Landesliga Hansa
12. Spieltag


Klub Kosova

0

:

2


Dersimspor Hamburg

Anpfiff

Fr - 23.10. 19:30 Uhr

Spielstätte

Dratelnstraße

Zuschauer

250

Schiedsrichter

Jan-Erik Sternke (SC Eilbek)

„Extremen Druck“ standgehalten – Dersimspor robbt sich heran!

Und raus die Zunge! Lamin Jawla bejubelt seinen Führungstreffer gegen Primus Kosova. Foto: noveski.com

Neun Punkte Rückstand waren bereits ein richtiges Brett – dementsprechend war auch die Gemütslage bei Dersimspor Hamburg vor dem Gastspiel beim aktuellen Primus der Landesliga Hansa, dem Klub Kosova. „Für uns zählte nur ein Sieg – alles andere hätte uns nicht weiter geholfen. Der Druck war extrem groß – ob nun vom Vorstand, den Fans oder den, den wir uns selber gemacht haben“, gab Kapitän Benny Thiel nach dem Aufeinandertreffen einen kleinen Einblick ins Innenleben der Harburger, um dann anzufügen: „Ich muss der Mannschaft ein großes Lob aussprechen, wenn man auf diesem Geläuf 40 Minuten lang in Unterzahl solch ein Spiel abliefert, dann ist das schon nicht so schlecht. Ich bin richtig stolz auf die Jungs!“

Jawlas (l.) goldener Schuss zur Führung wurde von Kastrati noch unglücklich abgefälscht. Foto: noveski.com

Vor allem ein Akteur drückte der Partie über weite Strecken seinen Stempel auf: Lamin Jawla. Sechs Wochen lang war der ehemalige Condoraner verletzungsbedingt raus. Seit einer Woche befindet er sich nun wieder im Teamtraining und rückte zur großen Überraschung gleich in die Startelf. Aufgrund einer Ellbogen-Verletzung musste Christian Fuchs zunächst passen, weshalb Jawla kurz vor Anpfiff von seinem Glück erfuhr. Nachdem Kosovas Kirill Schneider einen missglückten Abwehrversuch der Gäste aus 16 Metern weit übers Gehäuse von Fitra Rijono beförderte (15.) und Agonis Krasniqi ein Smereka-Zuspiel aus halblinker Position nur hauchdünn am langen Eck vorbei schlenzte (17.), war es eben jener Lamin Jawla, der die mächtig unter Druck stehenden Harburger auf die Siegerstraße brachte. Ahmad Daoud Raji mit einem starken Ballgewinn im Mittelfeld und dem tollen Auge für den 24-Jährigen, der noch einen Haken schlug und aus 15 Metern mit der Hilfe von Avni Kastrati, der den Schuss unglücklich abfälschte, ins rechte Toreck traf (24.)!

Jawla fliegt – „Darf mir nicht passieren“

Dersims Serhat Cayir (r.) mit dem vorentscheidenden 2:0? Schiri Sternke entschied auf eine Abseitsposition. Foto: noveski.com

Dersimspor war die bessere Mannschaft – während der Spitzenreiter vor heimischer Kulisse ein wenig nervös, fast schon verängstigt wirkte. Nach einem traumhaften Angriff war es erneut Jawla, der den durchstartenden Serhat Cayir bediente. Dieser umkurvte Sebastian Menzel und schob zum vermeintlichen 2:0 ein – allerdings hatte der Assistent seine Fahne oben (30.). Sehr zweifelhaft, da Cayir von hinten einrückte! Die zweiten 45 Minuten begannen für die Cakar-Schützlinge mit einem Schock: Ausgerechnet Lamin Jawla wurde vorzeitig zum Duschen geschickt. Nicht etwa, weil die Leistung nicht stimmte, sondern weil er sich den zweiten gelben Karton abholte (29./49.)! Kurz vor dem Seitenwechsel war der Mittelfeld-Allrounder bereits im Glück, als er Martin Krefta am Mittelkreis von hinten umsenste und Referee Jan-Erik Sternke (SC Eilbek) eine letzte Ermahnung geltend machte (44.). „Das war ein blödes Foul von mir, da darf ich nicht so hingehen – ich bin ja schon ein alter Hase“, scherzte der 24-Jährige hinterher und fügte an: „Die Mannschaft hat das aber gut gemacht und bestens kompensiert. Die Jungs haben das umgesetzt, was sie mir gesagt haben: Nämlich, dass sie für mich den Sieg holen.“

