Regionalliga Nord
36. Spieltag


Hamburger SV (U21)

1

:

0


FC Teutonia 05

Anpfiff

Sa - 13.05. 13:00 Uhr

Spielstätte

Sportpark Eimsbüttel

Zuschauer

412

Schiedsrichter

Bendowski (Lübeck)

Regionalliga Nord

Hein trotzt „Schmähungen“: Mit „der Raute im Herzen“ zur „Kirsche auf dem Sahnehäubchen“?

Bryan Hein (Mi.) wird unmittelbar nach Abpfiff von seinen grinsenden Teamkollegen gefeiert und geherzt. Foto: noveski.com

Acht Spiele hat man nach Rückstand noch komplett auf den Kopf gestellt und siegreich gestaltet. Sage und schreibe 26 Punkte (!) wurden in der letzten Viertelstunde eingefahren und diverse Partien in der Schlussminute oder sogar erst in der Nachspielzeit entschieden und gewonnen: Mit eindrucksvoller Moral und nicht minder beeindruckendem Glauben an die eigene Stärke und den „Lucky Punch“ in scheinbar schon aussichtslosen Situationen hat sich die U21 des Hamburger SV an die Tabellenspitze der Regionalliga Nord katapultiert! Im letzten Heimspiel avancierte Dennis Duah mit der letzten Aktion des Spiels zum Matchwinner, erzielte sein erstes Saisontor und sorgte für den 2:1-Sieg gegen Lohne. Und nun hatte ein anderer Mann seinen goldenen Moment (alle Highlights im LIVE-Ticker)…

Daouda Beleme (re.) hatte in der ersten Halbzeit die größte Chance der "Rothöschen", scheiterte aber am Pfosten. Foto: noveski.com

Bereits in der U12 kickte Bryan Hein unter Pit Reimers. Gut acht Jahre hat der Chefcoach der „Rothöschen“ den Linksfuß unter seinen Fittichen. „Ich kann mich nicht an viele Tore von ihm erinnern“, gestand Reimers – und verriet: „Wir haben ihn die letzten Wochen und Monaten mit der ganzen Mannschaft immer so ein bisschen damit aufgezogen, ob er das bis Saisonende noch hinbekommt, mal ein Tor zu machen.“ Und siehe da: „Für mich ist das die Geschichte des Spiels, dass ein Spieler, der die Raute im Herzen trägt, der schon so lange hier und ein ganz feiner Junge ist, heute das entscheidende Tor macht“, strahlte Reimers über das ganze Gesicht.

"Alle fügen sich nahtlos ein - das ist das Geheimnis"

Das goldene Tor: Bryan Hein (re.) ist nach einem Harz-Freistoß vor Ole Wohlers am Ball und schießt zum 1:0-Sieg ein. Foto: noveski.com

Ganz so lange wie zuletzt oft mussten die „Rothöschen“ im „Gedulds-Derby“ gegen den FC Teutonia 05 nicht auf einen Torerfolg warten. Während Jonah Fabisch im ersten Abschnitt noch an Marius Liesegang hängenblieb und Daouda Beleme den Nachschuss an den Außenpfosten setzte (35.), sorgte ein ruhender Ball nach einer Stunde für den ersten Ertrag: Die scharfe Freistoß-Flanke aus dem linken Halbfeld von Theo Harz grätschte eben jener Bryan Hein mit purer Entschlossenheit am zweiten Pfosten in die Maschen, weil ihn Ole Wohlers aus den Augen verlor (60.)!

„Das freut mich natürlich ungemein. Und es freut mich für meine Mannschaft, die wieder alles investiert und sich in alles reingehauen hat. Es ist immer schwierig, wenn der Gegner körperlich gegen uns und mit vielen langen Bällen agiert. Aber wir haben das alles reif und bravourös wegverteidigt“, befand Reimers, der „eine gute erste Halbzeit“ und einen guten Start in die zweiten 45 Minuten von seinen Schützlingen sah. Und am Ende sorgte mit Lukas Bornschein auch ein 2005er-Jahrgang mit dafür, dass er knappe Erfolg über die Zeit gerettet wurde. „Auch wenn es nur für drei, vier Aktionen ist, regelt er diese und klärt einen wichtigen Ball. Alle fügen sich nahtlos ein. Ich glaube, das ist das Geheimnis in dieser Saison“, so Reimers, dessen komplette Bank, sämtliche Ersatzspieler und der ganze „Staff“ in den letzten Augenblicken des Spiels im Stehen mitfieberte.

"Der Standard tut natürlich weh und war übertrieben unnötig"

Bryan Hein (li.) bejubelt seinen ersten Torerfolg in dieser Saison - und springt seinem Trainer Pit Reimers vor die Füße. Foto: noveski.com

Die Gäste von der Kreuzkirche warfen im ersten Auftritt nach der Trennung von Übungsleiter David Bergner unter Interimstrainer Richard Krohn noch einmal alles nach vorne. In der fünfminütigen Nachspielzeit rückte auch Keeper Marius Liesegang mit auf – und kam nach einem Einwurf von Tjorben Uphoff, den Leonard Brodersen verlängerte, sogar an den Ball. Doch seine Ablage blieb im Gewühl hängen. Schluss!

„Ich finde, das unsere Mannschaft sehr diszipliniert gespielt hat. Insbesondere in der ersten Halbzeit, wo wir – bis auf eine Umschaltsituation – nichts zugelassen haben. Der Standard tut natürlich weh und war übertrieben unnötig“, haderte Krohn mit der Entstehung des Gegentreffers, als sich Beleme den Ball zu weit vorlegte und doch noch von Nick Brisevac zu Fall gebracht wurde. „Danach mussten wir komplett aufmachen und hatten am Ende sogar noch die dicke Chance zum 1:1“, sprach Krohn auf jene Szene an, als Gazi Siala nach einem Zuspiel von Ridel Monteiro nur haarscharf am rechten Pfosten vorbei zielte (75.).

Teutonia mit Innenverteidigern im Sturm - Reimers hofft auf den "Push"

Ein enttäuschter Richard "Richie" Krohn (Mi.) nach Schlusspfiff und seinem Debüt als Interimstrainer der Teutonen. Foto: noveski.com

Apropos Gazia Siala: Der Innenverteidiger wurde in der 71. Spielminute eingewechselt – als Stürmer. „Er hat das super gemacht“, konstatierte Krohn, der aufgrund der Sperre von Affam Ifeadigo und der Verletzung von Maik Lukowicz keinen nominellen Angreifer zur Verfügung hatte. Und so bildeten die eigentlichen Abwehrspieler Siala, Uphoff und Marcus Coffie in der Schlussphase das Sturmtrio. „Ich finde, unterm Strich hätten wir einen Punkt schon verdient gehabt. Aber ich bin trotzdem mehr als stolz auf die Mannschaft, dass sie sich so präsentiert hat“, bilanzierte der Interimscoach.

Und Reimers? „Ich glaube, kein Zuschauer hat sein Kommen heute bereut. Nicht, weil es so ein hochklassiges Spiel war, sondern weil es umkämpft und spannend war – und in beide Richtungen hätte ausschlagen können.“ In der Schlussphase habe man die „Konter nicht mehr so gut und klar zu Ende gespielt, wie ich mir das vielleicht gewünscht hätte. Und wenn dann die 80. Minute anbricht, dann weißt du, dass es nur noch darum geht, sich durchzubeißen und das Ergebnis irgendwie über die Zeit zu bringen. Das haben wir wirklich super hinbekommen. Aus meiner Sicht war es ein verdienter Sieg, der uns hoffentlich nochmal einen Push für die letzten zwei Wochen gibt.“

"Alle Kräfte bündeln – und dann: Go for it!"

Pit Reimers (Mi.) herzt nicht nur seinen Siegtorschützen Bryan Hein (re.), sondern auch Teutonias Ole Wohlers. Foto: noveski.com

Ein Push, der nun auch zur Meisterschaft führen kann und soll? „Zwei Spieltage vor Schluss wäre es doch albern, wenn wir um den heißen Brei herumreden würden. Die Saison ist jetzt schon großartig – und nun wollen wir die Kirsche auf das Sahnehäubchen setzen und uns jetzt auch am Ende belohnen“, machte Reimers keinen Hehl mehr aus der Zielsetzung. „Man merkt, die Jungs gehen auf der letzten Rille, werden aber ein Stück weit von ihren Emotionen getragen. Wir wissen aber auch, dass noch zwei ganz schwere Spiele anstehen, wo uns nichts geschenkt wird.“ Deshalb heißt das Motto: „Alle Kräfte bündeln – und dann: Go for it!“