Oberliga HH Meisterrunde
11. Spieltag


HEBC

1

:

3


TuS Dassendorf

Anpfiff

Mi - 27.04. 19:00 Uhr

Spielstätte

Reinmüller

Zuschauer

200

Schiedsrichter

Fabian Porsch (Barsbütteler SV)

Oberliga-Meisterrunde

„Dasse“ siegt – aber: „Ein runder Abschluss“ und ein emotionales Spalier für „Flicki“

In der 64. Spielminute bildeten Mannschaft und Verantwortliche des HEBC ein Spalier für ihren Kapitän Chris Flick (li.). Foto: Kormanjos

Als Özden Kocadal in der 64. Spielminute zum Dreifach-Wechsel bat, waren alle Spieler, Offiziellen und ehemaligen Weggefährten instruiert – und bildeten an der Seitenauslinie ein Spalier. Nicht nur die komplette Mannschaft des HEBC applaudierte lautstark, auch die Zuschauer am Reinmüller erhoben sich und spendeten eifrig Beifall. Es war der Moment, als Chris Flick offiziell verabschiedet wurde. Der Kapitän der Lila-Weißen marschierte langsam vom Platz, ehe ihm sein Sohn in die Arme lief. Gemeinsam verließen Papa und Sohn das Grün. Ein überaus emotionaler Gänsehaut-Moment!

Schon vor dem Spiel hielten Matthäus Kosik (li.) und Ole Natusch (Mi.) eine kleine Ansprache für den scheidenden Kapitän des HEBC. Foto: Stefan Knauß

„Das war ein runder Abschluss. Inhaltlich der für mich perfekte Tag“, strahlte Flick im Anschluss – nachdem er bereits vor Beginn der Partie mit einigen Worten von seinen ehemaligen Mitspielern Ole Natusch und Matthäus Kosik sowie Geschenken „verabschiedet“ wurde (alle Highlights im LIVE-Ticker). Für den HEBC stehen zwar noch drei Spiele in der Meisterrunde aus. Aber: „Das Duell mit Martin habe ich mir zum Abschluss gewünscht.“ Gemeint war damit Dassendorfs Ex-Profi Martin Harnik, mit dem „Flicki“ einst beim SC Vier- und Marschlande in frühesten Jugendzeiten zusammengekickt hat.

Ebenfalls an seiner damaligen Seite: Der jetzige TuS-Trainer Jean-Pierre Richter. „Natürlich war das ein emotionaler Moment. Ich habe seinen Werdegang als Gegner und als Freund verfolgt. Das hat er sich heute verdient. Natürlich wäre es geiler gewesen, wenn er noch ein Fallrückzieher-Tor, einen Treffer von der Mittellinie gemacht und am Ende gewonnen hätte. Aber dafür waren wir heute der falsche Gegner“, so „JPR“, der allerdings betonte: „Ich wünsche ihm für seine Zukunft, dass er vor allem gesund bleibt. Und letztendlich haben die mit ‚Flicki‘ einen Grund zum Feiern und wir mit den drei Punkten. Die wollten wir nach den letzten Wochen unbedingt haben.“

"In der ersten Halbzeit wollten wir Dassendorf schon vorzeitig zur Meisterschaft verhelfen"

Ole Natusch (li.) fand einige emotionale Worte und ließ die Laufbahn von Chris Flick (re.) Revue passieren. Foto: Stefan Knauß

Und damit wären wir beim sportlichen Teil. HEBC-Coach Özden Kocadal brachte es ziemlich treffend auf den Punkt, als es um die Spielanalyse ging: „Ich hatte das Gefühl, in der ersten Halbzeit wollten wir Dassendorf schon vorzeitig zur Meisterschaft verhelfen – und in der zweiten Halbzeit haben wir uns anders entschieden.“ Was Kocadal damit meinte? Beim 0:1 ließ sich seine Hintermannschaft von einem Einwurf (!) übertölpeln: Lennard Sowah warf den Ball Mattia Maggio in die Füße – und dieser traf aus durchaus spitzem Winkel trocken ins lange Eck (10.). Wenige Augenblicke später wurde es fast noch schlimmer: Janek Wrede spielte einen kapitalen und viel zu kurz geratenen Rückpass auf seinen Keeper Nils Ortner und Martin Harnik spuckte seinem einstigen Weggefährten und Freund in die Abschiedssuppe (14.).

Eggers lässt HEBC jubeln - Dassendorf wankt

„Die ersten beiden Gegentore sind einfach richtig doofe Fehler! Ich weiß nicht, wie das Spiel verlaufen wäre, wenn Dassendorf dann nicht mit dieser 2:0-Führung und dieser Ruhe das eigene Spiel betreiben kann. Aber es bringt nichts, in die Glaskugel zu gucken“, haderte Kocadal – und sah in den zweiten 45 Minuten einen ganz anderen HEBC. Der Anschlusstreffer durch Jorma Eggers, der nach gekonnter Ballannahme von Johann Buttler und einem Schuss von Laurel Aug, den Christian Gruhne nicht festhalten konnte, für den Abpraller parat stand, war alles andere als unverdient (57.)! Und plötzlich waren die Eimsbütteler da – während Dassendorf mal wieder wankte. Sieben Minuten vor Schluss machte Dennis Bergmann nach einem feinen Solo und starkem Zuspiel von Maggio den Hausherren aber doch den Garaus!

