Oberliga HH Abstiegsrunde
10. Spieltag


Hamm United FC

1

:

4


TuS Osdorf

Anpfiff

Fr - 01.04. 19:30 Uhr

Spielstätte

Snitgerreihe

Zuschauer

48

Schiedsrichter

Paul Dühring (SVNA)

Oberliga-Abstiegsrunde

„Brutal wilder“ Ritt: Magischer „Musti“ verblüfft nach „Rüffel“

Olé! Mustafa Ercetin (re.) war der überragende Mann. Hier bejubelt er seinen zweiten Treffer für den TuS Osdorf. Foto: noveski.com

„Er ist ein super geiler Kicker, der jeder Mannschaft guttut. Uns natürlich auch“, schwärmte Philipp Obloch – und weiß um die fußballerischen Qualitäten eines Mustafa Ercetin. Aber: „Ich habe vor dem Spiel ein bisschen mit ihm geschimpft“, verriet der Chefcoach des TuS Osdorf, „weil ich mit der Trainingswoche nicht so richtig einverstanden war“, begründete Obloch seine kleine verbale Zurechtweisung. Allerdings musste der TuS-Trainer auch eingestehen: „Die Spiele sind natürlich top! Da kann man überhaupt nichts sagen. Er ist einfach jemand, der Situationen auflösen und den Unterschied ausmachen kann.“

Während Mustafa Ercetin (li.) und seine Osdorfer jubeln, avancierte Markus Wagner (re.) zum Pechvogel. Foto: noveski.com

So auch am Freitagabend an der Snitgerreihe (alle Highlights im LIVE-Ticker). „Musti“ versprühte jede Menge Magie und war von den „Geächteten“ bis zu seiner Auswechslung in der 66. Spielminute (Obloch: „Da war Fleißarbeit gefragt“) zu keiner Zeit in den Griff zu kriegen. Gerade mal acht Zeigerumdrehungen waren vorüber, als Ercetin bereits zwei Geschenke – und das im wahrsten Sinne des Wortes – vom HUFC dankend angenommen hatte. Beide Male gab Hamm-Innenverteidiger Markus Wagner keine glückliche Figur ab. Während bei Ercetins erstem Streich zudem Prince Dzigbede ein halbes Luftloch schlug (5.), ehe Wagner ohne jede Bedrängnis oder Gegnerdruck dem Winter-Neuzugang aus Meiendorf den Ball in die Füße spielte (8.), hieß es schnell 0:2 aus Hausherren-Sicht. Beide Male schloss der Mittelfeldakteur trocken ab!

"Es hat sich schon angedeutet, dass das Risiko groß ist"

Amir Miry (li.) hatte das 2:2 auf dem Fuß, traf den Ball aber nicht voll und scheiterte letztlich kläglich aus kurzer Distanz. Foto: noveski.com

„Seit dem Süderelbe-Spiel sehe ich die Bereitschaft und den Willen. Aber wenn man auf dem Niveau und gerade gegen so einen Gegner solche Geschenke verteilt, dann wirst du natürlich brutalst bestraft“, haderte Hamm-Übungsleiter Sidnei Marschall. Dabei begann sein Team gut und agierte bis zum frühen Rückstand fast „nur in unserer Hälfte“, wie selbst Obloch zugab. „Die waren auch sehr laut und griffig, haben sich was vorgenommen und verfügen offensiv über Power, die brutal schwer zu verteidigen ist.“ Es habe sich „aber schon angedeutet, dass das Risiko, das Hamm geht, groß ist. Und die Jungs da vorne haben natürlich die Qualität, auch mal ein Eins-gegen-Eins zu gewinnen.“

Hinzu kam, dass Obloch ein in der ersten Halbzeit „brutal wildes“ Spiel ausmachte. Eine Partie, in der es Chancen nahezu im Minutentakt gab. Matthias Cholevas verpasste den Anschluss für Hamm (28.). Aber Prince Hüttner (14.), Jannik Ahrens (15.), Josip Dilber (26.) oder auch Bennet Krause (31.) hätten das dritte oder gar vierte Osdorfer Tor nachlegen können. Stattdessen brachte ein langer Ball von Marco Panata das TuS-Konstrukt ins Wanken. Nick Schmidt kam nicht entschlossen aus seinem Kasten. Und Rodrigo Baroni fand – trotz misslungener Ballmitnahme – in der Mitte Amir Miry. Plötzlich stand es nur noch 1:2 (33.)!

