Oberliga Hamburg
17. Spieltag


Eimsbütteler TV

0

:

2


USC Paloma

Anpfiff

Fr - 28.10. 20:15 Uhr

Spielstätte

Lokstedter Steindamm

Zuschauer

170

Schiedsrichter

Thomas Bauer (Rahlstedter SC)

Oberliga

„Das wahre Paloma-Gesicht“: Die Binde verleiht Flügel - „Kralle“ fährt die Kralle und die feine Klinge aus!

Mit Wucht und Geschick: Christian Merkle (Mi.) nimmt es mit gleich zwei Eimsbüttelern auf. Als "Sechser" räumte "Kralle" ab und erzielte das wichtige 2:0 mit dem Pausenpfiff für den USC. Foto: Christoph Hellwig/USC Paloma

Er sprach von einem „kollektiven Versagen“, einem „absolut körperlosen und unwürdigen“ Auftritt seines USC Paloma. „Das tut so unmittelbar nach dem Spiel sehr weh, ist hart und bitter“, machte Marius Nitsch nach dem 0:6 beim TuS Dassendorf keinen Hehl aus seiner Gefühlswelt. Es habe sich unter der Woche „schon angebahnt, dass wir am Krückstock gehen" und „jegliche Frische fehlen“ würde, betonte Nitsch. Aber: „Ich kenne die Truppe, weiß, dass wir da rauskommen und im nächsten Spiel ein anderes Gesicht zeigen werden“, blickte er durchaus optimistisch auf das Kräftemessen mit dem Eimsbütteler TV (alle Highlights im LIVE-Ticker) voraus.

Die Hereingaben von Henok Tewolde (li.) und Co waren gefundenes Fressen für die hellwache und überaus griffige Defensive der Gäste. Foto: Christoph Hellwig/USC Paloma

Die herbe Abreibung am Wendelweg hatte noch weitere bittere Folgen für die Uhlenhorster. Kurz vor Schluss holte sich ein frustrierter Moritz Niemann die fünfte Gelbe Karte ab. Damit fehlte der Captain seinem Team am Lokstedter Steindamm, weshalb Kevin Lohrke die Gäste als „Capitano“ aufs Feld führte. Und die Binde schien Flügel zu verleihen. Denn nach nicht einmal 36 Sekunden wusste Lohrke ein Geschenk von ETV-Keeper Viktor Weber, der eine Hereingabe von Lion Mandelkau fallen ließ, anzunehmen (1.)! Paloma führte - und war richtig heiß und griffig. Vor allem Flankengeber Mandelkau, der erst von Gelb verschont blieb, sich dann doch nach einem rüden Tackling die Verwarnung abholte und kurze Zeit später verletzt runter musste (27.).

Boakye fliegt - Atamimi übt Schiri-Kritik

Die „Tauben“ gingen bis und zum Teil über die Schmerzgrenze hinaus - und profitierten auch von einer Ampelkarte unmittelbar vor dem Pausenpfiff gegen Tyrese Boakye, der bereits gelbverwarnt völlig unnötig tief in der eigenen Hälfte und an der Seitenauslinie gegen Colin Blumauer zu spät kam (45.). „Normalerweise sage ich wirklich nichts über und gegen einen Schiedsrichter“, begann ETV-Coach Khalid Atamimi sein Statement - und führte aus: „Am Ende des Tages bin ich wirklich dankbar für und über jeden Schiedsrichter! Wir sind alles Amateure - genauso wie die Schiedsrichter. Und dafür sollten wir alle dankbar sein, dass die da sind. Aber bei der Leistung heute - und ich glaube, dass ich auch nicht der einzige bin, der das so sieht -, hatte ich das Gefühl, dass er nicht gerade für uns gepfiffen hat“, so Atamimi, der „die Gelb-Rote Karte so akzeptieren musste“, wie er sagte. "Aber ich möchte ungern, dass dieser Schiedsrichter nochmal ein Spiel von uns pfeift, weil es so wirkt, als hätte er Lust gehabt, gegen uns zu pfeifen.“

