Abpfiff – die FussiFreunde-Kolumne

Es gibt Wichtigeres als Fußball!

Foto: KBS-Picture.de

In unserer Kolumne „Abpfiff“ greifen wir die wichtigsten Themen der vergangenen Woche im Hamburger Amateur-Fußball auf und kommentieren diese. In dieser Woche geht es um den Corona-Virus und seine Folgen für den Hamburger Amateurfußball.

Nun haben wir also die Gewissheit. Nach dem Norddeutschen (NFV) und dem Schleswig-Holsteinischen (SHFV) hat sich auch der Hamburger Fußball-Verband (HFV) für eine Generalabsage des Spieltags am bevorstehenden Wochenende entschlossen. Und, so viel darf man mit Fug und Recht behaupten, alles richtig gemacht. Klar, es wird nun an dieser Stelle genügend Personen geben, die das anders sehen und mit Gegenargumenten verteidigen werden, warum man doch hätte spielen können. Das ist – das Recht auf freie Meinung lässt grüßen – auch erlaubt. Und gut so. Wir müssen nicht alle einer Meinung sein. Vielfalt ist hervorragend – nicht nur dann, wenn es um Staatsangehörigkeiten oder Glauben geht, sondern auch um Meinungen zu Themen, die man kontrovers diskutieren kann.

Ein Virus macht nicht halt – egal ob Profis oder Bundesliga, egal ob 10 oder 1000 Zuschauer

Der Ball ruht im Hamburger Amateurfußball erst einmal Foto: Reß

Das kann man mit dieser Absage freilich tun. Gleichwohl: Es gibt genügend Argumente, die den Schritt, am Wochenende keine Fußballspiele stattfinden zu lassen, rechtfertigen. Nein, ihn sogar zum einzig logischen machen. Gut, vor wenigen Wochen konnte sich unsereins vermutlich noch nicht vorstellen, dass dieser Corona-Virus eine solche Tragweite und Auswirkungen haben wird. Er war weit weg. Im fernen China. Nun ist es aber einmal so, dass die heutige Welt so global ist, dass das, was heute hier ist, morgen dort sein kann – das gilt nicht nur für fliegende Menschen oder Postsendungen, sondern eben auch für Corona. Man mag es nicht unbedingt gern sagen, aber: Das Ding steht vor der Tür und hat schon mehr als einen Fuß hindurch gesetzt. Auch, wenn die Zahl der Infizierten in Deutschland gemessen an der Zahl, wie groß die Gesamtbevölkerung ist, gering erscheint.

Nun ist Corona aber eben eine Pandemie. Ein die Welt umspannendes Problem. Ihre Ausbreitung: rasanter, als man es vielleicht gedacht hatte. Ein Gegenmittel: gibt’s nicht. Die Lösung: die Verbreitung eindämmen, wo es nur geht. Ein Schachzug: die Absage von (Groß-)Veranstaltungen. Einem Virus ist es fraglos egal, ob es sich um eine Veranstaltung mit mehr oder weniger als 1000 Teilnehmern handelt. Ob da nun 15, 99, 999 oder 1001 Personen anwesend sind: Das Risiko, dass sich die ganze Sache noch mehr ausbreitet, dass unter diesen Personen ein Infizierter ist, der andere anstecken kann – nicht auszuschließen. Und wie wir gerade anhand der Berichterstattung in den Medien sehen: Corona macht vor niemandem halt – ob es nun Fußball-Profis bei Juventus Turin oder Hannover 96, Basketballer in der NBA, Mitarbeiter im Formel 1-Rennstall McLaren oder aber Amateurkicker wie zum Beispiel beim VfL Maschen sind.  

Die Gesundheit ist das höchste Gut – sie zu schützen, macht Sinn

Die Stadien bleiben leer. Foto: Abend

Führen wir die Argumentationskette doch noch einmal weiter: Als anfällig gelten, so liest man immer wieder, gerade ältere Menschen. Wer sich Wochenende für Wochenende auf den Fußballplätzen in der Hansestadt umsieht, der wird wissen, dass gerade auch diese Klientel immer noch gerne dem Zuschauen bei des Deutschen liebsten Sportart frönt. Warum also die der Gefahr aussetzen, wenn man sie eindämmen kann? Und wie gesagt: Auch vor jüngeren Menschen macht Corona ja nun nicht Halt. Nicht auszudenken, was wäre, wenn beispielsweise am Wochenende irgendwo ein Spiel stattfindet, in der Woche danach dann bekannt wird, dass sich bei diesem Spiel zehn Personen schwupps neu infiziert haben. Dan wäre das Geschrei groß – und die Frage, warum der HFV denn nicht von vornherein den kompletten Spieltag aus Gründen der Prävention abgesagt hätte, wäre sofort im Raum. Keiner wird dafür, sinnbildlich und zugespitzt formuliert, den Kopf hinhalten wollen. Wie ernst die Lage ist, sieht man daran, dass in anderen Bundesländern nicht nur Veranstaltungen abgesagt, sondern auch Schulen und Kindergärten geschlossen werden. Man kann also eigentlich nicht anders, als dem HFV zur Absage-Entscheidung zu gratulieren. Sie war richtig. Es gibt Wichtigeres als Fußball. Die Gesundheit ist ein Gut davon. Allerdings muss ganz klar die Frage erlaubt sein, warum die Entscheidungsfindung in Jenfeld so ewig lang gedauert hat. Andere Verbände haben vorgemacht, wie schnell und früh man bei Abwägung aller Fragen eine Absage aussprechen kann. Die Kritik der Vereine am Zeitfenster des HFV ist berechtigt.

Ein Lob übrigens muss man an den Niendorfer TSV III und den USC Paloma II aussprechen, die nach Absprache untereinander ihr Duell aufgrund der vorherrschenden Thematik selbst absagten. So geht schnelle Entscheidungsfindung. Chapeau! Nun mögen an dieser Stelle andere aber dennoch sagen: Ja, aber wie ist das denn zum Beispiel damit, dass wir trotz Absagen von Veranstaltungen fünf Tage die Woche morgens in U- und S-Bahnen ebenso einem Risiko ausgesetzt sind? Gänzlich falsch ist der Einwand freilich nicht. Der Verfasser dieser Zeilen offenbart: Auch er selbst hielt die Hysterie um Corona lange Zeit für eine reine Panikmache. An vielen Stellen – siehe Hamsterkäufe – ist sie es auch. Aber so tickt der Mensch (leider) nunmal offenbar. Den Kritikern der Absage und denen, die mit dem ebenso gefährlichen Weg zur Arbeit argumentieren, sei mit auf den Weg gegeben: Ja, sicher sitzt auch da die Gefahr vielleicht direkt neben einem in der Bahn. Aber das normal-öffentliche Leben mit seinen sozialen Kontakten, die unvermeidbar sind, komplett beschneiden – ginge das überhaupt? Denn theoretisch dürften wir ja dann alle nicht mehr aus der eigenen Wohnungstür raus. So gesehen ist – das bleibt die Meinung des Kolumnisten – der Versuch, da einzudämmen und die mögliche Corona-Ausbreitung zu verhindern, wo es am einfachsten ist, richtig. Und das sind nun mal (Groß-)Veranstaltungen. Wer weiß denn schließlich, ob uns nicht irgendwann auch die Einschneidung ins Haus steht, dass wir gar nicht mehr raus dürfen, wenn sich Corona zu schnell zu sehr weiterverbreitet. In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund, liebe Leser! 


Jan Knötzsch