Testspiel

BU II: Drei Treffer – und „Currywurst-Keeper“ Reckendorf wird zum „Elfmetertöter“

Der Nettelnburger Nathaniel Schade (li.) kommt gegen Maximilian Reckendorf einen Schritt zu spät. Foto: Knötzsch

Als alles vorbei war, tauchte Anton Wischneswki wieder auf. Statt des weißen Trikots des SV Nettelnburg.-Allermöhe trug der Stürmer des Hansa-Landesligisten inzwischen einen Trainingsanzug, als er kurz nach dem Schlusspfiff des Testspiels beim HSV Barmbek-Uhlenhorst II das Stadion an der Dieselstraße an diesem Tag erneut betrat. Eine ganze Zeit zuvor hatte Wischnewski den Kunstrasen in Barmbek in Begleitung von zwei Rettungssanitätern verlassen, die den 21-Jährigen noch während das Spiel, das der SVNA am Ende 0:3 verlor, ins Krankenhaus brachten. Denn der Test der Elf von Trainer Daniel Andrade-Granados gegen den Hammonia-Landesligisten brachte Verletzungen mit sich – auf beiden Seiten.

Kurz nachdem Matthias Sesselmann die Gastgeber in der 51. Minute nach einem Pass in die Tiefe, bei dem die SVNA-Defensive auf Abseits spekulierte, mit 1:0 in Führung brachte, passierte die verhängnisvollste Szene der Partie: Die Gäste befanden sich am Angriff, das Leder flog in den Strafraum zu Wischneswki, der ebenso wie BU II-Schlussmann Vincent Driessen zum Ball ging. Driessen traf den Angreifer des SVNA mit der Hand am Kopf. Beide Spieler blieben anschließend verletzt liegen. Während der Barmbeker Torhüter nach wenigen Augenblicken zwar signalisierte, nicht mehr weiter spielen zu können, aber wieder auf den Beinen war, lag Wischneswki mit einer Platzwunde lange im Strafraum am Boden und musste eingehend behandelt werden. Rund eine Viertelstunde war das Match unterbrochen.

Haimerl: „Wir sind relativ effektiv und brauchen wenige Chancen, um zu treffen“

Die Verletzung von Anton Wischneswki (re., hier gegen Paul Greiner) musste im Krankenhaus geklebt werden. Foto: Knötzsch

„Ich musste geklebt werden“, berichtete Wischneswki im Anschluss an das Spiel bei der Rückkehr seinem Coach Daniel Andrade-Granados, der den Stürmer herzlich zurück begrüßte und feststellte: „Siehst du, hab‘ ich dir doch gesagt: Tackern oder kleben – ich könnte auch Arzt werden.“ Bei Vincent Driessen hingegen war die Sache nicht ganz so glimpflich abgegangen, sondern hatte weitreichende Folgen. „Er hat sich die Mittelhand gebrochen“, übermittelte Jan Haimerl weit nach Spielschluss via „WhatsApp“ in Richtung FussiFreunde-Redaktion und sah seinen Wunsch, den er eine Woche vorm HOLSTEN-Pokal-Viertelfinale gegen den Niendorfer TSV II (nächsten Samstag, 18 Uhr) noch direkt nach dem Spiel geäußert hatte („Bloß keine weiteren Verletzten mehr, wir haben unter der Woche schon vier dazubekommen“), nicht erfüllt. 

Dafür aber trafen seine Mannen an diesem Samstag noch zwei weitere Male ins Netz: Erst in Person von Felix Soppke, der als gefühlt kleinster Akteur auf dem Platz nach 82 Minuten per Kopf (!) zur Stelle war und dann durch Florian Kuklinski, der nach einem vorherigen Foul von SVNA-Innenverteidiger Noah Pawlikowski vom Elfmeterpunkt aus erfolgreich war (85.). Apropos Elfmeter: Einen solchen hatte der SVNA nach dem Zusammenprall von Driessen und Wischnewski ebenfalls erhalten, doch Ruven Scharnberg schaffte es nicht, den Ball an Feldspieler Maximilian Reckendorf, der in Ermangelung eines Ersatzkeepers zwischen die Pfosten musste, vorbeizubringen. Sehr zur Freude von Jan Haimerl, aber auch zum Leid des BU II-Trainers. Oder besser gesagt: zum Leid von dessen Geldbeutel. „Ich habe ihm vor der Ausführung gesagt, dass er von mir ein Mal Currywurst mit Pommes bekommt, wenn er den ELfmeter hält“, verriet Haimerl nach dem Spiel, gestand aber, seinem „Currywust-Keeper“ die besondere Prämie gern zu spendieren: „Der Junge bringt so oft mal einen Kasten mit zum Training…“  

Andrade: „Was mich arg gestört hat, waren die einfachen Fehler in der Rückwärtsbewegung“

René Seibert (vo.) versucht, den Ball weiter in Richtung des BU II-Tores zu spielen. Foto: Knötzsch

„Das ist eine lustige Geschichte, damit die Jungs in der Kabine gleich ein paar Bierchen trinken können“, konstatierte Haimerl mit Blick auf den ungewohnten „Elfmetertöter“ und stellte fest: „Er hat kaum was aufs Tor bekommen.“ Fast schon logischerweise spielte BU II „zu Null“ – und Haimerl durfte nach dem Abpfiff bilanzieren: „Mit der ersten Halbzeit war ich nicht zwingend zufrieden, die zweite fand ich besser – obwohl wir sechs, sieben Wechsel vorgenommen haben und es ein bisschen zerfahren war. Wir haben aber die Chancen, die wir hatten, ganz gut genutzt. Das zieht sich bis auf die Testspiele gegen die Alsterbrüder und Eilbek durch die ganze Vorbereitung: Wir sind relativ effektiv und brauchen wenige Chancen, um zu treffen. Diesmal hatten wir fünf oder sechs Gelegenheiten und machen daraus drei Tore.“

Sein Gegenüber Daniel Andrade-Granados befand derweil: „Es ist nicht unsere Stärke, die erste Chance zu nutzen und gleichermaßen ist es eine weitere Schwäche, dass der Gegner meist mit der ersten oder zweiten Gelegenheit zum Abschluss kommt. Dieses Spiel hat genau das widergespiegelt.“ Bis zur Verletzung von Wischnewski habe der Gast, so der SVNA-Coach, „schon sehr ordentlich gespielt. Es war nicht unverdient, dass wir viele Chancen hatten. Die haben wir aber nicht genutzt und BU II macht mit der gefühlt ersten Chance das 1:0. Da schließt sich der Kreis. Das ist bitter.“ Dass nach der Szene, in der Wischneswkis vorzeitiges Aus besiegelt wurde, ein „kleiner Bruch in unserem Spiel war – dafür mache ich den Jungs keinen Vorwurf. Was mich aber arg gestört hat, waren die einfachen Fehler, die wir in der Rückwärtsbewegung gemacht haben“, so „DAG“ abschließend. 

Jan Knötzsch