Landesliga Hansa
12. Spieltag


SC Condor

1

:

5


Dersimspor Hamburg

Anpfiff

So - 13.10. 11:30 Uhr

Spielstätte

Berner Heerweg

Zuschauer

100

Schiedsrichter

Kevin Klüver (E. Norderstedt)

LL Hansa

„Dominator“ Drechsler: Er sollte „Argumente liefern“ - und lieferte!

Erst die Rote Karte und den Elfmeter rausgeholt, dann viermal selbst eingenetzt: Justin Drechsler glänzte beim 5:1-Kantersieg von Dersimspor beim SC Condor. Foto: privat

Sammy Selcuk griff vor dem Spiel beim SC Condor tief in die Trickkiste: „Du musst mir Argumente liefern, dass ich dich im nächsten Spiel aufstellen kann“, gab der Coach von Dersimspor seinem Spieler Justin Drechsler mit auf den Weg. Der ehemalige Offensivakteur des FTSV Altenwerder rückte ins erste Glied, da Kapitän Fadi Hamze im Urlaub weilte. „Wir haben mit ihm sogar Individualtraining gemacht“, verriet Selcuk anschließend. Und siehe da: „Endlich hat er zu seiner Form gefunden! Er hat sich viel bewegt und etliche Bälle aus der Tiefe selbst geholt“, lobte Selcuk den alles überragenden Mann auf dem Platz. Denn beim überraschend deutlichen 5:1-Erfolg beim Oberliga-Absteiger netzte Drechsler vierfach und war auch am fünften Treffer entscheiden beteiligt!

„Ich weiß gar noch so recht, was ich dazu sagen soll“, musste Ralph Kainzberger erstmal einen Moment lang überlegen und grübeln, wie er die 1:5-Schlappe seines Teams erklären soll. „Ich muss mich da als erstes an die Worte des Trainers vom Gegner vor dem Spiel erinnern, als er zu mir sagte: ‚Möge der Bessere gewinnen.‘“ Dass am Ende eine derart deutliche Niederlage für sein Team zu Buche stand, sei „unfassbar“, so Kainzberger. „Da fehlen mir auch ein bisschen die Worte.“ Denn zu Beginn hätten es seine Mannen „sehr gut gemacht“, wie er befand. „Wir waren dominant, aggressiv, haben schnell und diszipliniert gespielt.“ Die logische Konsequenz: „Wir waren im Angriffsspiel zielstrebig und haben die Führung richtig geil herausgespielt.“ Kayahan Demirtag war letztendlich derjenige, der die „Raubvögel“ auf die Siegerstraße brachte (10.).

„Ein Schlag in die Fresse!“

Sammy Selcuk freute sich über die Vorstellung seiner Elf und lobte auch den Gegner sowie das Schiri-Gespann. Foto: Mathias Reß

Doch eine Aktion ließ das ganze Geschehen komplett kippen. Ramen Nurzai ging im eigenen Drittel ins Dribbling und vertändelte den Ball. „Wir wollten pressen und den Gegner zu Fehlern zwingen. Das ist absolut aufgegangen“, strahlte Selcuk. Während Nurzai als letzter Mann schließlich versuchte, seinen dicken Fehler wieder auszubügeln und das zu retten, was nicht mehr zu retten war. Er brachte den aufmerksamen Justin Drechsler zu Fall, verursachte einen Strafstoß und sah obendrein noch den roten Karton (21.)! „Die Doppelbestrafung war für uns natürlich wie ein Schlag in die Fresse“, wusste Kainzerber aber auch, dass dem Unparteiischen keine andere Wahl blieb. Elias Sawicki verwandelte den fälligen Elfmeter zum Ausgleich (22.). „Trotzdem haben wir das in der ersten Halbzeit richtig gut gespielt“, befand Kainzberger. Auch Gäste-Coach Selcuk lobte den Kontrahenten: „Condor war wirklich sehr gut, sofort nach Anpfiff da und hellwach. Es gab viele Umschaltmomente und Chancen auf beiden Seiten. Am Ende hätte es in beide Richtungen ausschlagen können.“

Drechsler-Show mit astreinem Viererpack

Dass dem nicht so war, lag allen voran an Justin Drechsler. Holte er zunächst noch den Elfer vor dem 1:1 raus, trumpfte er nach der Pause mit einem satten Viererpack auf (48., 66., 79., 80.) und lieferte damit reichlich Argumente für seinen Trainer, auch im nächsten Spiel von Anfang an dabei zu sein! Insbesondere der Treffer zum 2:1 für Dersim war ein Paradebeispiel dafür, dass beim 23-Jährigen an diesem Vormittag alles klappte. Nach einem lang gezogenen Standard hielt er irgendwie die Hacke rein – und der Ball senkte sich in die Maschen. „Ich glaube, den wollte er eigentlich annehmen“, mutmaßte Kainzberger, dessen Schützlinge nicht klein bei gaben. „Nach dem 1:3 hatten wir nochmal die Chancen auf den Anschluss, ob durch Luis (Honig; Anm. d. Red.), Kayahan oder ‚Fackel‘ (Dennis Facklam)“, aber der Ball wollte nicht rein. Auch auf der anderen Seite hätte es noch ein ums andere Mal einschlagen können. Dies wusste Richter-Ersatz Patrick Dinter jedoch zu verhindern. „Deren Taktik ist eigentlich aufgegangen – nur wir haben die Mehrzahl unserer Chancen genutzt und die nicht“, brachte es Selcuk auf den Punkt – und wusste stets um die Gefahr der Hausherren. Selbst nach dem 4:1 mahnte er noch lautstark von der Seitenlinie, weiter wach und konzentriert zu bleiben. Denn „im Fußball kann es ganz schnell gehen“.

„Wir sind ein ganz normales Team in der Landesliga“

Justin Drechsler war an jenem Fußball-Vormittag nicht zu stoppen. Foto: Verein

Doch beim SCC gingen letzten Endes „die Köpfe runter, die Unzufriedenheit machte sich bemerkbar, wir laufen in einige Konter und lassen uns abschießen“. Das sei auch das einzige, was Kainzberger seiner Mannschaft vorhalten könne. „Ansonsten kann ich ihr keinen großen Vorwurf machen.“ So blöd das auch nach einem 1:5 klingen mag. Aber: „Fußball ist nun mal ein Ergebnissport.“ Wodurch sich der SC Condor „dem Mittelfeld“ der Liga „angepasst hat und erkennen muss, dass wir ein ganz normales Team in der Landesliga sind“, so Kainzberger. Während Selcuk zu Protokoll gab, dass ihm die Gastgeber „ein bisschen leidtun“ würden. Im Endeffekt hätte sein Team aber „jederzeit richtig guten Zugriff in einem packenden Spiel von beiden Seiten gehabt“, meinte er – und hob abschließend die Leistung von Referee Kevin Klüver hervor: „Ich muss erwähnen, dass der Schiedsrichter eine Weltklasse-Leistung gezeigt hat und mit allen Entscheidungen absolut richtig lag!“ Ähnliches konnte man an jenem Fußballvormittag wohl nur noch von Justin Drechsler behaupten.