Oberliga Hamburg
37. Spieltag


Eimsbütteler TV

2

:

3


Niendorfer TSV

Anpfiff

Fr - 28.04. 20:15 Uhr

Spielstätte

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Zuschauer

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Schiedsrichter

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Oberliga

Das „Phänomen“ und „Thomas Müller“ schocken „das mit Abstand Schnellste, was es in dieser Liga gibt“

Ammat Janha (re.) lässt seinen Emotionen nach dem Torerfolg freien Lauf. Am Ende traf der Verteidiger beim 3:2-Auswärtssieg seines NTSV sogar doppelt. Foto: Justus Stegemann

Eine letzte und fast schon verzweifelte Hereingabe von Bamo Mohamed – aber Tobias Grubba machte sofort klar, dass es kein Vorbeikommen geben würde und fing den Ball mit purer Entschlossenheit und Ausstrahlung ab. Schluss! Der Keeper des Niendorfer TSV hatte mit einigen Paraden einen großen Anteil am 3:2-Erfolg seines Niendorfer TSV beim um den Regionalliga-Startplatz kämpfenden Eimsbütteler TV. „Waren wir gut“, hatte ein angeschlagen fehlender Leon Meyer ein verschmitztes Grinsen im Gesicht – und meinte mit jener süffisanten Bemerkung wohl den dominanten Auftritt der Hausherren. Doch letztlich hatte nur der NTSV Grund zum Feiern. Oder etwas doch nicht?

Ein bezeichnendes Bild für die zweite Halbzeit: Niedergeschlagene Eimsbütteler nach vergebenen Chancen - während Niendorf-Keeper Tobias Grubba ein ums andere Mal Sieger bleibt. Foto: Justus Stegemann

Während der ETV noch um etwas Zählbares kämpfte, war bei Regionalliga-Aufstiegsrunden-Kontrahent Altona 93 bereits Schluss. Und wie! In der sage und schreibe 99. (!) Spielminute parierte Abou Fofana, Elfmeterkiller von TuRa Harksheide, einen Strafstoß des AFC von Bujar Sejdija, rettete seinem Team einen Punkt und spuckte den „Bergmännern“ gehörig in die Suppe (1:1). Ein Punkt – zu wenig für Altona. Wenngleich der ETV nach dem eigenen Ausgleich zum 2:2 für die „Naivität“ bestraft wurde, wie Coach Khalid Atamimi hinterher befand. „Wir sind auf ein Tor angerannt, hatten Chancen um Chancen und waren immer wieder da und dran. Aber da muss man einfach cleverer sein“, so Atamimi, dessen Fazit dementsprechend wie folgt ausfiel: „Am Ende des Tages hat Niendorf gegen uns gewonnen, weil sie cleverer waren. Wir haben leider nicht gewonnen, weil wir unsere Torchancen nicht genutzt haben.“

"Dass er zwei Tore gemacht hat, kann ich vermutlich erst zu Hause realisieren"

Und, weil die Mannen vom Sachsenweg einen ungeahnten Torjäger in ihren Reihen hatten: „Der Junge ist ein Phänomen! Er redet kaum, ist ein sehr ruhiger Zeitgenosse – und hat auch schon viel durchgemacht bei uns. Er macht das stark, muss noch viel lernen – aber man merkt bei ihm, dass er über die Motivationsschiene kommt. Und wenn er erstmal in Fahrt kommt, dann hat er auch ein Monstertempo. Dass er heute aber zwei Tore gemacht hat, das muss und kann ich vermutlich erst zu Hause realisieren“, witzelte Ali Farhadi über seinen Defensivakteur Ammat Janha, der den NTSV nach einem Freistoß schon nach 120 Sekunden in Führung brachte und in Folge eines Eckballes von Hassan Zarei per Kopf den zwischenzeitlichen Ausgleich durch Jephtah Asare (30), dem ein einfacher Ballverlust von Falk Gross im Zentrum vorausging, wieder konterte (41.) – 1:2! „Wir wussten, dass das einer deren Mittel ist“, klagte Atamimi.

"Glückwunsch an Niendorf und Sasel zur Meisterschaft"

Bei strömendem Regen lieferten sich beide Teams einen innigen Fight. Hier kämpfen Bamo Mohamed (li.) und Amir Ahmadi um die Lufthoheit. Foto: Justus Stegemann

Zwar schlug der ETV in Person von Emre Cem Töremis abermals zurück (62.) und schien deutlich am Drücker zu sein. Aber Niendorf hatte einen Tobias Grubba und einen Thomas Müller, wie Lennart Merkle nur genannt wird. Und der Angreifer machte seinem Namen mal wieder alle Ehre. Kurz vor Schluss war der eingewechselte Merkle Nutznießer, als ETV-Schlussmann Viktor Weber einen Schuss von Ibrahim Ali katastrophal nach vorne abwehrte, seine Fehler-Flut fortsetzte – und dem Joker den 3:2-Siegtreffer ermöglichte (87.)!

„Zuallererst: Glückwunsch an Niendorf und an Sasel zur Hamburger Meisterschaft“, gab sich Atamimi sportlich überaus fair – und erklärte dann: „Ich habe schon in der Kabine gemerkt, dass die Jungs einfach nicht da waren. Es war nicht so, wie in anderen Heimspielen. Die Jungs leben einfach davon, wenn sie zum Aufwärmen rauskommen, dass hier schon an die 500 Leute stehen. Das war heute nicht der Fall. Das soll auch keine Ausrede sein. Aber das sind Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachen.“ Trotz der Niederlage befand er: „Bis zum letzten Drittel machen wir das momentan brutal. Was wir uns dann aber immer und immer wieder vorwerfen lassen müssen, ist die Chancenverwertung. Und was ich so noch auch noch nie gesehen habe: Dass ein Gegner mit zehn – gefühlt sogar zwölf – Mann am eigenen Sechzehner steht und versucht, jeden Ball abzublocken und jedes Tackling zu gewinnen.“

"Die spielen in einer anderen Zeitzone" - aber Niendorf hat "einen Monster-Willen"

Emre Cem Töremis brachte den ETV zurück, traf zum 2:2 - und läutete die Drangphase ein. Allerdings wurden die Hausherren kurz vor Schluss ganz kalt erwischt. Foto: Justus Stegemann

Während der Frust auf der einen Seite groß war, sang Farhadi ein regelrechtes Loblied – auch auf die Mannen vom Lokstedter Steindamm: „Das war hart. Du spielst hier gegen eine Top-Truppe. Der ETV ist mit Abstand das Schnellste, was es in dieser Liga gibt! Es gibt nichts Schnelleres. Die spielen in einer anderen Zeitzone. Das ist eine coole Truppe. Ich ziehe den Hut vor Khalid und dem Verein. Was die hier aufbauen und durchziehen, ist wirklich brutal!“ Aber: „Wir hatten etwas gutzumachen. Denn wir haben das Hinspiel sinnbefreit 0:2 verloren. Aber heute hatten wir Thomas Müller und einen doppelten Ammat Janha.“ Obwohl sein Team „wenig Ballbesitz“ hatte, habe man es „in den Phasen, wo wir es so gespielt haben, wie wir es machen wollten, auch gut gemacht“, konstatierte der NTSV-Trainer.

Hinzu kommt: „Die Jungs haben einen Monster-Willen! Wir haben zurzeit zwar einen dünnen Kader. Aber wir lassen die Jungs alle rauf. Ich bin mega stolz auf das, was wir gerade machen. Wir hätten schon in Altona ein bisschen mehr mitnehmen müssen, können oder sollen, damit es noch für den vierten Platz reicht.“ Ein Ziel, das Farhadi nach dem Spiel im Mannschaftskreis auch lautstark ausgab: „Ich mach euch fertig, wenn ihr da nicht reinwollt!“, motivierte der 48-Jährige seine Schützlinge, die sich nach der Punkteteilung in Altona nun auch für den ETV als Stolperstein erwiesen: „Wenn die gegen uns spielen müssen, ist doof. Ich würde auch nicht gerne in dieser Phase der Saison gegen uns spielen wollen. Denn die Jungs sind wirklich Mentalitätsmonster“, lobhudelte er seine Equipe, die es „gegen die etwas Besseren“ auch besser macht. „Wir müssen lernen, auch mal unsere Hausaufgaben zu machen. Denn ich glaube, dann wäre auch noch etwas mehr drin gewesen.“

"Haben alle Bock auf zwei tolle Spiele"

Fynn Huneke (li.) und Tobias Grubba bejubeln den Niendorfer Sieg am "Loki". Foto: Justus Stegemann

Mehr drin ist auch für die Mannen vom „Loki“ im Kampf um die Regionalliga mit Konkurrent Altona 93. Zwei Zähler Vorsprung – und noch zwei Partien bei den „Kellerkindern“ SV Rugenbergen und HSV III zu gehen. „Wir haben alle Bock auf zwei tolle Spiele. Dann schauen wir mal, wo der Weg hinführt“, wollte sich Atamimi noch nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen.