Oberliga Hamburg
13. Spieltag


Concordia Hamburg

2

:

2


FC Teutonia 05

Anpfiff

So - 22.10. 15:00 Uhr

Spielstätte

Bekkamp

Zuschauer

110

Schiedsrichter

Thomas Bauer (Rahlstedt)

Ein Punkt dank Velis „Wahnsinns-Winkeltreffer“, doch Titze ist enttäuscht

Veli Sulejmani sicherte Teutonia 05 mit seinem Treffer zumindest einen Zähler gegen Cordi. Foto: KBS-Picture

Man soll, so sagt es schon ein altes Sprichwort, den Tag nicht vor dem Abend loben. Das gilt auch für Fußball-Spiele. In denen sollte man sich nicht auf den Ausgang des Kicks festlegen, bevor der Schiedsrichter das Match nicht abgepfiffen hat. Ein Paradebeispiel dafür war die Begegnung zwischen Concordia und dem FC Teutonia 05 vor gerade einmal 110 Zuschauern am Bekkamp, die dem strömenden Dauerregen trotzten. Die bekamen beim 2:2-Unentschieden auf dem Kunstrasen in Jenfeld eine intensive erste Halbzeit, eine entscheidende Szene im zweiten Durchgang und ein Finish zu sehen, dass nicht einmal jeder mitkriegte...

Nach dem Abpfiff musste Matthias Reincke erstmal Aufklärungsarbeit leisten. „Er hat gar nicht mitbekommen, dass wir noch unentschieden gespielt haben“, sagte der Co-Trainer der Teutonen in Richtung seines „Chefs“ Sören Titze und grinste. „Er“ war in diesem Fall Danijel Suntic. Teutonias im defensiven Mittelfeld eingesetzte Nummer 18 stand nur wenige Minuten, nachdem die Partie am Bekkamp ihren letzten Pfiff erlebt hatte, frisch geduscht und schon in seinen Trainingsanzug gekleidet, an der Rückseite des Cordi-Vereinsheims. Neben ihm Sören Titze und eben „Matte“ Reincke. Vor allem Teutonias Trainer musste mit „Sunti“ noch etwas besprechen. Doch dazu später mehr. Suntic hatte sich ganz offenbar kurz vorm Schlusspfiff Richtung Kabine verabschiedet – und somit den finalen Akt des Matches verpasst. Dabei hatte der es doch wahrlich in sich.

Suntic: „Ich hatte den Schiri noch in der Pause drauf hingewiesen, dass er da drauf achten soll“

Teutonias Danijel Suntic flog nach 53 Minuten vom Platz. Foto: KBS-Picture

Es lief die letzte Minute des Spiels und „T05“ lag mit 1:2 im Hintertreffen. Nahezu alles sah in diesem Moment nach einem Sieg für Concordia aus. Aber eben nur nahezu alles. Die Hausherren hatten ihre Rechnung ohne Veli Sulejmani gemacht. Der kam irgendwie in der zweiten Reihe an den Ball – gut und gerne 25 Meter vor dem Tor der Gastgeber. Sulejmani überlegte nicht lange und hielt drauf. Sein Versuch entwickelte sich zu einem echten Geschoss und knallte in den Winkel – 2:2. Das „Last-Minute“-Remis für die Kicker von der Kreuzkirche war perfekt und die Bankbesetzung stürmte fast kollektiv einige Meter auf den Platz, während Sulejmani jubelnd auf sie zustürmte. Auf der anderen Seite stand Florian Gossow das Entsetzten ins Gesicht geschrieben. „Der schießt aus der zweiten Reihe und trifft genau in den Winkel – was willst du da trainieren? Ich kann den Jungs in dieser Szene keinen Vorwurf machen. Es ist ja nicht so, dass wir in der Situation schlecht verteidigt haben“, sollte der Concordia-Coach Minuten später zu Protokoll geben und sich ärgern: „Wir sind derzeit in einer Phase, in der wir Gegentore kassieren, wie sie kein anderer kriegt. Die Schüsse passen halt beim Gegner einfach. Genau das ist das Problem, das wir derzeit haben.“

