brauchen wir uns nicht beklagen“

Der Ball ist schon zu weit weg: Cordis Jassin Zabihi (re.) kommt nicht mehr an die Kugel, weil sein Widersacher im Weg ist. Foto: Knötzsch

Aber da war ja auch noch die andere Seite der Medaille. Blöd nur, dass der Coach der Concorden auch da einiges zu bemängeln hatte. Da war sein Team zunächst durch einen Freistoß-Knaller von Umut Kocin in Führung gegangen, der den Ball aus 35 Metern einfach mal flach an Keeper Hartmann vorbei ins Netz zimmerte, und dann das: Noch vor der Pause fing sich der Gastgeber zwei Treffer ein. Beide durch Patrick Hoppe. „Der ist fast Invalide, weil er einen Knorpelschaden im Knie hat. Er dürfte eigentlich gar nicht spielen, der Operationstermin steht schon fest“, sagte SVR-Coach Andelko Ivanko über den Mann, der mit „gefühlt 1,62 Metern“ (O-Ton Ivanko während des Spiels) zunächst nach 43 Minuten per Kopf (!) traf und dann auch noch den zweiten Treffer kurz vor dem Seitenwechsel nachlegte (43.).

„Das sind beides Tore, die wir selbst verschulden, Wir haben Rugenbergen bei beiden Treffern eingeladen. Wenn das nicht passiert, dann kommen wir gar nicht zu Problemen, sondern dann führen wir zur Halbzeit 2:0 oder 3:0. Vorm 1:2 spielen wir den Ball unnötig diagonal und produzieren dann noch einen Fehler am Strafraum. Beim 1:1 ist die Frage, ob man als Torwart rauskommen muss oder nicht. Wir haben vier Tore gemacht, aber 2:2 gespielt“, ärgerte sich Frank Pieper-von Valtier nach der Begegung, durfte sich aber immerhon damit rühmen, das richtige Händchen gehabt zu haben: Nach 65 Minuten brachte der Coach der Hausherren Amir Miry ins Spiel – und fünf Minuten später war der Youngster, der in der vergangenen und der laufenden Saison zusammen knapp 60 Tore für Cordis A-Jugend erzielte, nach einer Hereingabe von Berkant Aydin dann tatsächlich zum 2:2-Ausgleichstreffer erfolgreich.

Ivanko: „Das ist der Hammer – die Jungs sind einfach unfassbar“

SVR-Trainer Andelko Ivanko fand nach dem Spiel lobende Worte für seine Mannschaft, die allerdings weniger Chancen als Cordi hatte. Foto: Knötzsch

Mit dem spuckte er dem Gast, der nach 80 Minuten im Anschluss an ein Foul an Hassan Zarei Elfmeter forderte, ihn aber nicht bekam, in die Suppe. Trotzdem fiel das Fazit von Andelko Ivanko nach dem Spiel alles andere als negativ aus: „Wir sind hier mit vier Mann angereist, die in unserer Reserve in der Kreisliga spielen. In den letzten dreieinhalb Wochen waren wir wegen dem Wetter beim Training nicht mehr auf dem Platz, sondern nur in der Halle. Ich habe gedacht, wir haben hier nur eine Chance, wenn wir im Spinning oder Body Attack antreten – da sind wir gut drauf.“ Auf Seiten des SVR sei es „Improvisation pur“ gewesen, erklärte Ivanko. „Nicolaj Rörström hat noch nie in der Innenverteidigung gespielt, musste da aber zusammen mit Jannick Wilckens ran, der in der Vorbereitung nur drei Mal trainiert hat. Hoppe hat einen Knorpelschaden, Dennis von Bastian auch. Der hört am Ende der Saison auf – ich hatte einfach keine anderen Leute mehr. Mehr, als dass wir einen Punkt geholt haben, kann man gar nicht sagen – ansonsten ist jedes Wort, ob wir Glück hatten oder nicht, überflüssig“, ergänzte der Coach der Gäste.

„Das ist ein Hammer“, ordnete Ivanko das Remis anschließend aus seiner Sicht ein, „ich weiß gar nicht, wann wir das letzte Spiel verloren haben. Das muss beim 0:1 in Dassendorf gewesen sein, wo Kilian Utcke drei hundertprozentige Chancen vergibt und wir einen Elfmeter nicht bekommen. Wenn ich mir dann noch die Leistungen gegen BU oder den HSV III angucke, muss ich sagen: Die Jungs sind eigentlich unfassbar. Wir haben nicht die großen Namen wie andere Vereine, aber ich weiß, was die Jungs können, In einige habe ich schon in der Jugend viel Arbeit investiert.“ Er sei, so der Übungsleiter der Bönningstedter, „richtig stolz. Mein Team hat auch die Tatsache weggesteckt, dass ich in der nächsten Saison nicht weitermache. Das irritiert die gar nicht. Die machen einfach weiter und geben 100 Prozent. Sowas nennt man im Fußball Charakter. Die Jungs sind taktisch super diszipliniert. Da bricht keiner aus. So können wir aus einer guten Grundordnung spielen. Das kommt uns zugute.“ 

Jan Knötzsch