Landesliga Hansa
17. Spieltag


SV Altengamme

2

:

6


Dersimspor Hamburg

Anpfiff

Mi - 04.12. 19:30 Uhr

Spielstätte

Gammer Weg

Zuschauer

130

Schiedsrichter

Rasmus Julius Leander Renner (FC Teutonia 05)

Landesliga Hansa

Dersims „Sechser im Lotto“ ärgert SVA: „Das ist indiskutabel und darf so nie wieder passieren

Dersims Tom Sethmacher (re., hier gegen Jonas Buck) traf gegen den SVA gleich dreifach. Foto: Both

Philipp Mohr sprachlos zu machen, ist nicht einfach. Doch am Mittwochabend nach der Partie des SV Altengamme gegen Dersimspor war es beinahe soweit. „Mir fehlen tatsächlich etwas die Worte. Ich bin von diesem Spiel aus der Bahn geworfen worden. Die Niederlage am Freitag gegen den SVNA hat schon wehgetan, aber die Pleite gegen Dersim – die schmerzt extrem. Am nächsten Samstag gegen Ohe muss definitiv eine Reaktion kommen“, erklärte der Ligaobmann der Altengammer nach der 2:6-Niederlage merkbar mitgenommen und hatte sich damit dann doch wieder in den Modus zurück katapultiert, etwas mehr zum Spiel sagen zu können. Und zu wollen. Und das, was Mohr dann in seiner Analyse der Begegnung sagte, war deutlich. Mehr als deutlich. Dem Ergebnis und dem Auftritt des SVA angemessen eben. 

„Ich weiß: Das macht keiner mit Absicht. Aber: Diese Niederlage ist peinlich. Das Ergebnis ist absolut indiskutabel und darf so nie wieder passieren. Das geht gar nicht. Wir lassen uns von Dersim fast über 90 Minuten auseinandernehmen  – am Ende können wir glücklich sein, dass sie zwei, drei Gänge zurückgeschaltet haben. Wir verteilen die Einladungen für die Gegentore wie Weihnachts-Grußkarten. Wir bekommen allein vier Gegentreffer aus Standardsituationen. Das geht so nicht. In den letzten fünf Spielen haben wir uns jetzt 16 Gegentreffer eingefangen, alleine neun in den letzten beiden Partien gegen den SVNA und Dersim. Zwei Teams, die – bei allem Respekt – in der Tabelle eher unten stehen. Das darf so nicht sein. Man muss sich bei den Zuschauern für diesen Auftritt entschuldigen“, sagte Mohr ohne Umschweife und brachte auf den Punkt, warum seine Farben am Ende mit leeren Händen dastanden: „Es lief überhaupt nichts zusammen. Bei keinem einzigen Spieler.“  

Mohr: „Wir verteilen die Einladungen für die Gegentore wie Weihnachts-Grußkarten“

Altengammes Ligaobmann Philipp Mohr war nach dem Spiel mächtig bedient. Foto: Bode

„Wir haben Bälle hergeschenkt und hatten eine Fehlpass-Quote, die exorbitant hoch war. In 90 Minuten haben wir nur zwei oder drei Torschüsse auf die Kette bekommen. Das ist einfach zu wenig, so kann man sich nicht präsentieren“, befand Mohr, der für den SVA beim Stand von 0:2 immerhin noch einen Pfostentreffer von Sebastian Pietsch sah. „Da hatten wir die Chance, nochmal ranzukommen. Eventuell wäre das Spiel ganz anders gelaufen. Aber das, was danach passiert, darf einfach nicht vorkommen. Du darfst auf keinen Fall sechs Gegentore bekommen. Da muss sich bei uns jeder fragen, wohin er möchte. Ich glaube nicht, dass eine 2:6-Heimniederlage gegen Dersimspor das ist, was unser Anspruch ist. Wir sind dabei, unsere gute Ausgangslage, die wir uns über Monate hart erkämpft haben, zu verspielen.“ Klar, der SVA habe, so Mohr, mit Simon Seidel sowie den Offensiven Sandro Schraub, Philipp Heitmann, Janis Reinhardt und Philip Alpen „einige Ausfälle gehabt, aber das ist alles keine Entschuldigung.“ Trainer Jan Krey könne er keinen Vorwurf machen, bilanziere Mohr: „Er muss Woche für Woche umbauen, weil es immer neue Ausfälle und Abwesenheiten gibt. Das ist der Grund, warum wir keine Konstanz reinbekommen.“

Als ob die Niederlage für die Kicker vom Gammer Weg nicht schon bitter genug war, so musste das Krey-Team neben den Treffern (drei Mal Tom Sethmacher, zwei Mal Fadi Hamze und ein Eigentor von Niko Reimers) gleich noch zwei weitere Nackenschläge hinnehmen: Dominik Scheu sah seine fünfte Gelbe Karte und wird am Samstag gegen Ohe ebenso fehlen wie vermutlich René Johannsen, der, wie Mohr berichtete, „in der Halbzeit raus und dann ins Krankenhaus musste. Damit fehlen uns zwei weitere Optionen.“ Der Grund: Dem Defensivmann war die Lippe aufgeplatzt. „Als er draußen an der Linie zum ersten Mal behandelt wurde, kriegen wir in Unterzahl den Treffer zum 0:2“, berichtete Altengammes Ligaobmann, der Gegner Dersim noch einmal dafür dankte, dass der Verein bereit gewesen war, auf sein Heimrecht zu verzichten und die Partie statt am 14. Dezember auf dem Charly-Dörfel-Platz in Harburg auf dem Kunstasen am Gammer Weg absolviert zu haben. Und auch Sammy Selcuk ging in seinem Statement zum Spiel erst einmal auf diese Begebenheit ein.

Selcuk: „Wir haben endlich so gespielt, wie ich mir das vor der Saison vorgestellt habe““

Durchgesetzt: Daniel Gomes da Silva (vo.) behauptet sich gegen Renè Johannsen. Foto: Both

„Wir hatten die Wahl, dann erst im neuen Jahr zu spielen, weil Altengamme aus organisatorischen Gründen nicht zu uns kommen konnte. Sie haben dann gefragt, ob wir bei ihnen spielen würden. Wir sind dem Wunsch entgegengekommen – wohlwissend, dass wir unser Heimspiel abgeben. Aber es war klar, dass wir auf Kunstrasen spielen – und das ist unsere extreme Stärke“, erklärte Dersims Coach, der nach dem Match davon sprach, dass der Erfolg beim SVA ein „Sechser im Lotto“ sei. „Ich habe schon beim Warmmachen gesehen, dass Altengamme viele große und schlaksige Spieler hat, also war klar, dass wir nicht mit hohen Bällen, sonderm flachem Kurzpass-Spiel agieren würden. Das haben meine Jungs von der ersten Minute an gut angenommen“, so Selcuk, der sogar einen Einblick in seine Vorbereitung auf die Begegnung zuließ: „Ich habe vor dem Spiel die Kabinentür aufgemacht und den Spielern gesagt: Jeder, der an einen Sieg glaubt, der kann rausgehen und spielen. Wer nicht dran glaubt, der kann in der Kabine bleiben, dann spielen wir halt mit acht Mann. Es sind alle aufgestanden und mit sehr aufgeregtem Gemütszustand rausgegangen. Ich wusste: Sie werden den Kampf annehmen. Das hat man gesehen. Die Tore waren alle schon rausgespielt.“

„Tom Sethmacher hat mit seinen drei Treffern einen richtig schönen Tag gehabt. Fadi Hamze haben wir aufgrund seiner Erfahrung als Stürmer ins Zentrum gestellt. Wir haben taktisch gesehen tiefer und kompakt gestanden und mit Dijar Kaval im Mittelfeld und Beytullah Atug in der Abwehr im Zentrum dicht gemacht. Zudem wussten wir: Wir mussten die Flügel dichtmachen. Ohne respektlos zu sein: Über die Flügel zu kommen, ist die Stärke von Dorfmannschaften. Das alles hat echt gut gegriffen“, verriet Selcuk seine taktischen Kniffe und konstatierte: „Solche Tage gibt es einfach. Mann kann nicht sagen, dass das Glück war. Bei sechs Toren kann man nicht mehr von Glück sprechen. Wir haben nach Monaten endlich so gespielt, wie ich mir das vor der Saison vorgstellt habe.“ Zum Abschluss wollte Selcuk dann aber auch noch lobende Worte an den Gastgeber richten: „Altengamme ist sehr fair und gastfeundlich, sie haben sich trotz der Niederlage sauber und ordentlich verhalten. Der Club wird ganz toll geführt. Das ist einer der sympathischsten Vereine – ganz toll.“

Jan Knötzsch