Podcast „goes“ Text

Danny Zankl über den Meisterkampf, seine Zukunft und die Regionalliga!

Danny Zankl spricht mit uns über den Titelkampf in der Oberliga, seine Zukunft und das Thema "Regionalliga". Foto: noveski.com

Im Sommer 2014 übernahm Danny Zankl beim TSV Sasel das Ruder - und prägt(e) eine regelrechte Ära! Der 35-Jährige führte die „Parkwegler“ nicht nur in die Hamburger Fußball-Beletage, sondern etablierte den TSV dort und entwickelte Sasel gar zu einer Top-Adresse in der Oberliga. Aktuell führen die „Zankl-Zocker“ sogar das Tableau an und steuern in ganz neue Sphären vor. Wir haben uns mit dem „Erfolgscoach“ in unserem „Podcast goest Text“ über den Meisterschaftskampf, seine eigene Zukunft, die Regionalliga-Ambitionen diverser Vereine und den Abstiegskampf unterhalten...

Ihr habt 25 Spiele absolviert und steht in der Tabelle ganz oben. Kann man jetzt ganz offen und offiziell von der Meisterschaft als Ziel sprechen?

"Das Wort ‚Meisterschaft‘ ist bei uns derzeit null Thema", versichert Sasel-Coach Danny Zankl. Foto: noveski.com

Danny Zankl: „Nein. Das können wir uns einerseits in der Situation, wo wir gerade sind, und andererseits mit der Konkurrenz, die wir haben, gar nicht erlauben. Wir hatten in der Hinrunde zwei- oder auch dreimal einen Satzball, den wir nie verwandelt haben - aus was für Gründen auch immer. Oft ist und war es einfach uns selbst zuzuschreiben. Deshalb: Wir sind keine Spitzen-Siegermannschaft, die von sich sagen kann, dass sie um die Meisterschaft spielt. Das muss man lernen, trainieren und entwickeln - und wir haben zwei-, dreimal gezeigt, dass wir das (noch) nicht sind. Wir haben jetzt zwar weniger Spieler, aber einen leistungsstärkeren Kern - und hoffen, dass wir da etwas entwickeln können, was in Richtung Widerstandsfähigkeit geht. Für uns ist es wichtig, dass wir in den nächsten Wochen ein paar ‚Steps‘ machen und uns stabilisieren. Dann sind wir natürlich definitiv dazu in der Lage, die eine oder andere Mannschaft in dieser Liga zu schlagen. Von daher hört es sich zwar blöd an und ist auch überhaupt kein Understatement, aber: Ja, wir wollen im Pokal gerne noch eine Runde weiterkommen. Und: Ja, wir wollen auch in der Liga so lange es geht ganz oben mitspielen. Aber das Wort ‚Meisterschaft‘ ist bei uns derzeit null Thema. Da kann man mal in vier, fünf Wochen gucken, wie die Situation ist.“

Daran angeknüpft: Wenn es tabellarisch aus eurer Sicht so bleibt - ab wann wäre es denn auch ganz offiziell ein Ziel, Hamburger Meister zu werden?

Zankl: „Wir haben schon ein paar Negativ-Erlebnisse in dieser Saison gehabt, zuletzt ein positives Ergebnis - aber das wirft ja nicht unser Saisonziel über den Haufen. Das Ziel war ganz klar: Wir wollen im Pokal überwintern und dort gerne so weit kommen, wie es geht. Ersteres haben wir geschafft. Und wir wollen - im Gegensatz zu den letzten Jahren, wo wir auch schon oben mitgespielt haben, aber in den letzten fünf bis zehn Spielen aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr die Möglichkeit hatten, ganz oben einzugreifen - länger Tuchfühlung nach oben haben, dort mitmischen und immer in der Lage sein, wenn eine Mannschaft vielleicht mal den Anschluss verliert, trotzdem dabei zu bleiben. Das waren unsere Ziele - und wir sind voll dabei. Da wird es auch keine Korrektur in irgendeine Richtung geben. Wenn wir irgendwann Siebter sein sollten, dann kann man sagen, dass wir unser Saisonziel nicht erreicht haben. Wir brauchen aber auch nicht darüber zu sprechen, wenn unser Saisonziel lautet, so lange wie möglich oben mitspielen zu wollen, und wir dann in der Konstellation aus der entscheidenden in die finale Phase der Saison kommen, dass man dann auch sagen muss: Wenn man die Chance dazu hat, setzt man alles auf eine Karte. Aber das ist aktuell noch kein Thema.“

Ein Thema, das zuletzt immer wieder aufkam, betrifft deine Person. Es machen vermehrt Gerüchte die Runde, dass das deine letzte Saison als Cheftrainer am Parkweg sein könnte. Was ist da dran und wie lautet der aktuelle Stand?

Danny Zankl (Mi.) sieht die TuS Dassendorf nach wie vor als stärkste Mannschaft der Oberliga. Foto: noveski.com

Zankl: „Der aktuelle Stand ist, dass ich diesbezüglich in Gesprächen mit dem Verein bin, wo es darum geht, wie man sich das in der kommenden Saison vorstellt und wie man sich aufstellt. Das werden wir intern besprechen und in Ruhe finalisieren. Mehr gibt es dazu derzeit noch nicht zu sagen.“

Heißt: Es ist zum jetzigen Zeitpunkt noch gar keine verbindliche und definitive Entscheidung gefallen?

