Oberliga Hamburg
19. Spieltag


SC Victoria Hamburg

0

:

3


USC Paloma

Anpfiff

Fr - 11.11. 19:30 Uhr

Spielstätte

Stadion Hoheluft

Zuschauer

200

Schiedsrichter

Alexander Teuscher (SC Eilbek)

Oberliga

„Eine der besten Halbzeiten, die ich von meiner Mannschaft je gesehen habe!“

Marco Schröder (li.) und seine Teamkollegen haben Vicky-Torjäger Nick Scharkowski über 90 Minuten komplett kalt gestellt. Foto: Hellwig/USC Paloma

„Das war alles sehr schwer zu greifen“, gestand Marius Nitsch - und machte auch keinen Hehl daraus, dass „die Kommunikation nicht gerade die beste“ war. Was der Trainer des USC Paloma damit ganz konkret meinte? „Wir hätten uns schon gewünscht, zu wissen, was Sache ist, wenn geschrieben wird, dass es sich um einen ‚Corona-Ausbruch‘ beim Gegner handelt“, sprach er im Anschluss an den Gast-Auftritt seiner „Tauben“ beim SC Victoria Hamburg (alle Highlights im LIVE-Ticker) auf die Pressemitteilung des Kontrahenten am Vorabend an, in der man mit eben jenem „Corona-Ausbruch“ die Absage für das Testspiel-Highlight gegen Holstein Kiel am kommenden Dienstag begründete. „Da hat man dann natürlich auch seine eigenen Spieler zu schützen und alle Leute, die heute hier waren. Letztendlich haben wir uns aber darauf vorbereitet, zu spielen“, so Nitsch. Und am Ende wurde ja auch gespielt…

"Captain" Moritz Niemann (re.) brachte die "Tauben" mit einem Traumtor früh auf die Siegerstraße. Foto: Hellwig/USC Paloma

Er kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Und das völlig zu Recht! „Eine der besten ersten Halbzeiten, die ich von meiner Mannschaft je gesehen habe!“, lobhudelte Marius Nitsch seine Palomaten, die den SC Victoria in den ersten 45 Minuten förmlich überrannten. „Auf dem Weg in die Halbzeit war es schwer, zu gucken, was man den Jungs jetzt überhaupt sagt“, außer die „klassichen Warnungen“ und das typische: „Macht einfach so weiter“, verriet Nitsch. „Ich glaube, es war heute inhaltlich zum ersten Mal so, dass ich mir ein bisschen was aus den Fingern saugen musste, weil ich finde, dass wir das brutal gut gemacht haben.“

So gut, dass der Drops schon früh gelutscht war. Und es ging immer wieder nach dem gleichem Muster. „Wir haben mit wahnsinnig viel PS nach vorne und die Tore hervorragend herausgespielt“, jubelte Nitsch. Das Schema: „Wir wollten aus einem guten Spielaufbau und mit dem Mut, sich hinten fußballerisch rauszulösen, mit Chip-Bällen hinter die Kette arbeiten, weil wir da schon auch gesehen haben, dass die da nicht so schnelle Leute haben“, hätte Nitsch die Hausherren „ehrlicherweise auch etwas tiefer erwartet“. Nicht nur, weil Vicky in der Vorwoche in Sasel (1:1) etwas tiefer stand, sondern sicherlich auch, weil sich im Hamburger Oberhaus herumgesprochen haben dürfte, dass ein Soleiman Kazizada nicht der gerade der langsamste Spieler ist. Ganz im Gegenteil.

Paloma nimmt extrem große Räume "dankbar" an

Stattdessen nahm der Gast von der Brucknerstraße die extrem großen Räume „dankbar“ an, wie auch Nitsch zu Protokoll gab. Insbesondere ein Soleiman Kazizada, von dem ein Jan Kämpfer noch Alpträume bekommen dürfte. Denn: Sämtliche Tore fielen über Kämpfers linke Seite. Und gleich zweimal war es Kazizada, der erst „Captain“ Moritz Niemann, der herrlich aus elf Metern per Seitfallzieher vollstreckte (9.), und dann Michel Blunck (14.) die Treffer auf dem Silbertablett servierte. Gleiches tat Youngster Haron Sabah, natürlich ebenfalls über den rechten Flügel, der Blunck dessen Doppelpack ermöglichte - 0:3 (36.)!

"Die Jungs wollten das unbedingt wieder gutmachen"

Bis auf seine Standards konnte auch Dennis Bergmann (li.) - hier im Duell mit Maurice Schwäbe - kaum Akzente im Offensivspiel des SCV setzen. Foto: Hellwig/USC Paloma

„Wir haben sogar noch die Chancen auf ein, zwei weitere Tore gehabt“, sah Nitsch einen bärenstarken Auftritt seiner Schützlinge - und eine Antwort auf die „schläfrige“ erste Hälfte in der Vorwoche gegen Concordia Hamburg (3:3). „Das hat auch die Jungs noch geärgert. Sie wollten das unbedingt wieder gutmachen. Und man hat gemerkt, wie die Mannschaft gebrannt hat“, zeigte sich Nitsch, der zusammen mit seinem Co-Trainer Zoran Nestorovic seinen 50. Pflichtspiel-Auftritt als USC-Coach feierte, überaus begeistert von seinen Mannen.

Dabei konnte man auf Seiten des SCV auch nicht den „Corona-Ausbruch“ als Ausrede geltend machen. Die erste Elf - gespickt mit illustren Namen! Nicht nur das. Paloma-Coach Nitsch musste sage und schreibe zehn (!) Leute ersetzen. Was ein bisschen sinnbildlich für die Situation an der Hoheluft war: In der 72. Minute wechselte sich der spielende Co-Trainer Mirco Duve-Bergmann selbst ein. Da Cheftrainer Sören Titze krankheitsbedingt verhindert war, waren die beiden Trainerstühle fortan verwaist und unbesetzt.

"Müssen uns an die eigene Nase fassen - ein ganz klar verdienter Sieg"

„Eine verdiente 0:3-Niederlage. Das muss ich ganz klar so sagen“, suchte Liga-Manager Nico Sorgenfrey, der sich im Anschluss den Fragen stellte, gar nicht erst nach Ausflüchten. „Nach dem 0:1 hatte ich das Gefühl, dass wir ein, zwei Dinger hatten, die man etwas besser zu Ende spielen kann“, sprach er auf zwei Aktionen von Lesley Karschau, der im gegnerischen Strafraum ganz viel Zeit und Platz hatte, daraus aber nullkommanull Kapital schlagen konnte, sowie einen Kopfball von Yannick Siemsen, den Thor-Arne Höfs noch um den Pfosten lenkte (12.), an. „Wir müssen uns an die eigene Nase fassen. Das war ganz klar ein verdienter Sieg“, resümierte Sorgenfrey sportlich-fair.

"Gebe jedem Recht, der sagt..."

Luca Ernst (li.) im Kampf um den Ball mit Jan-Philipp Kainzberger, der bei den Gästen in die Startelf rückte. Foto: Hellwig/USC Paloma

Auch nach der Pause blieb das große Aufbäumen aus. Stattdessen hätte vor allem Kazizada das Resultat weiter in die Höhe schrauben können (72.). „Wenn man das Letzte ins Rennen schmeißt, was wir haben und können, dann bin ich zwar enttäuscht. Aber die Jungs, die da waren, haben alles gegeben“, befand Sorgenfrey - und entgegnete auf Nachfrage zur angespannten Personallage: „Das ist die Quintessenz des Ganzen: Wenn man die ganze Zeit schon personell angeschlagen ist, dann setzt man oftmals Leute ein, die eigentlich und unter normalen Umständen gar nicht zum Einsatz kommen würden. Das muss man auch immer betrachten. Aber ich gebe auch jedem Recht, der sagt: Wenn man die Namen liest, dann ist da Qualität drin - und unter Umständen auch, um drei Punkte zu holen und engagierter zu spielen.“ Aber: „Viele Leute sind eben nicht bei 100 Prozent.“

Sorgenfrey will "überhaupt nicht jammern"

Er wolle „überhaupt nicht jammern“, betonte der Vicky-Manager, „aber das ist zurzeit nun mal so. Und dann muss man es auch mal akzeptieren, zu sagen: Wir haben heute gegen eine Mannschaft gespielt, die taktisch besser war, bessere Umschaltmomente hatte und auch cleverer vor dem Tor war. Das waren die Attribute, die zum Sieg geführt haben. Und deshalb kann ich nur sagen: Gute Arbeit bei Paloma - trotz der zehn Ausfälle. Das haben sie gut gemacht“, hatte sich die Situation beim Gegner auch bis zum SCV herumgesprochen.

Doch bei den Uhlenhorstern war das weder im Vorfeld noch im Nachgang ein Thema. Man weiß, was man hat - und verlässt sich zu 100 Prozent darauf. Und der Erfolg gibt den „Tauben“ recht! „Gefühlt haben wir über 90 Minuten aus dem Spiel heraus nichts zugelassen. Nur nach Standards war es gefährlich, weil Vicky mit Bergmann einen guten Schützen und eine gute Qualität hat.“ Die Qualität reichte an diesem Abend aber nicht aus, um auch nur ansatzweise Gefahr zu erzeugen.

"Fußballerisch sah es für mich wie ein Heimspiel aus"

Marius Nitsch (li.) und sein "Co" Zoran Nestorovic feierten eine erfolgreiche "Goldene Hochzeit", so Nestorovic im Vorfeld schmunzelnd in Bezug auf das 50. Pflichtspiel. Foto: Hellwig/USC Paloma

„Wenn man diese erste Elf sieht und wer da alles gespielt hat, dann ist das schon aller Ehren wert, dass du diese Mannschaft in einem Auswärtsspiel so in Schach hältst. Und auch fußballerisch sah es für mich eher wie ein Heimspiel aus“, strahlte Nitsch, der seinem Team nur vorwerfen konnte, „dass wir in der zweiten Halbzeit nicht noch das vierte Tor gemacht haben. Aber auch so war es für mich nicht hektisch, sondern wir haben es fußballerisch richtig gut gemacht.“ Und zwar gegen „einen nominell starken Gegner. Wenn man die Art und Weise sieht, dann war das mit unser bestes Saisonspiel und wirkte schon sehr abgezockt!“