"Wir spielen dem Gegner den Ball in den Fuß und vorne machen wir das Ding nicht rein"

Während Mustafa Ercetin (2. v. re.) seinen vermeintlichen dritten Treffer zelebriert, reklamiert Matthias Cholevas vehement ein vorangegangenes Handspiel. Mit Erfolg. Foto: noveski.com

„Wir kommen wieder zurück und ich fand, dass wir dann auch ganz gut im Match drin waren. Aber es ist natürlich schwierig, wenn man dem Gegner den Ball in den Fuß spielt und einem Ergebnis hinterherläuft“, befand Marschall, dessen Mannen im ersten Durchgang in der Defensive immer wieder vor ganz große Probleme gestellt wurden und zum Teil offen wie ein Scheunentor waren. „Im Umschaltspiel haben sie uns brutal bestraft.“ Dennoch: „Wir waren offen, hatten aber auch unsere Chancen“, sprach er auf jene Szene an, als Miry das Runde aus allerkürzester Distanz nicht im Eckigen unterbringen konnte. Schmidt und Moritz Rosemeier verhinderten im Verbund den Einschlag (38.). „Das sind die Kleinigkeiten. Wir spielen dem Gegner den Ball in den Fuß und vorne machen wir das Ding nicht rein“, ärgerte sich Marschall.

Osdorfer Chancenwucher und strittige Entscheidungen

Schiri Dühring (li.) zeigt zur Mittellinie und gibt das Tor - während Cholevas (re.) ihn anfleht. Nach Rücksprache nahm der Referee den Treffer zurück. Foto: noveski.com

Wenig später markierte Ercetin nach einem Freistoß von Mehmet Eren seinen dritten Treffer, den Schiedsrichter Paul Dühring, der unzählige zweifelhafte Entscheidungen traf und keine Linie hatte, zunächst auch gab. Nach Rücksprache mit seinem Assistenten, der zunächst nichts angezeigt hatte, gab er das Tor aufgrund eines vermeintlichen Handspiels aber nicht (40.). Kurz darauf hatte Kay-Fabian Adam nach einem Ercetin-Steckpass freie Bahn. Victor Medaiyese war bereits umkurvt, das Tor komplett verwaist – aber Marco Panata rettete auf der Linie (44.). Die Gäste monierten ein Handspiel. Aber es ging weiter. „Wenn man mit einem 3:1 in die Halbzeit gegangen wäre, hätte es sich etwas besser angefühlt“, monierte Obloch die Chancenverwertung in einem wilden Ritt.

TuS-Joker stechen in Schlussphase

Handspiel: Ja oder Nein? Nach Adams Abschluss rettet Marco Panata (3. v. re.) auf der Linie - regelwidrig oder nicht?. Foto: noveski.com

„Dass es so wild wird, war nicht unser Plan. In der zweiten Halbzeit haben wir das ein bisschen beruhigt gekriegt“, konstatierte Obloch. Während sein Gegenüber befand: „In der ersten Halbzeit haben wir die Wege in die Tiefe gut gemacht, da kamen die Bälle aber nicht. In der zweiten Halbzeit haben wir die Wege gar nicht mehr gemacht. Und genau das habe ich in der Halbzeit angesprochen, dass wir die genau so weitermachen müssen. Dann kommt der Ball auch irgendwann. Aber das haben wir nicht gemacht und letztlich das war zu wenig.“

Als noch zehn Minuten auf der Uhr waren, brachte Obloch seinen Torjäger Jeremy Wachter. Dieser war keine 60 Sekunden auf dem Platz, als er nach starker Balleroberung und Vorarbeit von Abdul Saibou lange wartete und genau im richtigen Moment für Ercetin-Ersatz Papa Ndiaye durchsteckte. Dieser zog mit Tempo an Medaiyese vorbei und schob zur Entscheidung ein (81.)! Den Schlusspunkt setzte dann Wachter selbst. Eingeleitet wurde der letzte Angriff des Spiels von Keeper Schmidt, der mit seinem Einwurf den wenige Augenblicke zuvor eingewechselten Jeremy Roßbach in Aktion brachte. Über Georg Demircan, der schnurstracks durchmarschierte und Auge bewies, kam die Kugel zu „Jerry“ – 4:1 Osdorf (90. +4)!

"Ich habe ja von Ali Farhadi gelernt..."

Ein verschmitztes Grinsen bei Jeremy Wachter (li.) und Papa Ndiaye (2. v. li.) nach dem Tor zum zwischenzeitlichen 3:1 - der Entscheidung. Foto: noveski.com

Trotz der Niederlage stellte Marschall fest, dass „der Wille da ist“. Während die Gäste vom Blomkamp den vierten Sieg im vierten Abstiegsrundenspiel feierten – und das, obwohl man erst „ganz spät“ erfuhr, dass die Begegnung letztlich vom Hammer Park an die Snitgerreihe verlegt wurde. „Das ändert dann natürlich schon den Plan“, sprach Obloch auf den Unterschied vom Natur- zum Kunstrasen an. Auch der Gegenwind in den ersten 45 Minuten machte dem TuS nichts aus. Mit 24 Punkten steht man nun überaus gut da. Von einer Vorentscheidung wollte Obloch aber noch nichts wissen: „Ich habe ja von Ali Farhadi gelernt, dass wir uns in der Hinrunde zu früh gefreut haben. Insofern mache ich den Fehler nicht nochmal – obwohl ich mich auch damals nicht zu früh gefreut habe. In sieben Tagen spielen wir wieder gegen Hamm. Da können wir den Sack zumachen.“