Keeper Höfs assistiert, "Kralle" packt die feine Klinge aus

Schon nach 36 Sekunden hatten die "Tauben" dank des Abstauber-Tores von Kevin Lohrke (2. v. re.) allen Grund zur Freude. Foto: Christoph Hellwig/USC Paloma

Anschließend führte Atamimi aus, dass Referee Thomas Bauer (Rahlstedter SC) bereits in der Halbzeit zu ihm kam, „woraufhin ich ihm in einem ruhigen Ton gesagt habe, dass ich nicht mit ihm sprechen möchte, weil ich weiß, was dann passiert. Daraufhin haben wir kurz diskutiert - und ich habe direkt Gelb bekommen“, verriet er. Schon vor dem Spiel war der ETV-Übungsleiter leicht aufgebracht, weil sein Schlussmann kurz vor Anpfiff nochmal das Trikot wechseln musste, weshalb sich der Anpfiff um fünf Minuten verzögerte. Die postwendende und direkte Folge nach dem gelb-roten Karton gegen Boakye: Paloma-Torsteher Thor-Arne Höfs beförderte den folgenden Freistoß weit vor den gegnerischen Sechzehner, wo sich ausgerechnet Christian Merkle behauptete und das Spielgerät aus 17 Metern mit seinem schwächeren linken Fuß über Weber hinweg in den rechten Winkel platzierte - 0:2 (45. +1)!

"Da haben einige Jungs ganz schön komisch geguckt"

Ausgerechnet deshalb, weil Merkle „ja nicht so oft mit dem Fuß trifft. Wenn, dann macht er ja eher mal einen mit dem Kopf. Dass er den da so über den Torwart schlenzt und auch noch mit seinem linken Fuß, da haben einige Jungs ganz schön komisch geguckt, weil er sonst ja eher der Abräumer und ein Zweikampf-Monster ist“, wurde „Kralle“ nach dem Spiel im Mannschaftskreis von seinen Teamkollegen lautstark gefeiert und besungen. "Dass er da noch das i-Tüpfelchen setzt, sich so gut einreiht und wir die Führungsaufgabe, die sonst Moritz Niemann hat, im Team so gut auffangen, das ist natürlich perfekt“, strahlte Nitsch.

"Das war das wahre Paloma-Gesicht"

Alan Murillo (li.) kam in einer sehr intensiven und vor allem im ersten Durchgang stets hitzigen Partie ein ums andere Mal zu spät - hier gegen Tom Wohlers. Foto: Christoph Hellwig/USC Paloma

Zwar versuchten die Hausherren nach der Pause alles, um in Unterzahl doch noch die Wende herbeizuführen (Atamimi: „Wir haben 45 Minuten mit einem Mann weniger gespielt - und ich glaube, wir hatten deutlich mehr Ballbesitz, haben weiterhin Fußball gespielt und versucht, Lösungen zu finden. Wir haben unser Ding durchgezogen“), wirkten vor dem gegnerischen Gehäuse aber harmlos. Der USC vergab einige Konterchancen zur engültigen Entscheidung - und dennoch stand ein verdienter Erfolg zu Buche. „Ihr könnt auch 98, 99 Minuten spielen", schrie Blumauer über den Platz, als ein langer „Diago“ der Eimsbütteler in der dritten Minute der Nachspielzeit ins Seitenaus segelte. 


Und kurz darauf war dann auch Schluss. Nitsch sank mit geballter Faust knieend zu Boden - und freute sich imTeamkreis über „das wahre Paloma-Gesicht“. Hinterher erklärte er voller Freude: „Ein brutal gutes Spiel von uns - auch in der ersten Halbzeit haben schon extrem diszipliniert verteidigt. Wir lassen sehr wenig Torchancen zu. Dafür, dass es ein Heimspiel für den ETV war, waren wir super kompakt und haben ihnen das Leben schwer gemacht. Ich habe viele ‚Diagos‘ vom Gegner gesehen, die ins Aus gegangen sind, weil wir wirklich gut strukturiert waren, einen guten Matchplan hatten und immer wieder gefällig gekontert haben.“