Doch nicht nur Gossow ärgerte sich. Nein, auch um die Gefühle von Sören Titze war es nach dem Spiel nicht gut bestellt. „Ich bin maßlos enttäuscht“, erklärte der Teutonen-Coach ganz offen. Nanu: Ein Trainer, dessen Elf gerade in der letzten Sekunde dem Gegner den Sieg entrissen und zumindest noch einen Punkt geholt hat, ist unzufrieden? Ja! Und Titze blieb die Erklärung nicht lange schuldig, womit der Bogen zurück zu Danijel Suntic geschlagen war. Es ging um die 53. Minute des Spiels. Nach einem Zweikampf zwischen Suntic und Concordias Timo Stegmann im Mittelfeld trat der Cordi-„Capitano“ deutlich sichtbar nach. „Ich hab' den Schiedsrichter noch in der Halbzeit darauf hingewiesen, dass er auf ihn achten soll. Er hatte mich schon in der ersten Hälfte zwei Mal getreten“, sagte Suntic später. Auf dem Feld jedenfalls quittierte Suntic das Vergehen Stegmanns mit einer verbalen Beleidigung. Referee Thomas Bauer (Rahlstedter SC) hörte diese und zeigte „Sunti“ die Rote Karte. „Der Spieler tritt nach und ich sage noch zum Schiedsrichter-Assistenten, dass ich gespannt bin, was jetzt passiert. Klar muss ich Suntic den Vorwurf machen, dass er da nicht drauf antworten darf. Er sagt ein Wort, das nicht in Ordnung ist. Aber wenn, dann muss der Schiri in dieser Szene beide runterschicken“, schilderte Sören Titze seine Sicht der Dinge.

Titze: „Ich bin enttäuscht: Wir hatten alles im Griff, doch dann wird das Spiel kaputtgemacht“

Benjamin Bambur hatte für Cordi die 3:1-Vorentscheidung auf dem Fuß, vergab diese aber. Foto: KBS-Picture

Und er ging sogar noch einen Schritt weiter. „Wir werden dafür bestraft, dass der Gegner nachtritt. Das ist nicht gerecht. Wenn das Spiel mit zehn gegen zehn weitergeht, dann passiert hier nichts. Ich bin mir sicher, dass wir dann sogar gewinnen. Von daher bin ich maßlos enttäuscht. Wir haben in dem Moment den Gegner im Griff und Chancen zum 2:0, doch dann wird das Spiel durch so eine Entscheidung kaputtgemacht“, konstatierte Teutonias Coach im Anschluss an die Begegnung, die aus seiner Sicht „in er ersten Halbzeit ein intensives und gutes Spiel von beiden Seiten“ erlebt hatte. Eine Einschätzung, mit der der 32-Jägrige absolut richtig lag. Die beiden Teams schenkten sich kaum etwas und agierten annähernd auf Augenhöhe – allein die Tore fehlten. Weil Felix Dieterich für „T05“ nach 24 Minuten per Freistoß an Cordis Keeper Tim Burgemeister scheiterte und Aytac Erman aus einem verunglückten Kopfball von Sebastien Mankumbani nicht mehr machte (29.). Und weil auf der anderen Seite Gäste-Schlussmann Mirko Oest sowohl gegen Kevin Zschimmer nach 21 Minuten als auch beim Freistoß von Stegmann kurz vorm Seitenwechsel der Sieger blieb.

So fielen die Treffer erst nach der Pause. Kaum hatte Schiri Bauer Durchgang zwei eröffnet, da legte Sulejmani für Nick Gutmann ab, der wiederum maßgenau von rechts vors Cordi-Tor flankte, wo Erman in der Mitte den Rest erledigte und Teutonia mit 1:0 in Führung brachte. Anschließend hätte Suntic knapp eine Minute vor seinem Platzverweis das 2:0 erzielen können, doch im Strafraum brachte er freistehend nicht genug Kraft hinter seinen Schuss (52.). In Unterzahl musste Teutonia dann binnen drei Minuten zunächst den Ausgleich und dann den Rückstand hinnehmen: Erst köpfte Christian Rohweder eine Ecke von Jan Kämpfer zum 1:1 an Oest vorbei ins Netz (65.), dann missglückte ein Abwehrversuch von Seyhmus Atug, der die Kugel genau vor die Füße von Zschimmer klärte. Der ließ sich nicht zwei Mal bitten und traf zum 2:1. „Nach der Roten Karte war das kein normales Spiel mehr, für jedes Allerweltsfoul gab es Gelb. Dass wir die beiden Tore durch eine Standardsituation und einen Fehler kassieren, ist bitter. Cordi hatte außer ein, zwei Kontern als wir alles riskiert haben, nichts. Bis dahin war gar nichts los. Das ist alles ganz schwer zu verdauen gerade“, befand „T05“-Übungsleiter Titze.

Gossow: „Ob man das als Trainer richtig empfindet, weiß man auch nicht immer genau“

„Wir waren die bessere Mannschaft und müssen das Spiel eigentlich gewinnen“, sagte Cordi-Coach Florian Gossow nach der Partie, Foto: KBS-Picture

Nach dem 2:1 hatten beide Seiten ihre Chancen. Dieterich (90., per Freistoß), Georgios Cholevas (80., aus der Drehung drüber) und Timo Ehlers nach einem Dieterich-Freistoß (77.) verpassten ein frühzeitigeres 2:2 für die Teutonen, während es auf der anderen Seite Abdel Abou Khalil (83.) und vor allem Benjamin Bambur, der nach 83 Minuten nach einem Abou Khalil-Pass im Anschluss an einen Fehler von Seyhmus Atug an Oest scheiterte, verpassten, mit dem 3:1 alles klarzumachen. Das Ende ist bekannt. „Wir waren die bessere Mannschaft und müssen das Spiel eigentlich gewinnen“, sagte Cordi-Coach Florian Gossow nach der Partie, „wir haben zum wiederholten Male, so wie es zum Beispiel auch gegen Vicky der Fall war, den Sack nicht zugemacht. Das ist ja nichts Neues für uns. Ich glaube nicht, dass das ein Kopfproblem ist. Das Tor von Teutonia war ja auch nicht herausgespielt, sondern einfach mal draufgezimmert. Uns müssen einfach auch mal ein oder zwei Tore zum Sieg reichen. Aber auch da gibt es heute keinen Vorwurf an meine Mannschaft. Wir haben gut gespielt und ich bin mit der Leistung zufrieden.“

Zufrieden – ein Wort, das auf den derzeitigen Tabellenstand der Concorden sicher nicht zutrifft. Vor der Saison hatte Gossow im Sonderheft der FussiFreunde noch klar Stellung bezogen, dass die Regionalliga das Ziel der Elf vom Bekkamp sei. Die Realität weist Cordi derzeit mit 17 Punkten als Achten des Klassements aus – neun Zähler hinter Teutonia, dem heutigen Widersacher, der auf Platz drei steht. Derer zehn hinter dem SC Victoria als Tabellenzweiten und gar 22 Zähler hinter dem Spitzenreiter TuS Dassendorf. „Nein, wir sind mit Sicherheit nicht zufrieden mit der Gesamtsituation“, macht Cordis Coach keinen Hehl daraus, dass in der aktuellen Spielzeit für ihn und sein Team Einiges hätte besser laufen können. „Wir wissen um die Gründe, warum das so ist und können das richtig einschätzen und einordnen“, verriet Gossow, ohne jedoch weiter ins Detail zu gehen. Aus seiner Sicht, so der Coach „sind die Gespräche mit den Verantwortlichen im Verein gut. Sie gehen nicht in die Richtund, dass es heißt: Du musst jetzt! Aber ob man das als Trainer richtig empfindet, weiß man auch nicht immer genau.“ Er jedenfalls, so Gossow abschließend, habe „das Gefühl, dass hier gut und gemeinsam gearbeitet wird.“

Jan Knötzsch