Oberliga Hamburg
15. Spieltag


HEBC

2

:

0


TuRa Harksheide

Anpfiff

So - 16.10. 10:45 Uhr

Spielstätte

Reinmüller

Zuschauer

150

Schiedsrichter

Martin Pfefferkorn (SC Urania)

Oberliga

Der Fußball kann so unwichtig sein – und trotzdem muss Kocadal eine „Playstation-Kiste“ zahlen

Die Spieler des HEBC bejubeln den wichtigen Heimerfolg über TuRa Harksheide. Foto: Kormanjos

Als ein Eckball in den Strafraum des HEBC segelte, war die Aufruhr auf der TuRa-Bank auf einmal riesengroß (8.). Harksheide-Coach Jörg Schwarzer machte lautstark und mehrfach auf sich aufmerksam, ehe das komplette Funktionsteam aufsprang und Zeichen in Richtung des Unparteiischen gab. Was war passiert? „Ich habe es ehrlicherweise erst ziemlich spät wahrgenommen und dachte zunächst, dass TuRa ein Foulspiel reklamieren würde“, verriet HEBC-Trainer Özden Kocadal im Nachgang. Doch dem war nicht so. Im Gegenteil. Schwarzer und sein Team handelten äußerst vorbildlich – und machten mit vehementer Stimmfarbe darauf aufmerksam, dass ein beim Spiel anwesende Fotograf am Spielfeldrand urplötzlich zusammenbrach und zitternd am Boden lag. Erschreckende Szenen am Reinmüller!

Als Kocadal die Situation erfasste, eilte er sofort rüber. Zusammen mit seinem Kapitän Janek Wrede und TuRa-Co-Trainer Elbasan Latifaj kümmerte man sich um den Mann. „Da wir als Lehrer unseren Erste Hilfe-Kurs ja häufiger mal erneuern müssen, dachte ich mir, dass ich es zumindest mal versuche. Denn ich hatte wirklich Angst, dass er seine Zunge verschluckt. Aber ich habe seinen Kiefer gar nicht aufbekommen, da er sehr verkrampft war. Deshalb haben wir die stabile Seitenlage zunächst auch kaum hinbekommen“, erklärte Kocadal. „Ich hoffe einfach nur, dass es ihm gutgeht und wir etwas helfen konnten. Denn ich bin der Meinung: Gar nicht zu helfen, ist immer falsch!“ Absolut vorbildliches Verhalten, vor dem man einfach nur den Hut ziehen und sagen kann: Chapeau, die Herren! Den Hoffnungen und Wünschen einer prompten und vor allem vollständigen Genesung können wir uns nur nahtlos anschließen!

"Die Unterbrechung will ich nicht als Entschuldigung nehmen"

„In solchen Momenten merkt man immer erst, wie unwichtig der Fußball sein kann“, brachte es der HEBC-Übungsleiter auf den Punkt. Und obwohl man dem einen oder anderen Akteur durchaus anmerkte, wie nahe ihm diese Situation ging, wurde die Partie nach fast 30-minütiger Unterbrechung unter Rücksprache fortgesetzt.

Zum Sportlichen (alle Highlights im LIVE-Ticker): „Die Unterbrechung hat keine Rolle gespielt und will ich auch nicht als Entschuldigung nehmen“, stellte Schwarzer anschließend unmissverständlich klar – und machte auch keinen gehen daraus: „Am Ende muss man ganz klar sagen, dass es nicht unverdient ist. Im letzten Drittel war HEBC viel zielstrebiger. Gerade in der zweiten Halbzeit hätte es schon viel früher einschlagen können. Zwar hatte man früh nach einem Fauxpas von Hausherren-Keeper Patrick Meins durch Leon Schulz die Führung auf dem Fuß (6.). „Aber das hat heute ganz deutlich gezeigt, was das Manko war: Im letzten Drittel sind wir viel zu ungefährlich gewesen. Wir hatten einige Ballgewinne, aber die sind oft verpufft“, so Schwarzer. „Wir waren nicht willensstark genug, die Situation auch mal zu erzwingen.“

Kocadal leitet Führung ein - und muss "Playstation-Kiste" zahlen

Apropos erzwingen: Trainer-Fuchs Kocadal erzwang den Führungstreffer durch Tjorven Köhler, der nach einem Eckball von Malte Wilhelm im Rückraum genau richtig stand, den Abpraller aus 16 Metern ins linke Toreck jagte und seinem Coach anschließend in die Arme lief (45.). Der Grund: „Ich habe ihn dort hingestellt, weil ich das Gefühl hatte, dass der Ball da hinkommen würde, da wir vorher zwei, drei Ecken etwas zu flach geschlagen haben und TuRa die Bälle tendenziell dorthin abwehrt hat. Das hat funktioniert. Dass er dann zum Jubeln zu mir gekommen, das hat mich natürlich gefreut“, strahlte Kocadal, der hinterher im Teamkreis gleich drei Kisten einforderte. Eine sogenannte „Playstation-Kiste“ von ihm selbst. Hintergrund: „Ich bin ja dafür bekannt, dass ich ziemlich lautstark am Spielfeldrand stehe und die Spieler stelle. Und häufig habe ich das Gefühl, dass ich mit den Spielern Playstation spiele, ihnen sage, in welche Räume sie gehen sollen. Manchmal geht das gut, so wie heute. Und dafür gibt es dann eine Kiste, die bei uns nicht so günstig sind“, scherzte er.

HEBC-Chancenwucher im zweiten Durchgang

Für die Vorentscheidung sorgte Raoul Bouveron, der eine Stafette über Allan Muto, Malte Wilhelm und Fabian Lemke mit einem satten 14-Meter-Schuss unter die Latte veredelte (65.). Mit dem 0:2 war TuRa noch gut bedient. Allein Lemke (59.) und TuRa-Verteidiger Leonard Mai, der eine Köhler-Hereingabe beinahe in die eigenen Maschen bugsierte (74.), beförderten den Ball an den Pfosten. Bouveron schoss freistehend um Haaresbreite vorbei (47.) und auch Ex-TuRaner Lion Jodeit konnte das Runde im Nachfassen gleich zweimal aus gefühlt zwei Metern nicht an Abou Fofana vorbeibringen (81.).

"Haben den Abstiegskampf schon bei Spielplan-Veröffentlichung eingeläutet"

Kocadals Fazit: „In der ersten Halbzeit war ich wirklich sehr einverstanden mit unserer Leistung. Das war auch fußballerisch ungefähr in der Form, wie wir uns das vorstellen“, sprach er auf die vielen Raumveränderungen und das flache Spiel an. „In der zweiten Halbzeit kann man die Chancenverwertung monieren, aber auch die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind und Fußball gespielt haben. Aber im Endeffekt ist es ja so, dass wir den Abstiegskampf schon in dem Moment, wo die Spielpläne raus waren, eingeläutet haben. Und letztendlich muss man im Abstiegskampf nicht immer die besser spielende Mannschaft sein. Dennoch haben wir uns gute Torchancen herausgearbeitet, ganz wenig zugelassen und zu Null gespielt. Da ist das für uns wirklich meckern auf ganz hohem Niveau!“