Oberliga Hamburg
26. Spieltag


Hamm United FC

2

:

8


TSV Sasel

Anpfiff

Di - 04.04. 19:00 Uhr

Spielstätte

Slomanstraße

Zuschauer

70

Schiedsrichter

Furkan Cevdet Vardar (RW Wilhelmsburg)

Oberliga

Das „Glücksgefühl“ vergoldet: Sasel zieht torreich nach und löst die „Pflichtaufgabe“

Das Fernglas in Richtung Konkurrenz brauchen Lukas Kourkis (Mi.) und seine Saseler noch nicht - aber die Pflichtaufgabe gegen Hamm wurde souverän gelöst. Foto: noveski.com

Obwohl seine Mannen bereits in der ersten Viertelstunde das Tor von Hamm-Keeper Thomas Kuballa mehrfach ins Visier und unter Beschuss nahmen (alle Highlights im ausführlichen LIVE-Ticker), verschaffte Sasel-Trainer Danny Zankl seinem Unmut früh Luft: „Jeder macht seinen eigenen Scheiß!“, kritisierte er lautstark an der Seitenlinie. Als die offensive Null auch nach 25 Minuten gegen einen akut ersatzgeschwächten Gegner noch auf dem „Scoreboard“ stand, war bei Zankl aber nichts von Nervosität oder gar Unruhe zu spüren: „Mit der nötigen Qualität können wir geduldig bleiben“, beruhigte er seine Schützlinge.

Tolle Geste von Deran Toksöz (li.), der nach seinem Führungstreffer dem schwer verletzten Abou Rashed in die Arme lief. Foto: noveski.com

Und in der Tat. Als hätte es der am Saisonende scheidende Cheftrainer des Oberliga-Spitzenreiters vorhergesehen oder heraufbeschworen. Denn keine 180 Sekunden nach jener These war auch der starke Kuballa erstmals geschlagen. Deran Toksöz brach den Bann, als er nach einer flachen Hereingabe von Maximilian Grünberg die Hacken-Klärungstat von Sebastiao Mankumbani aus 14 Metern platziert im Kasten unterbrachte (29.)! Nick Gerken legte nach einem strammen Strahl seines Bruders „Jonny“, den Kuballa noch sehenswert entschärfte, nach uneigennützigem Zuspiel von Tolga Celikten nach (33.). Und Nico Zankl erhöhte nach einer Stafette über Celikten und Tim Jeske mit Hilfe des Innenpfostens sogar auf 3:0 (41.)!

Der Drops schien schon zu diesem Zeitpunkt gelutscht – doch in der dritten Minute der Nachspielzeit, eine war angezeigt, „wurschtelte“ Vüsal Mammadov das Runde nach einer weit gezogenen Ecke von Roberto d‘Urso ins Eckige. Dabei gab der in Dassendorf so starke Anton Lattke, der den ruhenden Ball unterlief, keine allzu glückliche Figur ab. Sollte etwa doch noch etwas gehen für die ohne den gesperrten Cheftrainer Sidnei Marschall, der sich auf der anderen Seite des Spielfeldes angeregt mit dem künftigen Sasel-Übungsleiter Marco Stier und Ex-Süderelbe-Spieler Dino Fazlic austauschte, angetretenen „Hammer“?

Hamm pfeift aus letztem Loch: Rahn einziger "Joker"

Der gesperrte Hamm-Coach Sidnei Marschall (li.) im Austausch mit Marco Stier, der den TSV Sasel zur neuen Saison übernehmen wird. Foto: noveski.com

Kaum vorstellbar angesichts der Personaldecke. „So dumm das immer klingt: Aber ein Spiel muss erstmal gespielt werden. Theoretisch ist immer was drin. Dass es schwierig wird, war klar. Sasel kommt mit breiter Brust als Erster hierher, spielt einen guten Ball – dazu noch auf Kunstrasen. Mit einer andere Breite wäre vielleicht mehr möglich und drin gewesen“, mutmaßte Co-Trainer Robert Pietruschka. Einziger Einwechselspieler: Liga-Manager Stephan Rahn, der nach einer guten Stunde und einer Roten Karte gegen Mankumbani, der N. Gerken als letzter Mann zur Strecke brachte (57.), tatsächlich den Kunstrasenplatz an der Slomanstraße betrat.

In Unterzahl wurde die Ausgangslage natürlich doppelt schwer, wenn nicht gar unmöglich. Zumal die von „Co“ Pietruschka gecoachten „Hausherren“ kurz vor Rahns Hereinnahme bereits das 1:4 wegstecken mussten. Jean-Lucas Gerken verwertete einen Steckpass von Lukas-Gabriel Kourkis im zweiten Anlauf (59.). Letzterer ersetzte zur zweiten Halbzeit Tim Jeske, der sich beim ruhenden Ball in der Nachspielzeit, der zum 1:3 führte, an der Schulter verletzte und nicht weitermachen konnte. Gute Besserung!

