Oberliga Hamburg
17. Spieltag


SC Condor

2

:

2


Meiendorfer SV

Anpfiff

So - 29.11. 11:30 Uhr

Spielstätte

Berner Heerweg

Zuschauer

140

Schiedsrichter

Philipp Steiner (GW Harburg)

Eigensinn und Chancenwucher verhindern Meiendorfer Coup!

Der eingewechselte Emre Coskun (r.) traf in der Nachspielzeit zum glücklichen Ausgleich für Condor. Hier enteilt er dem starken Ahmad Popalyar.

Als Schiedsrichter Philipp Steiner (GW Harburg) nach sechsminütiger (!) Nachspielzeit seine Pfeife in den Mund nahm, sackten die Akteure des Meiendorfer SV erst einmal zu Boden. Die eine Hälfte schüttelte nur ungläubig mit dem Kopf, der Rest konnte einfach nicht glauben, dass man den sicher geglaubten Sieg beim SC Condor noch aus der Hand gab. Einzig Keeper Tobias Sävke fuhr aus der Haut. „Man, sind wir dumm! Wir hätten schon längst Zehn gemacht haben müssen. Daran sind wir selbst schuld!“ Der starke Ahmad Popalyar, der kurz zuvor verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste, saß noch auf der anderen Seite des Tores und war komplett bedient. „Unglaublich! Wir haben es in der zweiten Halbzeit nicht mehr ernst genommen, alle haben für sich selbst gespielt.“

Das Fazit: Trotz einer 2:0-Pausenführung und einem Mann mehr auf dem Platz musste sich der Meiendorfer SV im Derby beim SC Condor mit einem 2:2-Unentschieden begnügen und verpasste den erhofften Befreiungsschlag. Der Grund: Chancenwucher ohne Ende und der Eigensinn einiger Spieler. „Wir sind einfach viel zu fahrlässig mit unseren Möglichkeiten umgegangen, hatten heute Chancen für drei Spiele“, ärgerte sich auch Coach Fatih Ergün. Den Beginn des Spiels dominierten jedoch die Hausherren, die offensichtlich gut hinein fanden. Mike Theis verfehlte den Knick aus der Distanz nur haarscharf (5.), ehe Raffi Kamalow einen schönen Angriff über Daudert und Özalp völlig freistehend nicht veredeln konnte (6.). Es roch alles nach dem nächsten Erfolg für das heimstärkste Team der Oberliga. Doch dann kippte die Partie komplett. Condor schaute nur noch zu, ließ Meiendorf spielen. „Wir haben nach guten 15 Minuten überhaupt keinen Zugriff auf den Gegner mehr bekommen. Meiendorf konnte sich unbehelligt den Ball zu spielen, wir haben keine Mittel dagegen gefunden“, befand Woike.

„Das hat unserer Schlafmützigkeit die Krone aufgesetzt“

Fabian Facklam brachte seinen MSV auf die Siegerstraße. Foto: noveski.com

Der MSV wurde immer mutiger. Lindenau mit dem super Ball aus der eigenen Hälfte – der wieder einmal bärenstarke Onur Ulusoy vernaschte Isaak Hoeling und scheiterte nur an Kleinschmidt (23.). Genauso wie Michael Sara, der nach einem Ulusoy-Freistoß aus spitzem Winkel seinen Meister im SCC-Fänger fand (30.). Doch in der 32. Spielminute war auch Kleinschmidt geschlagen, als der heute unglücklich agierende Hoeling eine Popalyar-Hereingabe von links unterlief und Fabian Facklam freie Bahn hatte – 0:1! Die Meiendorfer Führung war mittlerweile alles andere als unverdient, auch wenn man kurze Zeit später Glück hatte, dass Theis' Schuss aus 16 Metern nach Özalps Hackenablage wenige Zentimeter am linken Pfosten vorbei rauschte (38.). In der Nachspielzeit des ersten Durchgangs war der Arbeitstag von Condors Hoeling vorzeitig beendet, als er Popalyar, der zuvor Anders stehen ließ, im eigenen Sechzehner von den Socken holte. Da der Innenverteidiger bereits gelbverwarnt war, zückte Schiri Steiner nun die Ampelkarte (45.)! Was dann allerdings folgte, war „total bezeichnend für unsere Leistung in der ersten Halbzeit“, so Woike. Denn Sascha Kleinschmidt entschärfte den schwach getretenen Strafstoß von Bazier Sharifi – anstatt auf den zweiten Ball zu spekulieren, waren die Condoraner damit beschäftigt, die Parade ihres Torhüters zu feiern. Popalyar nutzte dies, schaltete am schnellsten und brachte den Abpraller im Tor unter – 2:0 MSV (45. +1)! „Das setzte unserer Schlafmützigkeit die Krone auf!“, so Woike.

Condor reagierte, brachte mit Kevin Mellmann und Emre Coskun zwei frische Kräfte für die indisponierten Stefan Klaes und Thiemo Kieckbusch. So viel sei vorweg genommen: Die Hereinnahme des Duos sollte sich noch entscheidend auf das Spiel der „Raubvögel“ auswirken. Denn es dauerte keine 240 Sekunden, ehe Coskun das erste Mal in Aktion trat. Nach Theis' Querpass von der rechten Grundlinie versuchte der Youngster sein Glück allerdings mit der Hacke. In diesem Fall wäre sicherlich die einfache, wenn auch nicht ganz so spektakulär anzusehende, Variante die bessere gewesen! Die Chance zum Anschluss war verpufft, stattdessen erspielten sich die Gäste nun etliche Kontermöglichkeiten, um den Deckel zuzumachen. Teilweise war es schlichtweg nicht mit anzusehen, was Meiendorf an allerbesten Gelegenheiten leichtfertig vergab. Popalyar verzog knapp (57.), Sharifi verstolperte diverse Male (60.) und F. Facklam musste sich Kleinschmidts Fingerspitzen sowie dem Außenpfosten beugen (71.). Hinzu kam, dass dem Ergün-Ensemble nach einer eigentlich unübersehbaren Ringereinlage von Lüdemann gegen Sara ein klarer Elfmeter verwehrt wurde (59.) – allerdings stand der Meiendorfer zuvor wohl auch im Abseits, was ebenfalls ungeahndet blieb.

Sharifi und Popalyar versieben, Coskun lässt Condor jubeln

Ahmad Popalyar war neben Mitspieler Onur Ulusoy stärkster Mann auf dem Platz und zudem an beiden Toren direkt beteiligt. Foto: noveski.com

Die Mannen von der B75 hätten längst für klare Verhältnisse sorgen müssen, als urplötzlich ein Mellmann-Freistoß aus dem linken Halbfeld von Ibo Özalps Hinterkopf per Bogenlampe ins lange Eck verlängert wurde – der Kopfball senkte sich in den rechten Giebel und auf einmal hieß es nur noch 1:2 (74.)! Condor war zurück im Rennen, machte hinten weiter auf und eröffnete den Gästen damit weitere Räume zum Kontern. „Wir haben auf Dreier-, später dann auf Zweier- und Einerkette umgestellt“, witzelte Woike, dessen Elf sich weiteren Gegenangriffen gegenüber sah. Immer wieder war es Ulusoy, der nahezu jeden Angriff einleitete und seine Vorderleute mit tollen Pässen in Szene setzte. Allerdings wusste insbesondere Bazier Sharifi nicht viel damit anzufangen. Wieder tauchte er frei vor Kleinschmidt auf, hätte den mitgelaufenen Popalyar bedienen können, versuchte es aber wieder auf eigene Faust – und erneut blieb er nur zweiter Sieger (86.). Auch Popalyar selbst hätte wenige Augenblicke darauf nach Ulusoy-Zuspiel den dritten Treffer erzielen müssen. Allein es sollte nicht sein (87.)! Und so kam es, wie es kommen musste: Max Anders verlängerte am gegnerischen Sechzehner einen weiten Abschlag von Kleinschmidt. Emre Coskun und Mike Theis im doppelten Doppelass. Erstgenannter trug den Ball schließlich in der Nachspielzeit zum 2:2 über die Linie (90. +1)! Die Partie war aber noch nicht vorbei. Denn Onur Ulusoy setzte noch einmal mit allem, was er hatte zum Sololauf an und traf mit seinem 20-Meter-Schuss in Minute 95 nur den linken Innenpfosten! Das setzte dem Ganzen noch die Krone auf.

„Der Gegner hat uns im Spiel gehalten“

„Glück für Condor, Unglück für uns“, bilanzierte Ergün, der nichtsdestotrotz anfügte: „Man sieht dennoch, dass die Rädchen immer besser ineinander greifen. Schade, dass die Mannschaft sich heute nicht belohnt hat.“ Der SCC stand dicht vor der ersten Heimnniederlage in dieser Saison, kam aber nochmal mit einem blauen Auge davon.
Woike: „Uns war nach dieser ersten Halbzeit klar, dass wir Glück und einen guten Torhüter brauchen würden, wenn wir noch was holen wollen. Letztlich kann man schon sagen, dass wir im Spiel gehalten wurden. Auch wenn es heute eine Menge zu beanstanden gibt, sind wir zu Hause weiterhin ungeschlagen und haben einen Punkt für die Moral mitgenommen.“

Der komplette LIVE-Ticker zum Spiel: