Oberliga Hamburg
7. Spieltag


TSV Sasel

2

:

3


Hamm United FC

Anpfiff

So - 04.09. 15:00 Uhr

Spielstätte

Saseler Parkweg

Zuschauer

350

Schiedsrichter

Florian Schwarze (MSV Hamburg)

Oberliga

Der nächste Hamm-Hammer: Mit „der letzten Kraft“ als Team „gefightet“ – und Sasel gestoppt!

Der Hamm United FC jubelt am Saseler Parkweg, feiert den 3:2-Sieg beim bis dato noch verlustpunktfreien Primus und bleibt selbst ungeschlagen. Foto: Kormanjos

Eigentlich ist er für die Tore zuständig und im gegnerischen Strafraum zu finden. Am Sonntagnachmittag tummelte sich Sinisa Veselinovic in der Schlussphase der Partie seines Hamm United FC beim TSV Sasel (alle Highlights im LIVE-Ticker) aber eher am und im eigenen Sechzehner herum. Der Mittelstürmer ackerte, rackerte – und holte sowohl für sich als auch für die Mannschaft alles heraus. Veselinovic warf sich in die Abschlüsse des Gegners, blockte die Versuche in höchster Not und gewann diverse entscheidende Kopfballduelle – wohlgemerkt im eigenen Hoheitsgebiet. 

Sinisa Veselinovic (Mi.) rieb sich 93 Minuten lang für seine "Geächteten" auf - und glänzte als Doppeltorschütze. Foto: Kormanjos

Auf Nachfrage, wann er das letzte Mal so viel mit nach hinten arbeiten musste und gearbeitet habe, geriet „Sini“ erst einmal ins Grübeln: „Da kann ich mich gar nicht mehr dran erinnern. Vielleicht vor zwei, drei Jahren“, pustete der Mittelstürmer, der mit den Kräften am Ende war, erstmal gehörig durch. „Man spielt ja gegen einen Top-Club. Da weiß man, was einen erwartet. Wir haben die letzten Kräfte mobilisiert und gefightet. Natürlich ist auch etwas Glück dabei. Denn Sasel hat eine brutale Qualität. Aber am Ende haben wir die drei Punkte – und die nehmen wir natürlich gerne mit“, strahlte Veselinovic – und war froh, dass ihm und seinen Mannen „keine englische Woche“ ins Haus steht.

Essaka und Veselinovic schocken Sasel

Mit einer ungeheuren Disziplin und einer mannschaftlichen Geschlossenheit verteidigte Hamm in den ersten 45 Minuten, überließ Sasel den Ball – und konnte sich auf das nötige Matchglück sowie Torwart Thomas Kuballa verlassen. Der Schlussmann stellte seine Klasse mehrfach unter Beweis und hatte auch zweimal das notwendige Glück, als ein abgefälschter Schuss von Nico Zankl ebenso ans Quergebälk klatschte (24.), wie auch ein Kopfball von Tim Jeske (37.). Hinten kompakt stehend – und vorne eiskalt wie eine Hundeschnauze! Erst veredelte der pfeilschnelle Georges Essaka in einer Kontersituation einen Steilpass von Dario Kovacic (19.), ehe Sinisa Veselinovic eine Konfusion am Saseler Sechzehner – Essaka setzte Kjell Ellerbrock entscheidend (und regelwidrig?) unter Druck – mit einem flachen Linksschuss aus 16 Metern bestrafte. 0:2 (44.)!

"Wir hatten heute viel Pech mit den Entscheidungen"

Maurizio d'Urso (Mi.) schirmt den Ball clever gegen zwei Gegenspieler ab. Foto: Kormanjos

Sasel-Coach Danny Zankl war nicht nur in dieser Szene „not amused“ über die (Nicht-)Entscheidung(en) von Referee Florian Schwarze (MSV Hamburg). Der Unparteiische gab insgesamt eine alles andere als glückliche Figur ab. „Kjell (Ellerbrock, Anm. d. Red.) wird vor dem Tor ganz klar unterlaufen, bekommt einen leichten Check und kann dadurch gar nix mehr machen“, schimpfte Zankl, der schon in der Angangsphase – nach einem Kontakt von Kovacic gegen Ellerbrock – einen Strafstoß für sein Team sah (7.). „Er läuft ihm ganz klar in die Hacken! Das ist ein Elfmeter. Auch Deran (Toksöz, Anm. d. Red.) wurde heute häufiger glasklar gefoult. Insgesamt hatten wir heute viel Pech mit den Entscheidungen!“

Mankumbani mit Wucht, Veselinovic mit Erfahrung

Sinisa Veselinovic (Mi.) bejubelt seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 3:1 für Hamm - auch Co-Trainer Robert Pietruschka kann seine Freude nicht zurückhalten. Foto: Kormanjos