Atamimi gratuliert den "Tauben" sportlich-fair

Aber: „Wir haben uns nicht nur hinten reingestellt und gekontert, sondern hatten auch unsere fußballerischen Momente gegen das Angriffspressing. Das war in wirklich allen Ebenen besser, als gegen Dassendorf“, konnte sich der „Tauben“-Dompteur mit angeschlagener Stimme ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Während sich sein Gegenüber - wie schon in der Vorwoche in Sasel - als unglaublich fairer Verlierer gab: „Zuallererst: Herzlichen Glückwunsch an Paloma! Die haben das umgesetzt, was wir auch erwartet haben - dass die viel über Kampf, Emotionen und Lautstärke kommen. Das machen die schon über Jahre hinweg gut und so kannte ich Paloma - auch schon aus einem Testspiel“, lobte Atamimi den Kontrahenten - und rollte die Gegentore wie folgt auf: Beim 0:1 habe man „einfach gepennt“. Alan Murillo sei „zu halbherzig“ gegen Mandelkau rausgegangen und „dann sieht auch unser Torwart nicht gut aus“. Beim zweiten Gegentreffer sei man schlichtweg „nicht da gewesen“, bemängelte Atamimi. „Das sind am Ende Kleinigkeiten, die das Spiel entscheiden - und zwei absolut unerklärliche Tore!“

"Für mich ist das die allergrößte Ehre"

Auch ETV-Kapitän Finn Schütt (li.) war bei Christian Merkle (Mi.) angemeldet und fand nur ganz selten ein Durchkommen. Foto: Christoph Hellwig/USC Paloma

Insgesamt habe man „15 Minuten gebraucht, um ins Spiel zu kommen. Als wir gemerkt haben, dass wir von hinten herausspielen, in die Tiefe kommen und verlagern können, war es besser. Auch letzte Woche in Sasel war es bis zum letzten Drittel schon gut Aber da fehlt aktuell einfach dieses Quäntchen Glück. Das liegt aber auch daran, dass alle Mannschaften gegen uns brutal verteidigen! Ich habe so etwas noch nicht erlebt. Und es soll jetzt nicht arrogant klingen, aber für mich ist das die allergrößte Ehre, dass wir es innerhalb von ein paar Monaten geschafft haben, dass alle Mannschaften Respekt vor uns haben!“ 


Allerdings erwarte er auch, dass sich seine Spieler „mit der individuellen Qualität mal durchsetzen können“, war die Paloma-Defensive an diesem Abend unüberwindbar. Atamimis Fazit: „Wir sind jetzt in der Liga angekommen, weil wir zwei Mannschaften hatten, die super eklig gegen uns gespielt haben - und wir mit unserem Tempo und unserem Elan nicht immer durchgekommen sind. Aber: Wir werden auf jeden Fall zurückkommen!“

"Am Ende ist es nicht glücklich, sondern verdient"

Letzteres taten die Mannen von der Brucknerstraße nach der Dassendorf-Klatsche auf eindrucksvolle Art und Weise. „Sicherlich war das mal so ein kleiner Warnschuss. Wir waren vielleicht auch ein bisschen überspielt, weil wir häufig mit den gleichen Spielern gespielt haben. Heute waren wir viel frischer und dynamischer. Natürlich liegt uns Kunstrasen auch mehr. Aber in dieser Truppe steckt viel Potenzial - und das war heute das perfekte Zeichen“, jubelte Nitsch über eine „im Flow“ befindliche Mannschaft. „Am Ende ist es nicht glücklich, sondern verdient“, sah er auch ein Chancenplus auf der Seite der Gäste. Der ausschlaggebende Grund für den Erfolg am „Loki“ war aber die „Körperlichkeit“ der Uhlenhorster. „Das war der mega Kritikpunkt im Dassendorf-Spiel. Heute waren wir vom Feuer, von der Leidenschaft und der Aggressivität komplett da und haben es dem ETV brutal schwer gemacht, Torchancen herauszuspielen. Ich bin mega stolz auf die Reaktion!"