Mit einem trockenen Abschluss und mit Hilfe des Innenpfostens erzielte Nico Zankl (Mi.) das zwischenzeitliche 3:0 für die "Parkwegler". Foto: noveski.com

Mit der deutlichen Führung im Rücken sowie in numerischer Überzahl hatte Sasel nun leichtes Spiel, leistete sich aber auch noch den einen oder anderen unnötigen Aussetzer. So auch in Minute 75, als Samuel Hosseini ein völlig unnötiges Foulspiel gegen Mammadov beging und Marijo Saric den fälligen Strafstoß mit ganz viel Glück – weder hart noch platziert geschossen – durch Lattke hindurch verwandelte. Zuvor ließ Semir Demirovic auf der anderen Seite einen 22-Meter-Strahl im langen Eck einschlagen (66.)!

"Die zwei letzten Gegentore sind super ärgerlich"

In den letzten zehn Minuten machten es die Zankl-Zocker dann so richtig deutlich – und verabreichten dem HUFC in Bezug auf das bis dahin beste Torverhältnis aller Abstiegskandidaten einen herben Dämpfer. Celikten nach Pass von Andranik Ghubasaryan mit einem entscheidend abgefälschten Schuss ins kurze Eck (80.), N. Gerken nach einem schnellen Vortrag über J. Gerken und Kourkis (88.) sowie Kourkis selbst per Kopf nach einem ruhenden Ball und einem „Header“ von Marc-Oliver Timm (90.) schraubten das Ergebnis auf 8:2 zugunsten der Gäste in die Höhe!

„Die zwei Gegentore am Ende, die auf jeden Fall vermeidbar waren, sind einfach super ärgerlich“, so Pietruschka. „Aber mit einem Mann weniger ist es auch schwierig und Sasel hat gefühlt kaum Druck rausgenommen“, befand er – und fügte dennoch an: „Wir hatten erstaunlich viele Möglichkeiten in Kontersituationen und fünf- oder sechsmal in offener Spielstellung im Zentrum den Ball, machen aber zu wenig daraus.“

"Wir wissen, wie stark man Hamm machen kann"

Das 1:3 kurz vor der Pause: Sasel-Keeper Anton Lattke (Mi.) unterläuft einen Eckball - und dann findet das Runde irgendwie den Weg ins Eckige. Foto: noveski.com

Auf der anderen Seite sorgte der Sieg in Dassendorf für „ein großes Glücksgefühl“, machte Zankl keinen Hehl daraus. „Das hat die Mannschaft mit Charakter geschafft. Heute war es wichtig, dass wir nachlegen und diesen Charakter und die Mentalität haben, nach einem coolen Wochenende die drei Punkte zu holen“, und den Erfolg am Wendelweg zu vergolden. Letztlich wurde die Pflichtaufgabe souverän und torreich gelöst.

„Betrachtet man es nach dem Spiel, dann war es eine Pflichtaufgabe. Das hat sich im Spiel so entwickelt. Aber vor dem Spiel war das für uns keine Pflichtaufgabe. Wir wissen, dass für uns gerade jedes Spiel auf des Messers Schneide steht. Das haben wir auch die letzten Wochen gemerkt und gespürt. Und wir wissen auch, wie stark man Hamm machen kann. Ich habe die in dieser Saison häufiger gesehen. Da hat man in den ersten 20, 30 oder auch mal 60 Minuten gar nicht damit gerechnet, dass die nochmal richtig aktiv am Spiel teilnehmen, aber manchmal braucht diese Truppe nur ein, zwei Momente.“

Meisterschaft? "War in den letzten Wochen überhaupt kein Thema"

Das Bruderpaar in Jubellaune: Nick Gerken (li.) und Jean-Lucas Gerken konnten sich beim Schützenfest ebenfalls in die Torliste eintragen. Foto: noveski.com

Dementsprechend „wichtig“ sei es gewesen, den „Dreier“ einzutüten und den ETV sowie Dassendorf auf Distanz zu halten. Aber das Wort „Meisterschaft“ kommt Zankl auch vier Spieltage vor Schluss nicht über die Lippen. Mit keiner Silbe. „Es war tatsächlich die letzten Wochen und Monate überhaupt kein Thema. In der Hinrunde haben wir ein paar Schelten bekommen, weil wir durch Eigenverschulden ein paar Sachen nicht gut gemacht haben. Wir gehen gerade so ein bisschen auf dem Zahnfleisch, müssen bei einigen Jungs noch Wunden lecken und haben auch nicht viele Möglichkeiten, zu rotieren.“

Bis Ostermontag kann man nun eben jene Wunden lecken. Dann steht das LOTTO-Pokal-Halbfinale beim FC Alsterbrüder auf dem Programm. „Ein absolutes Highlight-Spiel“, freut sich der Sasel-Coach bereits auf das Kräftemessen. „Da muss man ganz Sasel ein Dankeschön hinterlassen, weil wir es geschafft haben, zwei, drei Spiele, die auf des Messers Schneide standen, ob sie stattfinden können oder nicht, so zu kippen, dass wir keine englischen Wochen kriegen. Wir haben gespielt, weil der Platz frei geräumt wurde. Das waren mal fünf, mal 20 Ehrenamtliche. Das macht sich jetzt positiv bemerkbar.“