Aber auch auf der anderen Seite fiel nicht gerade jeder Pfiff glücklich aus. So marschierte Essaka fünf Minuten nach Wiederanpfiff blank auf Anton Lattke zu und hatte den TSV-Torsteher nach einem Steilpass von Maurizio d'Urso bereits umkurvt. Auf einmal ging die Fahne des Assistenten hoch. Eine Fehlentscheidung! Denn: Essaka überspurtete Jean-Lucas Gerken noch nach dem Traum-Zuspiel. Statt 0:3 hieß es wenige Augenblicke später 1:2, weil Deran Toksöz einen 18-Meter-Schlenzer in den rechten Knick setzte (55.)! Nun drückte und drängte Sasel auf den Ausgleich – das Tor fiel aber auf der anderen Seite. Sebastiao Mankumbani, der sich in der ersten Halbzeit ein heftiges Wortduell mit Danny Zankl lieferte, legte nach einem Ballgewinn eines seiner unnachahmlichen Solos hin und bugsierte die Kugel im Fallen zu Veselinovic. Eigentlich schon gestellt, setzte er sich durch und vollendete in typischer Manier mit all seiner Klasse ins rechte Toreck – 1:3 (64.)!

Celikten köpft zum Anschluss ein, Veselinovic vergibt vom Punkt

Aber: Sasel gab sich nicht geschlagen, ließ den Ball laufen, kam zu vielen Abschlüssen – und dem abermaligen Anschluss durch Tolga Celikten, der eine Gerken-Hereingabe am zweiten Pfosten in die Maschen nickte (73.)! Zankl setzte nun alles auf eine Karte, brachte neuen Schwung von der Bank – aber die „Geächteten“ verteidigten mit Mann und Maus und vor allem mit voller Leidenschaft. Als ein Vergehen gegen Toksöz ungeahndet blieb und der direkte Gegenzug über Essaka und Claude Ifeyileba Berthier rollte, zeigte Schwarze plötzlich auf den Punkt. Der 1:0-Schütze lief auf Samuel Hosseini auf – und auf einmal gab es Strafstoß. Veselinovic nahm sich der Sache an, scheiterte aber am glänzend parierenden Lattke (89.)!

"Wir sind nicht hierher gekommen, um Kaffee zu trinken"

Hamm-Kapitän Maurizio d'Urso (Mi.) zog die Fäden und ging auf dem Platz voran - bis die Kraft nicht mehr reichte. Foto: Kormanjos

Und so standen den Marschall-Mannen heiße Schlussminuten in Haus – aber: Hamm brachte den Sieg über die Runden! Der Grund: „Weil wir mehr Tore geschossen haben als der Gegner“, witzelte Cheftrainer Sidnei Marschall. „Ich habe es schon unter der Woche gesagt: Wir kommen nicht hierher, um Kaffee zu trinken. Wir wollten Sasel ein bisschen wehtun. Eigentlich hatten wir was anderes vor. Aber der Plan hat nur zwei Minuten gedauert, dann mussten wir umstellen“, gestand der HUFC-Dompteur. „Sasel hatte schon ein paar Chancen, auch mehr Ballbesitz als wir – und spielerisch muss man sich auch nichts vorzumachen. Da ist Sasel gerade hier auf dem Kunstrasen eine Macht. Bei uns hat die Kraft am Ende ein bisschen nachgelassen. Deshalb sind wir heilfroh, dass wir das 3:2 ins Ziel gebracht haben.“ Aber: „Wir gewinnen ja nicht einfach so, sondern weil wir uns das erarbeiten haben. Jeder hat für jeden gekämpft“, hob Marschall die Einstellung und pure Leidenschaft seiner Schützlinge hervor.

"Da hätten wir uns ein bisschen mehr Qualität gewünscht"

Der Siegerkreis des HUFC nach dem Spiel. Roberto d'Urso (Mi.) verlor ein paar eindringliche Worte an die Mannschaft. Foto: Kormanjos

Währenddessen entgegnete Zankl auf Nachfrage, warum seine „Parkwegler“ die erste Saison-Niederlage schlucken mussten: „Weil wir von 15 bis 20 Torchancen und mindestens 20 weiteren Torraumszenen – und das ganz oft sogar innerhalb des ‚Fünfers‘ – einfach zu wenig Tore gemacht haben! Gegen Altona waren wir eiskalt im Abschluss. In Curslack haben wir schon ohne Ende Dinger vergeben. Ich weiß gar nicht, wie oft wir in den Fünfmeterraum gekommen sind und wie viele Sachen geblockt worden sind. Dass wir natürlich in den einen oder anderen Konter gelaufen sind, das ist dann so.“ Genauso wie die Tatsache: "Wenn 20 Mann im Strafraum sind, wird es schwer, den Ball reinzudrücken. Aber natürlich hätten wir uns da ein bisschen mehr Qualität gewünscht“, gab Zankl unumwunden zu. Dennoch befand er: „Wir haben fußballerisch definitiv einen Schritt nach vorne gemacht. Das geht in die richtige Richtung. Wenn wir aber so einen Aufwand betreiben, dann muss man sich dafür auch belohnen.“

Letzteres taten die aufopferungsvoll kämpfenden Gäste, die mehr denn je eine Mannschaft sind – und das eindrucksvoll unter Beweis stellten. Als Tabellendritter bleibt Hamm in dieser Saison ungeschlagen. Wer hätte das gedacht?