Oberliga Hamburg
14. Spieltag


SC Condor

2

:

3


SC Victoria Hamburg

Anpfiff

So - 28.10. 11:30 Uhr

Spielstätte

Berner Heerweg

Zuschauer

120

Schiedsrichter

Johannes Mayer-Lindenberg (HTB)

Entsetzen bei Condor: „Hier höre ich lieber auf und breche mein Statement ab“

Da war die Condor-Welt noch in Ordnung, als Matthias Cholevas (li.) - hier von Damian Ilic geherzt - die Ecke direkt verwandelte und zum Jubeln aufbrach. Foto: Kormanjos

Es brodelte gewaltig in ihm – aber Olufemi Smith wahrte die Contenance, ließ seinen Emotionen nicht freien Lauf und verlor auch nicht die Selbstbeherrschung. Ganz im Gegenteil. Doch wer hätte es ihm verdenken können?! „Ich bin emotional sehr angefasst und es ist wohl besser, wenn ich den einen oder anderen Satz nicht sage“, eröffnete der Trainer des SC Condor sein Statement auf der PK nach dem Spiel gegen den SC Victoria – und allen war klar, was oder wen Smith damit meinte: Schiedsrichter Johannes Mayer-Lindenberg (HTB). Der Unparteiische erwischte einen überaus unglücklichen Tag, benachteiligte die Hausherren in unzähligen Situationen, gab auch in seiner Art der Kommunikation kein gutes Bild ab, und musste sich nach Abpfiff beim Verlassen des Platzes sogar Schmähungen eines Zuschauers anhören.

Zweimal ging der SC Condor in Führung: Erst gelang Matthias Cholevas ein sagenhafter Geniestreich, als er einen Eckball von der rechten Seite direkt verwandelte (7.). Sieht ein Torhüter in solch einer Szene normalerweise alles andere als glücklich aus, schien Vicky-Fänger Dennis Lohmann bei jener „Fackel“ in den linken Giebel nahezu chancenlos. Nachdem die Begegnung kippte und Vicky das Ruder innehatte, schlugen die „Raubvögel“ ein weiteres Mal zu. Dieses Mal sorgte ein Freistoß von Incheol Choi dafür, dass Manasse Fionouke über den Ball schlug – und das bis dato überragende „Innenverteidiger-Pärchen“ Ken Niederstadt und Sean Paul Vinberg in Co-Produktion das 2:1 erzielte (70.). „Nach dem Ausgleich hat meine Mannschaft eine tolle Moral gezeigt und mit Entschlossenheit das 2:1 erzielt“, befand Smith So weit, so gut. Doch „was dann passiert ist…“, musste Smith kurz schlucken, um dann anzufügen: „Jetzt höre ich lieber auf und breche an dieser Stelle mein Statement ab. Jeder hat ja gesehen, wie es war. Die Häufung der Entscheidungen einseitig gegen uns war meiner Meinung nach einfach zu viel.“

Erst ein nicht geahndetes Handspiel, dann ein Foul: Vicky kommt glücklich zurück

Erwischte einen rabenschwarzen Tag: Schiedsrichter Johannes Mayer-Lindenberg. Foto: KBS-Picture.de

Auch Smith’ Co-Trainer Fabian Boll echauffierte sich mehrfach und lautstark über die Leistung des Gespanns. Vor dem 1:1 von Alexander Borck, der die Kugel nach Stafette über Nil von Appen und Luca Ernst trocken ins kurze Eck jagte, übersah der Unparteiische ein Handspiel von Bibie Njie (58.). Dieser war es auch, der unmittelbar vor dem 2:2 – erneut traf Borck nach einer Kopfballablage des eingewechselten Klaas Kohpeiß mit einem strammen Schuss aus 13 Metern halbrechter Position in den linken Winkel (76.) – im gegnerischen Sechzehner Choi zu Fall brachte. Erneut blieb die Pfeife Mayer-Lindenbergs stumm. Beim 3:2 für die Mannen von der Hoheluft wurde Condors Michael Löw am Sechzehner der Gäste beim Schussversuch geblockt und blieb schreiend liegen. Es rollte der Gegenzug, den Choi unterband – allerdings mit einem verunglückten Zuspiel für den stärksten Victorianer, Nil von Appen, der auch noch Glück hatte, dass Max Alec Grablewski dessen Schuss so entscheidend abfälschte, dass Leo Hebbeler im SCC-Gehäuse nicht gut aussah (85.).

Richter: „Als ich die Rote Karte sah, dachte ich, er gibt sie meinem Spieler“

Es folgte die nächste Szene, die für blankes Kopfschütteln und Entsetzen sorgte: Özgür Bulut mit einem leichten Zupfer gegen Kohpeiß, der jedoch durch war und frei sowie ungehindert abschließen konnte. Diesmal parierte Hebbeler stark, ehe Kohpeiß in ihn hinein rutschte. Plötzlich ein Pfiff. Foul von Kohpeiß? Freistoß für Condor? Mitnichten! Mayer-Lindenberg zückte glatt Rot gegen Bulut (89.)! „Kohpeiß kommt frei zum Schuss und foult dann den Torwart. Normalerweise Freistoß für Condor. Als ich die Rote Karte sah, dachte ich zuerst, er gibt sie meinem Spieler“, zeigte sich selbst Jean-Pierre Richter irritiert. Während sich Smith „lieber auf die Zunge biss“. Auch in der Nachspielzeit, als Cholevas ebenfalls den roten Karton aufgebrummt bekam, weil er nach einem abgefangenen Standard den daraus resultierenden Konter – SCC-Keeper Hebbeler war bereits mit aufgerückt und das Tor dementsprechend verwaist – gegen Jan Luka Segedi unterband. Da das Vergehen allerdings noch in der Vicky-Hälfte stattfand, war Rot auch hier eine sehr harte Entscheidung. Da Cholevas aber bereits gelbverwarnt war, hätte er zumindest die Ampelkarte sehen müssen. Dass sich die Farmsener in diversen Situationen benachteiligt fühlten, war nur verständlich. Umso bemerkenswerter, wie sich Smith anschließend unter Kontrolle hatte.

Smith: „Sehr hart, nach so einer Leistung mit leeren Händen dazustehen“

Bester Victorianer und am Ende auch der Siegtorschütze: Nil von Appen. Foto: KBS-Picture.de

„Meiner Mannschaft kann ich nur ein großes Kompliment machen. Das war ein toller Auftritt von uns und wir sind verdient in Führung gegangen. Natürlich kam Vicky mit seiner spielerischen Klasse zu einigen Chancen, die wir aber lange mit Glück und Geschick verteidigen konnten. Es ist sehr hart, nach so einer Leistung mit leeren Händen dazustehen“, bilanzierte Smith, der auch nur hätte erahnen können, wie das Spiel verlaufen wäre, wenn der erneut indisponierte Adrian Sousa 60 Sekunden vor dem 1:1 freistehend das 2:0 erzielt hätte. Dagegen war auch Richter noch „emotional sehr aufgeladen von dem Spiel. Die erste halbe Stunde waren wir nicht gut, nach der Pause haben wir dann umgestellt und es war deutlich besser. Insgesamt hatten wir eine Vielzahl an klaren Möglichkeiten“, die von Appen (32., Pfosten, 73.), Ernst (39., 52.) oder auch Jan Kämpfer, dessen Schuss Choi von der Linie köpfte (66.), nicht zu nutzen wussten. „In dem Spiel heute war alles drin, ein hoher Unterhaltungswert für die Zuschauer. Ein ganz wichtiger Sieg für uns gegen einen sehr engagierten Gegner“, bilanzierte Richter, der Alex Borck „besonders hervorheben“ wollte. „Er hat uns mit seiner Entschlossenheit zurück ins Spiel gebracht.“ Und damit letztlich auch zum Sieg verholfen.