Elf-Tore-Schützenfest: „Also mit Abwehr wäre nicht schlecht!“

Cem Müller (Mi.) wird von Peter Iwosa (li.) und Atef Zakerwal in die Mangel genommen. Foto: noveski.com

Sein Team hatte gerade den 5:5-Ausgleich gekontert und unmittelbar vor Ultimo das 6:5 erzielt – dennoch war Liborio Mazzagatti nicht zum Lachen zumute: „Immer wieder dieses Larifari!“, schrie er lautstark aufs Spielfeld. „Man kann die Pille einfach nach vorne schießen und klären“, fügte er an – und echauffierte sich noch immer über das unnötige „Tänzchen“ von Cem Müller wenige Augenblicke zuvor. Sein Ballverlust führte dazu, dass Hannes Niemeyer mit einem rustikalen Tackling Mou-Inzou Bachir von den Socken holte. Den fälligen Freistoß aus 22 Metern halblinker Position zirkelte Ozan Gencel traumwandlerisch in den linken Knick (87.)!

Das 1:1 von Ozan Gencel per Kopf. T05-Fänger Wagner kann dem Ball nur hinterherschauen. Foto: noveski.com

Es waren gerade einmal 24 Minuten am Öjendorfer Weg vorüber, als Billstedts Liga-Manager Wolfgang „Karotte“ Krause treffend feststellte: „Also mit Abwehr wäre nicht schlecht!“ Denn: Zu jenem Zeitpunkt stand es im Testvergleich zwischen dem gastgebenden Hansa-Zweiten und dem souveränen Hammonia-Primus bereits 3:3! Den Anfang machte nach 140 Sekunden Nicholas Ledesma, der nach präzisem Forkert-Querpass vor Liebermann an den Ball kam und zur Teutonen-Führung einschoss (3.). Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch – mit zahlreichen Fehlern, aber auch hohem Tempo auf beiden Seiten. Und Vorwärts-Wacker drehte das Geschehen binnen drei Zeigerumdrehungen: Erst flankte der anfangs starke Atef Zakerwal von links auf den ersten Pfosten, wo Ozan Gencel ins kurze Eck einköpfte (6.). Dann bediente Zakerwal – nach einem Müller-Ballverlust – im Rücken der Abwehr den in der ersten Halbzeit kaum zu bremsenden Ulas Dogan. Ganz überlegt schlenzte dieser das Leder neben den rechten Pfosten – 2:1 (9.).

Hüben wie drüben: "Das sind Geschenke, Jungs!"

Ulas Dogan (re.) mit einem seiner vielen starken Solos in der ersten Halbzeit. Foto: noveski.com

Wenig später war es wieder Dogan, der von einem sensationellen Okur-Diagonalball auf die Reise geschickt wurde. Nachdem die An- und Mitnahme mit dem ersten Kontakt nicht wie gewünscht klappte, machte der „Flügelflitzer“ Friebe ordentlich nass, kurvte dann wie ein Slalom-Ass an der rechten Grundlinie entlang und scheiterte nur an 05-Keeper Wagner (14.), der ansonsten oftmals keine allzu glückliche Figur abgab. Eben noch einen absoluten Traumpass gespielt, verlor Okur nun am eigenen Sechzehner das Spielgerät und ermöglichte Vincent Boock damit das 2:2 (15.). „Das sind Geschenke, Jungs“, haderte Gökhan Acar auf der V/W-Bank. Davon gab es aber auch auf der anderen Seite reichlich. Per Hinterkopf verlängerte Simon-Riza Yücel einen Iwosa-Freistoß fast von Höhe der Mittellinie über seinen Torhüter hinweg ins eigene Tor – 3:2 Billstedt (22.). Wiederum dauerte es jedoch keine 120 Sekunden, als auf der anderen Seite das nächste Nickerchen gehalten wurde. Forkert führte einen Eckball kurz aus, Winkel flankte mit links auf den ersten Prosten, wo Hannes Niemeyer urplötzlich alle Zeit der Welt hatte – 3:3 (24.).

In der Folge fielen im ersten Abschnitt zwar keine weiteren Tore – Chancen gab es aber immer noch hüben wie drüben. Kurz vor der Pause hatte Liebermann die Doppelchance, als sein Schuss nach starker Dogan-Vorabeit gerade noch geblockt werden konnte, ehe sein unbedrängter Kopfball nach der darauffolgenden Ecke über den Querbalken segelte (42.). Weiter ging's in Hälfte zwei mit der Teutonen-Dührung durch Cem Müller, der von Winkel in Szene gesetzt wurde, den Ball mit der Sohle an Lastro vorbeizog, und dann locker-leicht einzuschieben (54.). Ein Erfolgserlebnis, das dem langzeitgesperrten Mittelfeldakteur guttun dürfte. Denn bei den Gegentoren sah er häufig weniger glücklich aus. 

"Haben den Gegner durch Hochnäsigkeit und Arroganz zurückgebracht"

05-Coach Liborio Mazzagatti macht seinem Ärger Luft. Foto: noveski.com

Der Hansa-Landesligist verlor nun ein wenig den Faden, leistete sich mehr und mehr einfache Ballverluste – wie auch vor dem 3:5, als Samed Topuzovic den Ball gleich dreimal nicht klären konnte. Letztlich schoss er seinen Gegenspieler an, Michael Meyer bediente von er linken Grundlinie Boock, der trocken und wuchtig unter die Latte einschoss (72.). Es begann die Phase, die Mazzagatti „auf die Palme gebracht hat“, wie er selbst sagte. Denn: „Der Gegner war tot und dann bringst du ihn durch Hochnäsigkeit und Arroganz wieder ins Spiel!“ Zwar waren Iwosa und der junge Martinique Hoffmann zunächst noch nicht erfolgreich. Die Situation war aber noch heiß, weil der gerade einmal 17-jährige Sid Ziskin mit einem tollen Heber von halbrechts Gencel das 4:5 per Kopf auf dem Silbertablett servierte (78.). Und nun wurde es tatsächlich noch einmal spannend. Auch, weil Müller – wie eingangs bereits beschrieben – nicht den leichten, sondern den schwierigen Weg wählte. Gencel mit einem Freistoß vom Allerfeinsten zum 5:5 (87.), ehe der eingewechselte Pietsch mit einem Schuss aus halblinker Position ins Torwarteck Lastro nicht gut aussehen ließ. 6:5 Teutonia (88.)! Wenige Momente darauf beendete der Unparteiische Jonathan Spindler, der mit seinem Team bei unzähligen Abseitsentscheidungen oft falsch lag, die Partie – anderthalb Minuten zu früh.

"Wir sind noch lange nicht aufgestiegen!"

Ulas Dogan (li.) zieht an Cem Müller vorbei. Foto: noveski.com

Trotz des Sieges ist die Zielvorgabe bei den „Kreuzkirchlern“ nicht aufgegangen: „Wir haben uns vorgenommen, wie in den letzten drei Liga-Spielen, die null zu halten“, so Mazzagatti. „Wir haben zwar sechs Tore geschossen, aber du darfst natürlich keine fünf kassieren. Wir kriegen es nicht hin, mal einfach zu spielen. Dafür sind sich alle zu schade.“ Der Übungsleiter warnt zur rechten Zeit. Denn nun stehen zwei ganz bedeutende Spiele beim HEBC und gegen den HSV III an. Mit zwei Siegen dürfte der Aufstieg in die Oberliga so gut wie sicher sein. Auch wenn jetzt schon kaum einer mehr zweifelt, warnt Mazzagatti: „Wir sind noch lange nicht aufgestiegen!“ Auf Wacker wartet am Sonntag hingegen mit dem FC Elazig Spor der nächste „Stolperstein“. Aber vielleicht ist es am Ende ja auch die Konkurrenz, die ins Stolpern gerät…