Oberliga Hamburg
15. Spieltag


SC Victoria Hamburg

6

:

2


TuS Osdorf

Anpfiff

Fr - 14.10. 19:30 Uhr

Spielstätte

Stadion Hoheluft

Zuschauer

101

Schiedsrichter

Florian Schwarze (MSV Hamburg)

Oberliga

Eine Schlüsselszene, die eine „Schlüsselphase auslöst“...

Der Osdorfer Georg Demircan (li.) sieht von Referee Florian Schwarze die Ampelkarte - nachdem ein Foulspiel auf der anderen Seite ungeahndet blieb. Foto: Küch

Es lief die 48. Spielminute im Stadion Hoheluft, als Mehmet Eren am gegnerischen Sechzehner im Duell mit Yannick Siemsen zu Fall kam. Nicht nur die Osdorfer Spieler warteten (vergeblich) auf den Freistoßpfiff von Schiedsrichter Florian Schwarze (MSV Hamburg), der zur großen Überraschung weiterspielen ließ. Die Folge: Im direkten Gegenzug ging der bereits gelb-verwarnte Georg Demircan zu rustikal zu Werke – Gelb-Rot! Doch zu jener Szene wäre es überhaupt nicht gekommen, wenn die Situation auf der anderen Seite geahndet worden wäre. Dementsprechend bedient waren die Akteure der Gäste auch noch unmittelbar nach Abpfiff...

Die Osdorfer bejubeln den Führungstreffer durch den ehemaligen Victorianer Incheol Choi (li.). Foto: Küch

Wie Eren anschließend verriet, habe Siemsen sein Vergehen gegenüber ihm und dem Unparteiischen eingestanden. Doch der blieb bei seiner Entscheidung. Die Schlüsselszene der Partie? „Das löst zumindest die Schlüsselphase aus. Sagen wir es mal so“, entgegnete Osdorf-Trainer Philipp Obloch wenige Augenblicke später auf Nachfrage. „Das ist natürlich mies. Fakt ist aber auch; Wir lösen es dann nicht gut. Wir kriegen die Karte und innerhalb von drei Minuten schlägt es dann zweimal ein. Es ist natürlich ärgerlich, in Unterzahl aus 40 Metern einen eingeschenkt zu bekommen. Bevor wir überhaupt reagieren und wechseln können, steht es schon 3:2. Das ist natürlich bitter.“

Mutiger "Siemso" netzt doppelt

Gerrit Pressel (Mi.) und Nick Scharkowski (2. v. li.) im Jubelrausch. Foto: Küch

Und auch in eben jener Phase avancierte Yannick Siemsen zu einem der Hauptprotagonisten. Erst jagte der Innenverteidiger den Gästen einen Strahl aus „40 Metern“ in die Maschen (53.), ehe er nach einem Eckball per Kopf zur Stelle war und das vorentscheidende 4:2 markierte (65.)! „Wenn man als Innenverteidiger zwei Tore macht, dann ist das schon eine hohe Kunst. Es freut mich, dass er sich mit eingeschaltet hat und mutig war“, sprach Vicky-Coach Sören Titze vor allem auf den Kunstschuss zum zwischenzeitlichen Ausgleich an. Und noch bevor „Siemso“ ein zweites Mal zuschlug, unterlief Felix Spranger ein unglückliches Eigentor zum 3:2 für den SCV (56.).

„Wir haben es in der Phase nicht gut gemacht“, gab Obloch unumwunden zu. „Und auch hintenraus ist da viel Material bei, was wir uns auf Video nochmal zu Gemüte führen können und werden. Insofern müssen wir vor unserer eigenen Tür kehren. Aber klar ist, dass das vermutlich nicht 6:2 ausgeht, wenn wir hier Elf gegen Elf gespielt hätten.“ Denn in der Schlussphase schraubte Nick Scharkowski das Ergebnis mit einem Doppelpack noch in die Höhe. Erst war der Torjäger nach einem Querpass von Dennis Bergmann zur Stelle (73.), dann nach einem abgeblockten Torschuss von Magnus Hartwig (88.).

"Habe den Jungs gesagt, dass Engagement und Leistung komplett in Ordnung sind"

Eines von zwei Toren: Yannick Siemsen (2. v. re.) köpft eine Ecke vor Tjark Grundmann zum 4:2 ein. Foto: Küch

Am Ende hätte es sogar noch das eine oder andere Tor mehr werden können, wenn Gerrit Pressel, der die Hausherren früh in Führung brachte (14.), per Lupfer nicht knapp gescheitert wäre (Titze: „Er ist enorm wichtig für unser Spiel, schafft es, Bälle festzumachen und ist dazu torgefährlich. Er hat heute wieder im Sturm gespielt und das gut gemacht“), Scharkowski nach einem Bergmann-Zuspiel freistehend nicht in Tjark Grundmann seinen Meister gefunden hätte, und der Doppeltroschütze nach einer tollen Stafette über Hartwig und Bergmann nicht im Abseits gestanden hätte. Zumindest ging die Fahne des Assistenten – sehr zum Unmut von Titze – in die Höhe.

„Wir waren auch in der ersten Halbzeit schon gut, führen 1:0 und hatten drei, vier gute Möglichkeiten, die wir nicht gemacht haben. Dann kriegen wir aus einem Freistoß von der Mittellinie mit dem ersten Torschuss das 1:1. Danach haben wir eigentlich vernünftig weitergespielt, kassieren aber nach einem langen Ball, wo wir uns verschätzt haben, das 1:2“, analysierte Titze – und sprach auf die Osdorfer Tore durch die beiden Ex-Victorianer Mats Lahrtz (19.) und Incheol Choi (41.) an. „Ich habe den Jungs in der Halbzeit gesagt, dass Engagement und Leistung komplett in Ordnung sind, ich überhaupt nicht böse bin, da wir uns einige Torchancen erspielt haben, diese nur nicht gemacht haben. Hinten haben wir zweimal nach langen Bällen aus dem Nichts ein Tor bekommen. Das ist momentan leider eine Spezialität von uns. Aus diesem Sumpf müssen wir uns rausziehen.“ Dennoch lautete die Message in Richtung seiner Mannen: „Wenn wir so weiterspielen, bin ich mir sicher, dass wir wieder fünf, sechs Torchancen bekommen und das Spiel auch noch gewinnen werden. Wie dürfen nur hinten nicht wieder zwei solche Situationen zulassen.“

"Über die Schiedsrichter sag ich kein Wort mehr!"

Ein jubelnder Sören Titze. Foto: Küch

Das Fazit: „Wir haben weiter Fußball gespielt, den Ball gut laufen lassen, ein gutes Gegenpressing gehabt, an uns geglaubt – und am Ende des Tages auch verdient gewonnen. Dass wir mal zwei Chance zulassen, das passiert. Dass die auch gleich drin sein müssen, das muss nicht sein. Aber wir haben Sechs geschossen, hätten in den letzten 20 Minuten noch mehr schießen können. Dementsprechend ist das völlig in Ordnung.“ Und wie sah er die aus Osdorfer Sicht mitentscheidende Situation kurz nach der Pause vor 101 Zuschauern an der Hoheluft? „Über die Schiedsrichter sag ich kein Wort mehr!“

"Fußball ist halt viel Kopfsache"

Nick Scharkowski (3. v. re.) legte gegen geschlagene Osdorfer per Doppelpack nach und erhöhte auf 6:2 für Vicky. Foto: Küch

Obloch: „Es könnte auch ein Jetzt-erst-Recht-Moment sein. Trotzdem ist dann ganz offensichtlich eine gewisse Verunsicherung da gewesen“, haderte der Osdorf-Übungsleiter auch damit, „dass wir dann ängstlich werden, nicht mehr nachschieben und aktiv rausverteidigen. Aber Fußball ist halt viel Kopfsache.“ Den fehlenden Mut machte er auch in der Anfangsphase bei seinen Schützlingen aus. „Aber mit dem 1:1 hatten wir so einen Moment, wo wir gemerkt haben, dass wir Vicky wehtun können. Dann fand ich es ganz gut – sowohl im Pressing als auch in den Umschaltmomenten. Und ich denke auch, dass wir nicht unverdient zur Pause geführt haben.“ Natürlich, so Obloch abschließend, „wären es irgendwie Bonuspunkte gewesen. Dennoch sagst du nach der ersten Halbzeit und gegen einen Gegner, der ja auch ein bisschen gewackelt hat, dass man etwas mitnehmen will.“ Stattdessen müsse man nun die „Wunden lecken“.