Landesliga Hansa

Cetinkaya: „Mein Herz blutet zwar – aber es ist tatsächlich vorbei!“

Nach 14 Jahren im Herrenbereich hängt Cem Cetinkaya (re.) seine "Buffer" an den Nagel. Foto: KBS-Picture.de

Als wir ihn auf das eine oder andere Highlight und Erinnerungen aus seiner langen Laufbahn ansprechen, gerät Cem Cetinkaya erst einmal kurz ins Grübeln. Auf ein kurzes Durchschnaufen folgt dann ein: „Das sind einige…“, blickt er auf nunmehr fast 14 Jahre im Herrenbereich zurück. „Auf jeden Fall der Start und das erste Jahr in Meiendorf, als ich als A-Jugendspieler in der Oberliga direkt so ‚eingeschlagen‘ bin.“ Dann wären da noch „die Meisterschaften in der Oberliga mit Vicky, die zwei ODDSET-Pokalsiege und die damit verbundenen DFB-Pokalspiele gegen Freiburg und Hannover. Auch die Zeit in der Regionalliga, obwohl es für uns als Oberligist natürlich extrem schwierig war, gegen die ganzen großen Vereine zu bestehen, nebenbei noch eine Ausbildung zu absolvieren und dann nach Meppen zu fahren. Aber es war eine tolle Zeit! Das sind Sachen, die bleiben in Erinnerung.“

Mit dem SC Victoria feierte Cetinkaya (li.) seine größten Erfolge. Foto: KBS-Picture.de

Zeiten, die nun aber endgültig der Vergangenheit angehören. Denn: Mit 32 Jahren hängt Cem Cetinkaya seine Stiefel an den Nagel! „Mein Herz blutet zwar, aber es ist tatsächlich vorbei. Es macht einfach keinen Sinn mehr für mich“, verrät uns der wuselige Allrounder, der zuletzt für den SC V/W Billstedt in der Landesliga Hansa aktiv war. Der Grund für sein Karriereende: „Es war zwar ‚nur‘ noch zweimal Training die Woche, aber es ist immer noch eine Belastung für meine Gelenke, so dass es einfach keinen Sinn mehr macht. Es geht nicht mehr, mit Schmerztabletten zu spielen und am nächsten Tag kaum Auftreten zu können“, klärt er uns auf. Auch eine Operation brachte keine Besserung. „Wenn du mit vier Jahren anfängst Fußball zu spielen, dann auch noch über zehn Jahre leistungsbezogen bei St. Pauli in der Jugend, dann macht sich das irgendwann doch bemerkbar.“

"Das tut schon weh"

Für Vicky bestritt Cetinkaya (li.) in zwei Jahren insgesamt 32 Regionalliga-Spiele. Foto: KBS-Picture.de

Dass er nun mehr oder minder zu diesem Schritt gezwungen wird, „tut schon weh“, macht Cetinkaya gar keinen Hehl daraus. „Es war natürlich nochmal ein Wunsch von mir, der Mannschaft als Spieler zu helfen und mit ihr zusammen vielleicht nochmal aufzusteigen – das wäre die Idealvorstellung. Aber durch die Corona-Geschichte ist es ein bisschen einfacher, da es nicht so ein plötzlicher Cut ist. Hinzu kommt, dass es auch Nachwuchs in der Familie gab. Von daher kam da noch ein bisschen mehr zusammen“, berichtet er uns vom Familien-Glück.

"War schon immer jemand, der das weitergeben wollte, was ich gelernt habe"

Und eines ist schon jetzt klar: Der ehemalige Victorianer bleibt dem Hamburger Amateurfußball erhalten – und auch seinem jetzigen Team. Denn Cetinkaya wird Chefcoach Florian Gossow fortan als Co-Trainer bei Vorwärts-Wacker unterstützen! „Ich war immer schon eine Person, die versucht hat, auch neben dem Platz den jüngeren Leuten all das weiterzugeben, was ich in meiner Zeit von vielen tollen Mitspielern gelernt habe. Da hat man natürlich viel miterlebt und auch beigebracht bekommen“, so Cetinkaya, der Gossow schon aus früheren Zeiten beim FC St. Pauli kennt. „Er war mein Jugendtrainer, als ich 14 oder 15 Jahre alt war. Wir kennen uns extrem lange und er weiß, wie ich auf die Mannschaft wirke und auch, dass ich dem einen oder anderen Spieler hoffentlich weiterhelfen kann.“

"Ich kann eine Menge von 'Flo' lernen"

Zuletzt hatte Cetinkaya (li.) immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Foto: KBS-Picture.de

Nachdem Onur Ulusoy aus beruflichen Gründen kürzertreten und seinen Posten am Öjendorfer Weg niederlegen musste, kam für Gossow zunächst nur eine „interne Lösung“ in Frage. „Er kennt meine Situation und meine Füße“, witzelt Cetinkaya, „deshalb hat er mir das so ein bisschen mit angeboten. Ich habe nicht lange gezögert, nur nochmal mit meiner Familie gesprochen, weil es ja schon ein gewisser zeitlicher Aufwand wäre. Aber ich wollte einfach auch nicht dem Fußballplatz komplett fernbleiben“, berichtet uns Cetinkaya, der nun erst einmal seine Trainerscheine in Angriff nehmen und dann gucken möchte, „inwieweit ich das zeitlich stemmen kann. Wenn mir das Spaß macht, kann ich mir eines Tages darüber Gedanken machen, vielleicht irgendwann auch mal als Cheftrainer tätig zu sein. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg. In der Zeit kann ich noch eine Menge von ‚Flo‘ (Gossow, Anm. d. Red.) lernen, bin bei ihm sehr gut aufgehoben und hoffe, dass er mich in eine gute Richtung führt.“

"Langfristig gesehen ist das Ziel, in die Oberliga zurückzukehren"

Cetinkayas Jubelläufe gehören künftig der Vergangenheit an. Der 32-Jährige wird Co-Trainer bei Landesligist Vorwärts-Wacker. Foto: KBS-Picture.de

Und wie sieht es mit den sportlichen Ambitionen – auch und vor allem in Bezug auf seine neue Aufgabe mit V/W? „Wir hatten ja einen mega Start und nur ein blödes Unentschieden, wo wir hätten gewinnen müssen. Die Mannschaft ist zwar jung, hat aber enorm viel Potenzial“, ist er von der Qualität überzeugt – und betont: „Das, was Onur (Ulusoy, Anm. d. Red.) hier in der Vergangenheit aufgebaut hat, merkt man extrem doll. Die Jungs sind technisch super stark, brauchen aber auch noch den einen oder anderen erfahrenen Spieler, mit dem man das zum Ziel führen kann, eines Tages aufzusteigen.“ Zurzeit sei aufgrund der ganzen Corona-Thematik viel in der Schwebe und noch unklar. Klar ist hingegen: „Langfristig gesehen ist es bestimmt das Ziel, in die Oberliga zurückzukehren.“