LOTTO-Pokal
6. Spieltag


TuS Dassendorf

2

:

0


TSV Buchholz 08

Anpfiff

Di - 10.04. 19:00 Uhr

Spielstätte

Wendelweg

Zuschauer

245

Schiedsrichter

Konrad Oldhafer (SC Poppenbüttel)

Einsatzfähig genähter von Wasleben-Schied: „Jetzt wollen wir den Pokal holen!“

Dassendorfs Pascal Nägele (re.) behauptet sich auf dem schwierigen Untergrund gegen Lukas Kettner. Foto: Alex Knull

Am vergangenen Samstag gegen 14:20 Uhr entglitten den Verantwortlichen der TuS Dassendorf die Gesichtszüge und die schlimmsten Befürchtungen machten sich breit. Was war geschehen? Beim letztlich ungefährdeten 4:0-Erfolg bei Abstiegskandidat FC Türkiye verletzte sich Torjäger Marcel von Walsleben-Schied nach einem Zweikampf mit Sascha de la Cuesta am linken Fuß, zog sich eine tiefe Schnittwunde zu, musste ausgewechselt werden und sogar ins Krankenhaus. „Es sah nicht gut aus“, verriet der einstige Bundesliga-Profi am Abend nach dem Pokal-Viertelfinale gegen den TSV Buchholz 08 – und gestand dann: „Ich habe nur eine Restchance gesehen, zu spielen, wenn ich ins Krankenhaus fahre und das zunähen lasse.“

Um es vorweg zu nehmen: Marcel von Walsleben-Schied konnte spielen – auf eigene Gefahr hin. „Die Ärztin wollte es eigentlich nur kleben. Aber ich habe ihr gesagt, dass ich zumindest gerne eine Restchance hätte, woraufhin sie mich mit großen Augen angeguckt hat und meinte: ‚Wie, sie wollen am Dienstag Fußball spielen?!‘ Auf meine eigene Verantwortung wurde es dann zugenäht. Gestern bin ich ein bisschen Fahrrad gefahren und habe ‚Hoffi‘ (Trainer Thomas Hoffmann; Anm. d. Red.) gesagt, dass ich mich so weit eigentlich ganz gut fühle und es zumindest gerne probieren würde. Wenn’s beim Aufwärmen nicht gehen sollte, sage ich Bescheid. Aber wie man gesehen hat: irgendwie ging’s dann.“ Und wie es ging! Während der erste Durchgang auf der Trainingswiese am Wendelweg (Thomas Hoffmann zu Dassendorf-Sponsor Michael Funk: „Im Vergleich zu Samstag ist das hier Wimbledon“) einem „Weitschusswettberwerb“ glich, wie Peter Martens befand, und Hoffmann von einem „wilden Gebratze“ sprach, folgte nach der Pause die Zeit des Marcel von Walsleben-Schied. „Auf diesem Platz kannst du keinen Fußball spielen. Da kommt es halt auf Standards an“, unkte er.

„Ich war selbst erstaunt, wie frei ich zum Kopfball komme“

An ein normales Fußballspiel war auf dem Geläuf nicht zu denken - und so machten die Standards den Unterschied aus. Foto: Alex Knull

Erst durfte der ehemalige Rostocker nach einem Eckball von Sven Möller völlig ungehindert aus zehn Metern per Volleyabnahme Maß nehmen und mit Hilfe des linken Innenpfostens vollstrecken (56.)! Dann sorgte er in einer nahezu identischen Situation für die Vorentscheidung: Wieder Eckball Möller – nur von der anderen Seite –, diesmal konnte von Walsleben-Schied am zweiten Pfosten ohne jegliche Gegenwehr unter die Latte köpfen (70.)! „Hoffi sagte schon in der Kabine, dass heute ein Standard das Spiel entscheiden wird – ob nun auf der oder auf der anderen Seite. Letztendlich hatten wir das Glück, dass das auf unserer Seite war. Ab und zu richtig zu stehen, ist auch nicht so verkehrt“, so der Doppeltorschütze hinterher, ehe er zugab: „Vor allem beim zweiten Tor war ich etwas erstaunt, dass ich so frei zum Kopfball komme. Ich stand vorher einige Sekunden am Pfosten und habe gemerkt, dass da keiner kommt. Als Stürmer muss man auch mal spekulieren und das tue ich gerne.“ Buchholz-Coach Thorsten Schneider bemängelte das Abwehrverhalten in beiden Situation: „Natürlich stellen wir uns dämlich an bei den Standards. Wir wussten um die Stärke, es war vorher ein Thema und wir haben es besprochen. Wir wussten genau die Bewegungen, die gemacht werden und trotzdem kriegen wir die zwei Gegentore.“ Hoffmann verriet anschließend, dass die ruhenden Bälle am gestrigen Tag explizit auf dem Trainingsplan standen. „Tendenziell waren es heute zwei schlechte Standards, ehe mal ein guter kam. Aber was sollst du sonst einen Tag vorher machen, wenn du viele angeschlagene Spieler hast? Gestern haben wir noch bei drei Spielern getestet, ob sie überhaupt spielen können. Unsere Physio-Abteilung hat einen mega Job gemacht!“

Schneider: „Wenn Dassendorf spielerisch nichts hinkriegt, helfen andere Mächte“

Die Nordheider hatten in der Schluss-Viertelstunde, nach einem Patzer von Finn-Lasse Thomas, noch einmal die riesige Doppelchance zum Anschluss: doch Jakob Schulz scheiterte gleich zweimal am herausragend reagierenden André Tholen (76.). „Ich muss mich nochmal ein bisschen sammeln, bevor ich die richtigen Worte finde“, brauchte Schneider unmittelbar nach Schlusspfiff einen kurzen Augenblick, ehe er konstatierte: „Es war für mich jetzt persönlich das siebte Spiel mit Buchholz gegen Dassendorf. Und es ist wie immer. Ich habe noch nicht einmal gegen sie gewonnen.“ Allerdings befand der TSV-Übungsleiter auch: „Wenn Dassendorf spielerisch nichts hinkriegt – bei allem Respekt vor der sportlichen Leistung und davor, dass du auf dem Platz auch keinen Fußball spielen kannst –, dann helfen andere Mächte.“ Was er genau mit dieser Aussage meinte, erklärte er dann: „Für mich muss von Walsleben-Schied-Schied schon lange vom Platz sein. Der spielt gefühlt 35 Fouls und kriegt beim 40. Foul erst die Gelbe Karte. Das geht gar nicht!“ Welche Situationen er dort genau meinte, blieb in weiten Teilen ein Rätsel. Bis auf ein Scharmützel vor der Pause mit Lukas Kettner, war nichts Regelwidriges beim 34-Jährigen auszumachen. Vielmehr war sehr auffällig, dass die Gäste in nahezu jeder Spielsituation mit Körperkontakt auf dem Boden lagen und Freistöße reklamierten, worüber sich auch das Dassendorfer Trainerduo mehrfach echauffierte. Abschließend bilanzierte Schneider ganz nüchtern: „Dassendorf hat drei Torchancen und trifft zweimal. Wir haben drei Torchancen und treffen keinmal.“

von Walsleben-Schied: „Was hätte passieren sollen? Im schlimmsten Fall fehle ich zehn Tage“

Der Einsatz von Matchwinner Marcel von Walsleben-Schied stand lange auf der Kippe. Foto: KBS-Picture.de

Derweil ging der Matchwinner noch einmal auf sein Einsatz-Risiko ein und sagte: „Wir haben uns so weit abgesprochen, dass ich es beim Aufwärmen probiere. Wenn’s geht, dann geht’s. Wenn nicht, dann hätten wir noch einen Plan B in der Tasche gehabt. Aber mit einer Schmerztablette hat es geklappt. Ob das immer so förderlich ist, weiß man natürlich auch nicht. Aber was hätte schon groß passieren sollen? Im schlimmsten Fall wäre die Wunde wieder aufgegangen und ich hätte zehn Tage pausieren müssen. Das hätte ich auch verkraftet“, so von Walsleben-Schied, der auf Nachfrage, ob er denn auch gespielt hätte, wenn es sich „nur“ um ein normales Ligaspiel gehandelt hätte, mit einem verschmitzten Lächeln entgegnete: „Nein.“ Abschließend gab er noch eine kleine Kampfansage zum Besten: „Jetzt haben wir richtig Lust, den Pokal zu holen – und wollen dem Verein eine Freude machen. Deshalb geben wir alles dafür!“ Ganz so weit voraus denkt sein Trainer noch nicht. Hoffmann: „Aufgrund der zweiten Halbzeit ein verdienter Sieg“, ehe auch er noch einmal das große Für und Wider in Sachen von Walsleben-Schied-Einsatz aufdröselte: „Am Sonntag haben wir telefoniert. Da hat er mir gesagt, dass es genäht wurde und wenn’s irgendwie geht – und er hat noch nie ein Spiel nicht bestritten, weil er mit ein paar Stichen genäht wurde –, fällt er nicht aus. Man merkt ihm einfach an, dass er richtig Bock hat. Er ist ja inzwischen auch etwas älter und so viele Möglichkeiten hat er nicht mehr, im Landespokal weit zu kommen“, scherzte er und fügte an: „Die ganze Zeit siehst du ihn gar nicht, aber dann ist er da. Das zeichnet ihn aus.“