Der zwischenzeitliche Ausgleich: "Oldie" Cenk Akbulak (re., Nr. 10) befördert das Runde ins Eckige. Foto: Klaas Dierks

Entsprechend motiviert geht der Gast ins Spiel und versucht von Anfang an die Heimmannschaft durch Pressing in Verlegenheit zu bringen. Schon nach zwei Minuten mit zählbarem Erfolg. Nach einem Ballverlust von Hansa im Aufbauspiel geht es schnell über die linke Seite des HTB in den gegnerischen Strafraum. Ein Schuss aufs Tor wird von einem Abwehrspieler unglücklich ins eigene Netz zum 0:1 „geklärt“. Offiziell wird das Tor dem Harburger Maximilian Meya zugeschrieben.

Und weiter geht´s über die linke Seite des HTB. In der neunten Minute bringt ein erneuter Ballverlust den HTB-Goalgetter in Position. Niklas Schulz zieht ab. Sein strammer Schuss klatscht an den langen Pfosten und von da in die Arme von Torwart Jon Salihu. In der 15. Minute eine erste Halbchance für die Platzherrn, aber der Druck kommt vom HTB. In der 23. Minute legt sich Schulz mit der Rückennummer 23 den Ball zum Freistoß zurecht. Aus über 20 Metern hämmert er das Spielgerät erneut an den Pfosten. Viel Glück für Hansa, dass es nach wie vor nur 0:1 steht. Zumal Schulz noch zweimal die Chance erhält, den Vorsprung seiner Mannschaft weiter auszubauen. Aber erst scheitert er im Eins-gegen-Eins an Torwart Salihu, dann pariert der Keeper einen knackigen Schuss vom Stürmer aus halblinker Position.

HTB-Torjäger Niklas Schulz (re.) war von den Hausherren kaum zu halten. Foto: Klaas Dierks

Das kann nicht lange gutgehen für den SC Hansa! Das weiß auch Trainer Anat. Ob es seine Halbzeitansprache ist oder die vorgenommenen Wechsel zur Pause: die ersten Minuten der zweiten Halbzeit gehören etwas überraschend den Gastgebern. Sie machen jetzt mehr Druck und kommen zu Abschlüssen. Einer trifft den Pfosten und der 38-jährige „Oldie but Goldie“ Cenk Akbulak reagiert im Sechzehner am schnellsten. Er bugsiert den Nachschuss zum Ausgleich flach ins rechte Eck (51.). Ist das der Brustlöser? Aus Hansa-Sicht leider nein.

Obwohl der Ausgleich eigentlich eine Motivationshilfe hätte sein müssen, spielt von nun an nur noch der HTB nach vorne. Und wie! Von der 53. bis zur 58. Minuten gute Chancen im Minutentakt, darunter ein Pfostenkitzler nach einer Ecke. Noch kann die Heim-Elf den Führungstreffer der Gäste mit Glück und Einsatz verhindern, aber in der 64. Minute ist es soweit. Schulz wird schön freigespielt und taucht allein vor Salihu auf. Und diesmal trifft er aus kurzer Distanz. Hansa bleibt vorne zu harmlos, um eine Wende herbeizuführen. Nur bei Standards blitzt bisweilen Gefahr auf. So bei einer Ecke von links, kurz vor Schluss, die sich auf den langen Pfosten dreht und Keeper Marcel Corrieri alles abverlangt. Mit den Fingerspitzen wischt er die Kugel aus dem Winkel. Auf der anderen Seite setzt Mirsad Farizi nach schönem Sololauf und stark bedrängt den Ball über das Tor.

Yasin Kilic (Mi.) betrachtet aus der Ferne die Rettungstat von HTB-Keeper Marcel Corrieri. Foto: Klaas Dierks

So bleibt es beim knappen Sieg der Harburger, die damit die Abstiegsränge verlassen. Hansa steht nun unter dem Strich. Es wird eine Menge Arbeit kosten, um da wieder herauszukommen. Die Stimmung innerhalb des Teams scheint jedenfalls intakt. Die jetzige Situation der Mannschaft ist sicher auch dem Aderlass vor der Saison geschuldet. Mehr als ein halbes Dutzend erfahrene Spieler verließen Hansa damals. Darunter Torwart Dustin Reddig und Knipser Ezequiel Bautista Barbera (beide zu Tesla). Aufgefüllt wurde der Kader vor allem mit Teenagern, wie Tiziano Höcker, dessen Vater als Torwart bei Concordia Regionalliga-Träume hegt.

Der Nachwuchs bei Hansa ist momentan zwar willig und engagiert, ihm fehlt aber zum Teil noch die Ballsicherheit, das Spielverständnis und die Härte, um sich dauerhaft in der Landesliga zu etablieren. Dabei haben sie mit den Routiniers Oludele Botchway und Cenk Akbulak Vorbilder im Team, die diese Fähigkeiten auch in der Niederlage vorleben. Der HTB kann nach dem Sieg im Sechs-Punkte-Spiel gegen Hansa mit gestärktem Selbstbewusstsein nächste Woche zu Hause gegen BU antreten.

Klaas Dierks