Zankl: „Nein, eine Entscheidung gibt es noch nicht. Da gehört ja auch ein gesamtes Paket mit dazu. Wenn es eine Entscheidung gibt, dann wird diese auch verkündet werden.“

Kommen wir zurück zum Titelkampf in der Oberliga: Welchen Kontrahenten schätzt du am stärksten ein?

Zankl:Dassendorf ist und bleibt für mich der Top-Favorit. Ein angeschlagener Boxer aus der Hinrunde, der für mich ganz klar die stärkste Mannschaft der gesamten Liga ist. Ich bin auch der Meinung, dass dort in den letzten Wochen und Monaten super Arbeit gemacht wurde. Wenn ein Ergebnis mal nicht stimmt, hat das nichts zu sagen. Die werden richtig stabil da oben mitspielen und wenn sie keine großen personellen Probleme haben werden, glaube ich, dass sie gerade in den direkten Duellen ihre Klasse zeigen können und werden. Ich weiß aber auch, dass Mannschaften wie der ETV und Altona dichter dran sind, als das vielleicht mal der Fall war. Gerade auch der ETV mit einem festen Ziel im Blick, dass die jungen, ambitionierten Spieler verwirklichen wollen. So geht es für die in jedem Spiel um was - und das könnte einen richtigen Push geben. Altona ist gerade mega im Flow, hat den Fußball, den sie spielen, perfekt auf ihre Spieler und ihre Platzverhältnisse angepasst. Sie sind stabil und verteidigen gut. Fußballerisch sehe ich Altona aber nicht ganz dort, wo Dassendorf und der ETV sind. Hinzu kommen Paloma und Cordi. Zwei ebenfalls eklig zu bespielende Truppen, die weiter da oben ‚nerven‘ werden. Ich glaube, dass es relativ lange ziemlich eng sein und bleiben wird, aber auch, dass Mannschaften wie der ETV und Dassendorf nicht mehr so viele Punkte hergeben werden. Die arbeiten sich in eine gewisse Stabilität rein, die zuletzt auch Altona ausgezeichnet hat.“

Du hast die Ambitionen des ETV bereits angedeutet. Inwieweit traust du dem Verein das Thema „Regionalliga“ schon zu?

Zankl: „Erst einmal bin ich froh, dass es Hamburger Vereine gibt, die darüber wirklich nachdenken. Beim ETV ist es definitiv sehr charmant, da man dort - in bestimmten Fällen - keinen großen Kostenapparat investieren müsste. Die haben in meinen Augen die Truppe dafür - die Jungs können Regionalliga spielen. Du bist und wirst in zentraler Lage zu einem Magneten und kannst noch zwei, drei Leute mehr dazuholen. Sie werden immer auch mal zwei, drei Spieler nach oben verlieren, wenn sie weiter auf junge, hungrige Spieler setzen, die entwickelt werden sollen. Aber die Idee ist wirklich charmant und ich glaube auch, dass die in der Liga mit dem Fußball und der Art und Weise zwar kein Alleinstellungsmerkmal hätten, aber eine der wenigen Mannschaften wären, die über diese Attribute kommen. Sie könnten den anderen Mannschaften auch wehtun, wenn sie das verteidigt bekommen, was andere Truppen von der Athletik und der Härte anbieten. Von daher denke ich schon, dass die dort eine Rolle spielen könnten.“

Wie siehst du die Regionalliga in Bezug auf Altona 93?

Eine Entscheidung über seine Zukunft am Parkweg sei noch nicht final getroffen, beteuert Zankl. Aktuell werden Gespräche geführt. Foto: noveski.com

Zankl: „Altona müsste aus meiner Sicht ein langfristiges Projekt sein. In der Mannschaft, die sie jetzt haben, sind bestimmt schon einige Leute, mit denen man auch in die Regionalliga gehen kann. Und das ist ja das, was man sich eigentlich wünscht: Dass man die Lücken im Falle eines Aufstiegs nicht mit einem kompletten Umbruch schließen muss, 20 neue Spieler holt, so und so viel Geld ausgibt, ein Jahr später wieder absteigt und dann einen erneuten Umbruch vollzieht. Das tut dem Amateurfußball nicht gut! Deshalb hoffe ich, dass Altona ein langfristiges Ziel hat, was man auch umsetzen kann. Denn die Voraussetzungen mit der Infrastruktur sind natürlich gegeben und auch als Verein gehören sie dort eigentlich rein. Und sie werden auch aus den letzten Jahren gelernt und die richtigen Schlüsse gezogen haben.“

Und wie stehst du zu den Ambitionen von Concordia? Sportlich hinkt man den Ansprüchen ja doch ein Stück weit hinterher…

