Kolumne

Die Frage nach der Zeit: Wann trägt die Arbeit endlich Früchte?

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In unserer Kolumne „Abpfiff“ greifen wir die wichtigsten Themen der vergangenen Woche und des Wochenendes im Hamburger Amateur-Fußball auf und kommentieren diese. Dieses Mal geht es um das Projekt Concordia und den bisherigen Saisonverlauf des Clubs vom Bekkamp sowie die Rolle des Trios  Bramfelder SV, Meiendorfer SV und TSV Buchholz 08 im Oberliga-Abstiegskampf. 

Am Ende hatten sie ihn, diesen sprichwörtlichen Salat, von dem immer dann die Rede ist, wenn etwas nicht gelingt, sondern schief geht. Und das ging es für Concordia beim Hamburger SV III. Zwar erzielte die Mannschaft von Trainer Frank Pieper-von Valtier drei Tore gegen den Aufsteiger, doch selbst das sollte nicht reichen. Mit 3:4 mussten die Concorden die Heimreise antreten. Ohne Punkte, mit hängenden Köpfen. Wie schon sieben Mal in dieser Saison. Dem gegenüber stehen sechs Siege. Ein Remis gab es bislang nicht. Es hieß also immer „hopp“ oder „top“ für die Mannschaft vom Bekkamp. Zumindest, was die Resultate angeht. In der Gesamtabrechung aber liegt das Team derzeit irgendwie genau dazwischen, ist bislang weder „top“ noch „flop“. Ist das nun gut? Oder doch nicht? Nun, es ist jedenfalls eine logische Konsequenz dessen, was Cordi vor der Saison in seinem Kader veranstaltete. Der einstige serlbsternannte Regionalliga-Anwärter mistete ordentlich aus, krempelte das Material an Spielern an nahezu allen Ecken und Enden um.

Concordias Umbau im Sommer war wichtig und richtig – trotz „nur“ Platz acht!

Cordi-Coach Frank Pieper-von Valtier. Foto: Bode

Einmal die alten Zöpfe ab, hieß es quasi. Und ein neues, freshes Erscheinungsbild her. Selbiges kommt weitaus jugendlicher daher. Kein Wunder, hat doch die Vielzahl der Neuzugänge eines gemeinsam: das junge Alter. Jede Menge Talent und Willen gepaart mit dem einen oder anderen verbliebenen Erfahreneren, neuen Spielern, die bereits erprobt sind und Top-Transfer Umut Kocin – klingt nach einer ganz guten Mischung, von der man auch nach oben einiges erwarten kann, wenn es ideal läuft. Genau das aber ist der Punkt: Es läuft nicht immer alles ideal, eine Saison ist nicht am Reißbrett von vorn bis hinten planbar. Es kommen Verletzungen dazwischen, manche suchen eine Zeit lang nach ihrer Form und das jüngere Klientel ist in seiner ersten Oberliga-Saison gewissen Schwankungen unterworfen. Die Umbauarbeiten, die Cordi vor der Saison vorgenommen hat, waren dennoch wichtig. Und richtig. Die Mannschaft versprüht einen ganz anderen Spirit, als die Cordi-Teams der Vorjahre, in denen sich Einzelne oft über die Gemeinschaft stellten. Coach Pieper-von Valtier, Manager Matthias Stuhlmacher und Co haben gute Arbeit geleistet, auch wenn sie deren Früchte derzeit noch nicht „richtig“ ernten können. Platz acht ist in Ordnung. Das Team braucht Zeit zum Reifen. Wie ein guter Wein...

Zeit, so sagt man immer wieder, ist kostbar. Meistens hat man davon zu wenig. Im wahren Leben, weil man sie sich getrieben von aller Hektik zu selten nimmt. Aber auch im Fußballer-Leben, weil die Konkurrenz einem im Nacken sitzt oder nicht schläft. Fragen Sie, liebe Leser, dahingehend doch einmal bei den drei Mannschaften nach, die derzeit die Abstiegsränge in der Oberliga inne haben. Da wäre zum einen der TSV Buchholz 08, die fraglos bisher größte sportliche Enttäuschung der Saison. Der Umstand, dass der neue Coach Marinus Bester einen anderen Stil als seine Vorgänger – die „hoch stehende Kette“ lässt grüßen – spielen lässt, war oft genug Thema. Allein: Es ändert sich wenig bis nichts. Auch bei der 2:4-Niederlage gegen den SV Curslack-Neuengamme fiel der Treffer zum 1:2, der der Vorbote der Wende war, ausgerechnet in einem Moment, in dem die Mannschaft hoch verteidigte, statt sich – mit einer 2:0-Führung im Rücken – doch lieber ein bisschen tiefer zu stellen, abzuwarten und den Gegner gegebenenfalls mit einem Konter endgültig auszuknocken. Die Zeit, von einer Platzierung unter den Top Sechs zu träumen, ist längst vorbei. Wenigstens das haben sie in der Nordheide inzwischen auch erkannt.

Nachbesserungen in Bramfeld sind im Winter unabdingbar

Das Bramfelder Trainer-Duo Carsten henning (li) und Mirko Schulz. Foto: Bode

Wie lange die Zeit für den Bramfelder SV in der Oberliga noch andauert – darüber kann man derzeit nur rätseln. Es gibt nicht wenige, die dem BSV attestieren, genau diese Zeit würde am Ende der Saison schon wieder vorbei sein. Momentan sieht es ganz danach aus. Seit Wochen ist Bramfeld Letzter. Hier und da schnupperte die Mannschaft von Carsten Henning und Mirko Schulz zwar an Erfolgen, aber in der Summe reichte es bislang nur zu fünf Punkten. Nun ist zwar noch längst nicht aller Tage Abend, doch es bedarf keiner großen hellseherischen Künste, um vorauszusagen, dass es für den BSV schwer bleiben wird. An diversen Stellen im Kader fehlt es leider einfach an Klasse, ja vielleicht auch an der nötigen Oberliga-Reife. Nachbesserungen im Winter sind unabdingbar. Aber wen holen? Und wie finanzieren? Zumindest ein wenig Geld ist ja bereits frei geworden und könnte noch frei werden, wenn nach Marcel Perz auch Milos Ljubisavljevic, der sich derzeit bei der „Zweiten“ fit hält, ganz geht. Zwei Spieler, die dem BSV gut zu Gesicht standen, von denen man sich aber trennte. Mutig. Aber es wird seine Gründe gegeben haben. Und was man bei Cordi gelernt hat, weiß man auch in Bramfeld: Das Kollektiv ist wichtiger als Einzelne – auch wenn der Preis dafür an der Ellernreihe ein hoher sein könnte...

Bliebe noch die Frage, was der Meiendorfer SV eigentlich da unten in der Tabelle verloren hat. Der Kader ist – auch oder gerade im Vergleich zu dem einiger Konkurrenten – wahrlich nicht schlecht besetzt. Klar, Coach Baris Saglam und sein Trainerteam gingen vor der Saison schon ein gewisses Risiko ein, als man sich Spielertypen wie Theodoros Ganitis, Lukasz Sosnowski oder Alexandar Mucunski ins Haus holte. Drei veritable Kicker, denen man aber nachsagt, nicht zur Kategorie „einfach“ zu zählen. Da kann schon mal einer aus der Rolle fallen und so ein Krach innerhalb des Teams tut fraglos keinem Gut. Doch das moderierte Saglam in der jüngeren Vergangenheit souverän weg. Probleme gibt es trotzdem: Verletzungen schmälern die zur Verfügung stehenden Kicker ebenso wie beispielsweise die Rot-Sperre Sosnowskis nach dessen Platzverweis in Rugenbergen, den – ebenso wie das Strafmaß – beim Betrachten der Bilder kaum einer nachvollziehen kann. Auch hier kann und muss man auf den Faktor Zeit setzen: Es wird Zeit, dass die Ausfälle weniger und die Liste der Alternativen wieder länger wird. Oder – und das gilt für alle drei Teams auf den Abstiegsrängen: Es wird endlich Zeit, ordentlich zu punkten. Damit das Oberliga-Licht im Laufe der Zeit nicht zu schnell ausgeht...

Jan Knötzsch