Drei Treffer hier, drei da: „Unser defensives Umschalten war eine Katastrophe“

Harter Kampf um den Ball: Tesla und der HUFC im Zweikampf an der Außenlinie. Foto: Knötzsch

Das letzte Tor des Spiels war noch nicht gefallen, da musste Marcel Schwarck kurz überlegen. „Wie steht's jetzt eigentlich?“, fragte der vom Bramfelde SV zu Hamm United gewechselte Mittelfeldmann auf dem Kunstrasen an der Snitgerreihe und erhielt prompt die Antwort. Zu diesem Zeitpunkt, es waren vielleicht noch zehn Minuten zu spielen, lag der HUFC im Duell mit Hammonia-Landesligist FK Nikola Tesla noch mit 2:3 im Hintertreffen. Am Ende aber sollte der Aufsteiger in die Landesliga Hansa doch noch ein Unentschieden erreichen – dank eines Rückkehrers. 

Denn ehe die Begegnung ihren Abpfiff erlebte, schnappte sich Stephan Rahn das runde Leder. Der Routinier, vom TSV Auetal in die Hansestadt zurückgekehrt, legte sich die Kugel kurz vor Schluss zu einem Freistoß zurecht. Und dann tat „Rahner“ das, was er immer schon konnte und was sein Spiel bei seiner früherern Station, dem SC Victoria, ausgezeichnet hatte. Der 35-Jährige lief an, schoss den ruhenden Ball gezielt in Richtung unteres rechtes Eck. Die Kugel sprang kurz vorm Kasten noch einmal tückisch auf und Olivier Sossou im Gehäuse des Hammonia-Vertreters war geschlagen – 3:3. Kurz darauf pfiff Schiedsrichter Klaus Gogarten die durch je eine Trinkpause im ersten und im zweiten Durchgang etwas verlängerte Begegnung ab.

Routinier Stephan Rahn trifft für den HUFC im Doppelpack

Pass ins Leere: Die Gäste können einen HUFC-Angriff unterbinden. Foto: Knötzsch

„Das Ergebnis ist mir letztlich egal“, bilanzierte Hamms Trainer Sidnei Marschall nach dem Match, „wichtig ist die Art und Weise, wie wir gespielt haben.“ Nun, um es auf den Punkt zu bringen: Damit konnte der HUFC-Coach insgesamt nicht zufrieden sein. Vor allem nicht, was die erste Halbzeit betrifft: Nach einer Viertelstunde geriet der HUFC mit 0:1 in Rückstand, nachdem Tesla den Ball bei einem Angriff im entscheidenden Moment klug in den Rücken der Abwehr an die Strafraumgrenze ablegte, wo Cem Mülller abzog und Uniteds Keeper Ismaila Barrow bezwang. Kurz vor der Pause machte der Schlussmann dann keinen guten Eindruck, als er nach einer Standardsituation im Luftduell das Nachsehen hatte und Ersin Kücük am zweiten Pfosten zum 2:0 vollendete. Rahns Schuss in der dritten Minute der Nachspielzeit war auf der anderen Seite dann leichte Beute für Faruk Müller, der die ersten 45 Minuten im Tesla-Gehäuse stand.

Nach Wiederbeginn legte die Equipe von Neu-Trainer Faik Algan nach: Cem Müller und Sebastien Mankumbani, Teslas Neuzugang vom FC Türkiye, spielten nach knapp einer Stunde am Sechzehner unbehelligt Doppelpass und Mankumbani konnte den Spielzug mit einem Schuss ins rechte Eck mit dem Treffer zum 3:0 abschließen. Erst danach wendete sich das Blatt: Von Tesla kam an der Snitgerreihe, wo nicht nur Rahlstedts Neuzugang Lukasz Sosnowski sondern auch Kerem Yildirim, der Coach von Hamms Pokal-Gegner SC Eilbek, sich das Spiel ansah, fortan nach vorne nur noch wenig. Stattdessen kam nun der HUFC besser in Tritt. Der Lohn der Mühen: Kurz nach dem dritten Tesla-Treffer bediente Daniel Weber im anderen Strafraum Rahn, der abzog und mit seinem Schuss genau in den rechten oberen Winkel traf. Ein sehenswerter Treffer, dem Matthias Märtens etwas mehr als eine Viertelstunde vor dem Schlusspfiff das 2:3 aus HUFC-Sicht folgen ließ, ehe Rahn mit seinem Freistoßtor für den Endstand sorgte.

Marschall: „Wir haben viel zu viele unsaubere Bälle gespielt“

Hamms Simon-Riza Yücel (li.) setzt an der Außenlinie zum Flanken an. Foto: Knötzsch

„Wir haben gut angefangen und das umgesetzt, was wir machen wollten: den Ball laufen lassen und Tesla vorne attackiert“, analysierte Sidnei Marschall nach dem Abpfiff. Nur: „Der Gegner hat es clever gemacht: Tesla hat hinten gut zugestellt und dann gekontert. Unser defensives Umschaltspiel war eine Katastrophe. Egal, was war: Immer wenn wir den Ball verloren haben, dann sind sie mit vier oder fünf Mann auf uns zugekommen. Auch beim dritten Gegentor sind wir en masse in Überzahl. Fünf gegen zwei – und keiner greift mal ein“, ärgerte sich Hamms Neu-Coach und erklärte: „Das war absolut nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Genau das habe ich den Jungs auch gesagt.“ Insgesamt, so der Coach, der auf Akteure wie Pascal Pietsch, Jan Landau, Moritz Mandel, Dimitri Patrin, Sebastian Gruhle oder Alessandro Schirosi verzichten musste, „hat uns vorne die Bewegung gefehlt..“ 


Sein Team sei zudem „in der ersten Halbzeit phasenweise zu früh vorn rein gegangen. Der Stürmer ist immer ins Zentrum gerückt, wo es zu eng war. Wir müssen erstmal breit bleiben. Dann, wenn der Sechser oder der Außenverteidiger den Ball hat, müssen wir in die Lücke spielen. Das müssen wir noch viel sauberer tun, wir haben viele zu viele unsaubere Bälle gespielt“, resümierte Marschall, der im ersten Durchgang Daniel Weber in ungewohnter Rolle als Stürmer aufbot, obwohl mit „Matze“ Märtens ein etatmäßiger Angreifer auf dem Platz stand: „Ich wollte Matthias mal auf der linken Außenbahn sehen und ausprobieren. Weber kann Stürmer spielen. Ich hatte keine andere Option, weil mir im Offensivbereich viele Spieler gefehlt haben.“

Jan Knötzsch