Zankl: „Cordi hat ja immer gesagt, dass man es nur dann machen würde, wenn man es sportlich in der Oberliga auch zeigt. Das finde ich auch sehr sinnvoll. In den letzten drei Jahren hat Cordi von der Hin- zur Rückrunde immer viele unterschiedliche Mannschaften aufgeboten. Mit dem Trainer scheint es gut zu funktionieren, dass man nun auch ein Gesicht entwickeln kann. Wenn er die Zeit bekommt und auch das Umfeld hat, dort etwas zu entwickeln, dann hoffe ich, dass sie einerseits die Spieler dafür haben und diese auch die Zeit bekommen, sich Regionalliga-tauglich zu entwickeln, dann ist Cordi im Großen und Ganzen auf jeden Fall ein Kandidat.“

Wo wir schon bei der Regionalliga sind: Inwieweit könnte das für den TSV Sasel mal ein ernsthaftes Thema werden - oder ist das völlig abwegig?

In Sasel ist die Regionalliga derzeit kein Thema - aber: "Ich bin froh, dass es Hamburger Vereine gibt, die darüber wirklich nachdenken." Foto: noveski.com

Zankl: „Abwegig ist es letztendlich natürlich nie. Ich kann aber sagen, dass es aktuell einfach kein Thema ist. Aus meiner Sicht sind immer drei Parameter entscheidend: Sportlich müsste man sich dafür qualifizieren. Ich glaube, diesbezüglich hätte man jetzt ein-, zweimal die Unterlagen einreichen können. Ob man das dann aber geschafft hätte, wäre ein großes Fragezeichen. Hinzukommt: Infrastrukturell haben wir nicht die Möglichkeiten. Wir trainieren auf diesem einen Platz inzwischen mit 48 (!) Mannschaften. Das ist ja gerne mal ein Thema. Ich bin jetzt seit neun Jahren in Sasel Trainer und hatte noch nie einen ganzen Platz zur Verfügung. Das ist nicht Oberliga-Standard! Ich habe immer nur eine Hälfte - und dienstags sogar nur zwischen Mittellinie und Sechzehner, weil da auch noch Torwart-Training ist. Das heißt: Die Infrastruktur für mehr - wenn ich auch höre, was für einen Aufwand die Regionalligisten inzwischen betreiben -, die gibt es einfach nicht. Und dann wäre da noch der finanzielle Aspekt: Ich habe selbst ein Brett zu bohren, um einen sechsstelligen Betrag von Sponsoren zu bekommen. Um dann eventuell hochzukommen und direkt wieder runterzugehen - das macht keinen Sinn. Das muss dann schon sitzen vom Konzept, dass man das klare Ziel hat, sich zu etablieren und auch langfristig drin zu bleiben. Dafür müsste man auch etwas an der Kaderstruktur ändern. Und das Schlimmste für mich als Liebhaber des Amateurfußballs ist ganz einfach der Punkt: Wenn man absteigt, dann gehen die Spieler zu einem anderen Regionalligisten und man muss sich wieder etwas ganz Neues aufbauen. Heißt: Die Regionalliga ist nicht nur aus unserer Sicht immer ein hohes Risiko, zu sagen, welche Struktur baue ich mir auf, aber was für eine Identifikation und Mannschaft mache ich mir damit dann vielleicht auch kaputt. Aber so weit denken wir gar nicht, weil wir weder die Infrastruktur noch das Geld dafür haben.“

Wir haben über den Meisterkampf und Regionalliga-Ambitionen gesprochen. Werfen wir mal einen Blick nach unten in der Tabelle. Was glaubst du, für wen könnte es schwierig und eng werden?

Zankl:HEBC, Süderelbe und Türkiye sind für mich gar keine Kandidaten, obwohl der Vorsprung nicht allzu komfortabel ist. HEBC sehe ich für zu stabil. Wir hatten zwei krass eklige Spiele gegeneinander. Für Osdorf wird es jetzt richtig eng. Sie haben einen Plan, wie sie verteidigen. Und wenn sie dem standhalten, hinten dicht sind und vorne mal ein Tor machen, dann sind die definitiv dazu in der Lage, Punkte zu holen. Aber der Abstand darf nicht größer werden. Curslack hat in meinen Augen von den Mannschaften da unten mit die höchste individuelle Klasse auf ein paar Positionen. Aber die hat bisher noch nicht so sehr geholfen, weil oft rotiert werden musste. Rugenbergen sehe ich im positiven Flow. Da liegt es jetzt so ein bisschen daran, wie sie mit den ganzen Nachholspielen umgehen werden. Aber sie haben zwei, drei interessante und clevere Transfers getätigt, mit Lenny Glissmann aber auch einen wichtigen Mann verloren. Harksheide hat gerade einen sehr negativen Trend. Ähnlich wie Hamm. Daraus muss man sich erstmal befreien. Auch wenn man, wie Hamm United, durchaus Qualität auf einigen Positionen hat. Bei Tornesch wird bei vielen Spielern die Motivation groß sein, sich mit dem Klassenerhalt zu verabschieden. Ich glaube, es wird viel auf die direkten Duelle ankommen. Das wird richtig, richtig eng. Vor allem, weil die Tabelle aufgrund der ungleichen Spielanzahl auch ein bisschen lügt.“