Oberliga Hamburg
35. Spieltag


TSV Buchholz 08

5

:

2


Hamburger SV III

Anpfiff

So - 16.04. 15:00 Uhr

Spielstätte

Otto-Koch-Kampfbahn

Zuschauer

450

Schiedsrichter

Kevin Rosin (SV Lieth)

Oberliga

Buchholz mit vorentscheidendem Schritt? „Vicky und Cordi haben den Spielbetrieb ja schon eingestellt“

Dustin Jahn (re.) bejubelt seinen sehenswerten Freistoßtreffer zur 1:0-Führung für die Nordheider. Foto: Heiden

„Ich hatte von draußen nicht das Gefühl, dass beide Mannschaften im Abstiegskampf waren. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass beide Mannschaften ‚on fire‘ und mit dem Gefühl auf dem Platz waren, dass es hier um alles geht“, konstatierte Torben Wacker – und betonte: „Da muss ich aber bei meiner Mannschaft anfangen. Und das war einfach von der ganzen Stimmung viel zu wenig! Gerade in der Situation musst du viel über die Emotionen kommen – aber die waren eigentlich gar nicht da“, brauchte der Chefcoach des Hamburger SV III nach der 2:5-Packung beim TSV Buchholz 08 (alle Highlights im LIVE-Ticker) erst einmal ein paar Momente für sich.

Mit Abstand der stärkste Spieler der Gäste vom HSV III: Youngster Simon Siegfried (Mi.) wehrte sich nach Leibeskräften und erzielte auch den zwischenzeitlichen Ausgleich. Foto: Heiden

„Ich bin keiner, der erstmal auf die anderen zeigt, sondern fange bei mir selbst an – und suche die Schuld zuerst bei mir. Dass dann auch mal die Emotionen ein bisschen durch- und rauskommen, das ist nur menschlich. Denn das tut einfach nur weh“, machte Wacker aus seinem Herzen keine Mördergrube. „Man hat viel investiert, aber fragt sich natürlich schon: Hat man auch das Richtige investiert?“ Selbstkritische Worte vom Übungsleiter der Rothosen, der angesichts der augenblicklichen Lage anfügte: „Es ist mir scheißegal, ob ein Spieler 18, 25 oder 35 Jahre jung ist. Man muss in solch einer Situation einfach die Arschbacken zusammenkneifen und alles geben. Und wenn ich nur über die Zweikämpfe und die Emotionen komme, dann ist das zwar nicht der schönste Fußball. Aber in der Situation kannst du nichts anderes machen.“

Siegfried wehrt sich - Buchholz übersteht Rothosen-Wucher

Entschlossenheit im Blick von Mika Steensen (li.), Freude bei Michael Ulbricht (re.) nach dem 1:1 durch Siegfried (2. v. re.). Foto: Heiden

Ein Spieler, der jenes Attribut an den Tag legte: Der gerade mal 20-jährige Simon Siegfried. „Er hat sich selbst nach dem 2:5 noch den Ball genommen und versucht, etwas zu bewirken und machen. Er hat sich gewehrt“, entgegnete Wacker auf Nachfrage. Der Youngster war es auch, der die Buchholzer Führung durch Dustin Jahn, der Tobias Müller im Tor der Gäste mit einem effetvollen 22-Meter-Freistoß nicht allzu gut aussehen ließ (19.), mit einer reinen Einzelaktion und einem abgefälschten Linksschuss aus 18 Metern an die Unterkante der Latte egalisieren konnte (36.).

Doch ein Siegfried alleine reichte nicht aus. Auch deshalb, weil man in der ersten Viertelstunde nach Wiederanpfiff reihenweise Hochkaräter vergab. Weder Sepehr Nikroo (47., 57., 60.) noch Dominik Jordan (48.) oder auch der soeben eingewechselte und für reichlich Schwung sorgende Levin Erik (50.) sowie der überaus unglücklich agierende Paul Treichel (62.) konnten das Runde im Eckigen unterbringen. „Ich weiß nicht, was da los war“, rätselte auch Buchholz-Trainer Nabil Toumi. „Wir kommen raus und finden gar nicht mehr statt. Jeder Angriff endet mit einem Abschluss. Das habe ich nicht verstanden, weil wir es dem Gegner meiner Meinung nach zu einfach gemacht haben. Glücklicherweise sind wir aus dieser Phase rausgekommen.“

Joker Sharba netzt doppelt - "Heute beschwere ich mich mal nicht"

Artur Krüger (li.) behauptet den Ball gegen Buchholz-Angreifer Maximilian Ofosu. Foto: Heiden

Zu diesem Zeitpunkt führten die Nordheider allerdings schon wieder. Denn kurz vor der Pause hatte Alexandar Mucunski nach einer Jahn-Ecke, die halbhoch durch den „Fünfer“ huschte, keinerlei Mühe mehr, auf 2:1 zu stellen (41.). Und unmittelbar nach der kläglich vergebenen Treichel-Chance (62.) zeigten die 08er, wie man es macht: Mucunski legte für Cedric Fuß ab – drin (64.)! Die Rothosen gaben sich aber nicht geschlagen, spielten einen ansehnlichen Ball und verkürzten, weil Tizian Backhaus gegen Nikroo ziemlich plump zu Werke ging und einen Strafstoß verursachte, den Jordan trocken verwandelte (76.)!

Wären da nur nicht diese zum Teil eklatanten Aussetzer und Fehler in der Rückwärtsbewegung: Erneut gab Keeper Müller bei einem harmlos anmutenden Jahn-Freistoß keine glückliche Figur ab, Hussein Sharba sagte „Danke“ (78.)! Erneut die prompte Antwort – und nun brannte auch nichts mehr an. Im Gegenteil. Die Toumi-Truppe hatte nun ein ums andere Mal freie Fahrt und kam durch Joker Sharba, der von Mucunski in Szene gesetzt wurde, noch zum 5:2-Endstand (90. +2)! „Ich glaube, am Ende war es klar“, bilanzierte Toumi. „In der ersten Halbzeit fand ich uns auch deutlich besser drin. Das 1:0 war hochverdient. Danach gab es eine Phase, in der wir es noch klarer spielen und noch deutlicher auf das 2:0 hätten gehen müssen. Aber ich beschwere mich heute mal nicht.“

"Vicky und Cordi haben den Spielbetrieb ja eingestellt"

Großer Jubel bei den Nordheidern nach dem 5:2-Heimerfolg gegen Mit-Konkurrent HSV III. Ein wichtiger Schritt in Richtung Klassenerhalt. Foto: Heiden

Auf Nachfrage, ob man mit dem Sieg einen vorentscheidenden Schritt in Richtung Liga-Erhalt gemacht habe, entgegnete der zum Saisonende scheidende Toumi: „Es sind einfach noch zu viele Spiele. Victoria und Cordi haben ja vor gefühlt acht Wochen aufgehört mit dem Spielbetrieb. Das ist natürlich Fairplay allen anderen gegenüber. Ich bin der Meinung, wir müssen Tornesch hier zu Hause schlagen. Wenn wir das gewinnen, bin ich guter Dinge. Aber ich werde jetzt nicht gleich anfangen zu feiern.“ Nichtsdestotrotz: „Ich habe das Gefühl, dass wir jetzt drin sind und die Abläufe drin sind. Dass war heute das erste Mal in dieser Saison, dass wir dreimal in Folge mit der gleichen Startelf gespielt haben. Die Jungs, die jetzt da sind, die haben Bock und geben Gas.“

"Haben ja noch zwei sehr leichte Spiele..."

Währenddessen haderte Wacker mit den zum Teil „viel zu billigen Gegentoren“ – und auch damit, dass man zu Beginn der zweiten 45 Minuten einen derartigen Chancenwucher betrieb. „Wenn man da einfach mal dieses 2:2 macht, dann hätte ich gerne mal gesehen, was hier passiert. Stattdessen machen die mit ihrer ersten Aktion das 3:1.“ Durch die neuerliche Niederlage und den Sieg des SV Rugenbergen ist der HSV III auf einen Abstiegsplatz gerutscht, hat zwei Punkte Rückstand – und vor allem: „Wir haben ja noch zwei sehr leichte Spiele mit Dassendorf und ETV“, erwiderte Wacker mit einem Augenzwinkern. Der Abstieg scheint kaum mehr abzuwenden zu sein…