Bektas narrt Kastrati und macht den Deckel drauf

Dersim-Kapitän Benny Thiel marschierte als "Leader" vorneweg. Foto: noveski.com

In Unterzahl drohte die Partie zu kippen. Doch daraus wurde nichts! „Es ist überhaupt nicht aufgefallen, dass wir ein Mann mehr waren“, konstatierte KK-Coach Thorsten Beyer anschließend. Stattdessen schien Dersimspor alles unter Kontrolle zu haben. Eine gute Stunde war vorüber, als Cayir nach Tutaks feinem Pass bereits für eine Art Vorentscheidung hätte sorgen können, wenn nicht gar müssen. Doch Menzel reagierte gegen den blank vor ihm auftauchenden Linksfuß glänzend (62.). Bis auf einen Freistoß – der allerdings nicht hätte gepfiffen werden dürfen, da Rafat Waseq klar den Ball spielte – von Argetim Kaba, der den rechten Knick nur knapp verfehlte (66.), war bei den Hausherren in der Offensive tote Hose. In der 73. Spielminute gelang den in Unterzahl agierenden Harburgern der siegbringende „Punch“, als Thiel vom rechten Flügel flankte und Kastrati von Onur Bektas rund gemacht wurde. Aus spitzem Winkel und halbrechter Position vollendete der Angreifer mit einem satten Rechtsschuss flach ins lange Eck – 2:0 Dersim! Auf eine Reaktion des Hansa-Ersten wartete man vergeblich – erst in der buchstäblich letzte Minute war es gleich zweimal Kirill Schneider, der am stark parierenden Rijono verzweifelte.

Jawlas „Liebe zum Ball“ – Beyers klare Ansage: „Noch lange keine Spitzenmannschaft“

Patrick Smereka (l.) mit dem Versuch, Serhat Cayir zu stoppen. Foto: noveski.com

„Uns war von vornherein klar, dass es eine heiße Begegnung wird. Kosova ist Erster – wir haben eine gute Truppe, allerdings schon ein paar Punkte unnötig liegen gelassen. Demnach mussten wir gewinnen – schließlich wollen wir oben noch einmal angreifen, weshalb für uns nur ein Dreier in Frage kam. Wir wissen, dass wir eine gute Mannschaft haben, aber das mussten wir endlich auch mal unter Beweis stellen – und das haben wir getan“, bejubelte Dersim-„Capitano“ Thiel den Triumph. Während Thorsten Beyer überaus deutliche Worte fand: „Das Gute beim Fußball ist, wenn eine Mannschaft, die besser ist, nach 90 Minuten als Sieger den Platz verlässt, dann ist in Sachen Gerechtigkeit vieles richtig gelaufen. Wir haben desolat gespielt, hatten hinten überhaupt keine Organisation und haben bei den Gegentoren schlecht verteidigt. Nach vorne ist uns gar nichts eingefallen, da haben wir keinerlei Mittel gefunden. Dersimspor war bissiger und griffiger, wollte den Sieg augenscheinlich mehr.“ Abschließend erklärte der 53-Jährige: „Wir haben uns die letzten Tage in die Hängematte begeben, sind noch lange keine Spitzenmannschaft. Ich bin echt enttäuscht – heute haben wir viel von dem kaputt gemacht, was wir uns die Saison über erarbeitet haben.“ Die letzten Worte gebühren dem starken Rückkehrer Lamin Jawla, der nach sechswöchiger Auszeit scheinbar kaum Anlaufzeit braucht. „Es ist die Liebe zum Ball, ich bin einfach zu einhundert Prozent ‚Fussi‘!“

Das gesamte Spiel zum Nachlesen: