Oberliga Hamburg
14. Spieltag


TSV Sasel

2

:

1


TuS Dassendorf

Anpfiff

Mi - 12.10. 19:30 Uhr

Spielstätte

Alfred-Mager-Stadion

Zuschauer

500

Schiedsrichter

Lasse Holst (FC Türkiye)

Oberliga

„Ein Spiel, worauf er Jahre gewartet hat“: Nrecajs kunstvoller Hammer sorgt für „Dasse“-Dämpfer!

Während Tim Jeske (li.) verletzt am Boden liegt, packt Enrik Nrecaj (Mi., leicht verdeckt) die linke Klebe aus 30 Metern aus - und trifft. Foto: Bode

Er war gar nicht mehr einzufangen und mitten in der schier endlosen Jubeltraube verschwunden, als Danny Zankl von der Seitenlinie den „Spielverderber“ gab. Sofort forderte der Trainer des TSV Sasel seinen „Kunstschützen“ Enrik Nrecaj dazu auf, „weiterzumachen“ und den Fokus auf das Spiel zu legen (alle Highlights im LIVE-Ticker). Dabei war dem Angreifer gerade ein unglaubliches Sahnestückchen geglückt. Mit einem gut und gerne 30-Meter-Linksschuss aus der Drehung an die Unterkante der Latte und vom Rücken des zuvor machtlosen Sebastian Kalk ins Saseler Glück rauschenden Bogenlampe, hatte Nrecaj seine „Parkwegler“ keine 60 Sekunden nach dem Führungstreffer mit 2:0 in Front katapultiert (69.)!

Eyke Kleine (li.) bringt Fatih Umurhan zu Fall. Elfmeter für Sasel. Foto: Bode

„Zum Glück hat Enrik nicht gesehen, dass Jeske auf dem Boden lag – und sich den Ball einfach genommen“, hatte sein Trainer im Nachgang gut lachen. „Das ist ein Spiel, worauf er Jahre gewartet hat. Wenn sein Kopf mitspielt, dann ist er auch dazu in der Lage, jetzt endlich wieder diese Top-Spiele zu spielen. Deshalb war das heute auch ein Geschenk nach dieser langen Leidenszeit“, beorderte Zankl den Angreifer sogar in die Startelf. „Er ist auf Zündung und macht das gut. Vielleicht nimmt er das jetzt auch als nächsten Step, um noch was draufzupacken.“

Der 27-Jährige war es auch, der in der drückenden Anfangsphase die erste dicke Chance des Spiels hatte, aber an Sebastian Kalk scheiterte (8.), um einige Zeit später nach einer herrlichen Stafette über Nico Zankl und Tim Jeske freistehend haarscharf am langen Eck vorbei zu schieben (28.). „In der ersten Halbzeit haben wir uns für ein paar Minuten durch unsere Schlampigkeit rausbringen lassen. Die ersten 20 Minuten waren wir aber klar spielbestimmend“, befand Zankl. Während Peter Martens eingestand: „Die ersten 15 Minuten gingen an Sasel. Da haben wir gebraucht, um reinzukommen. Als wir besser rausgerückt und früher draufgegangen sind, waren wir gut im Spiel.“

Kleine foult Umurhan - Elfmeter!

Eyke Kleine versteh die Welt nicht mehr nach dem Pfiff. Aber der Kontakt war deutlich zu sehen. Foto: Bode

Aber der ansonsten nahezu komplett wirkungslose Martin Harnik konnte ein Geschenk der Saseler Hintermannschaft nicht annehmen (20.), ehe Kristof Kurczynski aus 17 Metern nicht weit am rechten Pfosten vorbei zielte (44.). „In der zweiten Halbzeit waren wir zu Beginn auch wieder klar besser drin, sind kurz rausgekommen, haben uns aber schnell wieder gefangen. Das war gut“, so Zankl, dessen Mannen energisch aus der Kabine kamen, sich Möglichkeiten erspielten – und in der 64. Minute Glück hatten, als Harnik eine Flanke von Rinik Carolus nicht weit per Kopf am langen Eck vorbei setzte. Nur wenige Augenblicke später setzte Jean-Lucas Gerken den startenden Fatih Umurhan in Szene. Dieser schlug links im Strafraum einen Haken und wurde von Eyke Kleine zu Fall gebracht. Elfmeter!

Kurczynski avanciert zum tragischen Helden

Nico Zankl lässt Sebastian Kalk vom Punkt keine Abwehrchance. 1:0! Foto: Bode

Schiedsrichter Lasse Holst (FC Türkiye) zögerte keine Sekunde, zeigte auf den Punkt – und Nico Zankl trotzte dem Druck. 1:0 (68.)! Keine 60 Sekunden darauf sorgte Nrecaj mit seinem fulminanten Kunstschuss für das Highlight (69.). Dassendorf riskierte nun mehr. Es dauerte aber bis zur 84. Spielminute, als Len Aike Strömer nach einer feinen Einzelaktion mit seinem Steckpass den Anschlusstreffer durch Kurczynski ermöglichte! Der Anfang einer nervenaufreibenden Schlussphase, in der „Kuczy“ zum Hauptprotagonisten avancierte.

120 Sekunden vor Ultimo brachte der Dassendorfer das Runde nach einem Freistoß von Maximilian Ahlschwede, der an Freund und Feind vorbei huschte und von Anton Lattke aus dem langen Toreck gekratzt wurde, zum zweiten Mal im Eckigen unter. Während die Spieler der TuS den Ball schnell aus dem Tornetz holten und scheinbar mehr wollten, war die Fahne des Assistenten oben. Kurczynski soll im Abseits gestanden haben. „Dazu kann ich nichts sagen, weil ich zu weit weg gestanden habe. Aber der Ball war so lange unterwegs“, konnte Martens die Entscheidung „schwer beurteilen“.

"Tendenziell ist das eine richtig hart enge Entscheidung"

Enrik Nrecaj (Mi.) sieht nicht, dass Tim Jeske (li.) abseits des Ortes am Boden liegt - und jagt das Leder per Bogenlampe ins Saseler Glück. Foto: Bode

Und wie sah Zankl die Situation? „Wenn die Assistenten bei mir sind, dann sagen die immer: 'Das kann ich von hier nicht sehen.' Ich habe da schon viele Wetten gewonnen“, witzelte er – und fügte an: „Ich gucke mir das im Video nochmal an. Tendenziell ist das eine richtig hart enge Entscheidung. Ich hätte mich auch aufgeregt, ohne es besser zu sehen“, gestand er. Und zu allem Überfluss handelte sich Kurczynski, der bereits gegen den ETV mit glatt Rot vom Platz flog, in der Nachspielzeit auch noch die Ampelkarte ein (90. +2). Schluss!

„Insgesamt ein ziemlich geiles Oberligaspiel – mit Tempo, Zweikämpfen und allem, was dazu gehört. Auch mit vielen spielerischen Elementen und auf taktisch hohem Niveau“, bilanzierte Martens, der kurzfristig auf den erkrankten Henrik Dettmann verzichten musste. Dennoch: „Klasse Spiel, unglücklicher Verlierer“, so das Fazit des „Dasse“-Coaches. „Es waren einfach zwei ganz bittere Gegentore: Ein Elfmeter und ein Sonntagsschuss aus 30 Metern! Natürlich ist das ein Dämpfer. Aber das wirft uns keineswegs um. Es gibt eigentlich auch nicht viel zu kritisieren – außer, dass wir diesen einen Fehler zu viel gemacht haben.“

"Meiner Meinung nach der verdiente Sieger"

Der vermeintliche Ausgleich von Kristof Kurczynski (re.). Aber die Fahne des Assistenten ist oben - Abseits. Sehr umstritten! Foto: Bode

Auch Zankl sah „ein sehr intensives Spiel. Aber das wussten wir vorher. Wir waren gut eingestellt, hatten gute Phasen im Spiel und sind meiner Meinung nach über 90 Minuten auch der verdiente Sieger.“ Seine Schützlinge hätten es „taktisch gegen den Ball mit einem guten Plan gelöst. Beim Rausspielen von hinten haben wir nicht immer die richtige Entscheidung getroffen, obwohl die Räume da waren und wir Dassendorf in den Räumen binden konnten, wo wir das wollten.“ Aber: Der TSV-Trainer hatte mit Samuel Hosseini, Tolga Celikten (gerade erst von einer Zerrung genesen) und Deran Toksöz (kam gerade aus dem Urlaub zurück) auch drei ganz wichtige Leistungsträger zu ersetzen. „Das Gute ist, wir müssen nix Blindes riskieren, sondern haben Qualität. Wir haben heute auch zwei, drei andere Jungs gehabt, die individuelle Qualität mit eingebracht haben.“

"Über 90 Minuten waren wir das bessere Team"

Und den Abpfiff erlebte Kurczynski (re.) auch nicht mehr auf dem Platz. In der Nachspielzeit sah er die Ampelkarte. Foto: Bode

Abschließend noch einmal zurück zu Zankls Warnung gegenüber Nrecaj bei dessen Jubelrausch. „Ich wusste ja, was passiert. Sie haben versucht, über einen gewissen spielerischen Plan zu spielen, kamen aber spielerisch nicht zu klaren Torchancen. Und nach dem 2:0 war klar, dass wir jetzt auch mit hohen Bällen richtig Druck kriegen. Ahlschwede hat auf einmal noch einen Gang hochgeschaltet. Und dann flogen die Bälle an den Sechzehner. Das ist natürlich eklig, wenn du schon 70 Minuten in den Beinen hast. Das war eine eklige Phase. Ein, zwei Situationen haben wir gut verteidigt und gut überstanden. Aber über 90 Minuten waren wir das bessere Team. Und es ist wichtig für die Truppe, dass sie kein zweites Tor gefressen hat. Alles andere ist scheißegal!“