So - 21.10. 10:45 Uhr
Reinmüller-Platz
248
Adrian Höhns (TuS Dassendorf)
Bundt und Co treiben’s bunt - und schreiben die Geschichte von „David gegen Goliath“ neu
Janek Bundt (li.) feiert seinen Treffer zum 3:2 mit Teamkollegen und Ersatzspielern. Foto: KBS-Picture.de
Tjorven Köhler (re.) steht für den „Rebound“ parat und trifft vor Nick Gutmann (li.) zur 1:0-Führung. Foto: KBS-Picture.de
Von der ersten Minute an entwickelte sich ein regelrechter Schlagabtausch, der den Zuschauern am Reinmüller einen unvergesslichen Vormittag bescheren sollte. Tjorven Köhler schockte den noch überhaupt nicht wachen und präsenten Goliath nach nicht einmal 180 Sekunden, als er nach einem leicht abgefälschten Kosik-Schuss, den Semir Svraka nur noch unkontrolliert mit den Füßen entschärfen konnte, den „Rebound“ verwertete! „Komm, Teutonia – eine Schippe drauf. Alle mehr“, forderte Davidson Eden lautstark – und ging selbst als gutes Beispiel voran. Erst servierte der ehemalige St. Paulianer Nick Gutmann den Ausgleich auf dem Silbertablett (9.). Dann war Noor Al-Tamemy nach Edens Abschluss aus spitzem Winkel zur Stelle und drückte den von Tino Nennhaus noch parierten Abschluss über die Linie (26.)! Die Freude währte allerdings nur ganz kurz. Denn im direkten Gegenzug sorgte ein Traum-Angriff über Piet Oldag, Janek Bundt und Shawn Kuhnert für das 2:2 (27.)! Zu diesem Zeitpunkt mussten die „Kreuzkirchler“ bereits den verletzungsbedingten Ausfall ihres Leistungsträgers Nick Gutmann verkraften (21.) – doch der nächste herbe Schlag folgte bereits: Einen Trapp-Freistoß aus 28 Metern ließ der äußerst unglücklich agierende Svraka nach vorne fallen, Bundt staubte zum 3:2 ab (36.)!
Reincke: „Das war teilweise schon Hanebüchen!“
Die Eimsbütteler spielten groß auf, kämpften und rackerten leidenschaftlich. Und was war beim Tabellenführer los? „Sehr viel – leider in die falsche Richtung“, konstatierte Co-Trainer Matthias Reincke, der den urlaubenden Sören Titze einmal mehr vertrat. Vor allem in der Defensive wankten die 05er bedenklich. „Das stimmt und war teilweise schon Hanebüchen“, fand Reincke deutliche Worte. „Das ist völlig ungewöhnlich, denn wir hatten bis dahin die zweitwenigsten Gegentore. Das müssen wir thematisieren.“ So fehlerhaft man in der Rückwärtsbewegung auch agierte, so groß ist die individuelle Klasse in der Offensive. Das zeigte vor allem Noor Al-Tamemy. Erst sorgte dieser mit einem wahren Kunstschuss – aus der Drehung vom rechten Strafraumeck links oben ans Gestänge und von dort ins Tor (49.) –, dann scheiterte er mit seinem Distanzkracher am Innenpfosten (66.), um kurz darauf an Nennhaus‘ Riesentat zu verzweifeln (72.).
Bundt verpasst T05 den Knockout - Spieler-Ärger über Schiri-Ansetzung
Traf nicht nur doppelt, sondern sorgte stets für Gefahr: Noor Al-Tamemy (Mi.) - hier gegen Simon Windhoff (li.) und Piet Oldag. Foto: KBS-Picture.de
Und so trieb es der starke Bundt auf die Spitze, als er nach einem erneuten Freistoß von Kevin Trapp, den Svraka noch ans Lattenkreuz lenkte, am schnellsten schaltete – 4:3 (86.)! Mit Mann und Maus, viel Leidenschaft, Glaube, Wille und auch Können rettete der HEBC das Ergebnis gegen einen in den Schlussminuten alles nach vorne werfenden FC Teutonia 05 über die Zeit. „Dieses Spiel haben wir in der ersten Halbzeit verloren!“, analysierte Reincke, „denn in der zweiten Hälfte war alles gut. Wir sind angerannt, hatten Chancen – mit Innenpfosten, Abseits oder einem noch im Weg stehenden Torwart. HEBC kam nicht mehr vor unser Tor. Leider bekommen wir dann den Knockout. Sehr ärgerlich, weil wir das in der ersten Halbzeit unnötig hergeschenkt haben.“ Während sich einige Spieler über die Ansetzung des Schiedsrichters (Adrian Höhns) von Mit-Konkurrent TuS Dassendorf echauffierten, entgegnete Reincke: „Am Schiedsrichter lag‘s nicht – nur an uns!“ Eine ehrliche und wohltuende Wahrnehmung. Zwar lag Assistent Dennis Voß bei zahlreichen Einwurf-Entscheidungen und nicht geahndeten Handspielen vor seinen Augen falsch – doch das eher zu Ungunsten der Hausherren.
Großkopfs Griff in die Trickkiste: „Habe das schon zum zweiten Mal gemacht“
Drin, das Ding! Janek Bundt (Mi.) avancierte mit seinen beiden Toren zum Matchwinner. Foto: KBS-Picture.de
Währenddessen entgegnete Großkopf auf die Frage, ob das der stärkste Auftritt in dieser Saison war: „Das kann ich unterschreiben! Gegen Teutonia gewinnt man nicht so einfach. Wir haben viel geändert und sehr intensiv auf dieses Spiel hingearbeitet. Das ist voll aufgegangen.“ Und weiter: „Wir hatten sowohl mit als auch gegen den Ball einen Plan. Das ist dem Gegner nicht bekommen. Ich finde diesen Sieg auch absolut verdient, da wir eine unglaubliche Aggressivität an den Tag gelegt haben und auch Druck erzeugen konnten. Natürlich hatten wir auch mal das Quäntchen Glück und unseren Torwart, aber wir haben heute wirklich auch daran geglaubt.“ Trotz des großen Erfolges mahnte er, den Coup „richtig einzuordnen. Heute feiern und genießen wir das, denn keiner hat auch nur einen Pfifferling auf uns gesetzt. Aber am Dienstag beginnt die Vorbereitung auf das nächste Spiel.“ Zunächst einmal freue er sich aber „auf die Kiste von Danny Zankl (Trainer des TSV Sasel; Anm. d. Red.) und Jan Schönteich (Sportchef TuS Dassendorf)“, wie er verriet. Beide hatten ihm im Falle eines Sieges die Kaltgetränke als „Belohnung“ in Aussicht gestellt. Und schlussendlich behielt der David gegen den Goliath tatsächlich die Oberhand. Womit wir wieder bei Großkopfs Vortrag wären. „Ich muss gestehen, dass ich das jetzt schon zum zweiten Mal gemacht habe“, so der 52-Jährige. „Erstmals mit der U23 des FC St. Pauli, als wir gegen Halle gespielt haben. Da waren wir krasser Außenseiter und haben auch gewonnen. Heute habe ich es auf unser Spiel runtergebrochen und erklärt, was wir brauchen und was nötig ist, um so eine Mannschaft zu schlagen.“ Mit Erfolg. Scheint so, als wäre das Werk „Erfolgreiches Coaching“ ein wahrhaftiges Hexenstück…