"Die Mannschaft hat einen wahnsinnigen Schritt gemacht - davor ziehe ich meinen Hut"

Nach dem Spiel posierten Chris Flick (li.) und Martin Harnik noch für ein kleines Erinnerungsbild. Foto: Kormanjos

„Ich sag mal so: Im Hinspiel hatten wir vielleicht einen Torschuss gegen Dassendorf. Im Vergleich dazu haben wir uns schon richtig weiterentwickelt – und das innerhalb kürzester Zeit, in der die Mannschaft einen wahnsinnigen Schritt gemacht hat. Davor ziehe ich meinen imaginären Hut. Ich hoffe, dass wir es auch weiter schaffen, diese Entwicklung zu gehen“, fand Kocadal sehr lobende Worte für seine Mannen, gestand aber auch, „in einem gewissen Zwiespalt zu sein“. Grund: „Wir kriegen viele Schulterklopfer und auch viel Lob, dass wir so mutig sind. Auf der anderen Seite holt man aber zu wenig Punkte. Ich weiß nicht, ob wir weiter so geduldig bleiben können und über diese Spielkultur, das Kurzpassspiel und hinten raus spielen Spiele entscheiden können. Da müssen wir uns in den nächsten Wochen Gedanken machen.“ Dennoch sei er „sehr stolz auf meine Mannschaft, dass sie in der zweiten Halbzeit so Gas gegeben hat gegen einen super Gegner.“

"Wir haben uns fast schon wieder selbst ein Bein gestellt"

Und wie sah der Übungsleiter des Tabellenführers den Auftritt seiner Schützlinge? „Mit total gemischten Gefühlen nach 90 Minuten“, entgegnete er. „Wir waren sehr diszipliniert, aktiv und heute auch unglaublich gut im Pressen, haben Ball und Gegner über weite Strecken im Griff, aber viele Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte nicht zielstrebig genug nach vorne ausgespielt. Nach der Pause war dann wieder einen Bequemlichkeitsbruch im Spiel. Die Intensität war weg, die taktische Disziplin auf einmal nicht mehr so da und uns fehlte auch komplett die Bereitschaft, gegen den Ball intensiv zu laufen“, konstatierte Richter, der „einen unglücklichen Treffer, den man eigentlich schon vor dem ersten Abschluss gut verteidigen kann“, ausmachte. „Danach waren wir dann wieder ein bisschen knuspriger in der Partie, aktiver im Anlaufen, hatten etwas mehr Zugriff und eine frische Dynamik durch die Wechsel. Aber wir haben uns fast schon wieder selbst ein Bein gestellt. Das zieht sich ja wie ein Roter Faden durch die Saison, dass wir es immer wieder schaffen, sehr tolle Momente, gute Halbzeiten und lange Spielphasen noch einmal zu bestrafen und sich nicht die Belohnung dafür abzuholen.“

"Er ist ein absoluter Sportsmann, ein Mann der alten Schule"

Die TuS Dassendorf feiert den 3:1-Auswärtserfolg am Reinmüller und kommt der Meisterschaft immer näher. Foto: Kormanjos

Belohnt wurden die „Wendelwegler“ am Ende aber dennoch mit drei Punkten – und Chris Flick mit einem würdevollen Abschied. „Das war schon emotional“, befand auch sein Trainer. „Einerseits, weil ich mit ihm selbst noch zusammengespielt habe und er unser Kapitän ist. Andererseits, weil er eigentlich schon letztes Jahr aufhören wollte, aber fürs Team nochmal ein Jahr drangehängt hat. Wir befinden uns in einer ähnlichen Lebenssituation. Er ist zweifacher Papa – genau wie ich. Deshalb kann ich ihn schon verstehen. Und als wir Spalier gestanden haben, musste ich auch an meinen Abschied als Spieler denken. Da kommen dann schon Emotionen hoch.“ Flick sei „ein absoluter Sportsmann, ein Mann der alten Schule“, charakterisierte Kocadal seinen „Captain“ – und erläuterte: „Ich glaube, ich habe ihn schon 100 Mal gebeten, dass er mich nicht immer anrufen soll, wenn er mal nicht kann, sondern einfach schreiben, weil man da sonst einfach nicht mehr hinterherkommt. Aber er kann nicht anders. Und das zeigt, wie ‚Flicki‘ tickt.“

"Ich glaube, ich habe keine Träne verdrückt – aber ich war kurz davor"

Ein toller Sportler und ein absoluter Sympathieträger, der die Fußballbühne verlässt. Aber nicht so ganz. Denn der Innenverteidiger wird die prominent besetzte Alte Herren des Vereins verstärken. „Ich bin wirklich sehr glücklich. Das war meine absolute Wunschvorstellung, dass mein Kleiner auf den Platz läuft und ich ihn in den Arm schließen kann. Ich glaube, ich habe keine Träne verdrückt – aber ich war kurz davor.“ Abschließend meinte Richter: „Ich glaube, er ist in der Hamburger Amateurszene eine richtige Größe.“ Eine Größe, die schon bald die Fußballbühne verlassen wird…

Das emotionale Spalier für Chris Flick im Video: